Wie ich einmal ein platonischer Homosexueller war

Trotz Eiters im Hals und Hollandaise in der Nase zog es mich eines Versprechens wegen am Wochenende auf eine Party. Es war warm und es wurde nicht geraucht, weshalb ich heute noch lebe. Viel beeindruckender als mein Überleben indes ist, was dort geschah:

Ich lernte einen Mann kennen.

Er ist Lehrer und war viel unterhaltsamer als die anwesende Weiblichkeit. Von der Minute an, in der wir uns sahen, war alles andere Nebensache. Und wie ich hatte auch er keinen Alkohol konsumiert.
Wir redeten und lachten und saßen gemeinsam am Tisch. Ich empfahl ihm Kuchen. Wir beendeten Sätze gemeinsam. Wir führten die Gedanken des Anderen fort. Und es gab keinen anderen Mann in seinem Leben.
Wir schrieben uns kleine Zettel mit Hinweisen auf tolle Bücher und britische Fernsehserien. Und ich habe all diese Hinweise später zuhause nicht weggeworfen, sondern liebevoll recherchiert.

Und nach dieser Nacht fühle ich bittere Reue. Denn seinen Namen habe ich nicht notiert. Und so geht er hin, der Traum einer gemeinsamen Zukunft. Schlimm.