The Incident. Jetzt auch in 5.1.

Es ist ziemlich schlimm, was die Herren um Steven Wilson und vor allem er selbst da gemacht haben. Porcupine Trees aktuelle Scheibe "The Incident", mittlerweile auch schon ein paar Monate alt, ist das Ende der CD-Sammlung. Hat sie mich nach dem ersten Hören noch etwas verstört zurück gelassen, tätowierte sie sich nach dem fünften sechsten Mal hören in mein Stammhirn. Und es tat nichtmal weh.
Das, was eigentlich ein einziger 55-Minuten langer Song und nur der Orientierung halber in Abschnitte unterteilt ist, die einem mehrere Songs vorgaukeln, nimmt dem Rest der doch ansehnlichen Musiksammlung nahezu jeden Wert. Es macht keinen Spaß mehr. Klingt alles wie hingeschissen.
The Incident zu beschreiben ist Blödsinn. Aber mir scheint, dass all das musikalische Streben in der Welt seit jeher nur zu dieser Platte führen sollte. Mir wird Angst und Bange, wenn ich bedenke, dass Porcupine Tree sicherlich noch weitere machen. Wo soll das hinführen?

Was ich, neben einem Kaufbefehl an jeden Freund erstklassiger Musik, loswerden wollte: Der 5.1-Mix (für Unbedarfte: Surround-Sound!) von The Incident ist auf dem Weg und kann bei burningshed.com gegen eine lächerliche Gebühr vorbestellt werden. Wem es gelingt, mal ne Stunde die Fresse zu halten und zuzuhören, dem sei diese DVD allerwärmstens ans Herz gelegt. Sofern der oder die Hörwillige über eine entsprechende Anlage verfügt. Wer nur zwei Lautsprecher sein eigen nennt, greift bitte zum normalen Album.

Ehrlich jetzt ... kaufen. Tut's für Euch. Das ist ne Reise.
Und glaubt nicht, dass das Video wirklich einen Einblick geben könnte.

Alles neu macht der Februar.

Freitag, Februar 26, 2010 by hodi aka raketenmann 1 Mal Senf dazu
Es ist getan. Soweit das Auge reicht, bin ich nahezu zufrieden mit dem neuen Layout. Auch mein Lieblingsbild, was seit Jahren meine Küche schmückt, konnte endlich verbraten werden.

Es gibt ne Menge schnuffiger vorgefertigter Layouts im Netz. Viele wirken unbeholfen wie die Oberfläche von Windows, einige sind hübsch anzuschauen. Wenige aber funktionieren tadellos oder überhaupt. Zwei brachten mich an den Rand des Wahns, weil sie keinen Knopf enthielten, mit dem ich wieder zu meinen Einstellungen kam.
Ich fand nun eine, die sich anpassen lässt und einen guten Kompromiss darstellt. Weitere kleine Anpassungen sollen demnächst folgen. Teilweise muss ich mich ein wenig durch den Code schnubbeln, aber das ist keine unlösbare Aufgabe. Im Groben bleibt's nun so. Ihr dürft Euch also dran gewöhnen.
Hübsch. Sehr hübsch.

Happy Birthday!

Ich war 17, 18 Jahre alt und noch sehr unerfahren, als ich Dich kennenlernte und schon bald mit unbeholfenen Fingern an Dir rumfummelte. Du warst ja selber erst sechs Jahre alt. Aber wir mochten uns sofort. Da spielt das Alter keine Rolle.

Heute, 13 Jahre später, bist Du 20 geworden und ich bin immer noch ganz aufgeregt, wenn ich an Dir rumfingern kann. Du bist eines der Wesen, die man im Leben selten trifft – kannst alles, aber sprichst nicht darüber. Und ich kann nicht behaupten, dass ich Dich nach all den Jahren kenne. Immer wieder überraschst Du mich und zeigst mir Dinge an Dir, die ich nicht erwartet hätte. Ja, Du erleichterst mir das Leben in vielen Bereichen, bist manchmal der einzige Lichtblick an einem diesigen Tag. Und nie verlangst Du etwas dafür. Mit Ausnahme der einmaligen Zahlung, die schon weh tat.

Du bist die perfekte Frau.
Happy Birthday, Photoshop!



Blicken wir mal zurück:

Oktober 1988: Version 0.63 für Mac OS (selbstverständlich!)
1990: Version 1.0
1991: Version 2.0 (jetzt auch mit Pfaden)
1992: Version 2.5 (jetzt auch für Windosen)
1994: Version 3.0 (irre! Jetzt mit Ebenen! Hier lernte ich Dich kennen)
1996: Version 4.0 (Einstellungsebenen)
1997: Version 5.0 (Texte sind editierbar, Undo-Funktion mit Protokoll)
1999: Version 5.5 ("Für Web speichern")
2000: Version 6.0 (Vektoren, Ebenenanzahl steigt von 99 auf 8000, Verflüssigen-Filter und Ebenstile)
2002: Version 7.0 (Reparaturpinsel und CameraRAW)
2003: Version CS1 (8.0) (intelligente Hilfslinien, Skripting, Ebenenhierarchien, Ebenenkompositionen)
2005: Version CS2 (9.0) (Smart Objects!, ein Geschenk des Himmels, HDRI, Verkrümmen, Linsenkorrektur, verkraftet mehr Arbeitsspeicher, mehrere Ebenen können ausgewählt werden)
2007: Version CS3 (10) (Tierischer Zuwachs an Funktionen für 3D, Animation und Video, Smart Filter!)
2008: Version CS4 (11) (OpenGL für stufenloses Zoomen und fluffiges Scrollen erfreut den gesamten Planeten und das Universum drumherum!, und, leck mich am Arsch, die Arbeitsfläche ist frei drehbar!)







Die absurde Babushka

Nachdem der Russe ja nun ausgezogen ist und all sein Gelärm und Ramentern mit zu neuen Nachbarn nahm, wähnte ich mich in friedvoller Stille. Doch da hatte ich meine Rechnung ohne Polen gemacht.
Ich fange mir entweder mitleidige Blicke oder den Zeigefinger am Kopf ein, wenn ich sage, dass Hoffnung stets ins Leere führt. Ich bin dann der Miesepeter, der Griesgram und der Schwarzseher. Dass das einfach nicht stimmt, würde jeder erkennen, der mal nen Monat mein Leben führt.

Seit einem Monat etwa bollert es im Hause. Immer, ja immer, zwischen 1 und 3 Uhr Nachts. Ich wurde wahnsinnig. Mehrfach bin ich durchs Haus, um dem nächtlichen Heimwerker das Handwerk zu legen. Nie fand ich ihn. Es bollerte weiter. Bommbomm, bomm, bommbommbomm, immerzu, bommbomm, mal lauter, mal leiser, aber immer deutlich hör- und spürbar. Und immer, wenn ich ins Bett ging. Ich schlich nach oben, ich schlich nach unten. Die basslastige Quelle war nicht auszumachen, wenngleich sie das Treppenhaus durchdrang.

Am Samstag beschloss ich erneut, dass der Ofen jetzt aus ist. Ich war grade dabei, mich in Batmans Arkham Asylum an einen Gegner anzuschleichen, als es wieder begann. BommBommBomm. Bis hierher und nicht weiter! Ich stoppte das Spiel, zog mich an und sperrte die Lauscher auf. Das gesamte Treppenhaus rauf ... es wurde leiser ... wieder runter ... es wurde lauter ... Ich ging in den Keller, gewiss, dass dort jemand Holz hacke und ich ihn nun erledigen kann. Nichts. Stille.
Doch plötzlich ging es wieder los. Diesmal lauter denn je und direkt über dem Keller! Ha! HA HA HA! Ich hab Dich! Es blieben nur drei Wohnungen, die wirklich in Betracht kamen und ich schlich, ohne das Licht zu bemühen, die Türen ab. Und siehe da, ich fand die Quelle!

Hinter der Tür musste jemand auf einem Laufband laufen oder mit einem Basketball auf den Boden donnern. Und, verdammt!, sie sang dabei! Sie! Es war eine Frau. Sie sang "Baby, don't hurt me, don't hurt me, no more!" Ich empfand dies als direkte Ansage an mich und wollte ihr wirklich sehr wehtun. Sie sang leicht schief, insofern man das bei solcher Musik sagen kann, und sie sang leicht abgehackt, als würde sie jemand dabei vögeln. Ich grübelte. Wer kann hier wohnen? Ich kenne hier doch alle. Zumindest vom Sehen. Und wieder: BommBommBomm, baby, dont' hechel hechel hurt me dont' hechel hechel hurt me no more! Es war zwei Uhr Nachts. Ich klingelte entschlossen. Sie sang. Ich klingelte erneut. Sie sang. Verdammt! Sie hatte einen Kopfhörer auf!

Nach zehn weiteren Klingelversuche, die nun sicher auch die direkten Nachbarn erreicht haben müssten, gab ich auf. Zum ersten Mal im Leben befand ich, dass es nun an der Zeit sei, die Polente zu rufen. Und so tat ich.
Als die zwei Beamten 15 Minuten später mit mir durchs Haus gingen, bollerte es immer noch. Entgegen meiner Vermutung, gebe ich zu, denn ich war vorher sicher, dass der sportive Nachtmahr geschafft im Bett liegt, wenn die Polizei anrückt. Aber sie bollerte. Leider sang sie nicht.
"Ist das vielleicht nur ne Waschmaschine?", fragte ein Beamter. "Singt ihre Waschmaschine 'baby, don't hurt me'", fragte ich zurück. Er war überzeugt. Es wurde gebimmelt. Und gebimmelt. Und gebimmelt. Und dann reagiert.

"Hallo? Weris da?"
"Die Polizei."
"Warrumm? Wasist passierrt?"
"Wir hören seltsame Geräusche aus ihrer Wohnung und wollten mal nachsehen."

Die Tür ging auf und darin stand die Frau, die ich mir in Leggins und Frottee-Sirnband auf einem Laufband vorgestellt hatte. Eine, die solche Dinge singt, geht in Discos und so. Die Wahrheit war erschreckend. Leggins hatte sie wirklich an. Aber darüber trug sie eine Küchenschürze, wie meine Oma ihrerzeit auch. Auch war sie nicht ganz in dem Alter, in der ich sie vermutet hatte. Sie war die typische polnische Bäuerin in den Fünfzigern, nur eben ohne Gummistiefel. Ihr Haar war klatschig und aus dem Wohnzimmer hinter ihr röhrte ein Kopfhörer auf Lautstärke 11, wie man es sonst auch eher von jüngeren Leuten oder den Jungs von Spinal Tap kennt.
Der Rest der Ermittlungen verlief ergebnislos. Sie beteuerte nur immer wieder, dass sie weder gesungen hätte, noch gesprungen wäre. Doch wir beide wussten genau, wie die Wahrheit aussah: Jede Nacht MTV auffe Ohren und dann die Kartoffelstumpen tüchtig kreisen lassen - SO sah das nämlich aus! Ein völlig absurdes Bild.

Sie entschuldigte sich mehrfach, falls sie jemanden mit ihrem Überhauptnichtstun belästigt habe. Den Beamten schien diese Ungereimtheit nicht aufzufallen, mir jedoch schon. Aufgefallen ist mir auch, dass seitdem Nachts Ruhe ist.

Monet

Da fällt mir ein, dass ich die Wuppertaler Monet-Ausstellung völlig vergessen habe. Läuft noch!

T-error

Freitag, Februar 12, 2010 by hodi aka raketenmann 3 Mal Senf dazu
Seit jeher weiß ein jeder: Telefon- und Mobilfunkverträge, ja auch solche, die uns das Internet nach Hause bringen, rührt man nicht an. Wenn sie einmal laufen, MUSS man die Finger davon lassen. Ansonsten drohen finanzieller Ruin, Nervenzusammenbruch und Ärger mit Anwälten und vor allem mit Hotlines. Man guckt alle paar Wochen aufs Konto, ob nicht doch statt 20 2000 Euro abgebucht werden, und gut is. Dies ist ein Erfahrungswert, der zu den wichtigeren im Leben gehört. Ein Wechsel zu Arcor hätte mich einmal fast den Verstand gekostet und ich bin aus dem Vertrag gekommen, weil selbst Arcor eingesehen hatte, dass hier alles daneben ging, was daneben gehen konnte. Hinweis: NIEMALS Arcor! (Bitte: Bitte kein "Bei mir läuft mit Arcor alles super" in die Kommentare tippen. Ausnahmen bestätigen immer die Regel).

Die Telekom ist mir seit Erfindung des Eintopfs ein rotes Tuch. Vor zwei Jahren bekam ich von einem Anwalt des rosa Irren einen Brief, der mir mitteilte, dass ich binnen einer Woche die DSL-Rechnungsschuld für die letzten drei Jahre zu überweisen habe. Vielleicht waren es auch vier, ich weiß es nicht mehr. Der Rechnungsbetrag war dementsprechend. Da es wirklich sehr lange her war, dass ich bei der Telekom solche Verträge laufen hatte, antwortete ich dem Anwalt, er möge seinen Mandanten doch bitten, nochmal mit Brille die Akten zu prüfen und erhielt nie wieder Post.

Dann kam mir Apple ins Gehege meiner Vernunft. Ich wollte dieses iPhone haben! Lang hielt ich durch, aber dann brach ich ein und ging zu einem Vorposten des rosa Belzebubs. Ich unterschrieb den Vertrag, hackte das Telefon und schob die gute alte O2 Karte rein, die es seit Jahr und Tag anstandslos tut. Und ich war so naiv, zu glauben, dass wirklich nur die monatliche Grundgebühr der Telekom anfällt.

Ich bin faul. Und ich habe wenig Zeit. Deshalb guck ich auch nicht andauernd nach Rechnungen und derlei. Zahlen sind meine Feinde. Telekom bucht was ab, alles klar. Wird schon stimmen. Dabei übersah ich 10 Monate lang, dass mir der rosa Zipfelmütz den doppelten Betrag abbuchte.

Ich rief also die Hotline an und fragte höflich nach. Man erklärte mir, dass ich zwei Verträge abgeschlossen habe und der Betrag völlig ok sei. "Mitnichten!", intervenierte ich. Man ließ mich erläutern, räumte einen Fehler ein und bat mich, die Sachlage schriftlich zu erörtern. "Kein Problem, dann wird Ihnen das Geld zurückerstattet." Eine schöne Spareinlage, dachte ich und freute mich auf mein Geld.

Doch es geschah nichts. Ein weiterer Anruf ergab, dass ich Rechnungsprüfungspflicht hätte und daher wahrscheinlich gar nichts erstattet bekäme. Aber ich solle mich nochmal schriftlich ... blablabla ...

Ein paar Tage später erhielt ich zwei Briefe der Telekom. Aha! Also einmal ein Entschuldigungsschreiben und einmal ein Scheck. Geht doch.
Von wegen. Ich erhielt für beide Rufnummern einen einzelnen Brief, der mir mitteilte, dass ich nicht so einfach bestehende Verträge kündigen könne. Da könnt ja jeder kommen.

Also nochmal die Hotline angerufen.
Ich könne nicht einfach Verträge kündigen. Das wisse ich schon. Ich wolle nur auch keinen kündigen. Ich müsse ja keinen kündigen, den ich nie abgeschlossen hätte, betonte ich sanft. Der Hotlinemann las mir einen Brief vor, den ich bekommen hätte. Dieser besagte, dass ich einen Vertrag bei einem Händler in Dortmund abgeschlossen hätte. Zudem hieße ich Herr Behrend. Ich wurde ungeduldig und betonte, dass ich weder diesen Namen trage noch irgendwas mit Dortmund am Hut hätte. "Ja, hmm ...", zweifelte der Hotlinehase an seinen Unterlagen, "ich hab hier eine Unterschrift für einen Vertrag. Für den anderen nicht, hmmm ... Wenden Sie sich doch schriftlich an die Buchhaltung. Die ist heute nicht mehr im Hause."

So schrieb ich den ganzen Sermon noch mal hin, mit der Bitte, es auszudrucken und jemandem zu zeigen, der Vernunft besitzt. Ich sei auch sehr interessiert an einem Beweis, dass ich unter dem Deckmantel meines Decknamens "Agent Behrend" Verträge abschließe, die ich auch nicht unterschreibe. Obendrein sei ich nicht der Ansicht, einen Vertrag kündigen zu müssen, den ich selbst nie abschloss. Man schrieb mir daraufhin eine Mail des Inhalts, dass man mir die zuviel eingezogenen xxx Euro gutschreiben würde.

Was bedeutet "gutschreiben"?, fragte ich mich. Also rief ich wieder an. Der mittlerweile vierte Telefonist teilte mir mit, dass der (stattliche) Betrag nun gutgeschrieben sei, was bedeute, dass ich nun monatlich nix mehr zahlen müsse. "Naja, so läuft das aber nicht, mein Guter, sie können nicht einfach abbuchen, was sie wollen und dann frei wählen, wie sie das zurückgeben. Und dann noch ohne Zinsen, oder was?" Ohnehin sei ich nicht mehr lang genug an diesen Vertrag gebunden, dass sich diese Option anbiete. Ich ahnte es schon: "Das geht nicht anders. Bitte wenden Sie sich per Mail an die Buchhaltung." Seufz

Auf eine weitere Mail bekam ich keine Antwort mehr. Deshalb rief ich nun noch mal an. Mittlerweile war ich so vertraut mit dem Vortrag des Geschehens, dass ich es in unter zwei Minuten auf den Punkt brachte. "Ja, sie können sich aussuchen, ob wir den Betrag auf ihr Konto überweisen oder sie ihn verrechnet bekommen und dann quasi nichts mehr zahlen müssen." Und dann kam mein Lieblingssatz: "Wenn sie eh genug Geld auf dem Konto haben, würde ich empfehlen, dass wir einfach monatlich nichts mehr abbuchen." Als ich meine Fassung zurück erlangt hatte, wählte ich die Rückerstattung auf mein eh überfülltes Konto, woraufhin man mir versprach, dass das Geld in etwa einer Woche eintreffen müsse.

Ich bin gespannt.

Meidet die Telekom!

Vom Erlernen der Weitsicht.

Freitag, Februar 12, 2010 by hodi aka raketenmann 1 Mal Senf dazu
Von "fahren" kann man nicht mehr sprechen, sobald eine Schneeflocke gesichtet wurde. Vielen, ja den meisten, ist nicht klar, dass es höchst unwahrscheinlich ist, auf gerader Strecke plötzlich seitlich in den Tod zu rutschen. Höchst wahrscheinlich ist es indes, dass die knapp 70 Autofahrer hinter dem stur auf sein Recht auf Angst Beharrenden, komplett ausrasten. Ich rede hier nicht von innerstädtischem Verkehr, sondern von Landstraßen, die irgendwann aufgrund der Erdkrümmung am Horizont verschwinden und fern jeder Fußgängeraktivität sind.
Meine Lieblingsdisziplin ist "Steigung". Hier wird klar, dass der Mensch als solcher gar nicht zum Führen eines Kraftfahrzeugs geeignet ist, weil ihm einfach Kontrolle und vor allem Logik vollends abgehen. Gehen wir davon aus, dass es mal wirklich glatt ist. Vor uns liegt eine Steigung, die wir nehmen müssen, um im trauten Heim Wärme zu finden. Immer, wirklich IMMER finde ich mich HINTER einem wieder, der mit möglichst geringer Geschwindigkeit den Berg RAUF will! Vielleicht, weil er meint, er bekäme mehr Bodenhaftung, wenn es unter den Reifen taut. Es ist zum aus der Haut fahren!

Heute allerdings wurde ich für's Hinterhertuckern belohnt. Wie ich so durch die Vorstadt rolle, werde ich einer Horde Jugendlicher gewahr, die grad am Straßenrand so richtig lustig ist. Coole Typen halt, grade Schule aus, Manga-Frisur, Ische dabei, alles klar. Trotz der Reife, die ich an ihren Frisuren ablesen kann, haben sie einen Mordsspaß mit Schneebällen. Und als sie den Bagger auf meiner Gegenfahrbahn sehen, wissen sie eines: Dort ist das Ziel! Also allemann nen Schneeball in die Hand und ab dafür! Ein riesen Schabernack! Paff! Peng! Schepper! Ich, der grade auf gleicher Höhe tuckere, bin beeindruckt vom Lärm des Bombardements. Das Gejohle der Jungmänner sagte mir, dass alle Bälle getroffen hatten.
In das Freudengeschrei mischten sich aber plötzlich andere Geräusche. Es waren die Bremsen des Baggers und die panisch rutschenden Reifen des Autos dahinter. Das Jubeln brach jäh ab, als ein völlig untypischer Baggerfahrer aus der Kabine stürmte. Dieser war nicht so wie man es kennt. Er war nicht dick und durch Suff dem Tode nahe. Er war jung und athletisch. Und sehr erregt.

Die schlimmste Form von Aggression ist nicht die Raserei. Ein kopfloser Gegner ist nicht so wild. Das Zusammenspiel von innerer Ruhe und zügiger Entschlossenheit indes macht klar: Jetzt gibt's auf's Mett, und zwar nicht zu knapp. Eben letztere Haltung war dem Bauangestellten deutlich anzusehen, als er mit erhobener Faust dem ersten Werfer das Revers zerknitterte. Er wusste genau was er tat.

Meine Chronistenpflicht findet hier ein abruptes Ende. Es tut mir leid. Herzliches Lachen und bittere Verzweiflung kämpften in mir, denn ich konnte dort verkehrsbedingt nicht bremsen. Ich schwöre, dass ich nicht geholfen hätte, aber allzu gern hätte ich vom Ende und vom Lerneffekt berichtet. Schade.