Es ist gut, weil er schwarz ist. Wobei er eigentlich braun ist. Und, weil er nicht Bush ist. Es ist auch gut, dass unsere Scheffin eine Frau ist. Und mehr isses dann auch nicht. Aber auch nicht weniger.
Ich frage mich derweil, wann ich anfangen darf, sein Grinsen zu hassen. So langsam würde ich gern, denn ich muss es seit Wochen täglich sehen. Aber darf man das Grinsen eines Schwarzen überhaupt hassen? Und darf man "schwarz" sagen? Man darf ja auch "Jude" nicht sagen, oder?
Fest steht: noch tut sich gar nix. Und ob sich im Januar was tut, ist doch eher fraglich. Ein neues Gesicht halt. Aber man will halt nicht immer reinschlagen. Ist ja auch schonmal was.
Bush wünscht ihm "viel Spaß" beim Herrschen. Dass der Präsident nur das Püppchen ganz anderer Leute ist, wollen wir dieserorts verdrängen. Und er kauft nun einen Hund, weil ein Präsident nunmal einen Hund haben muss. Bushs Hund war schwarz. Muss Obamas Hund weiß sein? Und ist das nicht alles ein total furchtbarer Stuss? In der Tat.
Nachtrag: Nach einigen Mails will ich hinzufügen, dass Obamas Ernennung natürlich großartig ist und ich mich sehr freue, was hier so recht nicht durchkam. Doch warten wir erstmal ab.
Stand heute in der Zeitung. Ey, ihr habt sie doch echt nicht alle, oder? Ist's Euren Hirnen zu warm unter Euren Samthäubchen oder geht der Sauerstoff aus unterm Puder?
Stellt doch mal die Butze Eures gottgewählten Imperators samt Vorgarten bei ebay rein. Für den Erlös könnt Ihr ganz Afrika fliesen lassen und es den ganzen Tag per Löschflugzeug regnen lassen. Aber mit Weihwasser!
Der heilige Bimmbamm hat wieder was zu erzählen. Stand vorgestern in der Zeitung. Da kann man doch mal wieder was politisch korrektes verlauten lassen. Gib mal ein Statement raus! Gibt immer welche, die dann gern was in die Kollekte werfen. Für neue Hütchen. Oder Kringelstäbchen zum Schafe hüten. Aber es gibt ja genug Schafe. Alles voll davon. Ätzend.
"Sag mal ... wen würdest Du denn wählen?", frag ich meine Nachbarin beim abendlichen Pläuschchen, während RTL grade damit begonnen hat "wir können noch nichts sagen" auf sechs Stunden aufzublasen.
"Mich interessiert das alles nicht! Die lügen doch eh alle!", erhebt sie kurz und lustlos, wenn auch etwas aggressiv die Stimme. Es riecht nach dem Aggro-Ton des Volkes, der die Stimme des Volkes liest und Schilder mit "Ball spielen verboten" für Kinder aufhängt, die noch nicht lesen können. "Jaja", sag ich, "aber es ist Wahl. Wählen ist nicht nur Dein Recht, meine ich." "Ach!", murmelt sie daher, "mich hat das noch nie interessiert und ich bin da auch noch nie hin." Ich staune. Langsam fängt der Gedanke an, an ihr zu haften und sie kratzt dran: "Die erzählen immer einen, der erzählt das, der erzählt dies, die lügen doch eh alle ..." "Wir sollten uns nicht weiter darüber unterhalten", stelle ich schnell fest. Sie atmet noch kurz ein, aber dann wieder aus.
Faszinierend. Alles ist Scheiße und beim Teutates, wir kämpfen auch dafür, dass es so bleibe! Amerika ist fern und die hiesige Berichterstattung nervt derart, dass man das ganze Land zum Teufel jagen mag. Aber dass es noch welche gibt, die bei globalen Zusammenhängen maximal an Brücken über die Autobahn denken, so sie überhaupt an was denken, ist finster. Ebenso schlimm wie eben jenes ist die Meinungsbildung einiger, die mit "Bildung" wenig am Hut hat und auch nur die Meinung der Menschen zu imitieren sucht, die jeden Tag um einen herumschwirren. Und bei eben jener einen sind das nicht viele. Und es gibt dort keine Zeitung. Und kein Internet. Und Bücher schonmal gar nicht. Amerika bedeutet hier "Dr. House gucken", was zweifelsfrei jetzt so schlecht nicht ist, in seiner Umgebungslosigkeit aber fatal. Und da ich eigentlich nicht über sie schimpfen will, ohne dass sie anwesend ist, schimpfe ich auf alle die, die da draußen ganz genauso dummnasig durch ein Leben eiern, das halt so vor sich hin geht.
Diese Dame kommt aus Polen. Es war nie ihr ausdrücklicher Wunsch, nach Deutschland zu kommen. Sie kam hier hin, weil die medizinische Versorgung in Polen unter aller Sau ist und die Lügenbarone in Berlin geregelt haben, dass sie verdammt nochmal keinen Sterbefall in der Familie haben solle. Die Schweine! Na, fällt Dir was auf? Nein. Ich dachte es mir. Nicht zu wählen und kein Interesse zu haben ist Ablehnung gegen alles, was unser Umfeld regelt. Ob es das gut regelt oder nicht, ist dabei zunächst irrelevant, doch wir haben die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Wer das nicht tun will: Bitte, ab auf die Insel der Gesetzlosen, wo Dir niemand Dein Frühstück bringt, wenn Du es nicht holen kannst. Wo Herr Doktor Dir halt nicht die Geschwüre aus dem Magen holt, wenn Du ihm nicht achtzehntausend goldene Kokosnüsse bringst, die da gar nicht wachsen. Wo Dir jeder lustig seinen Morgenkot ins Gesicht werfen kann, ohne dass Du etwas daran ändern wirst und Dein Nachbar Dir einfach mal die selbstgebaute Palmenhütte niederbrennt. Und das sind nur die ganz kleinen Dinge aus Deiner ganz kleinen Welt. Da wirst Du nicht belogen und betrogen. Das wird super!
Und an alle, deren Horizont ebenfalls stets wolkenverhangen ist: Wenn ihr schon Frust habt, dann wählt wenigstens die Linken, die sind dafür da. Wenn Ihr Euch nur das merkt, braucht ihr auch weiterhin keinen Gedanken ans Denken zu verschwenden. Guckt die Supernanny. Schimpft über Staus, in denen Ihr selbst steht. Und mauert Euch Eure kleinen Ställe aus Nestwärme und Ignoranz. Aber bitte: nicht mehr sprechen!
Früher waren wir alle gleich. Wir wohnten bei Mutti, gingen zur Schule und unterschieden uns maximal in der Auswahl der Leistungsfächer. In meinem Freundeskreis hörten alle Bad Religion, trugen die Haare lang und selbst die Mädchen waren stets darum bemüht, möglichst runtergerockt auszusehen, um die geistige Reife auch ohne Worte zur Schau zu tragen. Wir waren eins. Paare bildeten sich kunterbunt durcheinander und niemand fand das so wirklich seltsam.
Und genau wie wenige von damals bin ich heute ein einsamer keiner Muck, der so durch seine kleine Welt schlumpft und gern mal ein bisschen positive Diskriminierung erfahren würde. Und genau wie alle anderen, die mit Disco und Schützenfest keinerlei Vergnügen zu verbinden in der Lage sind, obwohl sie es wirklich versucht haben, oder von positiver Diskriminierung nie genug bekommen können, klicke ich mich durch ... auf die Single-Seiten! So. Es ist raus.
Die Idee: Ich stelle ein spitzenmäßiges Foto ein. Eigens von der befreundeten Fotografin zwecks Eindrucks geschossen und natürlich mittels Photoshop von sämtlichen Hautunreinheiten und Kopfhautschimmern befreit. Das schlägt ein. Ich bin wer. Aber Hallo. Als Kirsche obendrauf wird noch ein Text ersonnen, der mich als interessanten Typen ausweist, der das hier ja eigentlich gar nicht nötig hat. Erste Zweifel an mir selbst keimen, aber man soll sich nicht so wichtig nehmen. Jetzt heißt es zurücklehnen und abwarten. Ich bin zuversichtlich. Frauen, die mit anderen Männern zusammen sind, haben mir gesagt, dass ich ein sehr interessanter Typ bin.
Nach einer Woche Resonanz. Ein "Sympathieklick" von "Mallorca2007", einer braungebrannten Dame, die gern mal Party macht. Der wahre Profilname wird natürlich hier nicht verraten. "Wenn ich euch neugierig gemacht habe, dann schreibt mir doch einfach mal!", sagt der einzige Satz ihres Profils und ich glaube, es ist nicht nur der ihres digitalen. Ich glaube, unser Zusammenleben würde von Differenzen geprägt sein, weshalb ich ihr natürlich schreibe, dass ich bereits an jemand anderem interessiert sei und es sehr schade finde, dass ich sie erst jetzt fand. "Schmetterling77" schreibt mir viele Tage später, dass sie mich doch sehr nett fände. "Ohne Punkt und Komma!", sagte mein Vater immer. Hier traf das viel mehr zu. Ich lerne: Satzzeichen werden dieserorts durch gelbe animierte Gesichter ersetzt, die einen freudigen oder freundlichen Gemütszustand anzeigen, wo Grammatik und Wortwahl dazu nicht in der Lage sind. Und "nett" ... die kennt mich doch gar nicht. Sie ist aber auch nicht so richtig mein Fall, wie ich, der nur auf den Charakter sieht und niemals aufs Äußere, an ihrem Foto erkenne. Ich schreibe also auch ihr und denke eine halbe Stunde darüber nach, wie ich ihr nett darstellen kann, dass weder Kind noch Kegel für uns zwei in greifbarer Nähe sind.
Ansonsten ... nichts! Tagelang! Was ist denn los mit den Frauen? Zum Test korrigiere ich die wahrheitsgemäße Angabe meiner Körperlänge nach oben, was mir kurzerhand drei neue Mails beschert. Aber das Ziel ist ja, sich auch im wahren Leben zu treffen, weshalb ich den Spaß für ungeeignet zur Partnersuche erkenne und wieder die 172 cm einfüge, die es nunmal sind. Also .. glaube ich ... ich hab das nicht gemessen. Ich recherchiere und stelle mit Schrecken fest: Männer sind nur gültig, wenn sie mindestens 180 cm hoch ragen. Und zwar auch bei den Frauen, die das locker um 20 Zentimeter unterbieten. Nanu? Wo ist sie denn hin, die Emanzipation? Frauen wollen Bauarbeiterinnen sein, Bundeskanzlerinnen, Tischlerinnen, Sachverständiginnen und KFZ-Mechanikerinnen. Aber sie wollen bitteschön immer nach oben gucken müssen. Ich bin frustriert. Ich lade ich mir Busenbilder von langbeinigen Frauen herunter und werde noch trauriger davon.
Ach! Frauen wollen erobert werden! Ja sicher! Ich hatte in meiner gephotoshoppten Selbstsicherheit vollends die grundlegendste aller Regeln vergessen! Also hier die neue Strategie: Mal gucken, was es so gibt und dann hurtig hurtig schreiben schreiben schreiben. Jetzt gehts rund! Und tatsächlich: Von 257 Frauen, die in akzeptabler Distanz zu meinem Wohnort angezeigt werden, sind drei dabei, deren Profiltext zwar auch keine Versalien enthält, dafür aber nett klingt. Und ich gebs zu: ein Foto enthält, was mich anspricht. Da war es wieder: nett. Ich bemerkte, das meine Ansprüche rapide die Treppe runter sind, aber hey: ich bin ja selbst nicht so der Hecht und die Tatsache, das jemand "arroganz und oberflächlichkeit und nazis hasst" macht ihn ja nicht schlecht, auch wenn das schon alles zu sein scheint. An dieser Stelle sei mal ganz ehrlich gesagt: Ich schäme mich aufrichtig für den Satz mit der Treppe. Es bleibt also nur eins zu tun: Ich lerne dieses Profil auswendig, ich verinnerliche es, ich werde selbst zu dieser Person und dann – schreibe ich ihr einen durchdachten Text mit allen Sprachfinessen, Scherzchen und klitzekleinen Schmeicheleien, die die Sprache für einen solchen Zweck erdacht hat. Die verfügbaren Zeichen werden knapp, doch ich kriege meine Bewunderung durch einige Korrekturen noch in die 5000 Zeichen-Vorgabe. HA! Die Antwort kommt prompt zwei Wochen später: "hey wie war dein wochenende? :)" Und das ist kein Scherz jetzt.
Ich spare mir die Antwort, bin wieder traurig und gucke nochmal nach den Busenbildern.
Mittlerweile ... ich weiß nicht, wie es doch noch gelang, doch ich hatte Dates. Nicht mit Frauen, sondern mit ausgewählten Frauen. Es klingt wie: "Ich bekam dann das Sofa, das ich im Internet sah." Und genauso ist es eigentlich auch, wenn man mal ganz offen ist. Man ordert Katalogware, die dann selbständig kommt. An eine Packstation. Diese hat meist ein Klo und bietet Kaffee, aber im Grunde ist es das gleiche: Man identifizert sich und grübelt, was man da denn wohl bestellt hat. Ich darf all das sagen, denn ich befinde mich mittendrin. Ein Foto ist übrigens kein Bild. Ein Bild bekommt man vielleicht nach fünf Fotos. Manchmal auch nach zehn nicht. Meiner Erfahrung nach auch oft nach einem Jahr des Zusammenlebens nicht. Die erste Überraschung muss nicht unbedingt eine schlechte sein, ist es aber oft, was wieder den widerwärtigen Charakter des Ganzen aufzeigt: Ich kaufte nie ein Sofa, weil es gut aussieht, sondern weil es mir Ruhe und Besinnlichkeit verspricht. Und ich verglich niemals vorher eine Frau mit einem scheiß Sofa! Was ist nur aus mir geworden?
Das Fazit aller Treffen: Kennenlernen geht anders. Ich will eine Frau faszinierend finden! Der Dinge wegen, die sie sagt! Weil sie guckt wie sie guckt! Weil sie mit anderen spricht, wie sie es eben tut! Ich will zuhause sitzen und auf einen Anruf warten und dabei die Pöppel auf der Rauhfasertapete zählen. Ich will sie zuhause abliefern und an der Tür die Grenze erkennen. Und das gibt es auch. Das muss es geben!
Aber hier, an einem dieser verschenkten Freitag Abende bin ich die einzige Speise auf der Karte. Und ich werde nicht bestellt, nein, der Ober wird befragt. Über Temperatur, Beschaffenheit und Frische, über Farbe, Duft und eventuell allergene Substanzen. VOR ALLEM allergene Substanzen. Es macht keine Freude. Ich werde gerüttelt und geschüttelt, und alles, was aus den Taschen fällt einer raschen und lieblosen Begutachtung unterzogen, bevor es über den Tisch in den Ketchup-Fleck gescheuert wird. Im Geiste sitze ich breits lesend zuhause auf dem Klo oder überlege, was ich mir heute hätte kochen können. Und am Ende weiß ich: so geht Liebe nicht. Und ich fahre heim und singe im Auto traurige Lieder. Dabei sollte mir eigentlich eines aufgefallen sein: Ich bin hier wieder der Einzige gewesen, der keine Taschen gerüttelt hat. Aus Angst, dass doch wieder nur ein Lippenstift und ein altes Brot rausfällt und ich mich jetzt hier sofort richtig ärgere, dass ich nicht zuhause sitze und ein Bild male.
Manche wollen auch direkt knutschen. Und das soll man nicht als Kompliment missverstehen. Wenn man schon merkt, dass das Gespräch nur zum gegenseitigen Kopfschütteln anregt, ist Knutschen die beste Lösung, um endlich still zu sein, wenn man nicht so unhöflich sein will, die Person direkt wegzujagen. Ich habe also Verständnis. Man schließt die Augen und denkt sich weg. Aber schön ist was anders ... Bochum zum Beispiel. Oder Fußpilz.
Weiterhin: Frauen, in deren Profil keine Zigarette angezeigt wird, rauchen. Immer. Die anderen HASSEN rauchen. Immer. Rauchen ist schäbig und unsportlich. Es macht gelbe Zähne und ... ist nicht immer ratsam, wenns ums Knutschen geht. Das ist natürlich Quark, denn ich rauche auch, bin sportlicherweis sehr aktiv und kann über meine Zähne nicht so richtig klagen. Aber ich bin ja keine Frau und daher auch nicht emanzipiert genug, meine Defizite verstecken zu müssen.
Ferner: Nie!, aber auch niemals darf man davon ausgehen, dass eine Frau, die des Schreibens durchaus mächtig ist, auch spricht. Ich lernte mal eine kennen, die sogar schon ein Buch veröffentlicht hatte, was ich sehr ansprechend fand. Doch sie sah den ganzen Abend auf ihre sich gegenseitig knetenden Hände und parierte maximal mit drei Worten in Folge, die immer eine Pause von mindestens drei Minuten vorsahen, die ich mit Geistesblitzen zu planieren hatte.
Des Weiteren: Frauen, die heiter lachen und ihre Freude zur Schau stellen, melden sich womöglich nie wieder. Das kann daran liegen, dass sie kurzerhand verstarben, ist meistens aber darin begründet, dass sie gar nicht so viel Spaß hatten wie der selbstbewusste Mann dachte. Das darf man nicht persönlich nehmen, denn ein erstes Treffen ist soviel wert wie ein altes Bananenbrot.
Schlussendlich: Die Mails, die nicht komplett für die Hose sind, klingen immer wunderbar. Man passt zusammen wie die Faust in die Tasche. Man lacht, man scherzt und auch Sorgen und Nöte des Lebens scheinen plötzlich viel weniger zu wiegen. Man versteht einander. Und das liegt nunmal daran, dass man sich freut, überhaupt angeschrieben worden zu sein oder eine Antwort bekommen zu haben. Wozu ist man denn hier? Wozu sucht man denn im Internet einen Lebenspartner? Weil man stinkeeinsam ist. Und da reichen schon zwei Halbsätze und ein Smiley, um sich nicht mehr ganz so unverstanden zu fühlen. Ich schreibe "man" und meine natürlich mich.
Es ist nicht mehr wie damals. Wir alle haben uns weit voneinander entfernt. Vor einigen Wochen lernte ich A. kennen. Wir trafen uns auf einer Party im Freundeskreis. Wir redeten dummes Zeug auf hohem Niveau, lachten viel und ich mochte sie gut leiden. Ich habe sie nie angerufen. Sie ist real. Da geh ich nicht bei.
Das Internet ist die Pinnwand allen geistigen Verfalls. Jeder der nichts zu sagen hat, tut eben dieses nicht und schmiert sein dünnes Gebrabbel daumendick auf den nächstbesten Server. Horst erzählt vom heutigen Pizzabraten bei Marlies, Franz misst seiner Plattenkritik zur neuen Scheibe von wasweißichwem auch neben den 20 Seiten voll dummbaseligen Kommentaren auf Amazon einen hohen Nutzwert für die Welt bei, und Gisela möchte erzählen, wie es den Meerschweinen Fitz und Fatz seit den letzten zwei Stunden ergangen ist. Käse in Reinform, präsent wie Sparkassen-Filialen und mindestens genauso spannend.
Wozu?, dachte ich. Und ich gebe zu: Ich weiß nicht viel. Und deshalb korrigiere ich mein übliches Gezeter und sage: Gehet hin und schreibet, denn nun will ich es Euch gleichtun! Mal sehen, wie lange es hält. Soll Gisela von Meerschweinen schreiben, denn laut Hagen Rether sind sie der Beweis für Gottes Humor, und irgendwer wirds schon lesen wollen. Und ohnehin ist es doch immer schön, von heilen Schweinewelten zu lesen, wenn ansonsten nur gemiesepetert wird. Schreibt. Bevor ihr fern seht oder die Bekannte knattert, die eigentlich nur Liebe will.
Trugschluss Nummer zwei, dem ich sattelfest aufsaß: Es wird nur Stuss geschrieben. Ich sagte bereits: Ich weiß nicht viel. Und bis vor Kurzem hielt ich YouTube für den Ort, an dem Gisela ihre Meerschweine auch zeigen kann und maximal noch Musikvideos zu finden sind, die man lange vermisst hat und sich dann fragt, warum das so war. Das die Welt komplett an mir vorbeigelaufen ist, sagten mir nur ein paar Computerspiel-Fans, deren Kürzel ich nie verstand und deren Hohn ich keinerlei Bedeutung beimesse.
Voller Scham weinte ich still und wollte teilhaben an der Welt. Irgendwo zwischen Stuss und Geistesblitz müsse ein Stuhl frei sein. Denn die Frage, ob ich was zu sagen habe, ist irrelevant, solange mir der Drang innewohnt, mich mitzuteilen. Und so viele schlaue Menschen, deren Worte mich täglich begleiten, haben Dinge gesagt, die auch ich schon gedacht, wenngleich nicht geschrieben habe. Dumm, dass sie es schon gesagt haben. Aber es gibt immer welche, die das nicht wissen – und das ist verdammt nochmal meine Chance! Da ich aber faul bin wie Hutze, werde ich wohl vornehmlich Eigenes ersinnen.
Ich hoffe, es wird schlauer als dieses hier. Aber alles fängt wo an und irgendwo gibt es immer noch größeren Käse als den eigenen.
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