Die Metaphysik des Schwermetalls

Überdurchschnittlich schlaue Menschen sind oft völlig abgenervt, weil sie andauernd denken. Sie können nicht anders. Und da hilft nur eines: Heavy Metal!

Vielen scheint dies unbewusst klar zu sein. Der Umkehrschluss liegt nahe: Wer ordentlich Metal hört, kann sich schonmal als weise betrachten, muss aber mit schlechter Laune umgehen können, die indes nicht von der Mucke kommt.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, für dessen Kurzfassung ich K. aka A. sehr danken möchte. Wer mir nicht glaubt, kann es ja selbst hier nachlesen.

Nun habe ich nur dies kleine Häppchen der Studie lesen dürfen, aber mir kommen da Zweifel. Zunächst: Wenn Menschen, die selbst keinen Plan von "harter Musik" haben, über eben diese sprechen, wird's schnell ungenau. Mir ist der Unterschied zwischen HipHop und Rap ja auch nicht geläufig. Nichtmal der von Obst und Gemüse. Oder der von Wurst und Aufschnitt. Obwohl ich seit 25 Jahren Heavy Metal mag und daher schlauer sein müsste. Ich schweife ab.

Denken wir uns in folgende Situation:
Wir betreten eine völlig frei erfundene Diskothek im Ruhrgebiet an einem Samstag Abend. Hier wird Heavy Metal gespielt, den jeder so definieren würde. Aus den Boxen knötern Manowar, die Reinkarnation von Dschinghis Khan in der Version von Ralph Siegel, mit ihrem Hit "Warriors of the world". Erwachsene, zumindest ausgewachsene Menschen stehen in Leggins und Lederjacken herum, trinken sehr viel Bier und spielen Luftgitarre. Manchmal tun sie, als hätten sie ein Mikrofon in der Hand. Sind hier all die Professoren und Doktoren, wenn sie nicht in Laboren nach Lösungen bohren? Doch halt! Es ging in dieser Studie um Studenten, also nur angehende Professoren und Doktoren. Dennoch bleibe ich skeptisch.

Denkbare Situation Nr. 2:
Wir betreten ein völlig frei erfundenes Konzert einer lokalen Death-Metal Band, die sich natürlich auch dem Heavy Metal als Grundlage des Universums verschreibt. Auf der Oberbekleidung der Anwesenden finden wir heidnische wie satanische Symbole in lustiger Mischung. Klar, das ist erstmal mittelschlau, aber doch weit übers Ziel hinaus. Wir sehen ein Shirt der Band Cradle of Filth, die dieserorts postulieren, dass Jesus eine Fotze sei. Gleich mehrere inhaltliche Fehler. Wenn wir uns so umsehen ... hmm.

Wir gehen wieder zurück in die Disko:
Es läuft Kiss. "Feel my heat, taking you higher, burn with me, heaven's on fire!" Später läuft noch ein Lied über die Vorzüge dicker Busen. Je dicker das Kissen, desto besser könne man drauf drücken, heißt es da. Also ich weiß nicht. Vielleicht doch zu fest getrötet beim Naseputzen? Ob Immanuel Kant das auf seinem MP3 Player hatte, bevor er die "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" schrieb?

Wir sehen: so einfach ist das nicht mit dem Heavy Metal. Und, aha!, da steht's ja auch schon:
"These pupils said they did not consider themselves to be ‘Metalheads’ but identified with specific aspects of this youth culture."

Also: Nicht alle klugen Köpfe hören Manowar oder drücken auf Kissen. Und wer Manowar hört, ist noch lang nicht klug. Klug ist der, der das heimlich tut, finde ich.
Und man sollte der harten Musik nicht antun, was die Studie auch aussagen könnte: Bei zuviel bohrender Metaphysik im Hirn hilft nur ne Prise Motorhead, um sich wieder gesundzublödeln. So einfach ist das auch nicht. Empfehlenswert ist ein lecker Johanniskraut-Tee mit einer guten Opeth-Platte oder ein wenig Chopin. Klassische Musik und Heavy Metal haben bewiesenermaßen enorm viele Gemeinsamkeiten. Weil Metal eben schlau ist und Klassik sehr tolerant. Während Popmusik generell des Teufels Werk ist, sollten bis ins hohe Alter täglich elektrische Gitarren und akustische Celli ohral konsumiert werden. Aber ohne Leggins!