Schimmerand und elast

Gern lachen wir über die Tätowierungen schöner Menschen, die in chinesischen oder japanischen Schriftzeichen (was macht das schon für nen Unterschied?!) Dinge auf Körperstellen verewigt haben, deren Bedeutung sie nichtmal ahnen. Im berechtigten Glauben, dass nicht wenige Menschen "Hühnchen süss-sauer 12,80" oder "der Bahnsteig brennt ab 19 Uhr" stolz mit sich herumtragen, haben wir viel Freude an modebewussten Individualisten. Ich glaube, dass die Hälfte der fotografierenden Asiaten hierzulande ausschließlich knipsend und grinsend durch die Gegend ziehen, weil sie sich zuhause über die "Tattoos" ömmelich lachen.

Soweit nix Neues. Völlig neu für mich war, dass die Asiaten es mit europäischem Schriftgut ähnlich halten. Sie sind zwar nicht wahnsinnig genug, es sich tätowieren zu lassen, tragen es aber gern auf modisch-frechen Shirts mit sich herum. Und ich hätte den Irrsinn gar nicht begriffen, wenn mir nicht heute eine Kollegin einige Fotos ihrer Asien-Reise kredenzt hätte.

Mein absolutes Lieblings-Shirt trägt die dadaistische Aufschrift "Synthetisch Einfachste Ordnung Das Schachbrett". Immerhin fehlerfrei. Das würde mancher Deutsche so nicht hinbekommen.

Der Design-Prozess dieser Leibchen ist wunderbar an einem anderen Modell zu erkennen: Lautet die Headline noch einwandfrei "Heart Love&Peace HippyHippy", kommt der Subtext eher wie spontan entnommen daher. "453412345678914 DWER OWOGAR NARV KRIVKIKLI glänzender Auftritt g S b stretch Gerader ocker 50 Seitenlänge ohne und ca 129 schimmerand and elast. polya ly maschinenwäsche gegen (und so weiter)"
Man sieht den Designer vor sich, wie er Waschanleitungen abzutippen versucht und damit überfordert ist. Wer so ein Shirt trägt, gilt in China indes als schwer auf Scheibe. Zurecht, wie ich finde.