Das Ende ist nah!

Ich bin ja ein Schisser. Grundsätzlich. Ich jammere zwar nicht wegen jedem Quark rum, bin aber gern geneigt, mir die ein oder andere sinnlose Sorge zu bereiten. Und eine solche war natürlich das Ende meiner Probezeit in meiner schnuckeligen Bürogemeinschaft.

Eine Kollegin sprach weise: Warum sollen die Dich erst anlernen und Dich preisen, um Dich dann wieder rauszutun? Sie fand das völlig abwegig. Eine andere Kollegin zeigte mir nur schweigend den Vogel ob meiner Befürchtungen. Nun ist es aber so, dass mir mein letzter Arbeitgeber drei Wochen vor Ende der damaligen Probezeit verkündete, dass ich ein gern gesehener Gast sei, es aber für die volle Stelle finanziell nicht reiche. Obwohl ich eh schon eher Hohn als Lohn bekam. Ich nahm das "Angebot" mit betontem Undank an. Wenige Wochen später stellte man mich dann wieder voll ein, aber der Groll und das Unbehagen bleiben auf ewig.

Und so erschien vergangene Woche eine Email auf meinem Bildschirm. Des Inhalts, dass ich zum Gespräch hinter verschlossenen Türen mit dem Chef und seinem Komparsen geladen sei. Da war die Hose trotz all der Honigworte ziemlich voll. Und ich musste auch noch vor der Tür verharren, da drinnen noch geheimnisvolle Dinge besprochen wurden. Ich erinnerte mich daran, wie ich völlig unbewusst mal die tätowierten Arme in den Nacken legte und entspannt mit einem Hochrangigen sprach. DAS würde mir jetzt das Genick brechen! Alles ist aus!

Als die Pforte sich öffnete, empfing mich ein Lächeln. Aber ich bin misstrauisch. So leicht kriegt man mich nicht. Da könnt ja jeder lächeln.

Die nächste halbe Stunde war nicht ganz meinen Erwartungen entsprechend. Ich weiß ja, dass ich ein bisschen was kann. Vor allem, wenn ich es auch will. Und wenn man mir nicht auf die Eier geht. Und ich kann sehr professionell gucken, was immer einen prima Eindruck macht. Ich kam allerdings ne knappe halbe Stunde nicht zu einem Wort. Der Chef ist sehr umtriebig und gestresst und lässt sich nicht gern vom Weg abbringen. Und dieser war: Lobpreiset den Raketenmann! Fast hätt ich gedacht, es fiele gleich Konfetti. Es war fast unangenehm. Nein, es war unangenehm. Ihm sei ja wohl schon längst klar, dass ich noch lange in meinen Stuhl pupsen könne, er habe nur keine Zeit gefunden, mir das zu sagen. Und obendrein übergab er mir (ohne große Rückfragen, fällt mir grad ein) die Leitung meiner kleinen Abteilung inklusive aller Verantwortlichkeiten und schloss den Absatz mit der Gehaltserhöhung, über die wir zwar schon zu Anfang mal sprachen, die aber dennoch sehr hübsch anzusehen war.
So. Ein Firmenwagen sei grade frei geworden. Man müsse da mal gucken und sage mir Anfang nächster Woche bescheid, ob ich das Raketengefährt samt Tankkarte übernehmen könne. So, nu sei aber wieder Eile angesagt. Auf Wiedersehn.

Fabulös.

Den Wagen lieh ich mir direkt mal übers Wochenende, da meiner auf ner Hebebühne schlummerte. Ich erwarte mal nix. Obwohl ich schon ordentlich Deathmetal auf die Festplatte des Autos (!) kopiert habe. Man muss ja Marken hinterlassen.



Da einige ehemalige Kollegen aus der alten Firma immer noch nicht müde werden, hin und wieder nach meinem Befinden zu fragen, setzte ich noch voll der Freude eine Email auf, in der ich vom Stapel ließ, wie schön doch grad alles ist, wenn man mal von den Zahnproblemen absehen täte. Ein paar nette Antworten erhielt ich. Unter anderem aber auch eine vom Chef, der mich höflich aber bestimmt gemahnte, doch bitte keine Mails dieser Couleur mehr zu schicken. Man habe es schwer genug und ich würde seine Mitarbeiter demotivieren (so denn das noch geht). Ich geb ihm fast recht, aber ich scheiß natürlich auch gehörig drauf.

Ab und zu, ganz selten, darf der kleine Vogel auch mal hoch fliegen.

Fahrzeugkauf ist Nervensache.

Es ist zum Weglaufen. Bzw. Wegfahren. Wobei laufen echt billiger ist.

Mein guter alter Audi A3 macht so langsam die Grätsche und es muss ein neuer her. Eingedenk dieser finanziellen Katastrophe, die ich nun final eingeleitet habe, mache ich mich seit gut zwei Monaten kundig, was man fahren könne und was den maximalen Spaß als Gegenwert zum maximalen Geldverlust bietet.
Den möglichen Umzug in eine größere Behausung und den scharf ins Auge gefassten Erwerb eines Cintiq-Grafiktabletts verwarf ich aus Kosten- und Vernunftsgründen. Ich besitze bereits professionelles Mal-Equipment und wohne eigentlich ganz hübsch. Wenn auch etwas dezentral, womit wir wieder beim Auto wären.

Die erste Frage, die ich mir stellte war: Brauchse das oder willse das? Nach langer Abwägung von Bauchgefühl und Vernunft, die gottlob beide mittlerweile ein ganz gutes Miteinander in mir führen, kam ich zu dem Schluss: Ich will das. Weil der Wagen echt langsam teuer wird. Nach seinen 12,13 Jahren wäre er noch 2000 Euro wert. Also grob. Allerdings bröselt mir der Lack langsam ab, weil man mir damals beim Kauf zwar verriet, dass "mal nachlackiert" wurde, aber nicht hinzufügte, dass unter dem Lack eine zentimeterdicke Spachtelschicht befindlich ist, die nun allerorts den Lack aufreissen lässt. Das liegt unschön am Auge und wird mittlerweile jede Woche schlimmer. An dieser Stelle sei gesagt: NIE, niemals, auf gar keinen Umständen ein Gefährt bei einem Straßenhändler kaufen! Bertis Autobude oder KFZ-Willi sind TABU! Der Privatkauf birgt ein Risiko, welches man allerdings eher abschätzen kann, zumal man nicht mit Leuten zu tun hat, die den ganzen Tag bescheißen und es deshalb echt drauf haben. Fickerbande! Meine Empfehlung ist klar das Autohaus. Das ist teuer, meint man. Ist es aber nicht, wenn man lernte, was ich lernte. So wollte mir heute ein Händler vom Autohaus noch 1000 Euro für die Karre geben. Was er noch gar nicht wusste: Mittlerweile zieht das Auto nicht mehr. Ich baller das Gas durchs Bodenblech und er hängt bei 70 km/h. Auf der Autobahnauffahrt! Beim Teutates! Irgendwann gibts dann wieder Gas, aber das entscheidet das Auto ganz allein.

Mir isses mittlerweile wurscht, was ich dafür noch kriege, solange diese Odyssee bald ein Ende findet.

Jedenfalls guckte ich erst grob, dann genauer und bin nun zum Kraftfahrzeug-Kenner-Amateur avanciert.
Hat man die Frage geklärt, ob man ein Auto kaufen will, steht schon die nächste an: Welches?
Faktum: Ich träume seit geraumen Jahren davon, möglichst hoch zu sitzen. Vielleicht, weil ich sonst eher kurz geraten bin; vielleicht aber auch, weil es einfach sehr angenehm ist, nicht aus dem Auto klettern zu müssen. Und vielleicht auch, weil es sehr schön ist, einen gewissen Überblick zu haben. Zieht man nun in Betracht, dass ein motorisierter Förster-Hochsitz weder beim TÜV noch bei schlechtem Wetter gut ankommt, bleibt nach ernsthafter Betrachtung nur eins übrig: EIN SUV.

Sind wir also schonmal weiter. Ich bin kaufbereit. Ich weiß, dass es ein SUV wird.

Die nächste Frage kommt gleich, nachdem man infrage kommende Vehikel mal ausgespäht hat. Das wären der Nissan Quashqai, der Kia Sorento, der Kia Sportage, der Mitsubishi ASX und der Hyundai ix35. Ok, es gibt noch weitere, aber wir wollen mal ernst bleiben. Infrage käme auch der Ford Kuga, aber wer würde ernsthaft einen Ford kaufen? Ich nicht. Die Frage, die sich also stellt: Wer soll das denn bitte bezahlen?

Die einfache Antwort: die Bank. Hihi. Meine Erfahrungen mit Kraftfahrzeugen sind gar nicht gering. Und unterm doppelten Strich lautet die Erkenntnis: Spare und Du wirst teuer dafür bezahlen.
Nun kommt hinzu, dass ich für eine kleine Gehaltserhöhung auserkoren wurde, die mir etwas Luft verschafft und die ich nicht schmerzlich missen werde, wenn ich sie direkt weiterleite, ohne sie je bemerkt zu haben. Lege ich noch ein bisschen Kohle drauf, sind wir im Bereich der Möglichkeiten.

Nach vielen Tagen der intensiven Suche kamen drei Fahrzeuge in die Auswahl: Mitsubishi ASX, Hyundai ix35 und der Kia Sportage, der bislang ganz knapp die beste Figur macht. DIe Probefahrt mit dem ASX bewies, dass dieses Auto ausscheidet. Ich ging vorbereitet an die Sache und der Hase auf dem Beifahrersitz schrieb folgsam mit, was ich ausrief. Wenn ich bei 130 km/h anfangen muss, lauter zu reden, ist das nicht entspannend. Auch das Sound-System hat eine Bedeutung, bin ich doch klangaffin. Musik im Auto ist wichtig, denn nirgends höre ich so viel wie beim Fahren. Beide Mängel schaukeln sich natürlich auf. Bei 160 ist dann der Ofen aus. Gut, so schnell bin ich selten unterwegs, aber es kommt doch vor. Nach weiteren Eindrücken, die diesmal auch das Auto an sich betrafen, lautete das Fazit: Gut.
Bis ich im Sportage saß. Der verbannte den ASX in die allerletzte Reihe. Zugegeben: Ich fuhr einen 2-Liter-Diesel mit 136 PS und Allrad, aber allein das Hinsetzen war schon solch eine Freude, dass ich gar nicht mehr hätte fahren müssen. Dennoch dieselte das Teil von dannen, dass es eine Freude war.
Den Hyundai fahre ich morgen.

Somit war auch die nächste Frage gestellt: Diesel oder Benzin? Der Diesel ballert bei wenig Umdrehungen schon tierisch ab. Maximaler Drehmoment bei 1500 bis 200 Umdrehungen. Damit kommt man vom Fleck. Und zwar ziemlich zügig. Bei höheren Geschwindigkeiten, sprich Umdrehungen, spielt der Benziner auf. Da ich aber nunmal viel Stadt fahre, ist das nahezu egal. Also stellte ich eine Rechnung auf:
Benzin ist teurer, aber Steuern und Versicherung liegen deutlich unter dem Niveau vom Diesel. Diesel ist in der Anschaffung mal eben 2 bis 3 Tausend Euro teurer, beim Tanken allerdings billiger. Da half nur der Taschenrechner. Und so kam ich zu der mehrfach geprüften Erkenntnis, dass ich bei meiner Fahrleistung von 10 bis 13000 Kilometern im Jahr einen (!) Euro teurer unterwegs bin, wenn ich diesle. Den Euro könnense gern haben für den Spaß.

Wer allerdings meint, nun müsse man nur noch den Wagen nach Kosten, Farbe, Motorisierung, Ausstattung und Bauchgefühl aussuchen und alsbald kaufen, der irrt gewaltig. Es sind nämlich keine Sportage oder Hyundais zu haben. Wäre ja auch noch schöner. Wartezeiten von 4 bis 12 Monaten sollte man einplanen. Und das, ohne einen Hinweis darauf, ob der Wagen nun nächste Woche eintrifft oder noch 8 Monate auf sich warten lässt. Und eines war mir gleich klar: DAS mach ich nicht mit, ohne wirklich auf lange Zeit sehr schlechte Laune zu bekommen. Und die hab ich wahrlich jetzt schon nach dem ganzen Firlefanz.

Übrig bleibt, alle (und ich meine alle) betreffenden Autohäuser abzutelefonieren, das Internet zu bemühen und täglich von Hinz zu Kunz zu fahren, auf der Suche nach dem passenden Gefährt. Die Gefahr dabei ist: Hat man endlich eins gefunden, ist man so dankbar, dass man's am liebsten gleich kaufen würde, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Seit zwei Wochen ist meine gesamte Freizeit ausgefüllt mit Autohäusern und derlei. Zwischendurch entspanne ich natürlich noch regelmäßig beim Zahnarzt, was echt ne Wohltat ist.

Einen sehr netten Händler fand ich bereits. Und er hat zwei der begehrten und seltenen Fahrzeuge. Und sie sind entsprechend teuer, weil sie doch etwas mehr Extras haben als eingeplant. Oder ihnen fehlt etwas, was ich haben möchte, was durch andere Dinge, die ich nicht haben möchte, ausgeglichen wird. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wozu ich eine Sitzheizung auf der Rückbank brauche. Der Traumwagen ist allerdings schon gefunden. Leider ist er in einem (zugegebenermaßen wirklich nicht einfach zu beschreibenden aber doch netten) ORANGE gehalten. Ich weiß nicht, wie lange das gefällt. Die Umfolierung in schwarz-matt würde noch mal 1300 Euro draufsetzen. Und die Scheiben sind dann auch noch nicht schwarz. Die Umfolierung hätte natürlich den Vorteil, dass der Lack auch nach 10 Jahren noch quasi neu wäre, wenn man die Folie abnimmt. Wer meint, eine Folie sähe komisch aus, dem sei mal ein Auge auf Streifenwagen oder Feuerwehrfahrzeuge empfohlen. Selbst ich habe folierte Autos schon auf nen halben Meter für lackiert gehalten. Fragen, Zweifel, Unmut ...

Ein gewisses Quäntchen Glück bescherte uns auf der Rückfahrt von einer erneut erfolglosen Suche ein Hyundai-Händler. Der machte nämlich Überstunden und hatte die Tür noch offen. Offene Türen soll man einrennen. Und so kam ich doch noch zu der Probefahrt mit dem ix35. Zwar morgen erst, aber immerhin hat er dann auch schon allerhand Fahrzeuge für mich rausgesucht, die auch auf Lager sind. Ich bete zum KFZ-Gott, dass ich morgen aus dem Häuschen bin und er was passendes im Angebot hat. Ansonsten bringe ich einfach alle um.

Falls wer auf die Idee kommt, ich könnte doch mal gucken, ob ich wen kenne, der jemanden kennt. Ja, kenne ich zuhauf. Keine Chance.

Ich wünsche mir ne gute Nacht.