Randnotiz

WUTZEEEEL!

Unsere kleine Farm. Eine Hymne der Dankbarkeit

Soll so was hier stehen? Das ist doch eine öffentliche Seite. Da muss doch was Allgemeines stehen. Oder so. Nicht so intimes Zeug. Schlimm!

Papperlapapp! Erstens isses meine Seite und ich kann hier tun was ich will. Zweitens geht Liebe doch alle was an. Also los!


Es ist noch nicht lange her und wird hoffentlich niemals vergessen: eine Zeit, in der ich überall meine Leute hatte. Hier mal einen, da mal zwei, dort vielleicht gar ein Grüppchen, dass sich lange zusammenhielt, obwohl niemand davon so recht die Gründe dafür kennt. Bei manchen war es sogar so, dass ich nach Wochen einfach wieder auftauchen konnte, ohne mich erklären zu müssen oder Freundschaften zu erneuern hatte. Aber gut ging's mir dabei irgendwie nicht. Ich bin kein Typ für lose Bindungen, und auch keiner für enge Bindungen, die sich immer mal wieder lösen. Aber das weiß ich auch erst seit Kurzem. Vieles hab ich versucht zu begreifen; viele Hobbies, die mir komisch kamen, viele Ansichten, die mir seltsam schienen, viele Weisen, die ich nicht begriffen habe. Ein stetes Schwimmen. Völlig ohne Kontrolle. Hin und wieder stößt man an's Ufer, aber dem Fluss ist völlig gleich, was man grade tut. Und selbst die ein oder maximal zwei Personen, die ich für die Ecksteine des großen Ganzen hielt, entwichen hie und da ins Nichts oder nach Solingen (was in etwa das Gleiche ist, wenn man mal da war). Nebenbei: ihr bleibt mir lieb und teuer.

Als ich Onkel Säc, dem Fabulösen, dem Jack Atom, ja dem wunderschönen und bärenstarken Stahlträgermann und Superhelden in verschwitzten Unterhosen in der schweißnebligen Umkleide unseres Dojo gegenüberstand und ihm anbot, ihm bei der Renovierung seiner neuen Butze zur Hand zu gehen, konnte ich zweierlei noch gar nicht ahnen: Er hat wirklich weder ein Händchen fürs Handwerk, noch das Werkzeug, um dies vorzuführen. Und er sollte mir einer der teuersten und stahltreuesten Freunde werden. Mir fällt gerade ein, dass er immer noch mein Werkzeug hat.

Doch damit nicht genug! Er hat auch noch Freunde im Gepäck, die einen Vergleich nicht scheuen müssen. Tun sie auch nicht. Denn sie tun's einfach nicht. Und mit den Wochen lernte ich mehr und immer noch mehr kennen. Manche davon tragen auch im Sommer schwarze Röcke, obwohl sie einen Penis haben (ist ne Vermutung). Manche finden sich sehr toll und tun so, als fänden sie sich sehr oll. Manche sind wahre Samurai, wollen aber doch nur kuscheln. Manche bestücken jeden Satz mit Vokabeln wie "Fotze" oder "Schwanz". Manche sind Denker, manche sind Täter. Manche sehr still, manche sehr laut. Manche gewinnen jeden Feldzug und werden von anderen mit "Hurensohn, und ich mein das auch genau so!" beschimpft. Manche sind sehr grimmig, andere sehr sonnig. Manche sind steinalt, manche blutjung. Einige haben derart volles Haar, dass sie kein Kopfkissen brauchen, andere fönen schon lange nicht mehr. Und all die treffen sich andauernd, lang anhaltend und völlig freiwillig. Das einzige, was alle eint ist: Man ist für einander da, völlig gleichgültig, was grad los ist, wer man ist und ob man überhaupt was ist. Man kann sich getrost selbst mal richtig scheiße finden, denn die anderen haben einen trotzdem lieb. Man kann nicht tief fallen. Man kann sogar die absurdesten Gäste mitbringen und muss nicht fürchten, sein Gesicht zu verlieren. Gott, war das ne Scheiße!
Wenn ich eins nie war, dann tolerant und offen. Wenn ich wo auflief, hieß es oft "Ah, der Grimm kommt!". Und das stimmte auch. Geht aber nicht mehr.

Dass ich plötzlich auch noch Teil des Jack Atomschen "Inner Circle" sein durfte, war mir erst gar nicht verständlich, doch es ist mir die größte Ehre. Ich will meinen Stuhl immer schön sauber halten. Wirkliche Freunde sind rar gesät, sagt man. Wahrscheinlich, weil der ganze Sack Saat hier einmal umfiel und andererorts einfach nix mehr übrig war. Dass ich hier wutzeln ... nein: wurzeln darf, hab ich nicht verdient, aber ich nehme es dankbar an.

Wie der Jackson Michael es so schön zu sagen pflegte: I love you, R., H., S., M., C., J., N., S., N., S., T., J., C., T., M., W., C., M., M. und all die Satelliten, die uns so umkreisen! "So coole Freunde hab ich nicht!", sagte mal der Arschhase zu mir. Das wird sich zwangsläufig ändern. Aber auch wenn "cool" es nicht ganz trifft: die hat niemand!

Mmmmmmmaximum satisfaction!
Mittwoch, August 26, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
Mittwoch, August 26, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
Mittwoch, August 26, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu

Zunkunftsmodelle

Es ist Urlaubszeit! Drei Wochen nicht ins Büro und dem guten Leben frönen. Mal an den See. Oder ein Eis schlabbern am Nachmittag. Freunde gernhaben bis in die Morgenstunden. Die Nacht durchmachen und ausschlafen. Wunderbar.

So war das früher. Das muss irre gewesen sein. Man konnte den Urlaub ja auch noch bezahlen. Heute ist die Knete erschöpft, wenn man sich den Luxus erlaubt, mal nen flotten Joghurt bei Aldi einzutüten. Ich weiß noch, wie meine Eltern und ich stets im Sommer (wieso eigentlich im Sommer?) in den Urlaub fuhren. Wir haben da sogar gegessen, obwohl das nicht immer gut ausging.

Da ich Deutschland bin, gehe ich ab morgen zwei Wochen fremdarbeiten. Dafür hab ich den Urlaub ja. Es ist kein Platz geblieben, um mich von den Strapazen des Arbeit-Imitierens zu erholen, obwohl das bitter nötig wäre. Immerhin komme ich so für die nächsten Wochen an ein normales Gehalt. Normal für studierte Designer oder Kassierer bei Lidl halt, aber immerhin. Mittlerweile geht man ja schon zur Arbeit, damit die Nachbarn einen morgens wohin gehen sehen. Täte man das nicht, es wäre kein nennenswerter finanzieller Verlust.

Vor dem Gebäude des Bundesverbands der deutschen Industrie in Berlin hatte ich während meines Studiums, es müsste 2002 gewesen sein, eine meterlange Buchstaben-Installation fotografiert. "Verzichten" stand dort geschrieben. Hätte ich doch bloß begriffen, dass das kein Witz war.



Sonntag, August 23, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
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Helft alle mit!

Wie Allah mich künftig raushauen soll

"Der (raketenmann) trinkt ja gar nix."
"Nein? Ach! Wieso nicht?"

Nichts kann eine schöne junge Frau so rapide so hässlich werden lassen wie diese Frage. Sie hat immer noch diese strahlenden Augen, aber schnell wird klar, dass es nur die Deckenbeleuchtung ist, die durch den hohlen Schädel schimmert.
Im Grunde stimmt das ja auch nicht. Ich trinke zu wenig. Zwei Liter pro Tag schaffe ich selten. Dabei trinke ich wirklich gern, aber das Problem vieler Leute ist auch meines: Ich vertrag einfach nicht viel. Nach einem Liter Multivitaminsaft geht mir hintenrum die Tröte, weshalb ich einfach viel zu oft zu Cola und Konsorten, ja manchmal gar zu Wasser greife. Aber mit "nix" ist wohl hier einzig die Absenz von Alkohol gemeint. Eine der Fragen, die sich mir also permanent aufdrängt ist: Sagt man auch "der isst ja nix!", wenn einer keine Möhren mag? Ich glaube nicht, denn wahrscheinlich gehört der Konsum von Möhren nicht grundsätzlich zum sozialen Kodex. Was eigentlich bedauerlich ist.

Früher hab ich mir oft eine Antwort ausgedacht, die kurz alles klärt.
"Musse noch fahren?"
"Genau, ich will jetzt fahren."

Es gibt sicherlich Gründe für den Konsum von Alkohol. Die werden ja auch lang und breit und immerfort gelistet: Man ist dann lockerer, es schmeckt so lecker, man ist gesellig und offen und auch so lustig. Und tatsächlich glaube ich, dass man das wirklich nur glauben kann, wenn man bereits was trank, was einem das Hirn vernebelt. Mein Glaubensgenosse Hagen Rether bringt es wie immer auf den Punkt: "Warum fühle ich mich nach einem so schöööönen Glas Wein immer so hässlich?" Generell soll gelten: Wer glaubt, mit Alkohol lustig werden zu müssen, müsste sich permanent auf Pegel halten, um auf meinem Humor-Level zu bleiben. Ich kann mich wunderbar beschissen benehmen, sogar auf Milch. Viele große Literaten gossen sich permanent Destillat ins Oberstübchen. Edgar Allen Poe zum Beispiel, der bekannt ist durch seine lockeren und lustigen Texte.

Die vielgepriesene Happy Hour endet oft ganz unhappy mit ner Faust im Gesicht oder eben diesem im öffentlichen Durchfallbecken. Geselligkeit und Offenheit spielen da sicher eine große Rolle. Auch stellt sich mir die Frage, wie man so tickt, wenn man sich erst auf den niedrigsten gemeinsamen Nenner runtertrinken muss, um freundschaftlich und herzlich zoologische Laute herauszuböllern, und gesellschaftlich schwerwiegende Themen erörtern zu können. "Samma, wennnnn jjjjjetzzzzzt allllle Haaartzzz4 Leeuuuteee sooo tausennnnnd Euuuroo meeehr krieggg ggen, dasssss issst die eeeeinzzzige Lösssung, weiiil dasss is doch faaaair, weeeill, ...." (entnommen aus dem Abendprogramm dieser Woche).
Gern, wenn man besonders lustig ist, knetet man Sätze wie diese: "Es gibt keine häßlichen Frauen! ... es gibt nur zu wenig Alkohol!" Oder: "Leute, legt euer Geld in Alkohol an, wo sonst gibt es 40 Prozent!" Oder: "Mein letzter Wille: 5 Promille!" Und da gibt es wirklich nichts hinzuzufügen. Den "Freundinnen" meiner Ex war ich stets gern ein Graus. Zu später Stunde wurde sich gern flennend im Arm gelegen, während man Sorgen und Nöte besprach, die ohne den Suff nicht vorhanden gewesen wären. Das so kund zu tun trägt nicht zur Beliebtheit bei.

Grade die Vokabeln "lustig" und "locker" kann man wunderbar überprüfen, wenn man an einem geselligen und lustigen Abend mal mitschreibt. Nahezu alle Paare sind zerstritten, überall hocken Leute mit total geselliger Laune und es wird munter vor sich hin beleidigt. Natürlich nur aus Spaß, denn man ist ja lustig. Die Grenze von "lustig" liegt bei jedem woanders, allerdings immer im Rahmen von 4-5 Gläsern, bzw. Flaschen und wird immer erreicht. Ich habe die freundlichsten Leute aggressiv werden sehen. Alkohol zeigt Dein wahres Wesen, sagt man. Und da wir alle vom Affen abstammen, sollte man sich vielleicht diesbezüglich nicht so weit aus dem Fenster hängen. Wegen Alkohol wurde der Karneval erfunden, und so was hätten nichtmal Primaten hinbekommen.

Ein nicht mehr ganz neuer Trend ist das "Komasaufen" auf "Flatrateparties". Ich hab so was nie erlebt, was vielleicht darin begründet liegt, dass ich subfontanell nicht komplett verschattet bin, vielleicht aber auch darin, dass diese Begriffe reine Phantasiegebilde der Fernsehschaffenden sind. Ist mir auch gleich. Aber ich halte es für unterstützenswert, wenn Menschen sich in den Tod trinken. Vorausgesetzt natürlich, sie nehmen niemanden mit. Die Natur ist schlau und eliminiert Blödsinn von allein.

Aber halt! Ich will hier keinesfalls den Kreuzritter machen und Leute verteufeln! Jeder, wie er will oder nicht anders kann. Alkohol ist ne prima Sache, wenn man Fenster putzen will. Aber auch als Getränk soll ihn sich jeder einfüllen, wie es ihm beliebt. Nur bitte nicht mit mir diskutieren! Auch, weil ich einen immensen Logik-Vorteil habe, der mit jedem Glas wächst. Vor allem aber, weil nur ich das auch bemerke. Es mag Leute geben, denen Bier oder Wein oder was auch immer wirklich schmeckt (wirklich schmeckt!). Ich kann das nicht nachvollziehen, aber es gibt auch solche, die Blumenkohl mit Wollust essen können.

Für hier und immerdar beantworte ich also nun die Frage der Fragen aller schlichten Gemüter und derer, die sich vielleicht darum sorgen, dass ich mal schlechte Erfahrungen gemacht haben könnte. Nebenbei: Ihr macht alle permanent keine guten Erfahrungen.
Ich trinke keinen Alkohol, weil es dafür wirklich nicht einen guten Grund gibt. Den gibt es für meinen Zigarettenkonsum auch nicht, aber ich wurde mit 14 abhängig und bin mir bewusst, dass das schlimm ist. Alkohol macht mich nicht lustig. Diese kurze Zeitspanne, die ihr genießenswert findet, überspringe ich direkt. Ich kenne psychische Zustände, die dem Besoffensein sehr ähnlich sind, auch völlig ohne Alkohol. Und die befinde ich nicht für erstrebenswert. Den Gestank, der sich aus einem Bierhals in die Umgebung verteilt, versuchten schon unzählige Bands aus ihren Proberäumen zu lüften. Es ist der Odem des Todes und der Verwesung. Alkohol macht mich zudem müde und mürbe, was ich durch die Zigaretten eh immer bin. Mir wird schwindlig, und auch dafür muss ich doch nicht noch bezahlen. Schlussendlich weiß ich aber vor allem eines: das Zeug ist saugefährlich und überhaupt nicht lustig.

Und ab heute weiß ich eine neue Antwort auf die Frage, warum ich nie etwas trinke:
Ich bin Moslem!


Zusatzartikel:
Und gleich am nächsten Abend nach Veröffentlichung dieses Beitrages trug mir einer (wie immer unaufgefordert, weil mein seltsames Verhalten immer Gespräche auszulösen vermag) schwankenderweis Folgendes ans Ohr:
"Weisse, ich BIN Alkoholiker. Oder zumindest nah dran. Aber ICH hab da kein Problem mit. Weil: Ich weiß immer, wann ich aufhören muss." Besser kann man es nicht ausdrücken. Der Mann ist frischer Vater.

Mimimimi