Es ist zum aus der Haut fahren!
Und das kam so:
Stand doch der tonnenschwere Scheißröhrenfernseher immer noch im Flur rum, weil ich zu faul war, ihn zu entsorgen, weil dies eines Krans bedurft hätte, entschied ich heute kurzerhand, das Gerät im Schlafzimmer zu deponieren. Dies baute ich auch direkt um, damit es nicht aussieht, als hätt ich ihn lediglich dort deponiert. Ich hab ja Urlaub.
Ja, und nu? Keine Antenne im Schlafzimmer.
"Sag mal, Vater ... geht da son DVBT Antennen Ding?"
"Nein, die Kiste hat noch keinen Decoder. Mussen Kabel nehmen und durche Wand."
"Ich komm gleich, leg mal den Bohrer raus."
Als ich heimkehrte, besaß ich ein 10 Meter langes Antennenkabel und einen Bohrer, auf den BP neidisch wäre.
Schon bald ließ ich die Hilti kreisen, denn es war schon viertel vor neun. Bis neun wollt ich fertig sein. Man stemmt keine Wände nach neun. Finde ich. Das Ungetüm bohrte sich butterweich ins Mauerwerk und warf allerhand Zeug hinten raus. Ich fragte mich kurz, warum Alufolie aus der Wand kommt, hielt mich aber nicht länger mit Denken auf, sondern baute weiter an meinem Tunnel.
Als ich dann die Taschenlampe nahm, um den Tunnel zu kontrollieren, erschrak ich. Die Alufolie war Teil der innerwändischen Kabelabschirmung. Und leider nicht die eines Stromkabels, sondern die eines Antennenkabels. Und eben an dem hängt bei mir alles, sprich Telefon, TV und Internet. Also im Prinzip das gesamte Leben. UND ICH HATTE ES ZERLEGT! WIE HOCH IST DIE CHANCE, DIESES KABEL AUF 10 CM HÖHE ZU TREFFEN???
Aber ich zeichne mich dadurch aus, nie lang zu verzagen und mögliche Probleme auf später zu verschieben. Dort wirken sie dann oft gar nicht mehr so schlimm. Ich testete den Fernseher und Pro7 lief. Also alles kein Problem. Dennoch wollte ich das geschundene Kabel nicht noch mehr malträtieren, weshalb ich einen neuen Tunnel grub. Dort stieß ich auf keinerlei Gegenwehr.
Ich verlegte das Kabel, saugte und wischte die Trümmer aus Schlaf- und Wohnzimmer und rückte alle Möbel wieder an ihren Platz. Dann stellte ich fest, dass ich das Kabel besser anders verlegt hätte, rückte alles wieder ab und verlegte es neu. Wieder alle Möbel gerückt (es war jetzt 22:30) und zack, schon war ich fertig.
Zum Lohn steckte ich den Fernseher im Schlafzimmer ans Stromnetz und wollte das Gerät mit der Antenne verbinden, um kurz das Ergebnis meines Schaffens zu genießen.
Ging nicht. Ich hatte das Antennendosen-Ende des Kabels in der Hand. Das richtige Ende lag auf der anderen Seite der Wand, die mir nie so fern erschien.
Ich warf alles hin und beschloss, mich morgen darüber zu ärgern. Doch der Ärger kam doch früher. Nämlich, als ich merkte, dass ich Telefon und Internet tatsächlich lahmgelegt hatte. Und die meisten der TV-Sender ebenfalls. Alle 10 Minuten blitzt die Verbindung noch auf, weshalb ich aufmerksam sein muss, um dies hier zu veröffentlichen.
"Sag mal, Vater, Du hast doch mal ein Haus gebaut ... (ich erzählte die Geschichte) ..."
Er ist lungenkrank, weshalb es etwas dauerte, bis er sich von seinem blöden Lachanfall erholt hatte. Dann sprach er wie folgt: "Aufstemmen. Kabel mit som Adapter zusammenmachen. Wand wieder zu machen. Tapete drauf. Farbe drauf. Fertig."