Es ist zum Haare raufen. Aber in vielen Momenten findet man einfach keinen, dessen Haar man raufen könnte. Oder es ist verboten. Der Grund, warum ich mittlerweile eine so schüttere Frisur trage, ist, dass immer ich der Dumme bin.
Als Freund hochwertiger Musik und als Mensch mit fies feinem Ohr, trieb es mich hinaus, meiner Anlage mit einem Subwoofer ein wenig mehr Untenrum zu verleihen. Also ging ich in den hiesigen Fachmarkt für derlei Dinge. Fachmarkt beschrieb übrigens in meiner Jugend ein Ladengeschäft mit mindestens einem Fachmann, nicht zu verwechseln mit dem Flachmann. Jeder wusste: ein Fachmann ist ein kundiger Mann vom Fach und nicht einer, der in Regalen hockt und lächelt. Das, wie gesagt, war in meiner Jugend so. Und vorher auch. Heute hat das Wort Fachmarkt eine gänzlich andere Bedeutung. Nämlich die, dass hier mit Waren aus einem Fach oder Regal gehandelt wird. Der Fachmann kriegt längst Hartz4, weil er mehr Lohn verlangt als der Tünnes, der hauptberuflich das Karusell auf der Kirmes bedient. Man erkundigt sich also vor dem Kauf eines Lautsprechers oder einer Kaffeemaschine oder einer Schraube im Internet.
So zog ich los und erwarb einen Tiefbasslautsprecher, der zudem noch formschön war. Der funktionierte auch tadellos. Vier Tage.
Ich dachte schon, die Russen wären wieder über mir eingezogen, weil es dauernd rummste und polterte. Dann, ich hatte schon den Hammer in der Hand, fiel mir auf, dass der Lautsprecher rummste und polterte. Dabei machte er sich die Tücke zunutze, die Subwoofer haben: man weiß nicht, woher das Wummern kommt.
Wieder bemühte ich das Internet. Aha! Stromproblem. Sehr viele Stecker und Kabel in der Nähe. Alles verwurstet. Also ging ich kurzerhand wieder durch die Wand und legte ein solitäres Stromkabel vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Ist ja die erste logische Konsequenz. Nach drei Stunden Bohren, vertüddeln, neu verkabeln war ich fertig. In jeder Hinsicht. Ich schloss ihn siegessicher an. Und er rummste noch mehr. Dabei kaufte ich Canton und nicht KIK.
Das Internet riet: Tu weg. Tausch um.
So fuhr ich wieder los. Wiegt ja nix.
Nach langen Erklärungen zeigte man sich kulant und offenbarte mir ein Leihgerät. Dieses könnte ich nutzen, bis mein Bass frisch aus dem Service zurück käme. Komische Sache sei das ja schon. Natürlich, sag ich. Hat ja mit mir zu tun.
Ich fuhr nach Haus und war glücklich. Das hielt so lange, bis ich ihn anschloss. PÖÖÖÖT. Es knallte und rumpelte und bollerte, dass die Terrarien klapperten. Dabei war nichtmal das Verbindungskabel dran. Ich nahm meine Medikamente, kreiste um die Lampe und machte mich stante pede auf, dem Fachmarkt einen dritten Besuch abzustatten. Die Frau an der Info wurde langsam komisch.
Dies könne NICHT am Gerät liegen! "Auf keinen Fall!", raunzte der Fachmann, der sich tatsächlich als Fachmann im alten Sinne entpuppte. Sowas ginge nicht. Zwei mal das gleiche Problem bei zwei Geräten! Nicht das Gerät, sondern ICH hätte das Problem. Ja, mein STROMNETZ wäre für die Tonne. Er war etwas erregt, aber ich muss ihm zugute halten, dass etwa dreihundert Menschen um ihn rumwuselten, die alle HDMI-Kabel für ihr Bügeleisen, Verstärker für Rauhfasertapeten und hochauflösende Wurstzipfel haben wollten und es zudem partout immer besser wussten. Drum blieb ich ungewohnt gelassen und riet ihm, nachdem der Tumult vorüber war, doch einmal die Steckdose zu bemühen und sich selbst ein Bild zu machen.
Mit dem Ohr am Klangkörper schaltete er das Gerät schneller ein, als ich ihm von dieser Idee abraten konnte. Ich wollt ja nicht auch noch zu denen gehören, die alles besser wissen. Ein ordentlicher Bumms blies ihn mit viel Atü direkt ins Regal daneben. Er strich sich die Haare glatt, stand wieder auf und gab souverän lächelnd sein Wissen preis: "Das ist das Einschaltsignal, super Gerät, ordentlich Bumms." Bevor ich mein "glaub nicht" sagen konnte, röhrte das Teil wieder los. Ich gebe zu, dass ich ein wenig erleichtert war. Da hatte ich ihn am Arsch! Ha! Er wurde sanft und wand sich ... "noch nie erlebt, gibts doch nicht, unglaublich".
Dieses Gerät hätte er vorher schon hundertfach verhökert und es sie nie was gewesen. Ja, bis ICH kam. Meinen Fernseher brachte ich auch nach drei Tagen zurück. Ich. Ich. Wenn was mit Scheiße ist, dann isses auch mit mir!
Er wand sich noch und grübelte zwecks Kulanz und Entschädigung, da winkte ich schon ab. Hätte nun genug von dem Kack da. Will was anderes. Preislage egal. Nur nicht mehr auf den Sack gehen. Einpacken, raus hier. So nahm ich dann das etwas teurere Gerät, von dem er mir prompt 50 Euro runterrechnete. Das musste er auch, wenn man die Preise im Netz betrachtet. Auf dem Heimweg kam mir der Gedanke, dass es vielleicht von vornherein geplant war, dass ich den teureren nehmen sollte. "Fred, mach die Billigen mal kaputt. Alle! Dann haben die alle die Schnauze voll und kaufen was Teures!"
Nun ist alles gut.
Ich frage mich allerdings: War das schon immer so mit Geräten? Also Toyota mal ausgenommen. Musste man vor dreißig Jahren auch ein Risiko beim Kauf eingehen? Und möglicherweise 5 Mal umtauschen? Die Waschmaschine meiner Mutter war schon vor mir hergestellt und ging kaputt, als ich 30 war. Ein Markengerät. Oder liegt da das Problem? Gibt es gar keine Markengeräte mehr, weil eh alles aus China kommt und nur anderes Blech drumrum geklebt wird? Kürzlich erfuhr ich, dass ein Audi baugleich zu einem wesentlich billigeren Auto sei. BAUGLEICH! Nur die Form drumrum sei anders. Und natürlich der Preis. So etwa 15 Tausend Euro. Ist also doch irgendwann alles Kik? Oder bin ich doch sehr naiv?
Als Freund hochwertiger Musik und als Mensch mit fies feinem Ohr, trieb es mich hinaus, meiner Anlage mit einem Subwoofer ein wenig mehr Untenrum zu verleihen. Also ging ich in den hiesigen Fachmarkt für derlei Dinge. Fachmarkt beschrieb übrigens in meiner Jugend ein Ladengeschäft mit mindestens einem Fachmann, nicht zu verwechseln mit dem Flachmann. Jeder wusste: ein Fachmann ist ein kundiger Mann vom Fach und nicht einer, der in Regalen hockt und lächelt. Das, wie gesagt, war in meiner Jugend so. Und vorher auch. Heute hat das Wort Fachmarkt eine gänzlich andere Bedeutung. Nämlich die, dass hier mit Waren aus einem Fach oder Regal gehandelt wird. Der Fachmann kriegt längst Hartz4, weil er mehr Lohn verlangt als der Tünnes, der hauptberuflich das Karusell auf der Kirmes bedient. Man erkundigt sich also vor dem Kauf eines Lautsprechers oder einer Kaffeemaschine oder einer Schraube im Internet.
So zog ich los und erwarb einen Tiefbasslautsprecher, der zudem noch formschön war. Der funktionierte auch tadellos. Vier Tage.
Ich dachte schon, die Russen wären wieder über mir eingezogen, weil es dauernd rummste und polterte. Dann, ich hatte schon den Hammer in der Hand, fiel mir auf, dass der Lautsprecher rummste und polterte. Dabei machte er sich die Tücke zunutze, die Subwoofer haben: man weiß nicht, woher das Wummern kommt.
Wieder bemühte ich das Internet. Aha! Stromproblem. Sehr viele Stecker und Kabel in der Nähe. Alles verwurstet. Also ging ich kurzerhand wieder durch die Wand und legte ein solitäres Stromkabel vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Ist ja die erste logische Konsequenz. Nach drei Stunden Bohren, vertüddeln, neu verkabeln war ich fertig. In jeder Hinsicht. Ich schloss ihn siegessicher an. Und er rummste noch mehr. Dabei kaufte ich Canton und nicht KIK.
Das Internet riet: Tu weg. Tausch um.
So fuhr ich wieder los. Wiegt ja nix.
Nach langen Erklärungen zeigte man sich kulant und offenbarte mir ein Leihgerät. Dieses könnte ich nutzen, bis mein Bass frisch aus dem Service zurück käme. Komische Sache sei das ja schon. Natürlich, sag ich. Hat ja mit mir zu tun.
Ich fuhr nach Haus und war glücklich. Das hielt so lange, bis ich ihn anschloss. PÖÖÖÖT. Es knallte und rumpelte und bollerte, dass die Terrarien klapperten. Dabei war nichtmal das Verbindungskabel dran. Ich nahm meine Medikamente, kreiste um die Lampe und machte mich stante pede auf, dem Fachmarkt einen dritten Besuch abzustatten. Die Frau an der Info wurde langsam komisch.
Dies könne NICHT am Gerät liegen! "Auf keinen Fall!", raunzte der Fachmann, der sich tatsächlich als Fachmann im alten Sinne entpuppte. Sowas ginge nicht. Zwei mal das gleiche Problem bei zwei Geräten! Nicht das Gerät, sondern ICH hätte das Problem. Ja, mein STROMNETZ wäre für die Tonne. Er war etwas erregt, aber ich muss ihm zugute halten, dass etwa dreihundert Menschen um ihn rumwuselten, die alle HDMI-Kabel für ihr Bügeleisen, Verstärker für Rauhfasertapeten und hochauflösende Wurstzipfel haben wollten und es zudem partout immer besser wussten. Drum blieb ich ungewohnt gelassen und riet ihm, nachdem der Tumult vorüber war, doch einmal die Steckdose zu bemühen und sich selbst ein Bild zu machen.
Mit dem Ohr am Klangkörper schaltete er das Gerät schneller ein, als ich ihm von dieser Idee abraten konnte. Ich wollt ja nicht auch noch zu denen gehören, die alles besser wissen. Ein ordentlicher Bumms blies ihn mit viel Atü direkt ins Regal daneben. Er strich sich die Haare glatt, stand wieder auf und gab souverän lächelnd sein Wissen preis: "Das ist das Einschaltsignal, super Gerät, ordentlich Bumms." Bevor ich mein "glaub nicht" sagen konnte, röhrte das Teil wieder los. Ich gebe zu, dass ich ein wenig erleichtert war. Da hatte ich ihn am Arsch! Ha! Er wurde sanft und wand sich ... "noch nie erlebt, gibts doch nicht, unglaublich".
Dieses Gerät hätte er vorher schon hundertfach verhökert und es sie nie was gewesen. Ja, bis ICH kam. Meinen Fernseher brachte ich auch nach drei Tagen zurück. Ich. Ich. Wenn was mit Scheiße ist, dann isses auch mit mir!
Er wand sich noch und grübelte zwecks Kulanz und Entschädigung, da winkte ich schon ab. Hätte nun genug von dem Kack da. Will was anderes. Preislage egal. Nur nicht mehr auf den Sack gehen. Einpacken, raus hier. So nahm ich dann das etwas teurere Gerät, von dem er mir prompt 50 Euro runterrechnete. Das musste er auch, wenn man die Preise im Netz betrachtet. Auf dem Heimweg kam mir der Gedanke, dass es vielleicht von vornherein geplant war, dass ich den teureren nehmen sollte. "Fred, mach die Billigen mal kaputt. Alle! Dann haben die alle die Schnauze voll und kaufen was Teures!"
Nun ist alles gut.
Ich frage mich allerdings: War das schon immer so mit Geräten? Also Toyota mal ausgenommen. Musste man vor dreißig Jahren auch ein Risiko beim Kauf eingehen? Und möglicherweise 5 Mal umtauschen? Die Waschmaschine meiner Mutter war schon vor mir hergestellt und ging kaputt, als ich 30 war. Ein Markengerät. Oder liegt da das Problem? Gibt es gar keine Markengeräte mehr, weil eh alles aus China kommt und nur anderes Blech drumrum geklebt wird? Kürzlich erfuhr ich, dass ein Audi baugleich zu einem wesentlich billigeren Auto sei. BAUGLEICH! Nur die Form drumrum sei anders. Und natürlich der Preis. So etwa 15 Tausend Euro. Ist also doch irgendwann alles Kik? Oder bin ich doch sehr naiv?
26. Oktober 2010 um 14:37
Ich habe mich schlappgelacht bei dem Text und ignorierte dabei den durchaus nicht ignorierbaren und berechtigten Frust. Ja, das ist so. Billigbilligbillig. Und meist scheiße. Weil, wenns kaput ist, kauft man neu. Man könnte jetzt sagen, dass man ob des Ärgers dann bestimmt ne andere Marke wählt. Stimmt auch. Da aber minderwertig inzwischen entgegen des Wortes normal ist, haben alle was davon.
Die Sonne