Mett macht blind.

Ich stand so rum, während der Hase Schinken und Wurst studierte. Einkaufen ist furchtbar langweilig. Käse ist dort, Butter ist da. Fertig. Aber Frauen lesen Regale wie Bücher. Und sie entdecken scheinbar immer Neues und Aufregendes. Ich guck so lang die Leute an. Die sind aber oft ebenfalls komplett öde. So auch an diesem Tag.
Also schlich ich mich ein Stückchen weiter und begutachtete die Auslage in der Süßwaren-Kühltheke. Wunderbare Eissorten. Fruchtig, schokoladig, ich geriet ins Träumen.
Die junge Frau, die mir schon vorher wegen ihres brüllend dümmlichen Gesichtsausdrucks aufgefallen war, trat neben mich und ließ meine Träume zerplatzen. Sie quasselte aufgeregt auf mich ein, ja, sie war komplett aus dem Häuschen, während sie mir ein Blättchen mit den Sonderangeboten der Woche hinhielt, auf dass es auch mir zur Freude gereiche. Ich stand stumm da, sah sie an und fragte mich, wie ein Pfund Mett so aufregend für eine junge Frau sein kann, dass sie es sogar mit Fremden Männern kaufen würde.
Sie babbelte und ich sah sie immer noch an. Leise, um sie nicht zu erschrecken, sagte ich: "Ich bin's gar nicht."

Für den Bruchteil einer Sekunde schien ihr Leben an ihr vorbeizuhuschen, ihre Augen sprengten den dick bemalten Rahmen und sie fing an, wie wirr zu kreischen. Ich nahm es nicht persönlich. Dann rannte sie los. Zu ihrem Typ, für den sie mich wohl gehalten hatte. "Lass uns weg hier! Komm! Bitte! Ich muss hier weg!" Dann lief sie weg. Ich lachte ihr nach. Er auch.

Warnung!

Ich mag Horrorfilme. Mein unangefochtener Lieblingsstreifen dieses Genres ist natürlich der Ring. Also nicht der mit den Schwuchtelhobbits, sondern der mit dem Brunnen. Ich kann das ab. Ok, im Kino warf ich vor Schreck die unverschämt teuren M&Ms durch die Luft, aber nach kurzer Zeit ist's ja wieder gut.
Es reicht mir nicht, wenn Mutanten Passanten essen, nein, ich will auch das volle Psychobrett. Spannung, Verzweiflung, Aussichtlosigkeit. Also im Prinzip genau wie im Büro, nur, dass man abschalten kann.

Und so freute ich mich auf "paranormal activity", obwohl ich sanft gewarnt wurde. Daijiro trieb es auf die Spitze: "Mach's Licht aus und Dreh den Ton auf!" Dabei grinste er höhnisch und rieb sich die Hände.
Oft fragt mich die Gattin fassungslos, warum ich denn bei diesem oder jenem Film so ruhig dasitzen kann. Diesmal fragte sie nicht. Nach der ersten halben Stunde, quasi nach dem Aufwärmen, hörte sie den Film nur noch. Sie hatte sich die Decke über den Kopf gezogen und atmete hektisch. Aber auch mir war nicht mehr nach Kekse essen und ich erklomm mehrfach die Deckenlampe. Zu fortgeschrittener Stunde musste ich sogar kurz pausieren. In dieser Nacht schliefen wir nicht viel und kein Licht im Flur konnte uns beruhigen.

Zum Film selbst ... Nun ja ... Paranormale Phänomene eben. Wie man das kennt. Ob es wirklich alles so geschah, wie der Abspann uns erzählen wollte, weiß ich nicht. Ich will's auch nicht wissen. Um den total Mutigen unter Euch nix an Spaß zu nehmen, sag ich nix weiter.

Eigentlich wollte ich nur eines sagen: Überlegt Euch zweimal, ob ihr den Film sehen, bzw. erleben wollt. Und wenn, nehmt Euch am nächsten morgen nix vor. Und guckt nicht allein!!!