Der Kfz-Mechaniker meines absoluten Vertrauens sagte mir vor vielen Jahren mal: "Mach den Schlüssel da ab. Das geht sonst Fratze. Und das wird teuer, kann ich Dir sagen."
Was er meinte war: Man sollte den Autoschlüssel getrennt vom Schlüsselbund halten, also solitär quasi, denn das Zündschloss ist nicht dafür ausgelegt, sonderlich viel Gewicht rumzuschaukeln. Irgendwann ist die Zündung hin. Ich erlebte dies nie, denn ich tu immer was er sagt.
Die Sucht nach Altluft trieb mich heute kurz aus dem Haus und mir fiel vor Verlassen der Wohnung auf, dass ich den Autoschlüssel am Zigarettenautomaten nicht benötige. Also hängte ich die Wohnungsschlüssel wieder ans Brett und ging.
Hm? Da stimmt doch was nicht. Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, was mir erst auf der Treppe einfiel: mit dem Autoschlüssel komm ich hier gar nicht wieder rein. Und ich hab nur Hausschuhe an. Und ein Shirt. Und es ist gar nicht Juli.
Es ist nicht nur so, dass ich sehr vorsichtig bin, wenn es um meine Zündung geht. Ähnliche Obacht lasse ich auch walten, wenn es um meinen Frieden geht. Und aus diesem Grund haben meine Eltern, die 15 Minuten entfernt hausen, natürlich keinen Zweitschlüssel von mir. Eigentlich hat niemand einen Zweitschlüssel von mir. Nur ich selbst. Falls mal einer schlecht wird? Ich weiß es nicht.
Es ist selten gut, Nachbarn zu haben; in diesem Falle war es hilfreich. Und so nutzte ich fremder Leute Telefone, um einen Hausmeister anzurufen, den ich mal kannte. "Du musst das aufbohren! Wenn ich nen Schlüsseldienst anrufe, brauch ich nen neuen Dispokredit!" Da ich ja den Autoschlüssel in Händen hielt, holte ich den Mann mit dem Bohrer ab. Einmal angekommen, schüttelte dieser aber nur den Kopf ob der modernen Schließanlage. "Da komm ich nicht durch, keine Chance." Ich bekam kurz Panik, was mich etwas wärmte, bevor ich ihn wieder nach Hause fuhr.
Also schnell zur Mutti, denn Mutti hat Internet und ein Telefon. Denn nun hieß es: bei Mutti pennen oder den Schlüsseldienst anrufen. Oder auf dem Hof schlafen. Die erste Möglichkeit verwarf ich sofort. Sie hätte die Lösung auch nur auf später verschoben und meinen Frieden erheblich gestört. Die gelben Seiten halten so allerhand Schlüsseldienste bereit. Und sie heißen alle "A.A.A.A.A." oder "A.A.A.A.A.A.A.", scheinen also allesamt ziemliche Scheiße zu sein. Die "1.1.A.A.A.A."-Nummer wollte ich auch nicht wählen, denn mir fiel ein, was ich mal im Fernsehen las: Diese Nummern gehören Betrügern.
Weise wie ich bin, suchte ich den einzigen mit Adresse raus und rief ihn herbei, nachdem ich mir versichern ließ, dass die angegebenen 70 Euro nicht für die Anfahrt pro Reifen und zuzüglich Dienstleistung berechnet werden. Ne halbe Stunde später stand er vor der Tür und fragte: "Ist da Hund drin?". "Nein, nur Spinne", sagte ich. Das beruhigte ihn, obwohl er es sichtlich nicht verstand. Ich zweifelte etwas an meiner Handwerker-Wahl. "Hunde riechen das!", murmelte er, während er sich an der Tür zu schaffen machte. Komischer Typ. Ich sah ihn vor mir, wie er durch die offene Tür in meine Wohnung rennt, die Tür vor meine Nase schlägt und ruft: "Ist jetzt meine Wohnung! HAHAHAHA!"
Er befingerte die Tür. Sonderbar: Er nahm den etwas hervorstehenden Türspion zwischen zwei Finger und murmelte, dass DAS schonmal sehr gut sei. Was? Dass man rausgucken kann, wenn man drin ist? Kann man Türen, aus denen man rausgucken kann, besser öffnen? Oder dachte er daran, wie er mich beobachten kann, wenn ich draußen stehe und er die Wohnung übernimmt?
Er drückte hier, drücke dort, schob und klopfte sogar. "Hast Du Ausweis?" "Ja, da DRIN!" Er erzählte, dass er schon die komischsten Dinger erlebt habe, während er weiter einen persönlichen Draht zu Tür aufnahm, indem er sie überall berührte. "Man kann Klingelschilder einfach auswechseln und dann den Schlüsseldienst rufen. Dann ist man für 70 Euro beim Nachbarn drin!" Um Gottes Willen! Sind Menschen noch schlimmer als ich eh annahm?
Sein weiteres Vorgehen sah nicht sehr vielversprechend aus. Er nahm einen Draht. Nix. Er nahm ein Ding. Nix. Er rüttelte. Nix. "Gute Tür!", sagte er. Das wollte ich nicht hören. Dann endlich nahm er ein ... Schneidebrett? Es war lang nach Mittag, er wollte doch jetzt kein Brot schmieren! Nein, es sah nur so aus. Es war dünner. Er schob es zwischen Tür und Rahmen und rüttelte, dass er Putz rieselte. Das war dem Trick mit der Scheckkarte aus Filmen recht ähnlich, ich erkannte allerdings, dass Scheckkarten hier nicht geholfen hätten. Ein Schneidebrett schon. Denn die Tür sprang auf und eine wohlige Wärme strömte auf den Laubengang.
Ich nutzte sofort das neue Platzangebot und huschte in die Wohnung. Puh! Nachdem er seelenruhig sein Schneidebrett verpackt hatte und sich nochmal nach "Hund?" erkundigte, fiel sein Blick auf meine Sporttasche, auf der in riesigen Lettern "KWON" zu lesen war und aus der ein weißer Anzug lugte. "Ah! Kampfsport? Karate?" "Nein, Jiu-Jitsu." "Oh ...", er verbeugte sich demütig und lächelte ... "mein Herr ...!" "Ja, ich bin brandgefährlich!", sagte ich schnell, musste aber leider sofort lachen, weil ich mich selbst hören konnte. Doch die Gefahr schien gebannt. Ich war als erster drin und er hielt mich für einen zumindest ebenbürtigen Gegner. Ich werde beim nächsten Training die Erweiterung "Abwehr gegen Schneidebrettchen" zur Sprache bringen. Um meine freundschaftliche Haltung zu demonstrieren, zog ich kurzerhand Geldscheine aus der Tasche und gab ihm 10 Euro mehr als verlangt. "Ach so", fiel mir ein, "was hätte das denn gekostet, wenn die Tür nicht so einfach aufgegangen wäre?"
Da offenbarte er mir Wesentliches. Wenn ich abgeschlossen hätte, hätte er mit der FLEX erst so, dann so, und dann nochmal so ... und so weiter. "Mindestens 300 Euro." "Und wenn ich die Jungs mit den vielen AAAA angerufen hätte?" Das verstand er sehr gut: "Mindestens 400 Euro. Rufen sie da NIE an!"
Als er sich trollte, nahm ich den Erstschlüssel und meinen Autoschlüssel fest in die Hand, steckte beide in die Jackentasche und nahm den Zweitschlüssel aus dem Kasten, um ihn sofort bei Mama zu hinterlegen. Nachdem ich zweimal prüfte, ob ich auch alle Schlüssel in der Tasche hatte und sie nicht versehentlich in die Wohnung fallen konnten, zog ich eben diese zu. Und ich schloss ab. Zweimal.
Was er meinte war: Man sollte den Autoschlüssel getrennt vom Schlüsselbund halten, also solitär quasi, denn das Zündschloss ist nicht dafür ausgelegt, sonderlich viel Gewicht rumzuschaukeln. Irgendwann ist die Zündung hin. Ich erlebte dies nie, denn ich tu immer was er sagt.
Die Sucht nach Altluft trieb mich heute kurz aus dem Haus und mir fiel vor Verlassen der Wohnung auf, dass ich den Autoschlüssel am Zigarettenautomaten nicht benötige. Also hängte ich die Wohnungsschlüssel wieder ans Brett und ging.
Hm? Da stimmt doch was nicht. Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, was mir erst auf der Treppe einfiel: mit dem Autoschlüssel komm ich hier gar nicht wieder rein. Und ich hab nur Hausschuhe an. Und ein Shirt. Und es ist gar nicht Juli.
Es ist nicht nur so, dass ich sehr vorsichtig bin, wenn es um meine Zündung geht. Ähnliche Obacht lasse ich auch walten, wenn es um meinen Frieden geht. Und aus diesem Grund haben meine Eltern, die 15 Minuten entfernt hausen, natürlich keinen Zweitschlüssel von mir. Eigentlich hat niemand einen Zweitschlüssel von mir. Nur ich selbst. Falls mal einer schlecht wird? Ich weiß es nicht.
Es ist selten gut, Nachbarn zu haben; in diesem Falle war es hilfreich. Und so nutzte ich fremder Leute Telefone, um einen Hausmeister anzurufen, den ich mal kannte. "Du musst das aufbohren! Wenn ich nen Schlüsseldienst anrufe, brauch ich nen neuen Dispokredit!" Da ich ja den Autoschlüssel in Händen hielt, holte ich den Mann mit dem Bohrer ab. Einmal angekommen, schüttelte dieser aber nur den Kopf ob der modernen Schließanlage. "Da komm ich nicht durch, keine Chance." Ich bekam kurz Panik, was mich etwas wärmte, bevor ich ihn wieder nach Hause fuhr.
Also schnell zur Mutti, denn Mutti hat Internet und ein Telefon. Denn nun hieß es: bei Mutti pennen oder den Schlüsseldienst anrufen. Oder auf dem Hof schlafen. Die erste Möglichkeit verwarf ich sofort. Sie hätte die Lösung auch nur auf später verschoben und meinen Frieden erheblich gestört. Die gelben Seiten halten so allerhand Schlüsseldienste bereit. Und sie heißen alle "A.A.A.A.A." oder "A.A.A.A.A.A.A.", scheinen also allesamt ziemliche Scheiße zu sein. Die "1.1.A.A.A.A."-Nummer wollte ich auch nicht wählen, denn mir fiel ein, was ich mal im Fernsehen las: Diese Nummern gehören Betrügern.
Weise wie ich bin, suchte ich den einzigen mit Adresse raus und rief ihn herbei, nachdem ich mir versichern ließ, dass die angegebenen 70 Euro nicht für die Anfahrt pro Reifen und zuzüglich Dienstleistung berechnet werden. Ne halbe Stunde später stand er vor der Tür und fragte: "Ist da Hund drin?". "Nein, nur Spinne", sagte ich. Das beruhigte ihn, obwohl er es sichtlich nicht verstand. Ich zweifelte etwas an meiner Handwerker-Wahl. "Hunde riechen das!", murmelte er, während er sich an der Tür zu schaffen machte. Komischer Typ. Ich sah ihn vor mir, wie er durch die offene Tür in meine Wohnung rennt, die Tür vor meine Nase schlägt und ruft: "Ist jetzt meine Wohnung! HAHAHAHA!"
Er befingerte die Tür. Sonderbar: Er nahm den etwas hervorstehenden Türspion zwischen zwei Finger und murmelte, dass DAS schonmal sehr gut sei. Was? Dass man rausgucken kann, wenn man drin ist? Kann man Türen, aus denen man rausgucken kann, besser öffnen? Oder dachte er daran, wie er mich beobachten kann, wenn ich draußen stehe und er die Wohnung übernimmt?
Er drückte hier, drücke dort, schob und klopfte sogar. "Hast Du Ausweis?" "Ja, da DRIN!" Er erzählte, dass er schon die komischsten Dinger erlebt habe, während er weiter einen persönlichen Draht zu Tür aufnahm, indem er sie überall berührte. "Man kann Klingelschilder einfach auswechseln und dann den Schlüsseldienst rufen. Dann ist man für 70 Euro beim Nachbarn drin!" Um Gottes Willen! Sind Menschen noch schlimmer als ich eh annahm?
Sein weiteres Vorgehen sah nicht sehr vielversprechend aus. Er nahm einen Draht. Nix. Er nahm ein Ding. Nix. Er rüttelte. Nix. "Gute Tür!", sagte er. Das wollte ich nicht hören. Dann endlich nahm er ein ... Schneidebrett? Es war lang nach Mittag, er wollte doch jetzt kein Brot schmieren! Nein, es sah nur so aus. Es war dünner. Er schob es zwischen Tür und Rahmen und rüttelte, dass er Putz rieselte. Das war dem Trick mit der Scheckkarte aus Filmen recht ähnlich, ich erkannte allerdings, dass Scheckkarten hier nicht geholfen hätten. Ein Schneidebrett schon. Denn die Tür sprang auf und eine wohlige Wärme strömte auf den Laubengang.
Ich nutzte sofort das neue Platzangebot und huschte in die Wohnung. Puh! Nachdem er seelenruhig sein Schneidebrett verpackt hatte und sich nochmal nach "Hund?" erkundigte, fiel sein Blick auf meine Sporttasche, auf der in riesigen Lettern "KWON" zu lesen war und aus der ein weißer Anzug lugte. "Ah! Kampfsport? Karate?" "Nein, Jiu-Jitsu." "Oh ...", er verbeugte sich demütig und lächelte ... "mein Herr ...!" "Ja, ich bin brandgefährlich!", sagte ich schnell, musste aber leider sofort lachen, weil ich mich selbst hören konnte. Doch die Gefahr schien gebannt. Ich war als erster drin und er hielt mich für einen zumindest ebenbürtigen Gegner. Ich werde beim nächsten Training die Erweiterung "Abwehr gegen Schneidebrettchen" zur Sprache bringen. Um meine freundschaftliche Haltung zu demonstrieren, zog ich kurzerhand Geldscheine aus der Tasche und gab ihm 10 Euro mehr als verlangt. "Ach so", fiel mir ein, "was hätte das denn gekostet, wenn die Tür nicht so einfach aufgegangen wäre?"
Da offenbarte er mir Wesentliches. Wenn ich abgeschlossen hätte, hätte er mit der FLEX erst so, dann so, und dann nochmal so ... und so weiter. "Mindestens 300 Euro." "Und wenn ich die Jungs mit den vielen AAAA angerufen hätte?" Das verstand er sehr gut: "Mindestens 400 Euro. Rufen sie da NIE an!"
Als er sich trollte, nahm ich den Erstschlüssel und meinen Autoschlüssel fest in die Hand, steckte beide in die Jackentasche und nahm den Zweitschlüssel aus dem Kasten, um ihn sofort bei Mama zu hinterlegen. Nachdem ich zweimal prüfte, ob ich auch alle Schlüssel in der Tasche hatte und sie nicht versehentlich in die Wohnung fallen konnten, zog ich eben diese zu. Und ich schloss ab. Zweimal.