Kampfgedanken

Dies ist unsortiertes Gedankengut, das sich hier für meine Zwecke türmt. Der Interessierte darf dennoch lesen.

Als ich noch weniger wusste als heute, dachte ich, dass der schwarze Gurt unweigerlich den Tod jedes Angreifers zur Folge hat. Nicht so drastisch formuliert: Der Schwarzgurt ist unbesiegbar und grade deshalb ruht er in sich. Ich besitze immer noch den Karate-Schlumpf, der sich mit geschlossenen Augen verbeugt.

Als ich einst mit meinem Sport anfing, der mich fast unweigerlich mal zu einem solchen Hüftschmuck führen wird, wunderte ich mich zunächst nicht über die Aussage, dass der schwarze Gurt mit viel hartem Training und den körperlichen Voraussetzungen in unter vier Jahren zu schaffen ist. Das war eine meiner ersten Fragen im Dojo. Mein Ziel war klar gesteckt. Und heute ist mir das fast peinlich.

Zunächst, für alle, die nicht so beschlagen sind vom Thema:
Der berühmte schwarze Gurt wirkt nicht mehr ganz so berühmt, wenn man erfährt, dass es mehrere davon gibt. Es sind fünf an der Zahl. Und damit nicht genug - nach dem Schwarz geht es weiter. Es folgen weitere drei Weiß-Rot-Gurte und zwei rote. Zumindest werden die meisten japanischen Systeme so gehandhabt. Das macht insgesamt 10 Stufen und zudem einen ganz neuen Eindruck vom Geschehen. Sind die ersten Fünf Dan-Grade (Meistergrade) noch per Prüfung zu erreichen, werden die kommenden verleihen, wenn genug Leute der Ansicht sind, dass man es verdiene. Und Paul vom Würstchenstand hat dabei nichts zu melden. Der Scheff unseres lustigen Trüppchens trägt den 9. Dan und steht somit kurz vor dem Gipfel der modischen Möglichkeiten. Und ER ist das, was ich mir als Kind unter dem Karate-Schlumpf vorgestellt hatte. Doch auch er kann keine Kugeln mit den Zähnen fangen oder Blitze schießen.
Zu bedenken ist auch dies: Die Vorbereitungen für den ersten Dan sind nicht unter einem Jahr machbar. Wer es dennoch zu schaffen meint, den hindert das Reglement. Der zweite Dan kostet bereits zwei Jahre. Der dritte drei. Und so geht es lustig weiter. Wer gut rechnen kann, merkt schnell: Den fünften Dan habe ich, die Kindergartenzeit nicht mitgerechnet, nach 15 Jahren. Wenn nix dazwischen kommt. Die restliche Strecke obliegt den Oberen. Dies vorweg.

Wer also den ersten Schwarzgurt tragen darf, trägt einen Meistertitel. Das klingt ganz wild. Aber andersrum betrachtet hat er damit die Grundschule abgeschlossen. Und mehr nicht. Wer sich mit dem ersten Dan die Jacke zusammenhält, hat "lediglich" fünf Grundschulprüfungen mehr oder minder erfolgreich bestanden. Er hat ne Reihe Techniken zusammengeübt, halbwegs passabel der Prüfungskommission vorgeführt und dafür einen neuen Farbgurt bekommen.
Weiß bedeutet, dass man einen Budo-Anzug zu kaufen in der Lage ist.
Gelb bedeutet, dass man es geschafft hat, hin und wieder das Dojo zu finden.
Orange bedeutet: Ich war öfter da und habe mir hie und da was gemerkt.
Grün ist schon die halbe Miete zu Schwarz und sagt aus: Ich komme öfter zum Training, kann mir sehr viele Techniken merken und einige davon habe ich passabel einstudiert.
Blau ist da schon weiter: Ich kann mir noch mehr Techniken merken, bin regelmäßig beim Training und kann einiges zeigen, wenn ich darauf vorbereitet bin.
Die Prüfung zum Braungurt findet nicht mehr in den heimischen Hallen statt, sondern auswärts vor Fremden. Hier kann ich zeigen, dass ich viel trainiere und grundsätzlich weiß, was ich da mache.

Und nun beginnen die Unterschiede zum Kindergarten. Für Schwarz muss ich scheißviel Zeugs scheißgenau machen, um erstmals zu zeigen, dass ich nicht nur rumhampeln kann und damit das Publikum beeindrucke, sondern sehr genau weiß, was ich wann wo zu drücken, zu schieben oder zu sonstwas habe.

Nun sind wir in diesem Text beim Jiu-Jitsu, was zweifelsfrei eines der effektivsten Systeme bei der Abwehr von Kirmesgängern, Handtaschenräubern und sonstigem zweibeinigen Unrat ist. Wir üben regelmäßig und bereits frühzeitig die Verteidigung gegen bis zu fünf Gegner und wir lernen vor allen Dingen Maß zu halten. Wer mich am Ärmel packt, muss dafür nicht gleich sterben oder das Augenlicht verlieren.

Soweit dies.

Ich denke in letzter Zeit immer wieder darüber nach, was das Ganze bewirkt. Natürlich lebe ich wahrscheinlich länger, weil ich Sport treibe. Lassen wir all diese Aspekte einmal außen vor. Anfang der Woche sah ich wie so oft beim Training der Schwarzgurte zu. Und ich weiß: Wer bei uns trainiert, sieht im nationalen Vergleich nicht schlecht aus. Meine Augen klebten an zwei jungen Damen. Die eine mit schwarzem Gurt, die andere nun mit braunem. Die mit dem Meistertitel fand ich auch bei StudiVZ. Dort trat sie einer Gruppe bei, deren Name lautet: "Ja, ich mache Kampfsport, und ja, ich kann Dich mit einem Schlag töten." Der genaue Wortlaut ist dort irgendwo zu finden. Nun war es wie üblich an der Zeit, einen Haufen Liegestütze zu absolvieren und sie beschiss, wo es nur ging. Sie hörte einfach auf, wenn der Trainer nicht hinsah. Immer. Und sie war fertig wie nix. Sie war nicht faul, das ist niemand mit dieser Gurtfarbe, sie konnte nicht mehr. Bei zehn Stück war Ende. Da machen die Weißgurte mehr. Sie kann mit einem Schlag töten? Ich bin mir nicht sicher.
Die Trägerin des braunen Gurtes fiel mir beim Bodenkampf auf. Egal ob sie angriff oder angegriffen wurde, sie war stetig in der Opferrolle. Unsicheres Kichern, ungelenkes Gehampel und der typische Blick von "au scheiße, was mach ich hier jetzt?". Wenn wir davon ausgehen, dass sie diesen Sport zur Selbstverteidigung trainieren, scheitern beide komplett. Aber warum nur?

Ein Gegenbeispiel sind einige der "niederen" Gurte. Kaum ist eine neue Farbe an der Hüfte, wird damit gegockelt, dass die Schwarte kracht. Ich habe Feuer gemacht! Ich muss nicht dazusagen, dass dies nur bei den Männern oder solchen, die es mal werden wollen, der Fall ist. Hier wurden ein paar Techniken eingeübt, die derart unsicher und langsam ausgeführt werden, dass sie auf der Straße höchstens für die Oma nach etwas aussehen. Wenn der Kneipenschläger vom Eck ne Schelle verteilt, gehen da ganz schnell die Lichter aus. Denn den interessiert nicht, welchen Gürtel Du an welcher Jacke tragen darfst, um Liegestütze zu machen. Der macht Dich mock und geht weiter. Weil er nicht nach Deinen einstudierten Tänzen handelt. Er kennt sie ja gar nicht. Das Ego ist ein finsterer Geselle und manch einer kann es psychisch nicht verpacken, statt einem grünen nun einen blauen Gürtel zu tragen. Ich kann selten schweigen, wenn ich sowas erlebe und so ereignete sich einst folgendes Verbalgefecht:
"Hey, ist das nicht schlimm für Dich, dass ich nun den gleichen Gurt trage wie Du, obwohl ich später angefangen habe?"
"Einholen kannst Du mich. Aber nie überholen!"
Das ist sehr schade für den jungen Mann, finde ich. Zeigt sich doch, dass er einiges mitnichten verstanden hat.

Ganz anderes sind die wenigen Ausnahmen, die eine Prüfung für einen neuen Gurt erst dann machen, wenn sie sich dazu wirklich easy bereit fühlen. Und das ist für mich die Essenz des Ganzen: Understatement. Es gibt einige wenige, die mit gelben oder orangefarbenen Gurten bereits ernstzunehmende Gegner sind.

Der Schluss des ganzen Gegrübels bringt mich wieder ein Stück weiter nach vorn. Kampfsport machen bedeutet gar nichts. Einen Schwarzgurt zu haben bedeutet nicht viel. Ich habe selbst schon gegen einen Braungurt "gekämpft", der mir nicht im Geringsten gewachsen war. Und ich kenne Grüngurte, mit denen ich sehr viel Mühe hätte. Wenn der Spaßkampf mit dem Karateka kürzlich ernst gewesen wäre, hätte ich diverse Schäden davongetragen.
Ein Freund hat mir kürzlich spaßeshalber Prügel angedroht und meinte danach, dass es wenig Sinn mache, einem Kampfsportler mit sowas zu kommen. Die beste Antwort fiel mir wie üblich erst viel später ein: "Warum? Weil ichs gewohnt bin, aufs Maul zu kriegen?" Kampfsport ist für mich von Anfang an lediglich der Kampf gegen meine Trägheit gewesen, und gerade das macht mich heute schon entspannter im Alltag. Jeder kleine Sieg gegen meine Trägheit macht mich sicherer im Alltag. Als meine Ex sich so hübsch spontan vertschüsst hat, hat es ordentlich die Wogen geglättet, in denen ich fast abgesoffen wäre. Und wenn sich hin und wieder der Stolz einschleicht, kommt ganz schnell die Trainingseinheit, die mich von dem Thron wieder runterholt.

Doch grundsätzlich gilt, vor allem für die zwei Mädels: Bist Du Opfer, bleibst Du Opfer. Da kannst Du Dir um die Hüften legen was Du willst. Wer sich, wie die beiden, nichtmal vor der eingefahrenen Trainingsgruppe traut, einen Schlag mit einem Schrei zu untermauern und erst nach mehrfachem Anstacheln und Gemoser des Trainers ein fiepsiges "ta" rausflüstert, kann das Gefecht mit dem Schokoladenonkel am Waldrand schon abschreiben. Da kommen die Assis mit ihrem Gurtgeprahle wahrscheinlich weiter. Aber nur, bis sie merken, dass sie sich gnadenlos überschätzt haben. Beides dürfte im Ernstfall ähnlich enden.
Irgendwo zwischen "Mein Name ist Barbar, Conan der Barbar!" und "Dürfte ich sie bitten, meine Hose nicht herunterzuziehen und auch mein Handy nicht zu rauben, bitte?" liegt wohl die Wahrheit. "Ich kann Dich mit einem Schlag töten" dürfte entweder für Gelächter oder für nen Schlag auf die Schneidezähne sorgen. Wahrscheinlich beides und in der Reihenfolge.

rei!

Windelweiche Mäuse

Ich hätte es ahnen sollen. In all den Jahren mit Macintosh-Rechnern hatte ich nur zwei Programme, die abstürzten. Eines davon war von Microsoft.
Heute zog ich aus, um eine Maus mit Kabel zu kaufen, die mir helfe, noch präziser Leute totzuschießen, als das eine Maus mit Funkverbindung kann. Spieler schwören auf Kabel, das hab ich mir diesmal nicht ausgedacht.

Ich überlegte hin und her zwischen Logitech und Microsoft. Da gibt es eigentlich keinen Raum für Überlegungen, aber die Microsoft-Maus lag einfach besser in der Hand. Und sie hatte den entscheidenden Vorteil: die Daumentasten waren umbaubar. Die Platzierung derer regt mich an jeder Maus furchtbar auf. Also kaufte ich Microsoft.

Und was passierte, als ich sie anschloss? Naaaa! Wer hätte es gedacht! Sie hat Software in sich, die nur mit Software funzt, die auch nur unter Windows läuft! Verdammt! Microsoft schafft es sogar, Mäuse inkompatibel zu machen. Es ist nicht zu fassen. Haben die eine Abteilung für "externe Problemherstellung"? Es ist seltsam. Jede andere Firma mit solchen Konzeptdellen wäre längst pleite.

Fuck you, Microsoft!

Wie ich auszog, ein Superheld zu werden

Heute war der Tag. Wie der Onkel Säc will auch ich ein Superheld werden, doch da gibt es ein Problem. Naja, der Onkel ist viel schöner und größer und hat Bartwuchs, aber das ficht mich nicht. Das Problem ist eben dieses: der menschliche Körper ist nicht zum Abschimmeln gemacht. Er will es turbulent, er will arbeiten. Der menschliche Geist oft nicht. Der will immerzu rauchen, Cola trinken und die Sesamstraße gucken. Und ich bin ja eher geistig orientiert. Der Säc nicht. Hihi, kleiner Spaß.

Doch heute sollte ich meinen Geist besiegen! Ha! Ich betäubte ihn mit eineinhalb Litern Evian-Wassers, die ich seit dem Frühstück in mich goss und machte mich auf den Weg in unsere Superhelden-Schmiede, die nicht nur Kampfmaschinen, sondern auch Fitnessapparate auszubilden weiß. Und ich betrat einen mir fremden Bereich, den ich bislang nur mit schuldbewussten Blicken bewarf.

Man bedenke: Als ich mit meinem Sport anfing, konnte ich etwa die halbe Woche weder aufrecht gehen noch gekrümmt sitzen. Die Zeiten liegen hinter mir, aber immer noch sehe ich zu oft den Sternenhimmel, wo gar keiner ist.

Also fuhr ich zum Aufwärmen Fahrrad. 10 Minuten, sagte der Superheldenschmied, der übrigens mit seinen geschätzten 65 Jahren noch allerhand Leute staunen lässt, wenn er 150 Liegestützen hinlegt. Ich vermute, dass er bereits vor dem Frühstück im Wald eine Rotte Wildschweine erwürgt und direkt vor Ort aufisst. Doch zurück zu mir: Als ich wieder abstieg, legte ich mich flach auf den Boden und bewegte mich Kraft meiner Arme in den Kraftbereich, den ich ausgiebig nutzte. Kurze Zeit später saß ich eine Weile herum und überlegte, ob ich mich hier erbrechen kann. Dabei beobachtete ich "Batman", einen souverän wirkenden angegrauten Herrn aus der Schwarzgurt-Abteilung, den Onkel Säc im Verdacht hat, dass er des Nachts die Welt rettet. Er hob souverän wie eh und je seine zwei 35 Kilo Handgewichte.

Nachdem die Übelkeit abklang, legte ich die Wiederholung der ersten Runde hin und erbrach nicht. Das anschließende Jitsu-Training erfolgte völlig schmerzlos, ja sogar bei rundem Kreislauf. Und so stelle ich hier mein Programm auf, damit ichs auch immer nachlesen kann. Es wird fortan dreimal die Woche Jitsu trainiert und mindestens zweimal die Woche ordentlich Eisen gehoben und Fahrrad gefahren. Und das wird so durchgezogen! Das mit den Frauen wird ja eh nix mehr.

Jetzt brauche ich ein Cape, was einem Raketenmann würdig ist. Ich hab ja bald Geburtstag. Also fast bald.

Bärenstark

Montag, April 27, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
Laut der lateinischen Sprache und Wikipedia kommt der Name Ursula von ursus, dem Bären. Direkt übersetzt bedeutet es "kleine Bärin", und das finde ich im Zusammenhang mit dem derzeitigen Kinderporno-Wahn doch mehr als köstlich.

Ich bin ja immer etwas langsamer und desinteressierter. Und ich schalte Nachrichten derzeit konsequent weg. Ich kann es nicht mehr ertragen. Die Frau mit der harschen Frisur hat aber nun meine Aufmerksamkeit erregt, weil sie so konsequent die Welt retten will.
Stoppschilder im Internet ... nanu. "Obacht, Sie betreten sittenwidriges Gebiet. Surfen sie weiter, sind Sie ein Schurke"? Ich hab das nicht verstanden, bis ich heute nachlas. Wer also auf ein solches Stoppschild trifft, erscheine stante pede auf der schwarzen Liste der Sittenwächter, so der sinistre Plan. Da kommt der Gedanke nicht von ungefähr, dass da jemand mal wieder richtig den Hammer kreisen lässt, mit dem er grade noch gekämmt wurde. Ist doch der eigentliche Sinn dieser: Pädophile entdecken und ausmerzen. Und wer also künftig auf www.kinderpornografie-gratis.de sein Unwesen treibt, ist komplett am Arsch.

Ich will mal nicht so tun. Ich bin ein Mann, und wie die meisten meiner Gattung kenne ich mich aus mit sittenwidrigen Seiten, wo man Busen angucken kann und den ein oder anderen Ursus in Aktion sieht. In all den Jahren freizeitlicher Recherche fand ich keine nackerten Kinder auf diesen Seiten. Das betrübt mich nicht, stellt aber Fragen in den Raum: bin ich zu naiv? Weiß weder Ursula noch ihre Kombat-Tanten, wovon sie sprechen? Und um Himmels Willen - was wollen die denn alles sperren? Und kriegen wir nicht grade bei Heidi Klum wieder vorgeführt, dass die begehrenswertesten Beauty-Queens unter 18 sind?
Ich muss ja hier nicht recherchieren, denn es ist ja mein Blog und nicht der WDR: Kinderpornografie wird meines Wissens nach über etwas stillere Kanäle geleitet, oder? So in Gruppen oder per Post oder in digitalen Hinterzimmern per Privatnachricht. Oder? Ich weiß das nicht, liebe Beamte von der Sittensicherheit, ich frag mich das nur. Völlig klar indes ist mir, dass "die Medien" sich schon eine sehr lange Zeit damit beschäftigen, Pädophilie unters Volk zu bringen. Ist ja auch viel hübscher anzusehen, so ne 15-Jährige. Au, was hab ich da wieder gesagt?

Aber nun bin ich ja eh schon schuldig. Ich kenne mich besser als 80 Prozent der Bürger mit dem Internet aus. Und ich kenne sogar welche, die sich noch besser damit auskennen. Damit bin ich potentiell gefährlich:

"Wir wissen, dass bei den vielen Kunden, die es gibt, rund 80 Prozent die ganz normalen User des Internets sind. Und jeder, der jetzt zuhört, kann eigentlich sich selber fragen, wen kenne ich, der Sperren im Internet aktiv umgehen kann. Die müssen schon deutlich versierter sein. Das sind die 20 Prozent. Die sind zum Teil schwer Pädokriminelle. Die bewegen sich in ganz anderen Foren. Die sind versierte Internetnutzer, natürlich auch geschult im Laufe der Jahre in diesem widerwärtigen Geschäft", erklärte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen dem Berliner Radiosender Radio Eins leicht missverständlich.

Das erste, was mir auffällt: "Jeder, der zuhört, kann sich fragen: wen kenne ich, der (...)". Das hat doch die SED auch so gehandhabt, oder nicht? "Wen kenne ich, der heimlich Bananen schmuggelt? Und wer davon lockt damit kleine Kinder in den Wald?" Gut, dass ich von Bananen Blähungen kriege. Aber ich mag Schokolade.

Ursula! Nimm bitte wieder Deine Tabletten! Ich und meine Freunde sind zum Teil schwer pädokriminell! Was ist das überhaupt für ne Vokabel? Und kann ich nicht ne lange Mark machen, indem ich Dich wegen Verleumdung verklage? Ich hab ja Urlaub, ich hab die Zeit. Nur eine Idee: Gib mal bei Google "ficken" ein und lass Dir die Bilder zeigen, so wie es jeder Vierjährige kann. DA könnte man mal beigehen. Aber so mit Hirn, nicht mit volle Pulle.
Ich hab die Tage ernsthaft in Erwägung gezogen, all die Literaturverfilmungen auf meiner Festplatte daraufhin zu prüfen, ob die Mädels auch strikt ihre Ausweise in die Kamera halten, während sie geknattert werden. Aber die Zeit hat ja keiner. Es ist schon ne harte Nummer, dass sich nun garantiert 90 Prozent aller Männer fragen, ob sie vielleicht nicht schon nächste Woche im Knast sitzen, weil die Neuauflage der Gestapo digital hausieren geht.

Fortan werde ich also tunlichst nur noch die Webseite meines Arbeitgebers und die von Disney aufrufen. Obwohl ... wer weiß, warum ich mich für Kinderfilme interessiere. Google ist eh tabu, denn ein versehentlicher Klick auf einen falschen Link kann so einiges kosten.

Bärchen, wenn Du fertig und die Sache gottlob versandet ist wie üblich, dann kümmer dich doch mal um was neues. Apotheken-Kunden denunzieren, weil man Medikamente missbrauchen kann. Alle Pizzabuden anzünden, weil eventuell kriminelle Verbindungen nach Corleone bestehen könnten. Oder ein Stoppschild davor aufstellen. Oder Brotmesser verbieten. Oder Steine, denn die kann man hübsch von Autobahnbrücken werfen. Ja, Steine, das find ich gut. "20 Prozent der Bürger wissen, was ein Stein ist! Nennen Sie uns Namen!" Des Weiteren gehören alle Museen geschlossen, in denen Gemälde der Renaissance aushängen. Da türmen sich die nackten Kinder drauf, sag ich Dir! Entartet! Alles entartet! Stoppschilder vor Museen! Bis hier und nicht weiter!
Das fiel mir so spontan ein, ich will da nicht näher drüber nachdenken. Du hast eh absurdere Ideen.

Ich hab ein Foto aus Kindertagen entdeckt. Da sitze ich mit meinem Papa in der Dusche. UND ZWAR NACKT! Ich habe ihn gefragt, aber er verneinte pädophile Interessen. Da gab es ja auch noch kein Internet. Arme Kinder von heute.

Da kommt mir noch ein Gedanke ... gut, dass sich Pädophile, die mit ihrem Trieb ganz und gar nicht glücklich sind, bald nicht mehr selbst in ärztliche Behandlung geben müssen. Entartete werden direkt zuhause abgeholt. Prima. Und guck mal, die Krankenkassen wird das auch entlasten.

Urlaub!

Schallallalaaa!

Wie mir mal ein Licht aufging

Eigentlich wollte ich nur fix in den Baumarkt, um einen neuen Toilettensitz zu kaufen. Holz statt Plastik.
Aber es ging nicht. Ich kann nicht etwas nützliches kaufen und es dabei belassen. Ich muss auch etwas elektrisches erwerben. Etwas, was Lärm macht, blinkt, wie auch immer.
Nach einer Weile und hunderten von "hab ich schon" und "sieht scheiße aus", kam ich an dem Regal vorbei: "Leuchtmittel für PKW". AHA! Ich brauchte also dringend neue Birnen für die Scheinwerfer.

Aber welche? Als ich noch Opel fuhr, war das einfach: die dicken Dinger halt. Reinmachen, fertig. Ich wusste gar nicht, was es da so alles gibt. Und so musste mir mein Telefonjoker mit Rat zur Seite stehen. Er sagte "H4 musst Du nehmen!"
Also nahm ich zweimal H4. Die teure Variante, so Xenon und so. Schön blau. Es geht ja um meine Sicherheit. Hübsch, wie man sich selbst belügen kann, nur um etwas kaufen zu können.

Noch auf dem Baumarkt-Parkplatz sollte geschwind ein neues Licht aufgehen. Die Freude hielt bis zu dem Moment, da ich die Birne ausbaute. H1. Passt nicht. Gut, dass ich's direkt hier ausprobiert hatte. Also flugs die zwei H4 in zwei H1 umgetauscht und wieder zum Auto.
Mit männermäßigem Geschick baute ich die erste Birne ein. Beim Ausbau der zweiten wunderte ich mich sehr – nix H1, hier war wieder H4 angesagt. Warum ist auf einer Seite H1 und auf der anderen H4, verdammt?! Ich kann doch jetzt nicht schon wieder da rein und zum zweiten Mal die Birne umtauschen! Ich fürchtete, meine Männlichkeit zu verlieren. Also entschied ich, die zweite, völlig nutzlose Birne zu behalten. Kann man ja immer mal gebrauchen.

Dennoch musste ich zum dritten Mal in den Laden, um nun eine neue H4-Birne zu kaufen. Am Regal angekommen, fiel mir auf, dass es noch viel tollere Birnen gibt. Mit mehreren Farben, quasi Gleitsicht-Birnen. Wahnsinn! Und der ADAC empfiehlt sie sogar. Ich wusste: Ich wäre blöd, wenn ich nicht doch noch umsattle. Und so kaufte ich die noch teureren Lichter. Eine in H1 und eine in H4. Jetzt konnte es losgehen!

Wieder machte ich mich bereits auf dem Parklatz an der Beleuchtung zu schaffen und sah dabei sehr gut aus. Allerdings nur, bis ich merkte, dass die Batterie den Einbau auf der anderen Seite erschwert. Die musste erst weg und ich hatte kein Werkzeug dabei. Verdammt!

Also fuhr ich mit nur einem Licht nach Hause, um dort den Rest zu erledigen. Komisch: Obwohl ich doch die andere Lampe gar nicht eingebaut hatte, sah ich meine zwei Scheinwerfer im Spiegelbild der Vorausfahrenden hell erleuchtet. Alle beide! Gleich hell! Das kann doch nicht stimmen. Ist doch nur auf einer Seite ne Birne drin. Ich verdrängte diese Wunderlichkeit aber und hielt an meinem Plan fest.

Zuhause schraubte ich gekonnt die Batterie los und bastelte endlich die fehlende Birne rein. Geschafft! Ich war ganz aufgeregt und drehte am Zündschlüssel, um die Festbeleuchtung zu genießen. Aber da war immer noch das gleiche Licht. Ich konnte es nicht schönreden, es war einfach das gleiche Licht! Scheiße! Warum?

Ein kurzer Blick, ja der erste überhaupt, ergab: Ich hatte die Birnen für das Fernlicht ausgewechselt. Die eigentlichen Lichter waren darunter und trugen die Bezeichnung H7. Ich hatte gerade 75 Euro für ein Spitzen-Fernlicht hingelegt! Und wenn das mal in fünf bis sechs Jahren ausfällt, hab ich nun genug Reserve.

Mittags hatte ich mich noch gefragt, warum mein Konto immer leer ist. Vielleicht läge es an spontanen und unüberlegten Käufen von Dingen, die ich nicht brauche.

Abschied

Ich habe Dich kennengelernt als Du erst wenige Wochen alt warst. Viel zu jung, um ohne Deine Mutter unterwegs zu sein. Du hast geschrien im Gebüsch und ich habe Dich gefunden. Voller Zecken und arg ausgehungert habe ich Dich mit nach Hause genommen, wo Du Dich sofort an den Vater rangemacht hast, der nie wieder ein Tier in sein Herz schließen wollte. Zwei Tage hast Du gebraucht, bis er hin und weg war.
Es war Sommer und ich litt nun nicht mehr nur unter Heuschnupfen, sondern auch unter meiner Tierhaar-Allergie. Du hast nix drauf gegeben und Dich ausschließlich an meinem Hals oder in meinem Gesicht aufgehalten. Das war nicht unklug, denn fortan war ich weder gegen Dich noch gegen Pollen allergisch.

Das ist nun 18 Jahre her. Eine sehr lange Zeit, nicht nur für eine Katze. Deinen Namen hast Du meiner ersten Freundin zu verdanken. Da lebte Miles Davis noch. Und die UDSSR.

Heute um 17:45 Uhr durftest Du friedlich sterben, bevor es anders gekommen wäre. Heute bekam der Vater seine Bestätigung dafür, dass man nichts lieben sollte, was sterben kann. Ich wiederum danke Dir für die Zeit.

Mach's gut, Dixie. Und Grüße an Bruce.




Kurzer Applaus

Dienstag, April 14, 2009 by hodi aka raketenmann 3 Mal Senf dazu
Dass wir nach der Ära Schröder noch erleben dürfen, wie hiesige Politiker mal nicht den großen Jungs am Anus lutschen ... wer hätte das gedacht! Liebe Ilse Aigner, Du wirst das sicher wieder wett machen, aber ab und zu mal ein Klöpfchen auf die Schulter muss auch sein. Fühl Dich gedrückt! Trotz der Frisur.

Schöne Eiertage!

Schimmerand und elast

Gern lachen wir über die Tätowierungen schöner Menschen, die in chinesischen oder japanischen Schriftzeichen (was macht das schon für nen Unterschied?!) Dinge auf Körperstellen verewigt haben, deren Bedeutung sie nichtmal ahnen. Im berechtigten Glauben, dass nicht wenige Menschen "Hühnchen süss-sauer 12,80" oder "der Bahnsteig brennt ab 19 Uhr" stolz mit sich herumtragen, haben wir viel Freude an modebewussten Individualisten. Ich glaube, dass die Hälfte der fotografierenden Asiaten hierzulande ausschließlich knipsend und grinsend durch die Gegend ziehen, weil sie sich zuhause über die "Tattoos" ömmelich lachen.

Soweit nix Neues. Völlig neu für mich war, dass die Asiaten es mit europäischem Schriftgut ähnlich halten. Sie sind zwar nicht wahnsinnig genug, es sich tätowieren zu lassen, tragen es aber gern auf modisch-frechen Shirts mit sich herum. Und ich hätte den Irrsinn gar nicht begriffen, wenn mir nicht heute eine Kollegin einige Fotos ihrer Asien-Reise kredenzt hätte.

Mein absolutes Lieblings-Shirt trägt die dadaistische Aufschrift "Synthetisch Einfachste Ordnung Das Schachbrett". Immerhin fehlerfrei. Das würde mancher Deutsche so nicht hinbekommen.

Der Design-Prozess dieser Leibchen ist wunderbar an einem anderen Modell zu erkennen: Lautet die Headline noch einwandfrei "Heart Love&Peace HippyHippy", kommt der Subtext eher wie spontan entnommen daher. "453412345678914 DWER OWOGAR NARV KRIVKIKLI glänzender Auftritt g S b stretch Gerader ocker 50 Seitenlänge ohne und ca 129 schimmerand and elast. polya ly maschinenwäsche gegen (und so weiter)"
Man sieht den Designer vor sich, wie er Waschanleitungen abzutippen versucht und damit überfordert ist. Wer so ein Shirt trägt, gilt in China indes als schwer auf Scheibe. Zurecht, wie ich finde.






Signal und Rauschen

Ich saß des Mittags mitsamt selektiertem Gesprächspartner in einer Bochumer Wurstbude von Welt und klagte mein Leid. Leute, die immer lachen. Nach jedem Satz. Es ist nicht zu ertragen. Der prall gebaute Mittfünfziger an unserem Tisch stieg mit ein: "Ja, das ist furchtbar!", erkannte er sein eigenes Leid in meinem. "Wir haben auf der Baustelle auch so einen! Nach jedem Satz! Der ist ständig am Lachen! Auch wenn's gar nicht lustig is! Sagt was und kichert. Schrecklich, so Leute!"

Der emotional nicht missgebildete Mensch weiß: Da muss man drüber weg. Das ist schlimme Unsicherheit. Da kann man nur mit viel Zeit und Verständnis dran.
Aber irgendwann kann man nicht mehr. Ich bin ja kein Profi. Und da will ich dann mit der Faust dran. Oder noch schlimmer: mit den passenden finalen Worten. Aber ich darf nicht.

Ein Murmeln, das sich selbst keine Bedeutung beimisst, gefolgt von einem röchelnden Einatmen und einem keuchenden Lachen, das ungefähr so echt ist wie das Tier im Tamagotchi. Auf höfliche Nachfrage erfolgt auch keine Antwort. Der Erzähler hat längst vergessen, dass er sprach. Es ist Reflexmurmeln, ein Testsignal in die Welt.
Ich hab doch nix getan! Warum muss ich das ertragen? Ich war immer lieb! Doch es trifft nicht nur mich. Das Lachwesen schnappt sich jeden, der am Tisch vorbeieilt. Und immer, ja wirklich immer, bekomme ich es mit. Murmeln, einatmen und dann dieses markerschütternde Hopsgelächter. Es ist zum Verzweifeln.

Und es tut mir dennoch leid. Denn wer so lacht, weiß, dass niemand lustig oder interessant findet, was er da sagt. Nichtmal der Erzähler selbst. Alle fünf Minuten blickt man in das tiefe Kellerloch der Freudlosigkeit und Isolation. Und mit einem lauten Rülpsen spuckt es einem diese Lache entgegen, auf dass man denke, es säße ein Clown da unten im Finstren, der nur die Stromrechnung nicht bezahlt hat. Dabei brennt da schon lange kein Licht mehr. Man will fast mitweinen.

Ach, es ist so elend. Und es schürt Dinge in mir, die nicht gut sind. Eine schwere Bürde. Und sie lacht andauernd.

Die Russen gehen. Ein Nachruf.

Lange Zeit habe ich Flüche und Gebete nach oben gerichtet. Denn dort wohnte der Russe.

Ich habe nichts gegen Russen. Also prinzipiell nicht. Auf dem humanistischen Gymnasium wurde mir beigebracht, dass jedes Volk im Verhältnis 90 zu 10 aus Asozialen und Nicht-Asozialen besteht. Und man solle immer davon ausgehen, dass man einen von den 10 vor sich hat. Ich weiß: das muss auch für Russen gelten. Es ist halt nur so, dass ich keine Russen kenne, die nicht laut und erheblich verstörend auf mich wirken und einwirken.
Liebe russische Mitmenschen – ich sage hier "der Russe" und meine lediglich meine Nachbarn. Bestimmt.

Mein Martyrium begann am Tage ihres Einzugs, bzw. in der dazugehörigen Nacht. Was der gemeine Canide, also der Hund als solcher, gern mit Urin tut, macht der Russe mit Lärm. Er markiert sein Gebiet.
Ein Bollern und Poltern, ein Schaben und Quietschen, kurzum: ein unfassbares Ramentern erfüllte die Nacht. Auch ich bin der Motte ähnlich und will mein Tagewerk gern des Nachts tun und ließ somit Geduld walten. In der kommenden Nacht aber wollte ich dem unheiligen Treiben ein Ende setzen. Zumindest zur Nachtzeit. Ich wusste nun, dass sie dort wohnen, sie brauchten nicht mehr markieren.
Um 2 Uhr klingelte ich an ihrer Tür, nachdem ich meinen unbändigen Hass unter einem Vorwand grade noch in meiner Abstellkammer einschließen konnte. Als die Tür sich öffnete, standen mir zwei Trümmerfrauen gegenüber. Er mit einem Mottek bewährt, sie mit einem Putzlappen. Beide waren um Mitte 20, vollends mit Staub bedeckt und guckten wie neugeborene Rehe.
"Samma, geht's noch? Mal auffe Uhr geguckt?", begann ich in meiner friedliebenden Art den Dialog.
"Hm? Was denn? Wir waren das nicht.", beendeten sie diesen im Handumdrehen wieder.
Ich sah sie noch einen Moment an, suchte nach zumindest einem Wort als Reaktion, fand keins, suchte wieder, und ging wortlos.

Da sie es ja nicht waren, hielten sich die Bauarbeiten eine ganze Weile und niemand wusste, wer da so einen Lärm machte. Ich glaube wirklich, dass sie selbst es auch nicht wussten. Vielleicht Trance. Der Russe muss Lärm machen, er merkt das selbst nicht.

So ging es eine ganze Weile und ich kam von dem Glauben ab, dass ich jeder Situation Herr werden könne. Ich habe viel über mich gelernt. Da der Russe selten solitär auftritt, wurden die Bauarbeiten immer wieder von Familienfeiern unterbrochen, bei denen sehr viel gesungen wurde. Ein riesen Spaß. Am schönsten singt man bekanntlich an der frischen Luft, und so wurde der Balkon ausgiebig genutzt. Auch zum lautstarken russischen Telefonat, wenn's drinnen mal zu laut war.
Der Russe ist zudem sehr ambivalent. Öllert er grade noch durch seine Höhle, erkennt man ihn im Hausflur kaum wieder. Besonders die Frau bekommt auf ein freundlich geschmettertes "Hallllooo!" höchstens ein Piepschen hin, was sie sich stets durch ein vorgehaltenes Taschentuch rausdrückt. Dabei blickt sie zu Boden.

Doch die harte Zeit sollte noch kommen. Denn sie gebar.
Mit den zwei Jahren habe ich jede Kinderkleidung, die das Sortiment von KIK hergibt auf meinem Balkon gefunden. Ich weiß nicht, ob es in Russland keinen Wind gibt. Anfangs ging ich immer noch nach oben und brachte Abgeworfenes zurück. Mit der Zeit und meinem steigenden Groll, ging ich dazu über, den Scheiß einfach ins Gebüsch weiter unten zu werfen. Erst empfand ich dabei Genugtuung, irgendwann wurde es aber völlig normal und half mir nicht mehr.
Auf meine Anfrage, ob es auch aus pädagogischen Gründen sein müsse, dass ein kleines Kind bis 4 Uhr morgens übt, wie man singend Möbel verschiebt, bekam ich wieder die Rehaugen und die Erklärung, dass das halt der Rhythmus von Mutter und Kind sei. So war auch dafür gesorgt, dass die Beschallung nie endete. Denn wenn die Trainingsstunden für künftige Nervensägen beendet waren, klingelte sein Wecker. Es war 5 Uhr und er musste duschen. Ich aß sehr viele Kopfkissen und hatte Gastriten.

Es folgte ein Defekt ihrer Gas-Therme. Ich fragte nach, was da die ganze Zeit so einen unfassbaren Lärm machte. Ich wollte nicht mehr rebellieren, ich konnte schon lange nicht mehr. Aber ich wollte zumindest nicht an meinem Verstand zweifeln!
"Unsere Therme ist kaputt", sagte er. Sie sprach nie. "Wir können uns nichtmal unterhalten in der Küche! So laut ist das! Immer, wenn wir das Wasser laufen lassen!"
Dass das dem Nacht-Baden der Frau keinen Abbruch tat, ist logisch. Wenn man duscht, hört man den Lärm in der Küche ja nicht. Und man kann sich eh nicht unterhalten. Schlafen ja alle.
Alle? Nicht alle. Ein kleiner Mann im Stockwerk darunter aß wieder Kissen. Es war der Dinge nun zuviel! Jetzt ist Alarm! Bis hier und nicht weiter! Ich mach die Alte mock!
Um 3 Uhr klingelte ich an der Tür. Im Bademantel und nassem Haar öffnete sie vorsichtig die Tür und steckte ihre Nase durch den Spalt. "SACH MA GEHT ET NOCH???!!!"
"Was denn?", fragte sie wieder. Aber nein, nicht dieses Mal!
"Es ist drei Uhr und Du duschst! Bist Du bescheuert? Weißt Du wie laut das da unten ist?!"
Da war endlich Regung in ihrem Gesicht. Und ich sah das Schimmern von ehrlich empfundener Empörung. Endlich Streit. Ich mag nicht zanken, aber was muss, das muss halt. Ich war gefasst.
"Wieso stört es sie wenn ich dusche? Es ist mitten in der Nacht! Sie sollten doch schlafen!"

Und wieder ging ich einfach weg.
Als ich seelisch gebrochen auf dem Fußboden meines Wohnzimmers saß, erklang von oben wieder der apokalyptische Tumult der Gas-Therme, der ihre Reinwaschung begleitete. Wie üblich noch etwa ein bis zwei Stunden. Sie musste sich sehr sehr schmutzig fühlen.

In meiner Verzweiflung rief ich die Wohnungsgesellschaft an, die mein Anliegen notierte. Und offenbar wegwarf. Als sich nichts tat, fing ich an, Emails an die Zuständigen zu schreiben. Erst sehr höflich, dann flehend. Dann täglich. Ich erhielt nie eine Reaktion.

Doch nun ... ist es vorbei.

Wie ich heute aus vertrauenswürdiger Quelle erfuhr, ziehen die Russen weg. Sie brauchen mehr Platz, hieß es da. Und deshalb zögen sie nun in einen anderen Flügel des Hauses. Genau über die vertrauenswürdige Quelle. Ich kann mich nicht so recht freuen, denn nun werden liebe Menschen leiden. Vielleicht wird es auch ein Blutbad geben. Doch all das wird dort geschehen, wo ich es nicht mitbekomme. Nicht weit weg, aber weit genug.