Die Fabel vom Patienten. Oder: Wie McGuyver es allen zeigte.

Neulich im Operationssaal eines unbestimmten Krankenhauses ...

Der Patient geht nicht mehr. Ist defekt. Fällt immer um. Hausarzt kann nix finden. Hat eh so viel um die Ohren. Also ab ins Krankenhaus.
Nicht lang fragen, direkt die Narkose ins Oberstübchen und mal gucken.

Bauchraum vom Schambein bis zum Kehlkopf aufschneiden. Hmm ... nix. Alles wo es soll. Fehlt auch nix. Luft drauf, Blut drin, Konsistenz und Farbe stimmig. Mist. Wird länger dauern. Gleich ist Mittag. Ach guck ... Blinddarm noch drin ... schnipp, eine Gefahrenstelle weniger. Nehmen Sie auch die Mandeln raus und gucken Sie bitte unterwegs gleich nach, ob noch Weisheitszähne drin sind. Die können weg.
Derweil mach ich hier wieder den Torso zu. Hoppla, Hoden verkratzt. Scheiß grobes Werkzeug für Kassenpatienten! Pflaster drauf. Wird schon wieder. Was nicht wird, kommt wieder und bringt Geld rein.

Was nu? Ah ja ... Kopf aufmachen. Also Säge anwerfen, Frisur vorsichtig beiseite legen. Schwester, Eimer! Hirn ist drin, daran liegt's also nicht. Aber nimm mal raus und mach einmal ordentlich den Scheißefilter hinter den Ohren sauber. Da sammelt sich so einiges. Wieder zusammenbauen, Frisur wieder drauf. Oh, falschrum. Vokuhila! Alle kichern.

Patient überall reinigen. Müsste wieder gehen. Weiß auch nicht.

Rechnung für die Krankenkasse schreiben.
Torso geöffnet, Unnützes entfernt, Blut- und Luftdruck überprüft. Scheiße entfernt. Torso versiegelt.
Schaden am linken Hoden ausgebessert.
Kopfteil geöffnet, Hirnwäsche durchgeführt, Filter gereinigt, Frisur aufgefönt.
Endreinigung.
Entlassung nach Endkontrolle.

Der fehlende Fuß wurde nicht entdeckt. Auch nicht die Tatsache als solche. Der Patient wird wieder umfallen und weiter Geld einbringen, wenn er diesen Zustand nicht akzeptiert.




Was ist das für ne Scheiße?, fragt sich der Leser.
Das ist eine überhaupt nicht hinkende Fabel. Und die Moral von der Geschicht: Traue dem KFZ-Mechaniker nicht.
Niemals! Denn genau wie oben beschrieben wird dort vorgegangen. Anders kann ich mir diesen groben Unfug, der jeglicher Vernunft Hohn spricht, nicht erklären.

Und das kam so:
Mein altes Gefährt, ein flitzemäßiger Audi A3 kam partout nicht mehr aus dem Arsch. Ich gab ihn zu treuen Händen in die KFZ-Fachwerkstatt meines Vertrauens. Dieses Vertrauen ist vererbt, da meine Erbauer ebenfalls dort zu den Stammgästen zählen. Wenn was vererbt ist, sollte man grundsätzlich zweimal hingucken, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich bekam den Wagen wieder. Stolz und mit erhobenem Schraubenschlüssel sprach der blau Bekittelte:
"Hier! Fertig! Der fährt wieder spitzenmäßig! Hahaha!"
"Aha. Und? Was war denn?", fragte ich.
"Die Lambda-Sonde hat Mist geredet, war kaputt. Hab ich ausgetauscht."
"Soso. Und was kost so ne Lambada-Sonde mit Ein- und Ausbau?"
"320 Euro krieg ich. Fährt wie ne eins."

Ich fuhr vom Hof. Um einiges ärmer als eh schon. Dass er wie ne eins fuhr, bemerkte ich nicht. Aber ich hab ja keine Ahnung von Autos, da muss man die Fresse halten. Fuhr bestimmt super. Wenn der Öl-Schamane das sagt, musses ja so sein.
Als ich dann mit 70 km/h über die Autobahn donnerte und beinahe in der Zeit zurückgereist wäre, fing ich doch an zu zweifeln. Leider bin ich faul und zudem recht beschäftigt, was immer eine dumme Kombination ist. Und so verging ein halbes Jahr.

Dann lernte ich McGuyver kennen. Er sitzt in der Buchhaltung, macht Kampfsport, kann kochen, erledigt Umzüge, repariert Haushaltsgeräte und hat garantiert noch weitere umfassende Kenntnisse, von denen niemand weiß. Denn er macht da kein großes Ding draus. Ich bin mir sicher, dass er aus einem toten Kamel und einer Zimmerlampe eine vortreffliche Planierraupe bauen könnte. Er bot mir an, für das geringe Entgelt eines Kuchens mal mein Auto zu checken. In der eigenen voll ausgestatteten KFZ-Werkstatt, die er sich so zusammenstellte, als er mal Zeit hatte. Ich gab ihm viel Zeit, da mittlerweile mein Firmenwagen ein paar meiner Probleme von allein gelöst hatte.

Eines Tages erschien er an meinem Schreibtisch:
"Ich hab den Fehler gefunden."
"Heureka! Was wars?"
"Der hat immer gepfiffen, wenn man am Gashahn zog. Der zog Luft. Das darf nicht. Hab das Loch gesucht. Warn Schlauch gerissen. War leider noch ein größeres Teil, was dazugehört. Muss man mitkaufen. Ist deshalb teurer geworden."
"WIE TEUER?!"

"38 Euro."

Plus Kuchen, is klar.