Er mochte keine Mittwoche

It's bashing-time again.
Grade zur Knoppers-Zeit, wo sich andere ein kleines Frühstückchen gönnen, ballert ein wirrer Jugendlicher 16 Leute über den Haufen. Bis zum Mittag kommt die Meldung mindestens minütlich auf allen Sendern. Es werden Gärtner befragt, Leute, die den Irren schonmal von hinten gesehen haben und die Meinungen von Schülern aus der Serengeti eingeholt. Fanfaren in Moll, ein hallunterlegtes "Der Mörder von Winnenden" wird eingespielt und der ganze Scheiß geht wieder los. Ist auch viel dramatischer als Opel-Krisen oder derlei. Glück gehabt. Da hat uns einer hübsch das Vorfrühjahrsloch gestopft, nachdem die Meldungen über den Untergang des Vater- und Abendlandes die Angst nicht mehr so recht zu schüren vermögen. Man stumpft halt ab.

Keine zehn Minuten später geht es auch schon los. Er wäre immer ein Stiller gewesen. Aber er habe Gruselfilme gesehen. Und Softair-Waffen besaß er. Aha! Jetzt geht es wieder los. Ich freu mich.

"Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert!" heißt es da. Und, dass man sich nicht vorstellen könne, was den Burschen zu sowas trieb. Mann! Dabei wollen wir doch alle in die finsteren Gruben dieser Familie glotzen! Und überall zeigefingern. Für die Bürger heißt es nun: warten auf die Erkenntnis. Für Zeitungen, Radiosender und vor allem RTL heißt es vor allem: Angst machen. Schön die Hosen füllen.

Was Radio Bochum heute ritt, ist mir indes noch nicht klar. Ob es nicht greifbare Baseligkeit oder ein Trost spendender Griff ins Zeigefinger-Klo war? Direkt nach den Nachrichten spielte man munter "I don't like Mondays", ein Song über einen ähnlichen Fall, und Genesis' "Land of confusion". "Theres too many men, Too many people making too many problems. And not much love to go round. Can't you see, this is a land of confusion."
Radiostation of confusion vielleicht. Aber es gab auch schon Reklame mit der Headline "Jedem das Seine", ohne dass es wer merkte.

So. Ich werf jetzt mal ein Ballerspiel an. Und dann zieh ich mir noch nen Gruselfilm rein. Die "Nachrichten" sind mir schon sehr lange zu shocking geworden. Was wohl Kinder empfinden, wenn sie jeden Tag mit Hetze und Paranoia konfrontiert werden? Und ist ne tüchtige Ballerei nicht eine wirkliche Alternative zu Hartz4? Man kommt wenigstens mal raus.

NACHTRAG:
Neue Erkenntnisse! Er habe sogar Sexfilme (nuschelnd: "Pornofilme") auf seinem Computer gehabt. Das sei jetzt nicht weiter wichtig für die Ermittlungen, aber ich finde auch, dass man das mal ganz gut an die Öffentlichkeit geben sollte. Sexfilme! Das musste ja so kommen! Pornos, Gruselfilme und Killerspiele. Da hamwerse doch alle beisammen.

1 Response to "Er mochte keine Mittwoche"

  1. Anonym Says:

    Ah, du hast noch nicht gehört dass es ein Video davon gibt wie er erschossen wird, wie ich sehe.

    Thorsten K