Ich rufe Jochen Malmsheimer

Wenn die Sendung nicht oft so unlustig auf lustig machen müsste, wäre sie noch besser. Doch ich will nicht schimpfen. Und so traf ich mich wieder vor dem Fernseher, als Jürgen von der Lippe "Was liest Du?" anmoderierte.
Er begann die Sendung mit folgenden Worten: "Es gibt nur einen, der mich in den Schlaf lesen darf". Und schon nach diesem Satz WUSSTE ich, wer der Gast der Sendung sein musste und freute mich wie jeck. Wie immer lag ich völlig richtig: Es war die beknacktest bekleidete Inkarnation der Idee, die Gott mal hatte, als er die Stimme erfand. Es war Jochen Malmsheimer.
Selten sind die Momente, die ich in kindlicher Aufgeregtheit vor dem Fernseher teichle. Aber ich teichelte arg. Deshalb dies.


Lieber Herr Malmsheimer,
lieber Jochen,

ich weiß, Du hast viel zu tun. Aber denk auch mal an mich. Ich versprach Dir einst in Witten, dass wir uns mal im Weitmarer Holz treffen, wenn Du Deinen österreichgroßen Hund Bracken ausführst, der aus dem Maul stinkt und nach vorn orientiert ist. Die Frau aus Weitmar verließ mich aber, und so ist mir der Weg zu weit.
Ich danke Dir vielmals für unzählige Stunden auf den Spuren von Wart oder Wesley. Für Abenteuer mit verwirrten Königen auf den Spuren des Aventurentieres, Zauberschlössern aus ranziger Butter und für Schlachten auf Pferden, die es in der Form längst nicht mehr gibt. Für die immense Kraft des treudoofen Türken und die listige Niederlage des Sizilianers. Und natürlich für Butterblume, die schöne Maid, die so lebendig aus meiner Kindheit erwachte. Und für das Murmeln des Königs.
Natürlich auch für Geschichten von Hebammen und anderen Imperativen, sprechenden Worten, der Dialektpresse, dem Oblomow und einem Treffen in der Disco. Vor allem aber für die Geschichten von Wart und Wesley. Hier vergesse ich sogar die russische Familie im Schlafzimmer über mir, die niemals Nachtruhe kennenlernten und immerfort Staub saugen. Es ficht mich nicht.

Aber denk auch mal an mich. Ich hab das nun alles öfter gehört, als man es verlangen könnte. Nun muss ich anderen zuhören, und das ist kein Spaß.

Bitte, lieber Jochen, lies! Es ist völlig gleich, was Du liest. Sogar dem Mist aus der Sendung mit Herrn von der Lippe konntest Du einen Zauber einhauchen. Lies meinetwegen ein Buch vom Bohlen. Oder das Örtliche. Aber gib mir die Kraft, wieder ins Bett zu gehen. Das sei mein Wunsch fürs nächste Jahr.

Ergebenst,
der Raketenmann

Abnehmen beginnt im Kopf

Nachdem die aktuelle Wirtschaftskrise den Medien viel mehr Quote durch Angst und Schrecken verspricht, vermisse ich etwas die alljährliche präventive Diät-nach-Weihnachten-Laberei. Nebenbei bemerkt: So ne Krise ist nur dann auch ne wunderbare Krise, wenn alle davon sprechen und so richtig schön die Hosen voll haben. Also Chefs und Vorstände, die eben auch nur die BILD (danke, Jens) lesen und deshalb lieber vorsorglich Leute feuern. Um en vogue zu sein. So macht man Krisen. Aber was reg ich mich auf – ihr habt die gutbezahlten Jobs, die anderen die Zeit, das Hirn zu verwenden. Doch ich schweife ab.

Wovon ich eigentlich erzählen wollte ...
Es ist schon eine ganze Weile her, aber die Geschichte fiel mir grad wieder ein. Und da mich auch eine gute Freundin täglich mit diesem Thema konfrontiert, will ich sie kurz niederlegen.

Es begab sich zu der Zeit, als ich in meiner Rolle als Autofahrer an einer Kreuzung der Grünphase harrte. Vor mir lenkte eine mittelalte Dame ein Fahrzeug, die mir schon seit Kilometern durch ungelenke Steuerung ihres Gefährts auffiel. Ich bin keiner, der sagen tät, dass Frauen nicht fahren können, um Gottes Willen, aber eben dieses Exemplar gehörte zu jenen Vielen, die schon Schuld empfinden, wenn sie morgens selbständig aufstehen. Und so fuhr sie auch.
Wir wollten gemeinsam links abbiegen. Der grüne Pfeil, der uns das nun erlaubte, verursacht bei vielen immensen Stress. Man ist sich nie so wirklich sicher, ob der Gegenverkehr wirklich stehen bleibt. Sicher ist nur, dass von hinten gehupt wird, wenn man eine Sekunde verstreichen lässt, um auch sicher zu gehen. Und die Unsicherheit ist in jedem Fall begründet. Den Beweis wollte die Frau nun selbst liefern. Obwohl ich nicht hupte. Ich war viel zu verblüfft ob ihres Tatendrangs.
Anstatt links abzubiegen, fuhr sie zunächst geradeaus weiter, bis die Verkehrsinsel vor ihr anzeigte, das solches Verhalten auf der Abbiegespur nicht vorgesehen ist. Durch souveränes Einlenken nach links umschiffte sie das Beton-Eiland aber nahezu rechtzeitig und bollerte nur mit einem Rad über den Rand. Auch die Verkehrsteilnehmer, die nicht aufgrund der Straßenverkehrsordnung zum Stehen gezwungen waren, standen nun und staunten.
Grade an der ersten Insel vorbeigeschrappt, war der Kurvenradius ihres Autos viel zu groß, um die nächste Insel, an der sie ursprünglich links hätte vorbeifahren sollen, zu umfahren. Und hier zeigte sich die Eigenschaft viel zu vieler Menschen, die mich täglich in Raserei und Gewaltphantasien zwingt: Weitermachen als wär nix.
Sie meterte also auf die zweite Insel zu, krachte über die Schwelle, die bei Verkehrsinseln hoch genug gebaut ist, um dem Fußgänger Sicherheit vorzutäuschen und holperte rechts an einem Schild vorbei, das einen Pfeil zeigte, der nach links wies. Nachdem sie, ganz Frau der Lage, auch den Slalom um die zwei Ampeln, die auf dieser Insel wohnten in beeindruckender Weise gemeistert hatte, krachte sie auf der anderen Seite wieder auf die Fahrbahn. Es konnte weiter gehen. Nix passiert. Dummdidumm. Nur die Frisur hatte sicherlich gelitten.
Ich setzte meine Fahrt hinter ihr mit offenem Mund fort und las den Aufkleber, der die gesamte Breite ihrer Heckscheibe einnahm und dem ich nichts hinzuzufügen hatte: "Abnehmen beginnt im Kopf".

In diesem Sinne. Esst die Teller leer! Wer weiß, ob's morgen noch was gibt.

Diesmal ohne Worte.

Nichts hinzuzufügen. Frohes Fest. Wo auch immer.
Puh.

Abschied von Tita

Sie wusste es nie, doch sie sollte die Mutter meiner Kinder werden. Leider warf sie andauernd Fremdes und wir kamen deshalb nie dazu. Nun warf man ihr das Handtuch. Um Platz zu machen für noch mehr Stumpfsinn, der sich erst gar nicht tarnen will. Vermutlich macht man damit mehr Geld. Ich weiß es nicht. Aber POLYLUX ging heute zum letzten Mal auf Sendung. Ob man damit spart, werden wir nie erfahren.

Es war nicht nur das erleichternde Gefühl, dass der Pocher endlich vorbei ist. Es war viel mehr. Und für mich, liebe Tita von Hardenberg, war es auch immer der Kleine-Jungen-Traum, der mich ans Gerät fesselte. Du hast mich immer verzaubert. Ich danke Dir für die gemeinsame Zeit, die wir nie teilten. Du warst nie da, wenn ich Dich brauchte. Oder Du warst wieder schwanger von einem anderen Mann. Aber allein Dir nehme ich sowas nicht übel. Ich würde Dir immer was kochen.

Bye bye, my love, goodbye.

Dein ergebener Raketenmann


Briefe nach draußen

"Du bist ja immer von irgendwas genervt" ist sehr oft die humanitäre Reaktion auf einen weiteren kläglichen Versuch der Mitteilung ins All. Es ist tatsächlich fast so. Das ist gar keine Frage. Das Perfide daran ist, dass der Satz gar nicht das jähe Ende einer keimenden Unterhaltung sein will, sondern tatsächlich als das erste Rauschen auf ein Signal erfolgt, das hier schon als nicht empfangen gelten kann. Wozu also noch weiter sprechen? Abwenden. Rauchen. Oder Nase putzen. Irgendwas halt. Jedenfalls weg gehen. Aber man soll es niemandem verübeln. Es gibt so viele Frequenzen wie Menschen, und das ist eines der Probleme. Dummheit ein weiteres. Desinteresse noch eins. Ach, die Liste ist so lang.

"Würde ich ohne irgendwelche Sozialkontakte durchs Leben gehen, hätte ich keinerlei Zweifel daran, dass ich es schaffe." ist eine recht logische Konsequenz aus dem, was wir mitunter Miteinander nennen. Für viele klingt das misanthropisch, was auch nur ein weiterer Beweis unserer sinnfreien Versuche des Begreifens ist. Es ist mitnichten ein "Dagegen", sondern vielmehr einfach tiefe Traurigkeit über eine Erkenntnis.

"Redet ihr nie zusammen?!" fragte der Chef mich und meinen Kollegen ständig. Und er traf mit seinem Mangel an Sprachkompetenz den Kern: Alle reden zusammen. Immer gleichzeitig. Es ist unendlich elend, sich immer den Dreck anderer Leute reinzuziehen, der einem selbst nie so richtig was sagt. Wie kann ich die Tiefe von irgendetwas begreifen, wenn ich einerseits selbst schwer damit beschäftigt bin, den Schnorchel aus der Scheiße zu halten und andererseits überhaupt keine Ahnung davon habe, was das Thema für denjenigen bedeutet, der es grad darlegt? Er übt sich dabei ja auch noch in Beschwichtigung, weil jeder über 6 weiß, dass niemand so wirklich vom Leid des anderen erfahren möchte. Man will ja niemandem zur Last fallen und wertet sich und seinen Kram daher schonmal im Vorfeld ab. So spricht einer, während der andere abwartet, entweder Empathie zu zeigen oder endlich seine eigene schwere Butter aufs Brot zu bringen. Ersteres ist löblich, aber doch Käse, weil man sich mit seiner Empathie doch nur selbst beweihräuchern will.

Und dennoch passiert es allzu oft, dass man doch zuhört und es aus ehrbaren Gründen geschieht. Und so japst man durch die Welt, beladen mit Geheimnissen von X und Y, verstrickt in Dinge, die A nicht von B wissen soll. Mit den Jahren sammeln sich Säcke voller Handbücher mit Regeln zu jedem Mitmenschen, bei Verstößen wird bitter empfunden und bestraft. Manch leichter Geist fängt dann mit Schubladen an, um sich zu erleichtern. Schubladen haben allerdings auch selten das Siegel der freiwilligen Selbstkontrolle und die Leute ziehen nur allzu oft um.

Wir sind allein. Und wir haben keine Ahnung, wer da vor uns steht, wenn's doch mal klopft. Die einzige Lösung ist dauerhafter Karneval unter Gesichtern, die wir schonmal wo gesehen haben. Wir lachen miteinander, damit wir nicht heulen müssen. Und die Kneipen sind voll, weil es so wunderbar funktioniert. Es interessiert mich einen Scheiß, ob Deine Mutter im Sterben liegt, mein Job ist weg. Und ich will partout nicht drüber nachdenken, ob meine nächste Woche noch ans Telefon geht. Also sprich Dich aus, ich hol uns solange ein Bier. "Aber ich trinke kein Bier!" "Ich hol ja welches!" Das viel gepriesene Reinversetzen in andere ist so elendig zermürbend, weil es Selbstvergessen voraussetzt, wo wir doch nur mal von uns erzählen möchten. Deshalb gehen wir raus zum Feiern, trinken uns den Schädel leer, sabbeln dummes Zeug als Platzhalter für wirkliche Themen vor denen wir Schiss haben, und wir haben uns gegenseitig allzu offenkundig lieb, damit uns irgendwer zurück lieb hat. Oder zumindest mal ne halbe Stunde so tut. Ein Riesenhaufen Kotze. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass immer da viel Alkohol weg geht, wo Menschen aufeinander treffen.

So traurig könnte es sein. Ist es oft auch. Neben all dem vergaß ich soeben fast die unfassbare Dummheit, die das Leben so pupsgemütlich für den Eigner macht, für den Mitmensch aber unerträglich. Ein einfacher Satz kommt zu 99 Prozent nach dem Stille-Post-Prinzip an. Und meistens ist der Schalter auf der anderen Seite grade gar nicht besetzt. Eine Freundin sagt, dass es darum gehe, sich mit Menschen zu umgeben, für die man sich interessiert. Und die auch umgekehrt Interesse haben. Aber selbst da türmen sich mitunter Mauern auf, die nicht überwindbar sind. Also: weiter feiern und beten, dass man nie bedürftig werde.

Wir können uns nicht um andere scheren. Haben wir gar keine Zeit für. Um 18 Uhr ist Feierabend und es ist keine Wurst mehr im Kühlschrank. Obendrein ist Derrick tot, mein Haar nicht schön und sowieso haben sich die anderen noch nie um mich gesorgt. Warum dann also ich? Und was schenk ich nur der verrhassten Verwandtschaft zum Fest der Liebe? Und komm ich heut gut rüber? Bei wem eigentlich? Und wie kommt nur soviel Pisse in mein Hirn?


"Time to bring it down again.
Don't just call me pessimist,
Try and read between the lines.
I can't imagine why you wouldn't
Welcome any change, my friend."
Maynard J. Keenan


Tool - Aenima



Peter Gabriel - Signal to Noise

Rauchen tut Not

Die Zahl der Nichtraucher stieg in den vergangenen zwei Jahren alarmierend an. Ich habe sogar Nichtraucher in meinem Freundeskreis. Erst heute hab ich wieder einen davon gesehen. Die Gründe, die sie gegen den Konsum von Zaretten anführen, sind zahlreich:
Die Butze stinkt, wenn man drinnen raucht. Man stinkt von innen; selbst, wenn man draußen raucht. Man sei so schlapp. Müde. Die Haut wird oll und faltig. Klamotten kann man nach zwei Minuten schon wieder in die Waschmaschine räumen. Ärzte sagen, die Adern würden eng. Vögeln könnte viel toller sein und Kinder kriegen sei nicht, weil vorne nur noch toter Fisch rauskommt. Ach, es gibt sicher viele mehr und es bleibt völlig uninteressant.

Ich sag Euch mal wie es ist, ihr Nichtrauch-Maden: Nichtraucher haben Mundgeruch! Ich küss lieber eine, die nach Kippe und Gemütlichkeit riecht als nach Scheiße, Zahnfleischerosion und Alkohol. HA! Und ohnehin sind WIR es, die das Land zusammenhalten. So viel Weihnachtsgeschenke und Autos könnt ihr doch gar nicht kaufen, um den Staatshaushalt derart nach vorne zu bringen, wie wir es in einer Woche tun. Und Sport! Freunde! Mit gesunden Lungen kann das jeder. Zieht Euch doch mal zwei Packungen am Tag rein und geht dann zum Sport; da gucken wir mal, wer hier fit ist. Nach zwei Packungen kommt ihr da gar nicht an! Ihr liegt kotzend vor der Tür, während wir leichtfüßig wie die Feen springen und singen. Jaha. Und guckt mal ... seit in Discos und bei Konzerten nicht mehr geraucht werden darf, stinkt es zum Himmel nach Schweiß und alten Unterhosen. Es stinkt nach Euch! Und genau das habt ihr auch verdient.

Eigentlich wollte ich aufhören, um ein vollendet drogenfreies Leben zu zelebrieren. Aber ihr geht mir alle so unfassbar auf den Sack, dass ich einfach weiter rauchen muss. Und ich handle da strikt nach den Worten eines Trainers bei einem richtigen Sport, bei dem nicht auf gepolsterten Höckerchen in rosa Handtücher gepupst wird: "Ich rauche, weil ich sonst zu fit wäre."

Ihr sollt meinetwegen alle gesund sterben. Ich lieg paffend im Nachbarsarg und mein letzter zittriger Atemzug wird ein heiseres Kichern sein! HA! Fuck you! Götter wohnen in Wolken!

Hosen runter, Berlin!

Es juckt mich seit geraumer Zeit, aber ich kann nicht dran kratzen ... die eine Person, die ich in Berlin kenne, kann einfach nicht andauernd so viele Zugriffe verursachen. Angela? Bist Du's? Wolfgang? Hast Du mich im Visier, weil ich mich als Hase tarne?

Wer seid ihr nur? Ich freu mich!

Der Jahresrückblick

K. sagt, man könne mit diesem Blog nur etwas anfangen, wenn man zum Bekanntenkreis gehöre. Das ist natürlich Unfug, aber K. war auch betrunken. Es ist übrigens schlimm, dass Betrunkene acht Stunden länger am Pokertisch sitzen bleiben als solche, die stocknüchtern analysieren. Ob sie gewann, wird Onkel Säc morgen verraten. Doch ich schweife wie üblich ab.
Damit K. sich aber ein bisschen im Recht fühlen kann, nun auch noch dies. Es ist allgemeine Rückblickzeit und ich will mich dem nicht verschließen. Ein Fest für alle, die mich kennen. Unfassbar langweilig für alle anderen.

Mein persönlicher Jahresrückblick. Nebst Bilanz.

Die Pros:
Ich lerne K. kennen.
Das Jahr ist um.
Ich schmeiße meinen Job (mal ausprobieren!).
Ich habe trotz Bänderanriss heldenhaft weitergekämpft.
Die Arbeit an meinem Röntgen-Starschnitt wurde erfolgreich um zwei Körperteile ergänzt.
Ich lerne T. aus S. kennen.
Die neue Opeth-Platte kommt raus.
Meine Katze vertraut mir wieder.
Ich lerne C. aus W. kennen.
Ich arbeite wie doof.
Ich lerne J. aus H. kennen.
Ich erkenne: ich bin zu alt für all diese Scheiße.
Ich erneuere meine Freundschaft zu S. aus nunmehr E.
S. aus nunmehr E. beeindruckt durch emotionale Stabilität.
Die neue Portishead-Platte kommt raus.
K. aus H. (natürlich ein Mann) macht mir das schönste Kompliment meines Lebens: "Wenn man Dich so reden hört, möchte man Dir eigentlich direkt was auf die Fresse hauen. Denkt man aber zwei Minuten drüber nach, merkt man, dass Du völlig Recht hast. Du lässt nur das Blabla weg."
Ich verliebe mich daraufhin in K. aus H., was seine Frau nicht stört.
Ich erhalte zwei neue Kyu-Grade.
Es erfolgt eine Intensivierung der Vater-Sohn-Beziehung durch den Bau eines Gartenteichs.
Ich storniere meine überbordend tiefe Freundschaft zu M. und T. aus H.
S. aus S. heiratet D. aus S.
Ich lerne M. kennen.
Ich lerne Freunde von M. kennen.
Ich freue mich.
J. aus B. verblüfft mich durch freundschaftliches Handeln.
T. aus H. schenkt mir meine erste Schusswaffe, mit der ich mir fünf Minuten später selbst ins Gesicht schieße.
Ich lerne K. aus K. endlich persönlich kennen und bin erquickt.
K. aus K. beeindruckt durch psychisches Leistungsvermögen.
M. erhält den 1. Kyu-Grad und dreht nicht durch.
Ich lerne Freunde von N. aus M. kennen und habe spontan Spaß, obwohl ich von Rittern umgeben bin.
Ich fahre ne Delle in mein schönes Auto, bleibe aber emotional unbeeindruckt.
S. und E. ziehen quer durch Europa geschätzte 17 Mal um und wir bleiben beste Freunde.
Dank M. aus H. bekomme ich eine Eintrittskarte für Hagen Rether.


Die Contras:
Ein neues Jahr beginnt.
Traurige Erkenntnis: T. aus S. ist wirklich völlig beziehungsgestört.
S. aus S. macht keine Musik mehr.
S. aus H. ist komplett beziehungsgestört.
T. aus B. entfacht unbändigen Groll in mir. Er kann aber nichts dafür.
N. aus B. aber durchaus.
C. aus W. ist auch irgendwie komisch.
Ich arbeite wie doof, was nicht anerkannt wird.
J. aus H. ist vollends durch den Wind.
Ich falle zum letzten Mal auf ein angebotenes Treffen mit D. aus H. rein.
Die russische Frau über mir entdeckt ihre Vorliebe für nächtlichen Haus- und Körperputz.
Ich bekomme einen asozialen Nachbarn.
Die Intensivierung der Vater-Sohn-Beziehung durch den Bau eines Gartenteichs scheint nicht so intensiv ausgefallen zu sein.
T. aus H. leidet unter einem Pferd.
Ich werde krank, nachdem ich krank war, kurz nachdem ich grade wieder gesund wurde.
C. aus W. (Nr. 2) hat eine wirklich schlimme Frisur.
Ich frage mich, wie das alles enden soll.
Ich finde keine Lösung für mein Kopfhaar-Problem.
Die einzige von mir frequentierte Disco wird mir über.
Ich habe ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln.

Bilanz:
Die Pros sind in der Überzahl. Es gilt im nächsten Jahr den Ertrag zu steigern und das Ertragen zu minimieren.

Die Metaphysik des Schwermetalls

Überdurchschnittlich schlaue Menschen sind oft völlig abgenervt, weil sie andauernd denken. Sie können nicht anders. Und da hilft nur eines: Heavy Metal!

Vielen scheint dies unbewusst klar zu sein. Der Umkehrschluss liegt nahe: Wer ordentlich Metal hört, kann sich schonmal als weise betrachten, muss aber mit schlechter Laune umgehen können, die indes nicht von der Mucke kommt.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, für dessen Kurzfassung ich K. aka A. sehr danken möchte. Wer mir nicht glaubt, kann es ja selbst hier nachlesen.

Nun habe ich nur dies kleine Häppchen der Studie lesen dürfen, aber mir kommen da Zweifel. Zunächst: Wenn Menschen, die selbst keinen Plan von "harter Musik" haben, über eben diese sprechen, wird's schnell ungenau. Mir ist der Unterschied zwischen HipHop und Rap ja auch nicht geläufig. Nichtmal der von Obst und Gemüse. Oder der von Wurst und Aufschnitt. Obwohl ich seit 25 Jahren Heavy Metal mag und daher schlauer sein müsste. Ich schweife ab.

Denken wir uns in folgende Situation:
Wir betreten eine völlig frei erfundene Diskothek im Ruhrgebiet an einem Samstag Abend. Hier wird Heavy Metal gespielt, den jeder so definieren würde. Aus den Boxen knötern Manowar, die Reinkarnation von Dschinghis Khan in der Version von Ralph Siegel, mit ihrem Hit "Warriors of the world". Erwachsene, zumindest ausgewachsene Menschen stehen in Leggins und Lederjacken herum, trinken sehr viel Bier und spielen Luftgitarre. Manchmal tun sie, als hätten sie ein Mikrofon in der Hand. Sind hier all die Professoren und Doktoren, wenn sie nicht in Laboren nach Lösungen bohren? Doch halt! Es ging in dieser Studie um Studenten, also nur angehende Professoren und Doktoren. Dennoch bleibe ich skeptisch.

Denkbare Situation Nr. 2:
Wir betreten ein völlig frei erfundenes Konzert einer lokalen Death-Metal Band, die sich natürlich auch dem Heavy Metal als Grundlage des Universums verschreibt. Auf der Oberbekleidung der Anwesenden finden wir heidnische wie satanische Symbole in lustiger Mischung. Klar, das ist erstmal mittelschlau, aber doch weit übers Ziel hinaus. Wir sehen ein Shirt der Band Cradle of Filth, die dieserorts postulieren, dass Jesus eine Fotze sei. Gleich mehrere inhaltliche Fehler. Wenn wir uns so umsehen ... hmm.

Wir gehen wieder zurück in die Disko:
Es läuft Kiss. "Feel my heat, taking you higher, burn with me, heaven's on fire!" Später läuft noch ein Lied über die Vorzüge dicker Busen. Je dicker das Kissen, desto besser könne man drauf drücken, heißt es da. Also ich weiß nicht. Vielleicht doch zu fest getrötet beim Naseputzen? Ob Immanuel Kant das auf seinem MP3 Player hatte, bevor er die "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" schrieb?

Wir sehen: so einfach ist das nicht mit dem Heavy Metal. Und, aha!, da steht's ja auch schon:
"These pupils said they did not consider themselves to be ‘Metalheads’ but identified with specific aspects of this youth culture."

Also: Nicht alle klugen Köpfe hören Manowar oder drücken auf Kissen. Und wer Manowar hört, ist noch lang nicht klug. Klug ist der, der das heimlich tut, finde ich.
Und man sollte der harten Musik nicht antun, was die Studie auch aussagen könnte: Bei zuviel bohrender Metaphysik im Hirn hilft nur ne Prise Motorhead, um sich wieder gesundzublödeln. So einfach ist das auch nicht. Empfehlenswert ist ein lecker Johanniskraut-Tee mit einer guten Opeth-Platte oder ein wenig Chopin. Klassische Musik und Heavy Metal haben bewiesenermaßen enorm viele Gemeinsamkeiten. Weil Metal eben schlau ist und Klassik sehr tolerant. Während Popmusik generell des Teufels Werk ist, sollten bis ins hohe Alter täglich elektrische Gitarren und akustische Celli ohral konsumiert werden. Aber ohne Leggins!

Der Vorfall am Fenster

Was muss eigentlich geschehen sein, damit man so einen Abdruck auf der Fensterscheibe im dritten Stock hat? Ich werde in diesem Jahr einen Meisenknödel aus Aspirin auf den Balkon hängen. Obwohl es mehr nach Bussard aussieht.

Das Bild ist nicht bearbeitet! Ich hab nur den Kontrast hochgedreht.

(Klick)

Sich gehen lassen

Montag, Dezember 08, 2008 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
"The greatest enemy will hide in the last place you would ever look." Julius Caesar

Zufälle sind seltsame Typen.
Gestern stand ich mit der liebenswerten L. zusammen und wir beguckten uns aus geeigneter Distanz meine Ex. Auf ihre Frage, warum wir denn nicht mehr zusammen seien, wollte ich diesmal nicht mit Groll, Zeigefinger und anschließender Reue reagieren, sondern kurz inne halten und einen Satz suchen, der den Kern zumindest streift. In einem Tanzlokal ist es noch ratsamer als sonst, erst zu denken und dann zu sprechen. Denn die Stimme versagt schnell, wenn die Musik laut ist. Nebenbei stellt sich mir folgende Frage: Warum müssen Betrunkene einem immer mitten ins Gesicht reden anstatt sich auf eines der angebotenen Ohren zu konzentrieren? Es stinkt nicht nur, nein, man hört auch nix. Und dann wird man noch bespuckt, weshalb man die Augen zukneift (Tröpfcheninfektion) und auch nicht Lippenlesen kann. Ich schweife ab.

Jedenfalls kramte ich kurz unterm Schädeldach und heraus fiel dies:
"Wenn ich sie mir so angucke ... ich wünschte, ich wäre ein bisschen wie sie. Dann könnte ich Dinge oder Leute, die ich nicht mag, einfach lächelnd als Dinge oder Leute hinnehmen, die ich nicht mag. Und ich müsste es weder kommentieren, noch würde es mich grundlos aufregen. Ich glaube, deshalb sind wir nicht mehr zusammen."

"Ach!", sagte L., "So toll kann sie ja nicht sein. Dann hätte sie nicht Schluss gemacht."
Und da hat L. natürlich völlig Recht. Doch mein Problem bleibt bestehen. Und mein Problem ist nicht meine Ex. Dass das hier mal ganz klar ist, weil es viele bezweifeln: Es geht um's PRINZIP, nicht um sie, liebe Freunde.

Und so kam es, dass ich heute "Revolver" sah. Ich bin ein Freund der alten Gangster-Filme a la "Good Fellas", freute mich auf Ray Liotta und wurde sehr überrascht. Zum Film selbst will ich nix sagen, denn ich möchte ihn hier noch empfehlen und deshalb nicht den Spaß vergeigen. Die Kernaussage kann dennoch mitgeteilt werden:
"Dein größter Feind bist Du selbst." Und natürlich ruft da des Regisseurs Ex Madonna aus dem Kabbalah-Karton, aber sei's drum.

Dem Abspann wurden Zitate zum Thema "Ego" beigelegt, die nicht besonders tief schürfen, aber in faszinierender Weise mit meinem Ausspruch L. gegenüber passten. Wir alle tragen ein Wesen in uns, das 24 Stunden am Tag versucht, sich hervorzutun, herumzubollern und zu ramentern. Am eindrucksvollsten kann man das übrigens an M. sehen; bei ihm zerstört es allerdings nicht soziale Kompetenzen, was ihn deutlich von mir unterscheidet und grade deshalb liebenswert macht. Zu seiner und vor allem meiner Rechtfertigung führe ich mir immer eine mir bekannte Person vor Augen, die vor lauter Ego-Wällen niemals Sonne sehen wird und mich schon beim dran denken in schiere Raserei versetzt. Ich schweife ab.
Es ist das "Ich" (nicht im Freudschen Sinne, sondern als Synonym für das Ego), das stets bestrebt ist, das zu verteidigen, was es sein will. Und wir glauben, dass es unser Selbst ist, weil es uns seit Ewigkeiten bescheißt. Wir gehen davon aus, dass wir mehr oder weniger eins mit uns selbst sind, werden aber Zeit unseres Lebens schwer verschaukelt. Es gelingt dem Verstand nicht, etwas zu erkennen, was den Verstand selbst steuert.
Da wir selten sind, was wir sein wollen, kracht's. Denn überall gibt es Leute, die auf einer Ebene besser sind als wir. Und das geht mal gar nicht. Und so regt man sich permanent über andere auf. Oberflächlich betrachtet. Denn eigentlich regen wir uns über uns selbst auf. Auch oberflächlich. Eigentlich haben wir komplett die Hosen voll! Weil andere irgendwas besser können oder irgendwas gar nicht können. Weil sie größer sind. Oder kleiner. Oder grüner oder was auch immer. Oder weil sie Dinge tun, die wir nicht verstehen. Es gibt tatsächlich Leute, die Reggae hören oder Hobbits gut finden! Pah! Wir intervenieren stante pede und machen unseren Standpunkt klar. Und wieder. Und wieder. Wozu? Ganz einfach. Weil wir uns hervortun MÜSSEN, um uns selbst standzuhalten.

Kabbalistische Gedanken sind mir nicht ganz fremd, seit ich Tool-Texte zu verstehen versuche. Die Betonung lege ich betont auf das Wort "versuche".
In "The Grudge" heißt es:

"Clutch it like a cornerstone, otherwise it all comes down.
Justify denials and grip them to the lonesome end.
Clutch it like a cornerstone, otherwise it all comes down.
Terrified of being wrong, ultimatum prison cell. (...)

Wear the grudge like a crown (of negativity)
Desperate to control (all and everything)
Unable to forgive (your scarlet lettermen)
And we're sinking deeper. (...)

Saturn comes back around,
lifts you up like a child,
drags you down like a stone,
to consume you till you choose to let this go (...)"

Wir tragen einen Groll (die direkte Übersetzung klingt etwas oll, die Vokabel tut's aber ganz gut) in uns, den wir dringend brauchen, um uns am Kacken zu halten. Wie ein Eckstein, ohne den jeder Torbogen einstürzt. Unser Ego steuert wirsch und unsinnig herum und der Verstand muss es irgendwie rechtfertigen. Wir wollen kontrollieren, was um uns geschieht, können nur schwer vergeben ("scarlet lettermen" erklärt sich mir aus einer damaligen Strafe für Ehebrecher, einen dunkelroten Buchstaben auf der Kleidung zu tragen - siehe "Der scharlachrote Buchstabe"), sind in uns selbst gefangen und die Spirale geht immer abwärts. Die Saturn-Nummer zu erklären, stellt mich jetzt vor eine Aufgabe, die ich nicht angehen will. Autsch! Gemerkt? Ich weiß was, sag's, erklär's aber nicht! Auf jeden Fall frisst es uns, bis wir lernen, es einfach dranzugeben. Das allerdings erfordert zunächst die Erkenntnis der Sachlage. Übrigens: Leute, die andauernd so tun, als würden sie alles tolerieren und liebenswert finden, sind des Teufels! Das kann nicht funktionieren. Also bitte nicht glauben!

Für mich als Freund des spontanen Aktivismus ergaben sich bereits mehrere Aufgaben aus diesen Gedanken. Eine erfüllte ich bereits VOR dem Gespräch mit L., was mich schon wieder sehr an der Existenz von Zufällen zweifeln lässt: Ich schrieb einer damaligen Freundin (also einer ohne Fummeln jetzt), die ich seit Ewigkeiten nicht sah, einen Brief. Wir stritten einst und sahen uns eigentlich grundlos nie wieder. Manche Menschen trifft man zu Recht nicht wieder, bei anderen ist es wirklich schade. Und ich schaffte es, diesen Brief ohne "ich will!" zu formulieren.
Ferner kommt grade jetzt eine der größten Herausforderungen: die weihnachtliche Familien-Zusammenkunft! Jochen Malmsheimer sagte treffend: "Zwischen Bescherung und Zerwürfnis kommt das Essen." Ich will mein Bestes geben. Doch die dunkle Seite der Macht ist stark in mir und meiner Familie.

Angekommen werde ich sein, wenn ich meiner Ex und ihrem neuen TYP in die Gesichter sehen und sagen kann: "Schön, dass ihr glücklich seid!" Aber manche Dinge kann man vielleicht auch auslassen auf dem Weg nach oben. Man soll nicht immer alles wollen, echt nicht. Wirklich. Nein. Nicht alles.




Give away the stone. Let the waters kiss and transmutate these leaden grudges into gold.

Let go!

Fahr doch vorbei, Du Penner!

Die Straße vor M.s Haus ist nicht sehr breit. Sie fasst nur ein Auto. Doch mitten in der Nacht kann man ja mal einfach anhalten, um wen in den Regen zu entlassen. Natürlich gilt auch hier Murphy's Law: kaum steht man, hat man zwei Rücklichter im Spiegel. Da Betrunkene immer länger brauchen, um sich zu verabschieden, fahre ich also kurz an die etwas entfernte Seite, um die Lichter vorbeizulassen. Die folgen auch brav, bleiben dann aber stehen. Es ist wohl immer noch zu eng. Also fahre ich wieder ein Stück weiter. Hier ist es nicht zu eng, aber der Hintermann will offenbar nur nerven und fährt nicht vorbei. Ich wende in einer Einfahrt und mache wirklich doll Platz. Sollte er jetzt nicht vorbeifahren, steige ich aus und entreiße ihm den hohlen Kopf durch die geschlossene Scheibe! Da sehe ich durch die Seitenscheibe – das Auto hat ne Laufschrift: "Stop. Polizei."
Ein Schutzmann steigt verärgert aus. "BLEIBEN SIE JETZT STEHEN?"

Liebe Polizei,
ich weiß, dass man eine halbwegs abgeschlossene Schulausbildung benötigt, um in grün auf dicke Hose zu machen. Ich nehme es Euch nicht übel, dass ich, der seit locker 10 Jahren höchstens mal Wick MediNait trinkt, hin und wieder Eure Geräte aufpusten muss. Ihr könnt nicht wissen, dass ich sogar am Wochenende nüchtern bin. Aber ihr könnt wissen, dass das alleinige Erscheinen von Scheinwerfern in einer regennassen Heckscheibe nicht bewirkt, dass man sich demütig und flach auf den Boden wirft. Und ihr müsst wissen, dass vermeintliche Rechtsbrecher auch mal frech werden, wenn man ihnen derart blöde kommt. Respekt bekommt man nicht nur durch einen Rollkragenpulli. Man muss auch hirnig zu handeln wissen. Die Laufschrift da auf Euren Autos ist nicht nur als Notlösung gedacht, falls einer nachts im Regen partout nicht erkennt, dass ihr gar nicht zu blöde zum Vorbeifahren seid. Obwohl ich mir da grad nicht so sicher bin. Ich stell mich auch nicht stumm neben eine Pommesbude und schrei nach ner Stunde, weil ich noch immer keine Currywurst hab.

Liebesbotschaften

Aaaach, es ist wieder soweit. Wie immer kreist hier ab Anfang Dezember der Pinsel, damit die jährlichen Weihnachtskarten pünktlich und stressfrei unter die Lieben kommen. Vergangenes Jahr hat mir der Stress die Kartenaktion versaut, wofür ich heute noch Reue empfinde. Dafür hab ich in diesem Dezember derart wenig zu tun, dass ich grade die zweite male. Ärgerlich ist, dass ich beide witzig finde. Wir werden sehen, welche gewinnt.

Da ich im Vorfeld immer schon eine Liste der Adressaten erstelle, sehe ich in jedem Jahr die Anzahl derer steigen, die mich fortan zünftig am Arsch lecken könnten, wenn ich sie ließe. Wer jährlich 5 Menschen zurecht aus seinem Herzen verbannt und immer noch eine derart lange Liste an Geliebhabten hat, darf sich demütig freuen. Es sind sogar noch welche dabei, die ich seit 15 Jahren kenne. Ich liebe Euch alle!

Über die Neuzugänge, besonders den schönen M. (die Zuckerpuppe aus der Kampfsportgruppe!) und seine goldige Dame, freue ich mich natürlich sehr. Aber ich danke auch denen, die schon meine ersten Karten bekamen. Ihr versucht schon lange mich zu mögen, und ich weiß das wirklich zu schätzen. Nein, weiß ich natürlich nicht, aber ich versuch's. Gott vergelt's.

Süß und saftig – eine Mark und Achtzig

Eigentlich wissen wir es alle: Was wir am Leib tragen, wird von Arbeitsbienen entworfen und von Sklaven geschneidert. Und beim täglich Brot sieht es nicht anders aus. Ich bin einer, der niemals einen dieser Back-Stores betreten würde, auch wenn das Brötchen bei der holden Bäckerin irgendwann fünf Euro kosten wird. Aber das rettet meine Seele auch nicht.

Ein Bericht auf WDR5 über die Unsitten der Textilkette kik und dessen Nachruf eines Freundes bewegen mich zum öffentlichen Nachdenken. Und natürlich meine Familie, die nicht müde wird, zu behaupten, dass alles einfach zu teuer sei und deshalb Lidl und kik die einzige Wahl seien. Das ist, zumindest im Fall der Bekleidung nicht nur ein ästhetisches Desaster. Und meine Familie ist beileibe kein Einzelfall. Einmal wöchentlich wird dort laut ausgesprochen: "Das bei Aldi sind alles Markenprodukte! Die dürfen da nur was anderes draufschreiben und deshalb wird's billiger!" Und niemand merkt, was er da spricht.

Prinzipiell ist es immer das Gleiche: Wir wollen nix zahlen! Weil wir ja selbst nix haben. Und die Lösung ist simpel, denn es gibt immer welche, die noch weniger haben. Also noch. Und solange es die gibt, wird es auch überall Läden geben, die uns suggerieren, dass es Shirts oder Schnitzel für unter 10 Cent geben kann. Solange es Nutztiere und Untermenschen gibt, kann uns nix passieren. BSE, antibiotikageschwängertes Fleisch, Mitarbeiterüberwachungen, Kinderarbeit und Hungerlöhne sind allesamt Taten schlimmer Menschen, und wir danken den fleißigen Medien für die Aufdeckung der Missstände. Solange wir uns genügend aufklären lassen, merken wir nicht, dass wir es selbst sind, die den Kühen den eigenen Eiter zu fressen geben, damit der stündliche Bedarf an Fleisch gestillt wird. Und solange wir uns genügend über die Arbeitsbedingungen in Auschwitz, nein, Fehler, sorry, Bangladesch aufregen und uns rund um die Uhr als Gutmenschen verstehen, merken wir auch nicht, warum manches so billig ist.
Denn wir lassen uns nicht verarschen! Es geht schließlich um unser Geld. Geld. Geld.

Dem Spiegel zufolge sind 50 bis 60 Prozent unserer Arbeitsfehltage dem Stress zuzuschreiben. 54000 Menschen in Deutschland sind wegen eines arbeitsbedingten Dachschadens früher in die Rente gekrochen. Rente? Fehltage? Muahahahaha! Wer in Kambodscha mit dem Kopf in eine Maschine gerät, muss sein Hirn selbst aufwischen. Das ist auch gut so, denn sonst müsste der Preis für die Putzfrau auf unser Shirt aufgeschlagen werden, womit wir dann schon bei 10,00001 Cent wären. Und die Fußfesseln gibt es auch nicht umsonst. Sowas summiert sich ganz schnell. Obwohl Denken auch nichts kostet, vermeiden wir es und lesen Reklamebeilagen. Und dann gehen wir zu kik und finden nix dabei. Wir jammern höchstens mal an der gebotenen Qualität. Wir im Westen haben andere Standards. Allerdings nur, weil es bei uns noch nicht wieder erlaubt ist, Kinder in 24-Stunden-Schichten knorke Schuhe kleben zu lassen. Die Banken arbeiten aber weltweit dran.

Zehn kleine Negerlein, die stricken mir ne Hos. Und wenn die auseinanderfällt, dann bin ich arg erbost.

Wenn die heiligen drei Könige bald ihre Goldkettchen, iPhones und Flachstbildschirme im Stroh neben der Krippe deponiert haben und noch ein wenig Kleingeld für die Gewissensspende bei irgendeinem Weltretter ums Eck abwarfen, begehen sie die Stille Nacht im Schein der Glückseligkeit. Nur dort aus dem Osten röhrt es noch sehr störend aus den rostigen Nähmaschinen in die stille, heilige Nacht. Und der Herr möge uns schützen vor dem Wohnungsbrand, wenn unsere pakistanischen Plastikkerzen den PVC-Baum in Brand setzen.

Die Frage, die sich mir jedoch stellt: Wo kann ich denn überhaupt noch was kaufen? Ist der Bio-Freak um die Ecke doch der, der am Ende lachen darf? Er sieht furchtbar aus.
Bei Kik, Aldi, Lidl, C&A, Karstadt, Otto und Tchibo kauf ich schonmal nicht. Und es gibt auch keine sportlichen Klamotten von Puma, Asics, Fila, Lotto, Umbro oder Nike. Aber beim Sport trag ich eh nur DanRho aus ... Moment ... wo kommt das Zeug eigentlich her?


Die Seite der Kampagne für Saubere Kleidung gibt es hier.