Man darf das Wort nicht sagen ... "Hass". Das klingt immer so apokalyptisch, und die Worte, die uns so zur Verfügung stehen sind eh derart abgefingert und rundgelutscht, dass ein Terrorist mittlerweile ohne die Vorsilbe "Top" auch niemand mehr ist. Mal gucken, was so kommt, wenn "Top" auch nicht mehr genügt, um das Superlativ-Tennis spannend zu halten. Obertop oder so. Nee, muss ja alles jeck nach international klingen ... also hypertop. Seis drum. Ich bevorzuge eh den Schnellkochtop. Und die Gemüsesuppe meines Vaters würde so manchen Topterroristen auch etwas sanfter stimmen.
Dem Unerfahrenen seis erzählt: Es gibt Bilddatenbanken im Internet, auf denen man sich flugs das ein oder andere schlecht geschossene Foto runterkaufen kann, wenn man mal keinen Querschnitt durch nen Koolibri zur Hand hat. Muss ja alles schnell gehen heute, und bis so ein Tier mal gefangen ist, ... furchtbar. Es macht auch ohne Ende Dreck.
Jedenfalls stand ich vor der Aufgabe, einen Kunden mit Fotos von Menschen zu beglücken, die:
1. nicht in die Kamera sehen,
2. nicht grenzdebil grinsen,
3. so mitteljung sind und
4. gruppendynamisch auftreten.
Und nach einer halben Stunde und einer eingehenden Überprüfung meiner Gefühle samt Infragestellung derer war klar: Ich darf Euch alle hassen!
Überall frische, schöne Menschen, vom Leben ungezeichnet, die sich offenbar den ganzen Monat die Zähne geputzt haben, bis es einem die Netzhaut zerdellt. Und alle sind glücklich! Sie arbeiten und lachen dabei. Sie nehmen den Scheff in den Arm und er lacht dabei. Er freut sich über seine Azubis und bringt ihnen Getränke mit Schirmchen. Sie sind schön. Sie sind erfolgreich. Und sie haben dennoch Freude. Tiefe Daseinsfreude, gepaart mit den weißesten Zähnen seit Gott den Schmelz ersann. Und vollem Haar.
Es ist zum Davonlaufen! Junge Menschen, frei geboren, um den Geist zu füllen. Aber sie grinsen einfach nur und sind schön. Und es ist so erhebend, ein Glas Milch zu halten, den Abfall zu essen oder mit der Nachbarskatze im Enddarm auf dem Tisch zu tanzen. Die Welt ist schön. Morgen gehe ich raus und grinse den ganzen Tag und Fremde werden mich umarmen, und ich nehme ihren Müll mit. Und Dienstag, wenn der Trainer mich wieder durch die Bude hetzt als wolle er meinen Tod verschulden, schwitze ich nicht. Nein, ich lache! Jahaaaa! Ich lache! Ich lache mich tot! Und dann bring ich Euch alle um!
Aber die Werbung will solche Bilder. Mit Realität verkauft man nix. Höchstens mal ne Mitgliedschaft im Behinderten-Bedauern. Aber ein iPod ist so viel erquickender als Hungerhilfe. Niemand braucht ein Auto, um irgendwo hinzufahren. Und Haare Waschen kann man auch mit Duschgel (mal ausprobieren!). Aber wir müssen auch so froh werden, wie diese Menschen. Und das geht nur mit Vileda.