Der Geist ist willig, der Körper nicht. Eine Leidensgeschichte.

Gibt es sowas wie ein Terminbakterium? Oder eine Form der Allergie auf Termine, die nicht durch tränende Augen, sondern immer wieder durch neue Formen diversester Krankheiten aufzutreten weiß? Weiß das wer?

Es ist schlimm!
Am längst vergangenen Wochenende freute ich mich auf ein Wiedersehen mit alten Freunden. Und da die nie so recht ausm Arsch kommen, wurde ich später sogar barsch und rüde, als ich nicht schnell genug an Ort und Zeitpunkt des Treffens gemahnt wurde. Wir fanden einen Termin. Und den sagte ich zwei Stunden später ab. Wegen Durchfalls. Sowas tut man öfter, aber diesmal war es nicht gelogen. Onkel Säc kann unsere verpassten Dates wegen körperlicher Unstimmigkeiten meinerseits schon nicht mehr zählen.

Am Mittwoch sollte es soweit sein. Tina Dico in Köln! Herrlich! Einer Freundin und mir kaufte ich zwei Karten zu je 23 Euro und freute mich wochenlang wie jeck auf ein kuscheliches Konzert voller Depression und tief empfundenem Herzschmerz.
Dienstag Abend wurde mir etwas blümerant beim Training, was sich zuhause durchs Fieberthermometer klären ließ. 39 Grad sind zuviel. Warum heute?! Nicht nur mein Bürostuhl blieb also Mittwoch leer, nein, auch musste Tina ein Loch in der Menge erblicken und war sicher trauriger als sowieso schon. Und verdammt, ich hätte sie getröstet! Naja, wenn da nicht diese gewisse Frau ... aber ich will nicht wieder abschweifen.

Der Hobbypsychologe in uns allen weiß Rat: Hier weigert sich das Unbewusste und schickt allerhand Vorwände, um die Sache zu klären. Eine andere These kam mir gestern: vielleicht ist es einfach nur so, dass ich grundsätzlich vor Terminen zu grobem Unfug neige. Mir fiel meine Freundin Goldi ein, die mich just nach einem Tag Bauchschmerzen meinerseits kritisch beäugte, als ich wieder Weingummi und Chips wegmampfte, als gäbe es kein Morgen. "Du lernst es nie".

Ich dachte nach. Etwa 4 Stunden bevor ich mich mit besagten Freunden treffen wollte, beschloss ich, dass ich's mir mal richtig gut gehen lasse und orderte dieser Entscheidung eingedenk ein Kilo Schokoladeneis, welches ich nur unter Zuhilfenahme enormer Willenskraft vollständig in mich reinstopfen konnte. Der Genuss war längst gewichen, aber ich erinnerte mich, dass es gut schmeckt und fraß und fraß. Ich mach ja auch so viel Sport und kann mir das leisten.
Und so kam ich zum nächsten Gedanken. War es so, dass ich geschätzte fünf Tage vor dem Dico-Konzert täglich Hanteln und Gegner hob, bis mir jedesmal fast die Kotze hochkam? Kann man gar kein Superheld werden innerhalb zweier Wochen? Verdammt! Ich hab mich erwischt!

Mein Geist ist also willig, aber der Körper schwach.
Es ist schwierig im Leben: Denkt man zuviel, muss man Pillen nehmen, um wieder runter zu kommen. Denkt man nicht, muss man Pillen nehmen, um wieder aufrecht gehen zu können. Und ich bin nunmal kein Mann des Mittelweges.

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