Man kann vom iPhone denken, was man will. Völlig überteuerter Technik-Stuss, braucht kein Mensch, hat nur eine Maustaste, die Knipse ist zum Wegwerfen, und so weiter und so fort. Alles völlig richtig. Nur ist es mir, in meiner Rolle als technikbegeisterter Mensch, mittlerweile komplett wurscht, ob man überhaupt damit telefonieren kann oder nicht. Diese untergeordnete Funktion ordnet sich immer mehr unter und ich habe mittlerweile ernsthaft dollen Respekt vor Apples Produktentwicklungsteam und dessen hellseherischen Fähigkeiten.
Vor kurzer Zeit fragte sich die Menschheit, was es nützt, wenn ein Telefon einen Sensor inne hat, der auf Bewegung reagiert. Dann kamen die ersten Spiele und jeder wusste es. Und bald konnte Hinz wie Kunz iPhone-Programme entwickeln und jedermann zugänglich machen. Völlig blödsinnige Scheiße wie digitale Wasserwaagen kamen dabei raus. Aber in der Masse an Ideen, die den iPhone-Usern mittlerweile über 100.000 Mini-Programme in offiziellen Kanälen zugänglich machen, sind echte Perlen versteckt.
Mein gestriger Streifzug führte mich zu "Sleep Cycle". Und es ist wirklich langsam beängstigend. Sleep Cycle nutzt den Bewegungssensor des Fernsprechapparates, um die Schlafphasen des Käufers zu analysieren. Wozu? Ganz einfach: Um ihn genau dann zu wecken, wenn die Schlafphase günstig ist. Per Wecker brutal aus der Tiefschlafphase getreten zu werden, kann dem Geweckten den Tag versauen. Es gibt Leichtschlaf, Traumschlaf und Tiefschlaf. Diese Phasen wechseln sich immer wieder ab. Und nur im Leichtschlaf sollte man geweckt werden, um die Räderung im Alltag zu minimieren.
Und das geht so. Man starte das Programm, stelle den enthaltenen Wecker und lege das Telefon neben das Kissen. Fertig. Nun bemerkt das Gerät Gehampel und Gezappel des Schläfers und weiß daher immer, in welche Phase der Nachtruhe dieser sich befindet. Wer das, wie ich, nicht glaubt, kann den Testmodus bemühen und sich anhören, dass das Gerät wirklich bemerkt, wenn man sich dreht und wendet. Hat man den Wecker auf 7 Uhr gestellt, kann es sein, das man bereits um 6:45 Uhr mit leisen Klängen geweckt wird. Oder erst um 7:15 Uhr. Vielleicht auch erst um 7:30. Das 30-minütige Zeitfenster, das sich der Weckmechanismus selbst einräumt, erklärte ich bereits weiter oben: erst in der Leichtschlafphase wird gebimmelt. Das Programm analysiert über mehrere Tage das Schlafverhalten, ja fordert sogar einen Reset, wenn eine neue Matraze erworben wurde.
Beim Frühstück kann man sich dann anschauen, was in der Nacht so los war. Eine Statistik zeigt Anfang, Ende und Verlauf des Knackens. Ein töfte Diagramm zeigt mir an, wie ich wann schlief und ob es gut war.
So der Hersteller. Ob das alles stimmt, ist mir völlig egal, denn verglichen mit der Philips-Aufwachlampe oder ähnlichem Aufwach-Tinnef, ist Sleep Cycle relativ günstig: Für 79 Cent kann man schonmal was riskieren. Einen Extrawecker stelle ich mir allerdings doch noch.