Nachdem der Russe ja nun ausgezogen ist und all sein Gelärm und Ramentern mit zu neuen Nachbarn nahm, wähnte ich mich in friedvoller Stille. Doch da hatte ich meine Rechnung ohne Polen gemacht.
Ich fange mir entweder mitleidige Blicke oder den Zeigefinger am Kopf ein, wenn ich sage, dass Hoffnung stets ins Leere führt. Ich bin dann der Miesepeter, der Griesgram und der Schwarzseher. Dass das einfach nicht stimmt, würde jeder erkennen, der mal nen Monat mein Leben führt.
Seit einem Monat etwa bollert es im Hause. Immer, ja immer, zwischen 1 und 3 Uhr Nachts. Ich wurde wahnsinnig. Mehrfach bin ich durchs Haus, um dem nächtlichen Heimwerker das Handwerk zu legen. Nie fand ich ihn. Es bollerte weiter. Bommbomm, bomm, bommbommbomm, immerzu, bommbomm, mal lauter, mal leiser, aber immer deutlich hör- und spürbar. Und immer, wenn ich ins Bett ging. Ich schlich nach oben, ich schlich nach unten. Die basslastige Quelle war nicht auszumachen, wenngleich sie das Treppenhaus durchdrang.
Am Samstag beschloss ich erneut, dass der Ofen jetzt aus ist. Ich war grade dabei, mich in Batmans Arkham Asylum an einen Gegner anzuschleichen, als es wieder begann. BommBommBomm. Bis hierher und nicht weiter! Ich stoppte das Spiel, zog mich an und sperrte die Lauscher auf. Das gesamte Treppenhaus rauf ... es wurde leiser ... wieder runter ... es wurde lauter ... Ich ging in den Keller, gewiss, dass dort jemand Holz hacke und ich ihn nun erledigen kann. Nichts. Stille.
Doch plötzlich ging es wieder los. Diesmal lauter denn je und direkt über dem Keller! Ha! HA HA HA! Ich hab Dich! Es blieben nur drei Wohnungen, die wirklich in Betracht kamen und ich schlich, ohne das Licht zu bemühen, die Türen ab. Und siehe da, ich fand die Quelle!
Hinter der Tür musste jemand auf einem Laufband laufen oder mit einem Basketball auf den Boden donnern. Und, verdammt!, sie sang dabei! Sie! Es war eine Frau. Sie sang "Baby, don't hurt me, don't hurt me, no more!" Ich empfand dies als direkte Ansage an mich und wollte ihr wirklich sehr wehtun. Sie sang leicht schief, insofern man das bei solcher Musik sagen kann, und sie sang leicht abgehackt, als würde sie jemand dabei vögeln. Ich grübelte. Wer kann hier wohnen? Ich kenne hier doch alle. Zumindest vom Sehen. Und wieder: BommBommBomm, baby, dont' hechel hechel hurt me dont' hechel hechel hurt me no more! Es war zwei Uhr Nachts. Ich klingelte entschlossen. Sie sang. Ich klingelte erneut. Sie sang. Verdammt! Sie hatte einen Kopfhörer auf!
Nach zehn weiteren Klingelversuche, die nun sicher auch die direkten Nachbarn erreicht haben müssten, gab ich auf. Zum ersten Mal im Leben befand ich, dass es nun an der Zeit sei, die Polente zu rufen. Und so tat ich.
Als die zwei Beamten 15 Minuten später mit mir durchs Haus gingen, bollerte es immer noch. Entgegen meiner Vermutung, gebe ich zu, denn ich war vorher sicher, dass der sportive Nachtmahr geschafft im Bett liegt, wenn die Polizei anrückt. Aber sie bollerte. Leider sang sie nicht.
"Ist das vielleicht nur ne Waschmaschine?", fragte ein Beamter. "Singt ihre Waschmaschine 'baby, don't hurt me'", fragte ich zurück. Er war überzeugt. Es wurde gebimmelt. Und gebimmelt. Und gebimmelt. Und dann reagiert.
"Hallo? Weris da?"
"Die Polizei."
"Warrumm? Wasist passierrt?"
"Wir hören seltsame Geräusche aus ihrer Wohnung und wollten mal nachsehen."
Die Tür ging auf und darin stand die Frau, die ich mir in Leggins und Frottee-Sirnband auf einem Laufband vorgestellt hatte. Eine, die solche Dinge singt, geht in Discos und so. Die Wahrheit war erschreckend. Leggins hatte sie wirklich an. Aber darüber trug sie eine Küchenschürze, wie meine Oma ihrerzeit auch. Auch war sie nicht ganz in dem Alter, in der ich sie vermutet hatte. Sie war die typische polnische Bäuerin in den Fünfzigern, nur eben ohne Gummistiefel. Ihr Haar war klatschig und aus dem Wohnzimmer hinter ihr röhrte ein Kopfhörer auf Lautstärke 11, wie man es sonst auch eher von jüngeren Leuten oder den Jungs von Spinal Tap kennt.
Der Rest der Ermittlungen verlief ergebnislos. Sie beteuerte nur immer wieder, dass sie weder gesungen hätte, noch gesprungen wäre. Doch wir beide wussten genau, wie die Wahrheit aussah: Jede Nacht MTV auffe Ohren und dann die Kartoffelstumpen tüchtig kreisen lassen - SO sah das nämlich aus! Ein völlig absurdes Bild.
Sie entschuldigte sich mehrfach, falls sie jemanden mit ihrem Überhauptnichtstun belästigt habe. Den Beamten schien diese Ungereimtheit nicht aufzufallen, mir jedoch schon. Aufgefallen ist mir auch, dass seitdem Nachts Ruhe ist.
Ich fange mir entweder mitleidige Blicke oder den Zeigefinger am Kopf ein, wenn ich sage, dass Hoffnung stets ins Leere führt. Ich bin dann der Miesepeter, der Griesgram und der Schwarzseher. Dass das einfach nicht stimmt, würde jeder erkennen, der mal nen Monat mein Leben führt.
Seit einem Monat etwa bollert es im Hause. Immer, ja immer, zwischen 1 und 3 Uhr Nachts. Ich wurde wahnsinnig. Mehrfach bin ich durchs Haus, um dem nächtlichen Heimwerker das Handwerk zu legen. Nie fand ich ihn. Es bollerte weiter. Bommbomm, bomm, bommbommbomm, immerzu, bommbomm, mal lauter, mal leiser, aber immer deutlich hör- und spürbar. Und immer, wenn ich ins Bett ging. Ich schlich nach oben, ich schlich nach unten. Die basslastige Quelle war nicht auszumachen, wenngleich sie das Treppenhaus durchdrang.
Am Samstag beschloss ich erneut, dass der Ofen jetzt aus ist. Ich war grade dabei, mich in Batmans Arkham Asylum an einen Gegner anzuschleichen, als es wieder begann. BommBommBomm. Bis hierher und nicht weiter! Ich stoppte das Spiel, zog mich an und sperrte die Lauscher auf. Das gesamte Treppenhaus rauf ... es wurde leiser ... wieder runter ... es wurde lauter ... Ich ging in den Keller, gewiss, dass dort jemand Holz hacke und ich ihn nun erledigen kann. Nichts. Stille.
Doch plötzlich ging es wieder los. Diesmal lauter denn je und direkt über dem Keller! Ha! HA HA HA! Ich hab Dich! Es blieben nur drei Wohnungen, die wirklich in Betracht kamen und ich schlich, ohne das Licht zu bemühen, die Türen ab. Und siehe da, ich fand die Quelle!
Hinter der Tür musste jemand auf einem Laufband laufen oder mit einem Basketball auf den Boden donnern. Und, verdammt!, sie sang dabei! Sie! Es war eine Frau. Sie sang "Baby, don't hurt me, don't hurt me, no more!" Ich empfand dies als direkte Ansage an mich und wollte ihr wirklich sehr wehtun. Sie sang leicht schief, insofern man das bei solcher Musik sagen kann, und sie sang leicht abgehackt, als würde sie jemand dabei vögeln. Ich grübelte. Wer kann hier wohnen? Ich kenne hier doch alle. Zumindest vom Sehen. Und wieder: BommBommBomm, baby, dont' hechel hechel hurt me dont' hechel hechel hurt me no more! Es war zwei Uhr Nachts. Ich klingelte entschlossen. Sie sang. Ich klingelte erneut. Sie sang. Verdammt! Sie hatte einen Kopfhörer auf!
Nach zehn weiteren Klingelversuche, die nun sicher auch die direkten Nachbarn erreicht haben müssten, gab ich auf. Zum ersten Mal im Leben befand ich, dass es nun an der Zeit sei, die Polente zu rufen. Und so tat ich.
Als die zwei Beamten 15 Minuten später mit mir durchs Haus gingen, bollerte es immer noch. Entgegen meiner Vermutung, gebe ich zu, denn ich war vorher sicher, dass der sportive Nachtmahr geschafft im Bett liegt, wenn die Polizei anrückt. Aber sie bollerte. Leider sang sie nicht.
"Ist das vielleicht nur ne Waschmaschine?", fragte ein Beamter. "Singt ihre Waschmaschine 'baby, don't hurt me'", fragte ich zurück. Er war überzeugt. Es wurde gebimmelt. Und gebimmelt. Und gebimmelt. Und dann reagiert.
"Hallo? Weris da?"
"Die Polizei."
"Warrumm? Wasist passierrt?"
"Wir hören seltsame Geräusche aus ihrer Wohnung und wollten mal nachsehen."
Die Tür ging auf und darin stand die Frau, die ich mir in Leggins und Frottee-Sirnband auf einem Laufband vorgestellt hatte. Eine, die solche Dinge singt, geht in Discos und so. Die Wahrheit war erschreckend. Leggins hatte sie wirklich an. Aber darüber trug sie eine Küchenschürze, wie meine Oma ihrerzeit auch. Auch war sie nicht ganz in dem Alter, in der ich sie vermutet hatte. Sie war die typische polnische Bäuerin in den Fünfzigern, nur eben ohne Gummistiefel. Ihr Haar war klatschig und aus dem Wohnzimmer hinter ihr röhrte ein Kopfhörer auf Lautstärke 11, wie man es sonst auch eher von jüngeren Leuten oder den Jungs von Spinal Tap kennt.
Der Rest der Ermittlungen verlief ergebnislos. Sie beteuerte nur immer wieder, dass sie weder gesungen hätte, noch gesprungen wäre. Doch wir beide wussten genau, wie die Wahrheit aussah: Jede Nacht MTV auffe Ohren und dann die Kartoffelstumpen tüchtig kreisen lassen - SO sah das nämlich aus! Ein völlig absurdes Bild.
Sie entschuldigte sich mehrfach, falls sie jemanden mit ihrem Überhauptnichtstun belästigt habe. Den Beamten schien diese Ungereimtheit nicht aufzufallen, mir jedoch schon. Aufgefallen ist mir auch, dass seitdem Nachts Ruhe ist.