"Schlaaachn tot!" Wie ein Nachbar mal um Euthanasie bat.

Was? Schon wieder ein Eintrag zu dem Thema? Da muss man ja nicht dauernd neue Beiträge schreiben!
Nun ... man bekommt ja auch mehrere Nachbarn.

Der alleinstehende Mittfünfziger neben mir bringt mich zwar nicht so arg um den zarten Verstand wie das Mistschweinesaupack über mir, er gibt sich aber redlich Mühe, auch in eine höhere Liga aufzusteigen.
Dann und wann steigt man in den Aufzug und wird stante pede blind, weil einem der Alkohol in der Luft des kleinen Räumchens umgehend den Sehnerv zerfrisst. Dann weiß man: er ist wieder unterwegs. Außerhalb seiner unmöblierten Zelle. Mitsamt seiner Freunde.

Mit tränenden Augen steigt man aus dem Aufzug, atmet tief die frische Luft des Hausflurs, öffnet die Tür zum Laubengang, der zu drei Wohnungen führt und wird begrüßt vom Anblick des absoluten Nullpunkts des Menschseins. Torkelnd und müffelnd hält sich dort ein Menschrest vor der Tür meines Nachbarns aufrecht und harrt des Einlasses, während er seine Selbstgedrehten austritt, wobei die ausgelullerte Plastiktüte verdächtig glasig klappert.

Irgendwann wird ihm meist geöffnet von diesem Mann, der sich offensichtlich Penner nach Hause einlädt, damit er ein paar Freunde hat. Wenig später schallen dann animalische Geräusche aus der Bude.

Gestern war offenbar Fussball im Fernsehen angesagt. Ich erschrak kurz, als das Primatengebrüll aufkam, besann mich aber dann, dass es nur wieder er und seine Freunde waren.

Als ich später aus der Stadt nach Hause kam, schwankten sie mir entgegen und rochen gegen den Wind. "Ey, Junge! Wennen Bayern siehs, dann schlaaachn tot! Hehehehe." "Hmhm, mach ich", entgegnete ich kurz, wobei ich die Luft anhielt und schnell vorbei wollte.
"Ich bin auchn Bayer, hehehehe!" hob er an, das Gespräch laufen zu lassen. Ich dachte für einen kurzen Moment ernsthaft drüber nach, seinem Vorschlag Folge zu leisten. Die zwei wankenden Wracks wären nun wirklich keine ernstzunehmenden Gegner gewesen, zumal sie eh schon halb tot waren. Zipp zapp, und zumindest ein irrer Nachbar mitsamt Herde weniger. Zwischen den Mülltonnen wären sie auch nicht aufgefallen. Ein verlockender Gedanke. Ich wusste aber nicht, ob ich noch genügend Seife im Hause hatte und der Gedanke an direkte Berührung, und sei sie auch noch so kurz, schüttelte mich. Ich ging also einfach weiter und ärgere mich immer noch ein bisschen darüber.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Sonntag, Mai 24, 2009 by hodi aka raketenmann 5 Mal Senf dazu
Ich erwähnte mal das unheilige Dreckspack in der Wohnung über mir. Diese andauernd lärmenden Mistmaden mit andauernd lärmenden Mistmadenfreunden, die auch lärmende Mistmadenzöglinge werfen und diese immerzu mit sich rumschleppen, auf dass sie lernen, wie Mistmaden so richtig Lärm machen.
Nachdem ich erfuhr, dass dieses verdammenswerte Gezöcht baldig, sprich zum ersten Mai, die Wohnhöhle wechselt und damit nicht mehr über mir ihrem Lebenszweck frönt, war ich guter Dinge. Mein Gemüt wurde schlagartig um einige tausend Lux aufgehellt und ich schrieb dieserorts einen Blogeintrag, in dem ich meine Freude auszudrücken versuchte.
Und Goldi kommentierte: "Freu Dich nicht zu früh!"

Sie sollte Recht behalten, was in ihr nun sicher eine schelmische Freude auslöst. Ich will es ihr gönnen, dass sie mal Recht behält. Aber der Preis ist hoch.

Ich schreibe weiterhin Beschwerden, die niemand beachtet. Diesmal habe ich aber die Mail Adresse eines direkten Ansprechpartners, dem ich einfach mit dem guten alten Copy-Paste-System täglich 5 Mails gleichen Inhalts mehr sende. Vielleicht lässt sich da irgendeine Routine programmieren.
Kürzlich tat ich, wie ein bitterer alter Mann tun würde: Ich schlug des Nachts mit dem Hammer an die Decke, bis dort ein Krater klaffte und ich tags darauf Staub saugen musste. Es nützt ja nix. Raufgehen bringt nix. Sie wissen ja selbst nicht, dass sie Lärm machen, wie ich schon berichtete. Der Mensch als solcher zeichnet sich durch Eigenschaften aus ... durch Liebe, Arroganz, Mitgefühl, Unmut, Herdentrieb, zwei Armen, zwei Füßen, einem Kopf und der Fähigkeit, seinen Gefühlen mannigfaltig Ausdruck zu verleihen. Das Pack über mir entstammt einer Mutation, die die Evolution hin und wieder hervorbringt, um neue Wege auszutesten. Diesen Wesen fehlt das meiste, was unsere Rasse ausweist. Arme und Beine sind dran, aber sonst gibt es da nur Lärm. Und deshalb wissen sie es nicht. Man kann ja auch uns Menschen nicht verblüfft fragen, warum wir denken. Das ist halt so. Bei manchen mehr, bei manchen weniger. Und die Evolution ist da auf einem guten Weg, denn Stumpfsinn und der komplette Verlust von Reflexion sind starke Eigenschaften, die ein langes und glückliches Lärmleben versprechen, während andere daran zerbrechen.
Nicht die Star-Trek-Visionen von Gene Roddenberry werden unsere Zukunft bestimmen. Es wird vielmehr der Planet der Affen sein. Obwohl ... wenn ich an den fabulösen Film "Der erste Kontakt" aus der Star Trek Reihe denke, in dem die Überrasse der Borg die Menschheit zu assimilieren versucht, sehe ich Parallelen. "Wir sind der Russe. Sie werden zerlärmt werden. Widerstand ist zwecklos."
Hui, ich bemerke grad zweifelhaftes Gedankengut an mir selbst. Aber ich bin unbesorgt, habe ich doch auch eine sehr liebe Freundin von russischer Herkunft. Aber so ist das halt ... bekommt man genug Frust angehäuft, wird's gefährlich.

Einen Tag nachdem ich meine Zimmerdecke zu Klump schlug, was kurzzeitig Ruhe brachte, lief mir der Adressat meines Hasses fast vor's Auto. Und er grüßte freundlich. Ihn zu fragen, wann er und seine Brut endlich wie Wände zu wechseln gedenken, unterließ ich. Ich hätte gespuckt und aus den Ohren geblutet und dann ins Gefängnis gehen müssen. Ich, der sonst so sanft ist.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.