Gedanken zur Nacht

Heute Nacht mag ich mal träumen.
Anders als wie sonst.
Träumen wie ich sanft vergeh,
und als Waschbär aufersteh.

Ein kleiner Kerl, so lustig lieb.
Putzig kleiner Apfeldieb.
Popowackelnd schnuffel ich
durchs Gras, und alle mögen mich.

Dem Rest der Welt, dem bin ich schnuppe,
und's ist mir völlig gleich.
Obama, Armut, Zuckerpuppe;
ich seh mich selbst im Teich.

Ich kleiner Wutz mit schwarzer Brille
und weiß beringtem Wuschelschwanz,
ich leb am Wald und harr der Dinge.
Mein Name wär Wacholderfranz.


Ich hasse Euch alle!

Man darf das Wort nicht sagen ... "Hass". Das klingt immer so apokalyptisch, und die Worte, die uns so zur Verfügung stehen sind eh derart abgefingert und rundgelutscht, dass ein Terrorist mittlerweile ohne die Vorsilbe "Top" auch niemand mehr ist. Mal gucken, was so kommt, wenn "Top" auch nicht mehr genügt, um das Superlativ-Tennis spannend zu halten. Obertop oder so. Nee, muss ja alles jeck nach international klingen ... also hypertop. Seis drum. Ich bevorzuge eh den Schnellkochtop. Und die Gemüsesuppe meines Vaters würde so manchen Topterroristen auch etwas sanfter stimmen.

Dem Unerfahrenen seis erzählt: Es gibt Bilddatenbanken im Internet, auf denen man sich flugs das ein oder andere schlecht geschossene Foto runterkaufen kann, wenn man mal keinen Querschnitt durch nen Koolibri zur Hand hat. Muss ja alles schnell gehen heute, und bis so ein Tier mal gefangen ist, ... furchtbar. Es macht auch ohne Ende Dreck.

Jedenfalls stand ich vor der Aufgabe, einen Kunden mit Fotos von Menschen zu beglücken, die:
1. nicht in die Kamera sehen,
2. nicht grenzdebil grinsen,
3. so mitteljung sind und
4. gruppendynamisch auftreten.

Und nach einer halben Stunde und einer eingehenden Überprüfung meiner Gefühle samt Infragestellung derer war klar: Ich darf Euch alle hassen!

Überall frische, schöne Menschen, vom Leben ungezeichnet, die sich offenbar den ganzen Monat die Zähne geputzt haben, bis es einem die Netzhaut zerdellt. Und alle sind glücklich! Sie arbeiten und lachen dabei. Sie nehmen den Scheff in den Arm und er lacht dabei. Er freut sich über seine Azubis und bringt ihnen Getränke mit Schirmchen. Sie sind schön. Sie sind erfolgreich. Und sie haben dennoch Freude. Tiefe Daseinsfreude, gepaart mit den weißesten Zähnen seit Gott den Schmelz ersann. Und vollem Haar.
Es ist zum Davonlaufen! Junge Menschen, frei geboren, um den Geist zu füllen. Aber sie grinsen einfach nur und sind schön. Und es ist so erhebend, ein Glas Milch zu halten, den Abfall zu essen oder mit der Nachbarskatze im Enddarm auf dem Tisch zu tanzen. Die Welt ist schön. Morgen gehe ich raus und grinse den ganzen Tag und Fremde werden mich umarmen, und ich nehme ihren Müll mit. Und Dienstag, wenn der Trainer mich wieder durch die Bude hetzt als wolle er meinen Tod verschulden, schwitze ich nicht. Nein, ich lache! Jahaaaa! Ich lache! Ich lache mich tot! Und dann bring ich Euch alle um!

Aber die Werbung will solche Bilder. Mit Realität verkauft man nix. Höchstens mal ne Mitgliedschaft im Behinderten-Bedauern. Aber ein iPod ist so viel erquickender als Hungerhilfe. Niemand braucht ein Auto, um irgendwo hinzufahren. Und Haare Waschen kann man auch mit Duschgel (mal ausprobieren!). Aber wir müssen auch so froh werden, wie diese Menschen. Und das geht nur mit Vileda.

Ich kann Internet

Früher war das einfach. Man schrieb "Bewerbung" drüber, sagte "Damen und Herren" zum Ansprechpartner, log sich einen zusammen, warum man grade diese und keine andere Firma mit täglicher Arbeit selbstlos unterstützen will, pappte eines dieser unsäglichen Fotos bei, die ein lustloser Fotograf zwischen Klo und Feierabend hinschoss und legte noch ne Zeugniskopie dazu. Fertig war die Katz.

Heute muss ich "Mappen" schicken. Und möglichst per Mail, denn niemand hat mehr Zeit, einen Briefumschlag zu öffnen. Und niemand hat zudem das Geld, den ganzen Unfug hübsch drucken zu lassen, den man da so angesammelt hat. Was tut man also, wenn man mitdenkt? Man haut's ins Internet. "Hier, klicken Sie! Der Wahnsinn!"

Bei mir ist das mit dem Internet ungefähr so wie mit dem Fotografen und den Passfotos: ich kanns einfach nicht. Es sieht richtig aus, funktioniert aber nirgends. Und so klob ich nun eine Woche Tag und Nacht am Rechner und nervte Menschen, die Internet können. Ich rufe hiermit aus: Ich schrob HTML! Ich schrob Javascript! Und CSS und all den Mist. Und nun funktioniert alles! HAHAHAHA!

Natürlich nur bei mir. Andere Rechner, andere Sitten. Und Windows ist immer noch weit verbreitet, in meinem Heim aber verboten. Nun such ich mir Arbeitgeber, packe meinen Rechner in einen Karton und schicke ihn hin. So können sie sich prima die fertige Webseite ansehen, die so aussieht, wie ich es beabsichtigte.

Und da ich diesen Blog weit weg halte von meinem Restleben, werde ich hier natürlich nix verlinken. Da wär ich ja schön bescheuert.