Ich rufe Jochen Malmsheimer

Wenn die Sendung nicht oft so unlustig auf lustig machen müsste, wäre sie noch besser. Doch ich will nicht schimpfen. Und so traf ich mich wieder vor dem Fernseher, als Jürgen von der Lippe "Was liest Du?" anmoderierte.
Er begann die Sendung mit folgenden Worten: "Es gibt nur einen, der mich in den Schlaf lesen darf". Und schon nach diesem Satz WUSSTE ich, wer der Gast der Sendung sein musste und freute mich wie jeck. Wie immer lag ich völlig richtig: Es war die beknacktest bekleidete Inkarnation der Idee, die Gott mal hatte, als er die Stimme erfand. Es war Jochen Malmsheimer.
Selten sind die Momente, die ich in kindlicher Aufgeregtheit vor dem Fernseher teichle. Aber ich teichelte arg. Deshalb dies.


Lieber Herr Malmsheimer,
lieber Jochen,

ich weiß, Du hast viel zu tun. Aber denk auch mal an mich. Ich versprach Dir einst in Witten, dass wir uns mal im Weitmarer Holz treffen, wenn Du Deinen österreichgroßen Hund Bracken ausführst, der aus dem Maul stinkt und nach vorn orientiert ist. Die Frau aus Weitmar verließ mich aber, und so ist mir der Weg zu weit.
Ich danke Dir vielmals für unzählige Stunden auf den Spuren von Wart oder Wesley. Für Abenteuer mit verwirrten Königen auf den Spuren des Aventurentieres, Zauberschlössern aus ranziger Butter und für Schlachten auf Pferden, die es in der Form längst nicht mehr gibt. Für die immense Kraft des treudoofen Türken und die listige Niederlage des Sizilianers. Und natürlich für Butterblume, die schöne Maid, die so lebendig aus meiner Kindheit erwachte. Und für das Murmeln des Königs.
Natürlich auch für Geschichten von Hebammen und anderen Imperativen, sprechenden Worten, der Dialektpresse, dem Oblomow und einem Treffen in der Disco. Vor allem aber für die Geschichten von Wart und Wesley. Hier vergesse ich sogar die russische Familie im Schlafzimmer über mir, die niemals Nachtruhe kennenlernten und immerfort Staub saugen. Es ficht mich nicht.

Aber denk auch mal an mich. Ich hab das nun alles öfter gehört, als man es verlangen könnte. Nun muss ich anderen zuhören, und das ist kein Spaß.

Bitte, lieber Jochen, lies! Es ist völlig gleich, was Du liest. Sogar dem Mist aus der Sendung mit Herrn von der Lippe konntest Du einen Zauber einhauchen. Lies meinetwegen ein Buch vom Bohlen. Oder das Örtliche. Aber gib mir die Kraft, wieder ins Bett zu gehen. Das sei mein Wunsch fürs nächste Jahr.

Ergebenst,
der Raketenmann

Abnehmen beginnt im Kopf

Nachdem die aktuelle Wirtschaftskrise den Medien viel mehr Quote durch Angst und Schrecken verspricht, vermisse ich etwas die alljährliche präventive Diät-nach-Weihnachten-Laberei. Nebenbei bemerkt: So ne Krise ist nur dann auch ne wunderbare Krise, wenn alle davon sprechen und so richtig schön die Hosen voll haben. Also Chefs und Vorstände, die eben auch nur die BILD (danke, Jens) lesen und deshalb lieber vorsorglich Leute feuern. Um en vogue zu sein. So macht man Krisen. Aber was reg ich mich auf – ihr habt die gutbezahlten Jobs, die anderen die Zeit, das Hirn zu verwenden. Doch ich schweife ab.

Wovon ich eigentlich erzählen wollte ...
Es ist schon eine ganze Weile her, aber die Geschichte fiel mir grad wieder ein. Und da mich auch eine gute Freundin täglich mit diesem Thema konfrontiert, will ich sie kurz niederlegen.

Es begab sich zu der Zeit, als ich in meiner Rolle als Autofahrer an einer Kreuzung der Grünphase harrte. Vor mir lenkte eine mittelalte Dame ein Fahrzeug, die mir schon seit Kilometern durch ungelenke Steuerung ihres Gefährts auffiel. Ich bin keiner, der sagen tät, dass Frauen nicht fahren können, um Gottes Willen, aber eben dieses Exemplar gehörte zu jenen Vielen, die schon Schuld empfinden, wenn sie morgens selbständig aufstehen. Und so fuhr sie auch.
Wir wollten gemeinsam links abbiegen. Der grüne Pfeil, der uns das nun erlaubte, verursacht bei vielen immensen Stress. Man ist sich nie so wirklich sicher, ob der Gegenverkehr wirklich stehen bleibt. Sicher ist nur, dass von hinten gehupt wird, wenn man eine Sekunde verstreichen lässt, um auch sicher zu gehen. Und die Unsicherheit ist in jedem Fall begründet. Den Beweis wollte die Frau nun selbst liefern. Obwohl ich nicht hupte. Ich war viel zu verblüfft ob ihres Tatendrangs.
Anstatt links abzubiegen, fuhr sie zunächst geradeaus weiter, bis die Verkehrsinsel vor ihr anzeigte, das solches Verhalten auf der Abbiegespur nicht vorgesehen ist. Durch souveränes Einlenken nach links umschiffte sie das Beton-Eiland aber nahezu rechtzeitig und bollerte nur mit einem Rad über den Rand. Auch die Verkehrsteilnehmer, die nicht aufgrund der Straßenverkehrsordnung zum Stehen gezwungen waren, standen nun und staunten.
Grade an der ersten Insel vorbeigeschrappt, war der Kurvenradius ihres Autos viel zu groß, um die nächste Insel, an der sie ursprünglich links hätte vorbeifahren sollen, zu umfahren. Und hier zeigte sich die Eigenschaft viel zu vieler Menschen, die mich täglich in Raserei und Gewaltphantasien zwingt: Weitermachen als wär nix.
Sie meterte also auf die zweite Insel zu, krachte über die Schwelle, die bei Verkehrsinseln hoch genug gebaut ist, um dem Fußgänger Sicherheit vorzutäuschen und holperte rechts an einem Schild vorbei, das einen Pfeil zeigte, der nach links wies. Nachdem sie, ganz Frau der Lage, auch den Slalom um die zwei Ampeln, die auf dieser Insel wohnten in beeindruckender Weise gemeistert hatte, krachte sie auf der anderen Seite wieder auf die Fahrbahn. Es konnte weiter gehen. Nix passiert. Dummdidumm. Nur die Frisur hatte sicherlich gelitten.
Ich setzte meine Fahrt hinter ihr mit offenem Mund fort und las den Aufkleber, der die gesamte Breite ihrer Heckscheibe einnahm und dem ich nichts hinzuzufügen hatte: "Abnehmen beginnt im Kopf".

In diesem Sinne. Esst die Teller leer! Wer weiß, ob's morgen noch was gibt.

Diesmal ohne Worte.

Nichts hinzuzufügen. Frohes Fest. Wo auch immer.
Puh.

Abschied von Tita

Sie wusste es nie, doch sie sollte die Mutter meiner Kinder werden. Leider warf sie andauernd Fremdes und wir kamen deshalb nie dazu. Nun warf man ihr das Handtuch. Um Platz zu machen für noch mehr Stumpfsinn, der sich erst gar nicht tarnen will. Vermutlich macht man damit mehr Geld. Ich weiß es nicht. Aber POLYLUX ging heute zum letzten Mal auf Sendung. Ob man damit spart, werden wir nie erfahren.

Es war nicht nur das erleichternde Gefühl, dass der Pocher endlich vorbei ist. Es war viel mehr. Und für mich, liebe Tita von Hardenberg, war es auch immer der Kleine-Jungen-Traum, der mich ans Gerät fesselte. Du hast mich immer verzaubert. Ich danke Dir für die gemeinsame Zeit, die wir nie teilten. Du warst nie da, wenn ich Dich brauchte. Oder Du warst wieder schwanger von einem anderen Mann. Aber allein Dir nehme ich sowas nicht übel. Ich würde Dir immer was kochen.

Bye bye, my love, goodbye.

Dein ergebener Raketenmann


Briefe nach draußen

"Du bist ja immer von irgendwas genervt" ist sehr oft die humanitäre Reaktion auf einen weiteren kläglichen Versuch der Mitteilung ins All. Es ist tatsächlich fast so. Das ist gar keine Frage. Das Perfide daran ist, dass der Satz gar nicht das jähe Ende einer keimenden Unterhaltung sein will, sondern tatsächlich als das erste Rauschen auf ein Signal erfolgt, das hier schon als nicht empfangen gelten kann. Wozu also noch weiter sprechen? Abwenden. Rauchen. Oder Nase putzen. Irgendwas halt. Jedenfalls weg gehen. Aber man soll es niemandem verübeln. Es gibt so viele Frequenzen wie Menschen, und das ist eines der Probleme. Dummheit ein weiteres. Desinteresse noch eins. Ach, die Liste ist so lang.

"Würde ich ohne irgendwelche Sozialkontakte durchs Leben gehen, hätte ich keinerlei Zweifel daran, dass ich es schaffe." ist eine recht logische Konsequenz aus dem, was wir mitunter Miteinander nennen. Für viele klingt das misanthropisch, was auch nur ein weiterer Beweis unserer sinnfreien Versuche des Begreifens ist. Es ist mitnichten ein "Dagegen", sondern vielmehr einfach tiefe Traurigkeit über eine Erkenntnis.

"Redet ihr nie zusammen?!" fragte der Chef mich und meinen Kollegen ständig. Und er traf mit seinem Mangel an Sprachkompetenz den Kern: Alle reden zusammen. Immer gleichzeitig. Es ist unendlich elend, sich immer den Dreck anderer Leute reinzuziehen, der einem selbst nie so richtig was sagt. Wie kann ich die Tiefe von irgendetwas begreifen, wenn ich einerseits selbst schwer damit beschäftigt bin, den Schnorchel aus der Scheiße zu halten und andererseits überhaupt keine Ahnung davon habe, was das Thema für denjenigen bedeutet, der es grad darlegt? Er übt sich dabei ja auch noch in Beschwichtigung, weil jeder über 6 weiß, dass niemand so wirklich vom Leid des anderen erfahren möchte. Man will ja niemandem zur Last fallen und wertet sich und seinen Kram daher schonmal im Vorfeld ab. So spricht einer, während der andere abwartet, entweder Empathie zu zeigen oder endlich seine eigene schwere Butter aufs Brot zu bringen. Ersteres ist löblich, aber doch Käse, weil man sich mit seiner Empathie doch nur selbst beweihräuchern will.

Und dennoch passiert es allzu oft, dass man doch zuhört und es aus ehrbaren Gründen geschieht. Und so japst man durch die Welt, beladen mit Geheimnissen von X und Y, verstrickt in Dinge, die A nicht von B wissen soll. Mit den Jahren sammeln sich Säcke voller Handbücher mit Regeln zu jedem Mitmenschen, bei Verstößen wird bitter empfunden und bestraft. Manch leichter Geist fängt dann mit Schubladen an, um sich zu erleichtern. Schubladen haben allerdings auch selten das Siegel der freiwilligen Selbstkontrolle und die Leute ziehen nur allzu oft um.

Wir sind allein. Und wir haben keine Ahnung, wer da vor uns steht, wenn's doch mal klopft. Die einzige Lösung ist dauerhafter Karneval unter Gesichtern, die wir schonmal wo gesehen haben. Wir lachen miteinander, damit wir nicht heulen müssen. Und die Kneipen sind voll, weil es so wunderbar funktioniert. Es interessiert mich einen Scheiß, ob Deine Mutter im Sterben liegt, mein Job ist weg. Und ich will partout nicht drüber nachdenken, ob meine nächste Woche noch ans Telefon geht. Also sprich Dich aus, ich hol uns solange ein Bier. "Aber ich trinke kein Bier!" "Ich hol ja welches!" Das viel gepriesene Reinversetzen in andere ist so elendig zermürbend, weil es Selbstvergessen voraussetzt, wo wir doch nur mal von uns erzählen möchten. Deshalb gehen wir raus zum Feiern, trinken uns den Schädel leer, sabbeln dummes Zeug als Platzhalter für wirkliche Themen vor denen wir Schiss haben, und wir haben uns gegenseitig allzu offenkundig lieb, damit uns irgendwer zurück lieb hat. Oder zumindest mal ne halbe Stunde so tut. Ein Riesenhaufen Kotze. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass immer da viel Alkohol weg geht, wo Menschen aufeinander treffen.

So traurig könnte es sein. Ist es oft auch. Neben all dem vergaß ich soeben fast die unfassbare Dummheit, die das Leben so pupsgemütlich für den Eigner macht, für den Mitmensch aber unerträglich. Ein einfacher Satz kommt zu 99 Prozent nach dem Stille-Post-Prinzip an. Und meistens ist der Schalter auf der anderen Seite grade gar nicht besetzt. Eine Freundin sagt, dass es darum gehe, sich mit Menschen zu umgeben, für die man sich interessiert. Und die auch umgekehrt Interesse haben. Aber selbst da türmen sich mitunter Mauern auf, die nicht überwindbar sind. Also: weiter feiern und beten, dass man nie bedürftig werde.

Wir können uns nicht um andere scheren. Haben wir gar keine Zeit für. Um 18 Uhr ist Feierabend und es ist keine Wurst mehr im Kühlschrank. Obendrein ist Derrick tot, mein Haar nicht schön und sowieso haben sich die anderen noch nie um mich gesorgt. Warum dann also ich? Und was schenk ich nur der verrhassten Verwandtschaft zum Fest der Liebe? Und komm ich heut gut rüber? Bei wem eigentlich? Und wie kommt nur soviel Pisse in mein Hirn?


"Time to bring it down again.
Don't just call me pessimist,
Try and read between the lines.
I can't imagine why you wouldn't
Welcome any change, my friend."
Maynard J. Keenan


Tool - Aenima



Peter Gabriel - Signal to Noise

Rauchen tut Not

Die Zahl der Nichtraucher stieg in den vergangenen zwei Jahren alarmierend an. Ich habe sogar Nichtraucher in meinem Freundeskreis. Erst heute hab ich wieder einen davon gesehen. Die Gründe, die sie gegen den Konsum von Zaretten anführen, sind zahlreich:
Die Butze stinkt, wenn man drinnen raucht. Man stinkt von innen; selbst, wenn man draußen raucht. Man sei so schlapp. Müde. Die Haut wird oll und faltig. Klamotten kann man nach zwei Minuten schon wieder in die Waschmaschine räumen. Ärzte sagen, die Adern würden eng. Vögeln könnte viel toller sein und Kinder kriegen sei nicht, weil vorne nur noch toter Fisch rauskommt. Ach, es gibt sicher viele mehr und es bleibt völlig uninteressant.

Ich sag Euch mal wie es ist, ihr Nichtrauch-Maden: Nichtraucher haben Mundgeruch! Ich küss lieber eine, die nach Kippe und Gemütlichkeit riecht als nach Scheiße, Zahnfleischerosion und Alkohol. HA! Und ohnehin sind WIR es, die das Land zusammenhalten. So viel Weihnachtsgeschenke und Autos könnt ihr doch gar nicht kaufen, um den Staatshaushalt derart nach vorne zu bringen, wie wir es in einer Woche tun. Und Sport! Freunde! Mit gesunden Lungen kann das jeder. Zieht Euch doch mal zwei Packungen am Tag rein und geht dann zum Sport; da gucken wir mal, wer hier fit ist. Nach zwei Packungen kommt ihr da gar nicht an! Ihr liegt kotzend vor der Tür, während wir leichtfüßig wie die Feen springen und singen. Jaha. Und guckt mal ... seit in Discos und bei Konzerten nicht mehr geraucht werden darf, stinkt es zum Himmel nach Schweiß und alten Unterhosen. Es stinkt nach Euch! Und genau das habt ihr auch verdient.

Eigentlich wollte ich aufhören, um ein vollendet drogenfreies Leben zu zelebrieren. Aber ihr geht mir alle so unfassbar auf den Sack, dass ich einfach weiter rauchen muss. Und ich handle da strikt nach den Worten eines Trainers bei einem richtigen Sport, bei dem nicht auf gepolsterten Höckerchen in rosa Handtücher gepupst wird: "Ich rauche, weil ich sonst zu fit wäre."

Ihr sollt meinetwegen alle gesund sterben. Ich lieg paffend im Nachbarsarg und mein letzter zittriger Atemzug wird ein heiseres Kichern sein! HA! Fuck you! Götter wohnen in Wolken!

Hosen runter, Berlin!

Es juckt mich seit geraumer Zeit, aber ich kann nicht dran kratzen ... die eine Person, die ich in Berlin kenne, kann einfach nicht andauernd so viele Zugriffe verursachen. Angela? Bist Du's? Wolfgang? Hast Du mich im Visier, weil ich mich als Hase tarne?

Wer seid ihr nur? Ich freu mich!

Der Jahresrückblick

K. sagt, man könne mit diesem Blog nur etwas anfangen, wenn man zum Bekanntenkreis gehöre. Das ist natürlich Unfug, aber K. war auch betrunken. Es ist übrigens schlimm, dass Betrunkene acht Stunden länger am Pokertisch sitzen bleiben als solche, die stocknüchtern analysieren. Ob sie gewann, wird Onkel Säc morgen verraten. Doch ich schweife wie üblich ab.
Damit K. sich aber ein bisschen im Recht fühlen kann, nun auch noch dies. Es ist allgemeine Rückblickzeit und ich will mich dem nicht verschließen. Ein Fest für alle, die mich kennen. Unfassbar langweilig für alle anderen.

Mein persönlicher Jahresrückblick. Nebst Bilanz.

Die Pros:
Ich lerne K. kennen.
Das Jahr ist um.
Ich schmeiße meinen Job (mal ausprobieren!).
Ich habe trotz Bänderanriss heldenhaft weitergekämpft.
Die Arbeit an meinem Röntgen-Starschnitt wurde erfolgreich um zwei Körperteile ergänzt.
Ich lerne T. aus S. kennen.
Die neue Opeth-Platte kommt raus.
Meine Katze vertraut mir wieder.
Ich lerne C. aus W. kennen.
Ich arbeite wie doof.
Ich lerne J. aus H. kennen.
Ich erkenne: ich bin zu alt für all diese Scheiße.
Ich erneuere meine Freundschaft zu S. aus nunmehr E.
S. aus nunmehr E. beeindruckt durch emotionale Stabilität.
Die neue Portishead-Platte kommt raus.
K. aus H. (natürlich ein Mann) macht mir das schönste Kompliment meines Lebens: "Wenn man Dich so reden hört, möchte man Dir eigentlich direkt was auf die Fresse hauen. Denkt man aber zwei Minuten drüber nach, merkt man, dass Du völlig Recht hast. Du lässt nur das Blabla weg."
Ich verliebe mich daraufhin in K. aus H., was seine Frau nicht stört.
Ich erhalte zwei neue Kyu-Grade.
Es erfolgt eine Intensivierung der Vater-Sohn-Beziehung durch den Bau eines Gartenteichs.
Ich storniere meine überbordend tiefe Freundschaft zu M. und T. aus H.
S. aus S. heiratet D. aus S.
Ich lerne M. kennen.
Ich lerne Freunde von M. kennen.
Ich freue mich.
J. aus B. verblüfft mich durch freundschaftliches Handeln.
T. aus H. schenkt mir meine erste Schusswaffe, mit der ich mir fünf Minuten später selbst ins Gesicht schieße.
Ich lerne K. aus K. endlich persönlich kennen und bin erquickt.
K. aus K. beeindruckt durch psychisches Leistungsvermögen.
M. erhält den 1. Kyu-Grad und dreht nicht durch.
Ich lerne Freunde von N. aus M. kennen und habe spontan Spaß, obwohl ich von Rittern umgeben bin.
Ich fahre ne Delle in mein schönes Auto, bleibe aber emotional unbeeindruckt.
S. und E. ziehen quer durch Europa geschätzte 17 Mal um und wir bleiben beste Freunde.
Dank M. aus H. bekomme ich eine Eintrittskarte für Hagen Rether.


Die Contras:
Ein neues Jahr beginnt.
Traurige Erkenntnis: T. aus S. ist wirklich völlig beziehungsgestört.
S. aus S. macht keine Musik mehr.
S. aus H. ist komplett beziehungsgestört.
T. aus B. entfacht unbändigen Groll in mir. Er kann aber nichts dafür.
N. aus B. aber durchaus.
C. aus W. ist auch irgendwie komisch.
Ich arbeite wie doof, was nicht anerkannt wird.
J. aus H. ist vollends durch den Wind.
Ich falle zum letzten Mal auf ein angebotenes Treffen mit D. aus H. rein.
Die russische Frau über mir entdeckt ihre Vorliebe für nächtlichen Haus- und Körperputz.
Ich bekomme einen asozialen Nachbarn.
Die Intensivierung der Vater-Sohn-Beziehung durch den Bau eines Gartenteichs scheint nicht so intensiv ausgefallen zu sein.
T. aus H. leidet unter einem Pferd.
Ich werde krank, nachdem ich krank war, kurz nachdem ich grade wieder gesund wurde.
C. aus W. (Nr. 2) hat eine wirklich schlimme Frisur.
Ich frage mich, wie das alles enden soll.
Ich finde keine Lösung für mein Kopfhaar-Problem.
Die einzige von mir frequentierte Disco wird mir über.
Ich habe ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln.

Bilanz:
Die Pros sind in der Überzahl. Es gilt im nächsten Jahr den Ertrag zu steigern und das Ertragen zu minimieren.

Die Metaphysik des Schwermetalls

Überdurchschnittlich schlaue Menschen sind oft völlig abgenervt, weil sie andauernd denken. Sie können nicht anders. Und da hilft nur eines: Heavy Metal!

Vielen scheint dies unbewusst klar zu sein. Der Umkehrschluss liegt nahe: Wer ordentlich Metal hört, kann sich schonmal als weise betrachten, muss aber mit schlechter Laune umgehen können, die indes nicht von der Mucke kommt.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, für dessen Kurzfassung ich K. aka A. sehr danken möchte. Wer mir nicht glaubt, kann es ja selbst hier nachlesen.

Nun habe ich nur dies kleine Häppchen der Studie lesen dürfen, aber mir kommen da Zweifel. Zunächst: Wenn Menschen, die selbst keinen Plan von "harter Musik" haben, über eben diese sprechen, wird's schnell ungenau. Mir ist der Unterschied zwischen HipHop und Rap ja auch nicht geläufig. Nichtmal der von Obst und Gemüse. Oder der von Wurst und Aufschnitt. Obwohl ich seit 25 Jahren Heavy Metal mag und daher schlauer sein müsste. Ich schweife ab.

Denken wir uns in folgende Situation:
Wir betreten eine völlig frei erfundene Diskothek im Ruhrgebiet an einem Samstag Abend. Hier wird Heavy Metal gespielt, den jeder so definieren würde. Aus den Boxen knötern Manowar, die Reinkarnation von Dschinghis Khan in der Version von Ralph Siegel, mit ihrem Hit "Warriors of the world". Erwachsene, zumindest ausgewachsene Menschen stehen in Leggins und Lederjacken herum, trinken sehr viel Bier und spielen Luftgitarre. Manchmal tun sie, als hätten sie ein Mikrofon in der Hand. Sind hier all die Professoren und Doktoren, wenn sie nicht in Laboren nach Lösungen bohren? Doch halt! Es ging in dieser Studie um Studenten, also nur angehende Professoren und Doktoren. Dennoch bleibe ich skeptisch.

Denkbare Situation Nr. 2:
Wir betreten ein völlig frei erfundenes Konzert einer lokalen Death-Metal Band, die sich natürlich auch dem Heavy Metal als Grundlage des Universums verschreibt. Auf der Oberbekleidung der Anwesenden finden wir heidnische wie satanische Symbole in lustiger Mischung. Klar, das ist erstmal mittelschlau, aber doch weit übers Ziel hinaus. Wir sehen ein Shirt der Band Cradle of Filth, die dieserorts postulieren, dass Jesus eine Fotze sei. Gleich mehrere inhaltliche Fehler. Wenn wir uns so umsehen ... hmm.

Wir gehen wieder zurück in die Disko:
Es läuft Kiss. "Feel my heat, taking you higher, burn with me, heaven's on fire!" Später läuft noch ein Lied über die Vorzüge dicker Busen. Je dicker das Kissen, desto besser könne man drauf drücken, heißt es da. Also ich weiß nicht. Vielleicht doch zu fest getrötet beim Naseputzen? Ob Immanuel Kant das auf seinem MP3 Player hatte, bevor er die "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" schrieb?

Wir sehen: so einfach ist das nicht mit dem Heavy Metal. Und, aha!, da steht's ja auch schon:
"These pupils said they did not consider themselves to be ‘Metalheads’ but identified with specific aspects of this youth culture."

Also: Nicht alle klugen Köpfe hören Manowar oder drücken auf Kissen. Und wer Manowar hört, ist noch lang nicht klug. Klug ist der, der das heimlich tut, finde ich.
Und man sollte der harten Musik nicht antun, was die Studie auch aussagen könnte: Bei zuviel bohrender Metaphysik im Hirn hilft nur ne Prise Motorhead, um sich wieder gesundzublödeln. So einfach ist das auch nicht. Empfehlenswert ist ein lecker Johanniskraut-Tee mit einer guten Opeth-Platte oder ein wenig Chopin. Klassische Musik und Heavy Metal haben bewiesenermaßen enorm viele Gemeinsamkeiten. Weil Metal eben schlau ist und Klassik sehr tolerant. Während Popmusik generell des Teufels Werk ist, sollten bis ins hohe Alter täglich elektrische Gitarren und akustische Celli ohral konsumiert werden. Aber ohne Leggins!

Der Vorfall am Fenster

Was muss eigentlich geschehen sein, damit man so einen Abdruck auf der Fensterscheibe im dritten Stock hat? Ich werde in diesem Jahr einen Meisenknödel aus Aspirin auf den Balkon hängen. Obwohl es mehr nach Bussard aussieht.

Das Bild ist nicht bearbeitet! Ich hab nur den Kontrast hochgedreht.

(Klick)

Sich gehen lassen

Montag, Dezember 08, 2008 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
"The greatest enemy will hide in the last place you would ever look." Julius Caesar

Zufälle sind seltsame Typen.
Gestern stand ich mit der liebenswerten L. zusammen und wir beguckten uns aus geeigneter Distanz meine Ex. Auf ihre Frage, warum wir denn nicht mehr zusammen seien, wollte ich diesmal nicht mit Groll, Zeigefinger und anschließender Reue reagieren, sondern kurz inne halten und einen Satz suchen, der den Kern zumindest streift. In einem Tanzlokal ist es noch ratsamer als sonst, erst zu denken und dann zu sprechen. Denn die Stimme versagt schnell, wenn die Musik laut ist. Nebenbei stellt sich mir folgende Frage: Warum müssen Betrunkene einem immer mitten ins Gesicht reden anstatt sich auf eines der angebotenen Ohren zu konzentrieren? Es stinkt nicht nur, nein, man hört auch nix. Und dann wird man noch bespuckt, weshalb man die Augen zukneift (Tröpfcheninfektion) und auch nicht Lippenlesen kann. Ich schweife ab.

Jedenfalls kramte ich kurz unterm Schädeldach und heraus fiel dies:
"Wenn ich sie mir so angucke ... ich wünschte, ich wäre ein bisschen wie sie. Dann könnte ich Dinge oder Leute, die ich nicht mag, einfach lächelnd als Dinge oder Leute hinnehmen, die ich nicht mag. Und ich müsste es weder kommentieren, noch würde es mich grundlos aufregen. Ich glaube, deshalb sind wir nicht mehr zusammen."

"Ach!", sagte L., "So toll kann sie ja nicht sein. Dann hätte sie nicht Schluss gemacht."
Und da hat L. natürlich völlig Recht. Doch mein Problem bleibt bestehen. Und mein Problem ist nicht meine Ex. Dass das hier mal ganz klar ist, weil es viele bezweifeln: Es geht um's PRINZIP, nicht um sie, liebe Freunde.

Und so kam es, dass ich heute "Revolver" sah. Ich bin ein Freund der alten Gangster-Filme a la "Good Fellas", freute mich auf Ray Liotta und wurde sehr überrascht. Zum Film selbst will ich nix sagen, denn ich möchte ihn hier noch empfehlen und deshalb nicht den Spaß vergeigen. Die Kernaussage kann dennoch mitgeteilt werden:
"Dein größter Feind bist Du selbst." Und natürlich ruft da des Regisseurs Ex Madonna aus dem Kabbalah-Karton, aber sei's drum.

Dem Abspann wurden Zitate zum Thema "Ego" beigelegt, die nicht besonders tief schürfen, aber in faszinierender Weise mit meinem Ausspruch L. gegenüber passten. Wir alle tragen ein Wesen in uns, das 24 Stunden am Tag versucht, sich hervorzutun, herumzubollern und zu ramentern. Am eindrucksvollsten kann man das übrigens an M. sehen; bei ihm zerstört es allerdings nicht soziale Kompetenzen, was ihn deutlich von mir unterscheidet und grade deshalb liebenswert macht. Zu seiner und vor allem meiner Rechtfertigung führe ich mir immer eine mir bekannte Person vor Augen, die vor lauter Ego-Wällen niemals Sonne sehen wird und mich schon beim dran denken in schiere Raserei versetzt. Ich schweife ab.
Es ist das "Ich" (nicht im Freudschen Sinne, sondern als Synonym für das Ego), das stets bestrebt ist, das zu verteidigen, was es sein will. Und wir glauben, dass es unser Selbst ist, weil es uns seit Ewigkeiten bescheißt. Wir gehen davon aus, dass wir mehr oder weniger eins mit uns selbst sind, werden aber Zeit unseres Lebens schwer verschaukelt. Es gelingt dem Verstand nicht, etwas zu erkennen, was den Verstand selbst steuert.
Da wir selten sind, was wir sein wollen, kracht's. Denn überall gibt es Leute, die auf einer Ebene besser sind als wir. Und das geht mal gar nicht. Und so regt man sich permanent über andere auf. Oberflächlich betrachtet. Denn eigentlich regen wir uns über uns selbst auf. Auch oberflächlich. Eigentlich haben wir komplett die Hosen voll! Weil andere irgendwas besser können oder irgendwas gar nicht können. Weil sie größer sind. Oder kleiner. Oder grüner oder was auch immer. Oder weil sie Dinge tun, die wir nicht verstehen. Es gibt tatsächlich Leute, die Reggae hören oder Hobbits gut finden! Pah! Wir intervenieren stante pede und machen unseren Standpunkt klar. Und wieder. Und wieder. Wozu? Ganz einfach. Weil wir uns hervortun MÜSSEN, um uns selbst standzuhalten.

Kabbalistische Gedanken sind mir nicht ganz fremd, seit ich Tool-Texte zu verstehen versuche. Die Betonung lege ich betont auf das Wort "versuche".
In "The Grudge" heißt es:

"Clutch it like a cornerstone, otherwise it all comes down.
Justify denials and grip them to the lonesome end.
Clutch it like a cornerstone, otherwise it all comes down.
Terrified of being wrong, ultimatum prison cell. (...)

Wear the grudge like a crown (of negativity)
Desperate to control (all and everything)
Unable to forgive (your scarlet lettermen)
And we're sinking deeper. (...)

Saturn comes back around,
lifts you up like a child,
drags you down like a stone,
to consume you till you choose to let this go (...)"

Wir tragen einen Groll (die direkte Übersetzung klingt etwas oll, die Vokabel tut's aber ganz gut) in uns, den wir dringend brauchen, um uns am Kacken zu halten. Wie ein Eckstein, ohne den jeder Torbogen einstürzt. Unser Ego steuert wirsch und unsinnig herum und der Verstand muss es irgendwie rechtfertigen. Wir wollen kontrollieren, was um uns geschieht, können nur schwer vergeben ("scarlet lettermen" erklärt sich mir aus einer damaligen Strafe für Ehebrecher, einen dunkelroten Buchstaben auf der Kleidung zu tragen - siehe "Der scharlachrote Buchstabe"), sind in uns selbst gefangen und die Spirale geht immer abwärts. Die Saturn-Nummer zu erklären, stellt mich jetzt vor eine Aufgabe, die ich nicht angehen will. Autsch! Gemerkt? Ich weiß was, sag's, erklär's aber nicht! Auf jeden Fall frisst es uns, bis wir lernen, es einfach dranzugeben. Das allerdings erfordert zunächst die Erkenntnis der Sachlage. Übrigens: Leute, die andauernd so tun, als würden sie alles tolerieren und liebenswert finden, sind des Teufels! Das kann nicht funktionieren. Also bitte nicht glauben!

Für mich als Freund des spontanen Aktivismus ergaben sich bereits mehrere Aufgaben aus diesen Gedanken. Eine erfüllte ich bereits VOR dem Gespräch mit L., was mich schon wieder sehr an der Existenz von Zufällen zweifeln lässt: Ich schrieb einer damaligen Freundin (also einer ohne Fummeln jetzt), die ich seit Ewigkeiten nicht sah, einen Brief. Wir stritten einst und sahen uns eigentlich grundlos nie wieder. Manche Menschen trifft man zu Recht nicht wieder, bei anderen ist es wirklich schade. Und ich schaffte es, diesen Brief ohne "ich will!" zu formulieren.
Ferner kommt grade jetzt eine der größten Herausforderungen: die weihnachtliche Familien-Zusammenkunft! Jochen Malmsheimer sagte treffend: "Zwischen Bescherung und Zerwürfnis kommt das Essen." Ich will mein Bestes geben. Doch die dunkle Seite der Macht ist stark in mir und meiner Familie.

Angekommen werde ich sein, wenn ich meiner Ex und ihrem neuen TYP in die Gesichter sehen und sagen kann: "Schön, dass ihr glücklich seid!" Aber manche Dinge kann man vielleicht auch auslassen auf dem Weg nach oben. Man soll nicht immer alles wollen, echt nicht. Wirklich. Nein. Nicht alles.




Give away the stone. Let the waters kiss and transmutate these leaden grudges into gold.

Let go!

Fahr doch vorbei, Du Penner!

Die Straße vor M.s Haus ist nicht sehr breit. Sie fasst nur ein Auto. Doch mitten in der Nacht kann man ja mal einfach anhalten, um wen in den Regen zu entlassen. Natürlich gilt auch hier Murphy's Law: kaum steht man, hat man zwei Rücklichter im Spiegel. Da Betrunkene immer länger brauchen, um sich zu verabschieden, fahre ich also kurz an die etwas entfernte Seite, um die Lichter vorbeizulassen. Die folgen auch brav, bleiben dann aber stehen. Es ist wohl immer noch zu eng. Also fahre ich wieder ein Stück weiter. Hier ist es nicht zu eng, aber der Hintermann will offenbar nur nerven und fährt nicht vorbei. Ich wende in einer Einfahrt und mache wirklich doll Platz. Sollte er jetzt nicht vorbeifahren, steige ich aus und entreiße ihm den hohlen Kopf durch die geschlossene Scheibe! Da sehe ich durch die Seitenscheibe – das Auto hat ne Laufschrift: "Stop. Polizei."
Ein Schutzmann steigt verärgert aus. "BLEIBEN SIE JETZT STEHEN?"

Liebe Polizei,
ich weiß, dass man eine halbwegs abgeschlossene Schulausbildung benötigt, um in grün auf dicke Hose zu machen. Ich nehme es Euch nicht übel, dass ich, der seit locker 10 Jahren höchstens mal Wick MediNait trinkt, hin und wieder Eure Geräte aufpusten muss. Ihr könnt nicht wissen, dass ich sogar am Wochenende nüchtern bin. Aber ihr könnt wissen, dass das alleinige Erscheinen von Scheinwerfern in einer regennassen Heckscheibe nicht bewirkt, dass man sich demütig und flach auf den Boden wirft. Und ihr müsst wissen, dass vermeintliche Rechtsbrecher auch mal frech werden, wenn man ihnen derart blöde kommt. Respekt bekommt man nicht nur durch einen Rollkragenpulli. Man muss auch hirnig zu handeln wissen. Die Laufschrift da auf Euren Autos ist nicht nur als Notlösung gedacht, falls einer nachts im Regen partout nicht erkennt, dass ihr gar nicht zu blöde zum Vorbeifahren seid. Obwohl ich mir da grad nicht so sicher bin. Ich stell mich auch nicht stumm neben eine Pommesbude und schrei nach ner Stunde, weil ich noch immer keine Currywurst hab.

Liebesbotschaften

Aaaach, es ist wieder soweit. Wie immer kreist hier ab Anfang Dezember der Pinsel, damit die jährlichen Weihnachtskarten pünktlich und stressfrei unter die Lieben kommen. Vergangenes Jahr hat mir der Stress die Kartenaktion versaut, wofür ich heute noch Reue empfinde. Dafür hab ich in diesem Dezember derart wenig zu tun, dass ich grade die zweite male. Ärgerlich ist, dass ich beide witzig finde. Wir werden sehen, welche gewinnt.

Da ich im Vorfeld immer schon eine Liste der Adressaten erstelle, sehe ich in jedem Jahr die Anzahl derer steigen, die mich fortan zünftig am Arsch lecken könnten, wenn ich sie ließe. Wer jährlich 5 Menschen zurecht aus seinem Herzen verbannt und immer noch eine derart lange Liste an Geliebhabten hat, darf sich demütig freuen. Es sind sogar noch welche dabei, die ich seit 15 Jahren kenne. Ich liebe Euch alle!

Über die Neuzugänge, besonders den schönen M. (die Zuckerpuppe aus der Kampfsportgruppe!) und seine goldige Dame, freue ich mich natürlich sehr. Aber ich danke auch denen, die schon meine ersten Karten bekamen. Ihr versucht schon lange mich zu mögen, und ich weiß das wirklich zu schätzen. Nein, weiß ich natürlich nicht, aber ich versuch's. Gott vergelt's.

Süß und saftig – eine Mark und Achtzig

Eigentlich wissen wir es alle: Was wir am Leib tragen, wird von Arbeitsbienen entworfen und von Sklaven geschneidert. Und beim täglich Brot sieht es nicht anders aus. Ich bin einer, der niemals einen dieser Back-Stores betreten würde, auch wenn das Brötchen bei der holden Bäckerin irgendwann fünf Euro kosten wird. Aber das rettet meine Seele auch nicht.

Ein Bericht auf WDR5 über die Unsitten der Textilkette kik und dessen Nachruf eines Freundes bewegen mich zum öffentlichen Nachdenken. Und natürlich meine Familie, die nicht müde wird, zu behaupten, dass alles einfach zu teuer sei und deshalb Lidl und kik die einzige Wahl seien. Das ist, zumindest im Fall der Bekleidung nicht nur ein ästhetisches Desaster. Und meine Familie ist beileibe kein Einzelfall. Einmal wöchentlich wird dort laut ausgesprochen: "Das bei Aldi sind alles Markenprodukte! Die dürfen da nur was anderes draufschreiben und deshalb wird's billiger!" Und niemand merkt, was er da spricht.

Prinzipiell ist es immer das Gleiche: Wir wollen nix zahlen! Weil wir ja selbst nix haben. Und die Lösung ist simpel, denn es gibt immer welche, die noch weniger haben. Also noch. Und solange es die gibt, wird es auch überall Läden geben, die uns suggerieren, dass es Shirts oder Schnitzel für unter 10 Cent geben kann. Solange es Nutztiere und Untermenschen gibt, kann uns nix passieren. BSE, antibiotikageschwängertes Fleisch, Mitarbeiterüberwachungen, Kinderarbeit und Hungerlöhne sind allesamt Taten schlimmer Menschen, und wir danken den fleißigen Medien für die Aufdeckung der Missstände. Solange wir uns genügend aufklären lassen, merken wir nicht, dass wir es selbst sind, die den Kühen den eigenen Eiter zu fressen geben, damit der stündliche Bedarf an Fleisch gestillt wird. Und solange wir uns genügend über die Arbeitsbedingungen in Auschwitz, nein, Fehler, sorry, Bangladesch aufregen und uns rund um die Uhr als Gutmenschen verstehen, merken wir auch nicht, warum manches so billig ist.
Denn wir lassen uns nicht verarschen! Es geht schließlich um unser Geld. Geld. Geld.

Dem Spiegel zufolge sind 50 bis 60 Prozent unserer Arbeitsfehltage dem Stress zuzuschreiben. 54000 Menschen in Deutschland sind wegen eines arbeitsbedingten Dachschadens früher in die Rente gekrochen. Rente? Fehltage? Muahahahaha! Wer in Kambodscha mit dem Kopf in eine Maschine gerät, muss sein Hirn selbst aufwischen. Das ist auch gut so, denn sonst müsste der Preis für die Putzfrau auf unser Shirt aufgeschlagen werden, womit wir dann schon bei 10,00001 Cent wären. Und die Fußfesseln gibt es auch nicht umsonst. Sowas summiert sich ganz schnell. Obwohl Denken auch nichts kostet, vermeiden wir es und lesen Reklamebeilagen. Und dann gehen wir zu kik und finden nix dabei. Wir jammern höchstens mal an der gebotenen Qualität. Wir im Westen haben andere Standards. Allerdings nur, weil es bei uns noch nicht wieder erlaubt ist, Kinder in 24-Stunden-Schichten knorke Schuhe kleben zu lassen. Die Banken arbeiten aber weltweit dran.

Zehn kleine Negerlein, die stricken mir ne Hos. Und wenn die auseinanderfällt, dann bin ich arg erbost.

Wenn die heiligen drei Könige bald ihre Goldkettchen, iPhones und Flachstbildschirme im Stroh neben der Krippe deponiert haben und noch ein wenig Kleingeld für die Gewissensspende bei irgendeinem Weltretter ums Eck abwarfen, begehen sie die Stille Nacht im Schein der Glückseligkeit. Nur dort aus dem Osten röhrt es noch sehr störend aus den rostigen Nähmaschinen in die stille, heilige Nacht. Und der Herr möge uns schützen vor dem Wohnungsbrand, wenn unsere pakistanischen Plastikkerzen den PVC-Baum in Brand setzen.

Die Frage, die sich mir jedoch stellt: Wo kann ich denn überhaupt noch was kaufen? Ist der Bio-Freak um die Ecke doch der, der am Ende lachen darf? Er sieht furchtbar aus.
Bei Kik, Aldi, Lidl, C&A, Karstadt, Otto und Tchibo kauf ich schonmal nicht. Und es gibt auch keine sportlichen Klamotten von Puma, Asics, Fila, Lotto, Umbro oder Nike. Aber beim Sport trag ich eh nur DanRho aus ... Moment ... wo kommt das Zeug eigentlich her?


Die Seite der Kampagne für Saubere Kleidung gibt es hier.

Von Schneidebrettchen und Schließanlagen

Der Kfz-Mechaniker meines absoluten Vertrauens sagte mir vor vielen Jahren mal: "Mach den Schlüssel da ab. Das geht sonst Fratze. Und das wird teuer, kann ich Dir sagen."
Was er meinte war: Man sollte den Autoschlüssel getrennt vom Schlüsselbund halten, also solitär quasi, denn das Zündschloss ist nicht dafür ausgelegt, sonderlich viel Gewicht rumzuschaukeln. Irgendwann ist die Zündung hin. Ich erlebte dies nie, denn ich tu immer was er sagt.

Die Sucht nach Altluft trieb mich heute kurz aus dem Haus und mir fiel vor Verlassen der Wohnung auf, dass ich den Autoschlüssel am Zigarettenautomaten nicht benötige. Also hängte ich die Wohnungsschlüssel wieder ans Brett und ging.
Hm? Da stimmt doch was nicht. Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, was mir erst auf der Treppe einfiel: mit dem Autoschlüssel komm ich hier gar nicht wieder rein. Und ich hab nur Hausschuhe an. Und ein Shirt. Und es ist gar nicht Juli.

Es ist nicht nur so, dass ich sehr vorsichtig bin, wenn es um meine Zündung geht. Ähnliche Obacht lasse ich auch walten, wenn es um meinen Frieden geht. Und aus diesem Grund haben meine Eltern, die 15 Minuten entfernt hausen, natürlich keinen Zweitschlüssel von mir. Eigentlich hat niemand einen Zweitschlüssel von mir. Nur ich selbst. Falls mal einer schlecht wird? Ich weiß es nicht.

Es ist selten gut, Nachbarn zu haben; in diesem Falle war es hilfreich. Und so nutzte ich fremder Leute Telefone, um einen Hausmeister anzurufen, den ich mal kannte. "Du musst das aufbohren! Wenn ich nen Schlüsseldienst anrufe, brauch ich nen neuen Dispokredit!" Da ich ja den Autoschlüssel in Händen hielt, holte ich den Mann mit dem Bohrer ab. Einmal angekommen, schüttelte dieser aber nur den Kopf ob der modernen Schließanlage. "Da komm ich nicht durch, keine Chance." Ich bekam kurz Panik, was mich etwas wärmte, bevor ich ihn wieder nach Hause fuhr.

Also schnell zur Mutti, denn Mutti hat Internet und ein Telefon. Denn nun hieß es: bei Mutti pennen oder den Schlüsseldienst anrufen. Oder auf dem Hof schlafen. Die erste Möglichkeit verwarf ich sofort. Sie hätte die Lösung auch nur auf später verschoben und meinen Frieden erheblich gestört. Die gelben Seiten halten so allerhand Schlüsseldienste bereit. Und sie heißen alle "A.A.A.A.A." oder "A.A.A.A.A.A.A.", scheinen also allesamt ziemliche Scheiße zu sein. Die "1.1.A.A.A.A."-Nummer wollte ich auch nicht wählen, denn mir fiel ein, was ich mal im Fernsehen las: Diese Nummern gehören Betrügern.

Weise wie ich bin, suchte ich den einzigen mit Adresse raus und rief ihn herbei, nachdem ich mir versichern ließ, dass die angegebenen 70 Euro nicht für die Anfahrt pro Reifen und zuzüglich Dienstleistung berechnet werden. Ne halbe Stunde später stand er vor der Tür und fragte: "Ist da Hund drin?". "Nein, nur Spinne", sagte ich. Das beruhigte ihn, obwohl er es sichtlich nicht verstand. Ich zweifelte etwas an meiner Handwerker-Wahl. "Hunde riechen das!", murmelte er, während er sich an der Tür zu schaffen machte. Komischer Typ. Ich sah ihn vor mir, wie er durch die offene Tür in meine Wohnung rennt, die Tür vor meine Nase schlägt und ruft: "Ist jetzt meine Wohnung! HAHAHAHA!"

Er befingerte die Tür. Sonderbar: Er nahm den etwas hervorstehenden Türspion zwischen zwei Finger und murmelte, dass DAS schonmal sehr gut sei. Was? Dass man rausgucken kann, wenn man drin ist? Kann man Türen, aus denen man rausgucken kann, besser öffnen? Oder dachte er daran, wie er mich beobachten kann, wenn ich draußen stehe und er die Wohnung übernimmt?

Er drückte hier, drücke dort, schob und klopfte sogar. "Hast Du Ausweis?" "Ja, da DRIN!" Er erzählte, dass er schon die komischsten Dinger erlebt habe, während er weiter einen persönlichen Draht zu Tür aufnahm, indem er sie überall berührte. "Man kann Klingelschilder einfach auswechseln und dann den Schlüsseldienst rufen. Dann ist man für 70 Euro beim Nachbarn drin!" Um Gottes Willen! Sind Menschen noch schlimmer als ich eh annahm?

Sein weiteres Vorgehen sah nicht sehr vielversprechend aus. Er nahm einen Draht. Nix. Er nahm ein Ding. Nix. Er rüttelte. Nix. "Gute Tür!", sagte er. Das wollte ich nicht hören. Dann endlich nahm er ein ... Schneidebrett? Es war lang nach Mittag, er wollte doch jetzt kein Brot schmieren! Nein, es sah nur so aus. Es war dünner. Er schob es zwischen Tür und Rahmen und rüttelte, dass er Putz rieselte. Das war dem Trick mit der Scheckkarte aus Filmen recht ähnlich, ich erkannte allerdings, dass Scheckkarten hier nicht geholfen hätten. Ein Schneidebrett schon. Denn die Tür sprang auf und eine wohlige Wärme strömte auf den Laubengang.

Ich nutzte sofort das neue Platzangebot und huschte in die Wohnung. Puh! Nachdem er seelenruhig sein Schneidebrett verpackt hatte und sich nochmal nach "Hund?" erkundigte, fiel sein Blick auf meine Sporttasche, auf der in riesigen Lettern "KWON" zu lesen war und aus der ein weißer Anzug lugte. "Ah! Kampfsport? Karate?" "Nein, Jiu-Jitsu." "Oh ...", er verbeugte sich demütig und lächelte ... "mein Herr ...!" "Ja, ich bin brandgefährlich!", sagte ich schnell, musste aber leider sofort lachen, weil ich mich selbst hören konnte. Doch die Gefahr schien gebannt. Ich war als erster drin und er hielt mich für einen zumindest ebenbürtigen Gegner. Ich werde beim nächsten Training die Erweiterung "Abwehr gegen Schneidebrettchen" zur Sprache bringen. Um meine freundschaftliche Haltung zu demonstrieren, zog ich kurzerhand Geldscheine aus der Tasche und gab ihm 10 Euro mehr als verlangt. "Ach so", fiel mir ein, "was hätte das denn gekostet, wenn die Tür nicht so einfach aufgegangen wäre?"
Da offenbarte er mir Wesentliches. Wenn ich abgeschlossen hätte, hätte er mit der FLEX erst so, dann so, und dann nochmal so ... und so weiter. "Mindestens 300 Euro." "Und wenn ich die Jungs mit den vielen AAAA angerufen hätte?" Das verstand er sehr gut: "Mindestens 400 Euro. Rufen sie da NIE an!"

Als er sich trollte, nahm ich den Erstschlüssel und meinen Autoschlüssel fest in die Hand, steckte beide in die Jackentasche und nahm den Zweitschlüssel aus dem Kasten, um ihn sofort bei Mama zu hinterlegen. Nachdem ich zweimal prüfte, ob ich auch alle Schlüssel in der Tasche hatte und sie nicht versehentlich in die Wohnung fallen konnten, zog ich eben diese zu. Und ich schloss ab. Zweimal.

Begegnungen, Pt. 2

Gefunden irgendwo im Netz.

Liebe

308 Zugriffe in 20 Tagen. Und das, obwohl IDs nicht doppelt gezählt werden. Und meine eigenen Aufrufe werden gar nicht gezählt.

Ich bin hoch erfreut. Danke, liebe Mitmenschen. Was im wahren Leben nie passiert, wird hier offenkundig: Irgendwer will wissen, was ich erzähl. Wahnsinn!

Das Leben der anderen

Bei 50000 (das sind vier Nullen) habe er aufgehört zu zählen, sagt er. Daher sei es auch nur eine Schätzung. Nach den Gründen gefragt, führt er seine Mama an: Sie war immer arbeiten und ließ ihn als Kind allein. Und was tut ein Kind mit 13 Jahren so ganz allein zuhaus? Es blättert in Versandhaus-Katalogen, völlig richtig. Anstatt sich aber kostenlos mit den Fotos der Unterwäschemodelle zu vergnügen, sind es die Stereo-Anlagen und Bügelautomaten, die sein Interesse wecken. Und so tut er irgendwann das Unausweichliche: er füllt einen Bestellcoupon aus. Das sei so einfach gewesen, sagt er. Dass der Haken die Bezahlung ist, sagt er, war ihm klar. Doch es heißt ja: "erst die Ware, dann das Geld!"
Die Rechnungen und Mahnungen habe er vor Mama versteckt, sagt er. Auch die Männer vom Inkasso-Unternehmen, die er im Wandschrank versteckt haben musste, wurden irgendwann teuer, vermute ich. Denn die wollen ja was essen und machen sonst Krach. Und alles würde auffliegen. Das das nicht ewig so weitergehen könne, wurde ihm irgendwann bewusst, sagt er.

Schnitt in die Gegenwart. Ein gestandener Mann mit einer wirklich nicht vom Schicksal, nur vom Akzent benachteiligten Frau und blitzgescheiten Kindern. Mein erster Gedanke: HALT! Was ist passiert, als er bei Mama ausgezogen ist? Hat er einen Nachsendeantrag gestellt? Und was wurde aus den Männern im Schrank? Und wieso nahm er die Schulden mit, die er als Kind doch gar nicht anhäufen konnte? Wir erfahren es nicht.

Was wir jedoch erfahren ist: Wer Rechnungen bekommt, kann sie einfach ignorieren. Mahnungen und Bescheide – alles Altpapier. Wer lang genug ignoriert, wird in Ruhe gelassen. Wahrscheinlich kommen gar keine Männer. Der Gipfel des Schuldenberges entschwindet in den Wolken, wo er uns egal sein kann. Aber so richtig gute Laune kommt nicht mehr auf. Irgendwie hat man immer das Gefühl, der Berg würde wachsen.

Also bestellt man Peter Zwegat. Und der bläst trotz seiner etwas tatterigen Erscheinung die Wolken hinweg, bis man staunend vor einem Bergmassiv steht, das kurz davor ist, am Mond zu kratzen. Einhunderttausend Euro sind gefragt. So geht Disco! Und das Volk sitzt vor teilfinanzierten Flachbildschirmen und freut sich, weil der eigene Schuldenberg nun nicht mehr so hoch scheint. Puh. Da geht noch was.

In dem maroden Einfamilienhaus gucken Leute plötzlich sehr sparsam. Man ist erschüttert. Die Kinder essen schon Tapetenreste und geheizt wird nur bei Minusgraden. Wie kann es dann also sein, dass immer noch so viel Minus übrig bleibt? Trotz Kindergeld! Wir lernen: Sparsam leben bringt gar nichts, wenn man die Rechnungen futtert.

Die Lösung der ganzen Misere kommt stante pede nach dem Werbeblock mit Weihnachtskreditangeboten:
Zwegat bringt 20000 Euro von den Eltern der Freundin mit. Die täten ihnen nicht sehr weh, sagen sie. Sie haben schon ne super Eckbank in der Küche. Die Kohle wird erstmal zur Renovierung genutzt, bei der auch gleich der neue Arbeitgeber mithilft, den Zwegat am gleichen Tag besorgt hat. Und von all diesen Erfolgen getrieben geht auch die arbeitslose Freundin des frischgebackenen Angestellten los und jettet ins Arbeitsamt. Dort sagt man auch ihr die Worte, die wir alle von der Arbeitsagentur kennen: "Machen Sie sich keine Sorgen!" Erste wirklich unrealistische Szene.

Es geht also voran. Doch die Sendezeit ist um. Zwegat hat auch hier eine Lösung: Wir sehen uns wieder! Bis dahin warten wir jetzt einfach ab, bis die anderen Gläubiger sich melden. Sie sahen ja im Fernsehen, dass sie wieder schreiben dürfen. Wer Jahrzehntelang reflexartig alle Post direkt in den Ausguss befördert, sieht sich hier einer Aufgabe gegenübergestellt, die viel Geduld erfordert. Wenn genügend Post vorliegt, kommt Peter wieder mit seiner Tafel vorbei und alles wird gut. Denn dann geht es hurtig in die Privatinsolvenz. Und die verspricht: Eine Weile die Füße still halten und schon gibt es alle Stereo-Anlagen portofrei ins Haus geliefert. Warum sollen wir es nicht alle wie die Banken machen?

Wir lernen:
Hau die Kohle raus! Wenn Dir wurst ist, dass Du irgendwann mal sechs Jahre lang nicht mehr verdienen darfst als dringend nötig, dann kauf halt den Fernseher! Leute, die ihr Leben lang hart arbeiten gingen, enden oft genauso. Es ist Dein Leben!

Was Du dazu brauchst:

- einen Mann mit Koffer und Anzug, der souverän mit Leuten spricht und eine Tafel hat
- genug dampfende Kacke, damit das Fernsehen kommt
- einen Spiegel, um einen wirklich guten Elendsblick zu üben
- möglichst viele Kinder, um das Elend zu erhöhen

Oft kommt sogar, wie heute gesehen, ein Heiratsantrag dabei raus. Na, wenn das nix ist!

Wie ich einmal ein platonischer Homosexueller war

Trotz Eiters im Hals und Hollandaise in der Nase zog es mich eines Versprechens wegen am Wochenende auf eine Party. Es war warm und es wurde nicht geraucht, weshalb ich heute noch lebe. Viel beeindruckender als mein Überleben indes ist, was dort geschah:

Ich lernte einen Mann kennen.

Er ist Lehrer und war viel unterhaltsamer als die anwesende Weiblichkeit. Von der Minute an, in der wir uns sahen, war alles andere Nebensache. Und wie ich hatte auch er keinen Alkohol konsumiert.
Wir redeten und lachten und saßen gemeinsam am Tisch. Ich empfahl ihm Kuchen. Wir beendeten Sätze gemeinsam. Wir führten die Gedanken des Anderen fort. Und es gab keinen anderen Mann in seinem Leben.
Wir schrieben uns kleine Zettel mit Hinweisen auf tolle Bücher und britische Fernsehserien. Und ich habe all diese Hinweise später zuhause nicht weggeworfen, sondern liebevoll recherchiert.

Und nach dieser Nacht fühle ich bittere Reue. Denn seinen Namen habe ich nicht notiert. Und so geht er hin, der Traum einer gemeinsamen Zukunft. Schlimm.

Die Single-Frau. Versuch einer Darstellung.

Diesmal wenig Worte. Klicken zum Vergrößern.


Winterweisheiten

"Im Jahr 2000 kannse in Berlin Palmen pflanzen, haben die geschrieben!"
Die Erderwärmung erreicht alle Menschen. Doch grade jetzt, zur kalten Jahreszeit, sind viele plötzlich uneins mit dem neuen Weltbild. Es schneit. Nanu? Wo ist sie hin, die Erwärmung? In Badebuchse steht man im Garten und ist frustriert.

"Ich glaub den Wissenschaftlern schon lange nicht mehr. Jetzt guck mal da raus! Da wollen die mir einen von Erwärmung erzählen!" Ich schweige und harre neuer Erkenntnisse. Welches Tagblatt den Dunst des Sprechers täglich erhellt, muss ich wohl niemandem erzählen. Die BILD vehement zu verteufeln ist genauso oll wie Nazis doof finden. Man tut es halt und erzählt es nicht dauernd.

Um das Gesagte vollends ad absurdum zu führen, fügt er an, was er auch mal las: "Das ist ja auch alles ganz normal. Es gab immer Eiszeiten. Und dann kamen wieder wärmere Zeiten. So geht das schon seit hunderten von Jahren." Ah so. Auf Pleistozän folgt also immer Sommer. Jetzt hab ich's.

Begegnungen

Es gibt sie überall, diese Paranoiden! Sie wehren sich dagegen, Ihren Namen irgendwo zu hinterlassen, auf Fotos im Internet zu erscheinen, sind weder bei StudiVZ noch bei Xing, und halten das für richtig.

Und sie haben völlig Recht.

Ich war auch mal so, bis ich dem öffentlichen Druck nicht mehr stand hielt und auch lustig Freunde sammeln wollte. Und so tummelte ich mich wie alle anderen auf diversen Seiten und war vergnügt. Ich hatte immer diese böse Ahnung, dass einem das irgendwann zuviel wird und man den Überblick verliert. Es ist wie Gruppensex ohne Verhütung und mit Eimer überm Kopf. Nur, dass man seine Visitenkarte auf jeden Körper klebt, den man da grad befingert hat. Und ein Foto. Und die Daten seines Arbeitgebers. Und die der Eltern, Großeltern und Freundesfreunde. Und sein Tagebuch. Und einen Gebiss-Abdruck. Und die befummelte Person macht alsbald Fotokopien aller Daten und klebt sie mit ihren eigenen auf den nächsten Kadaver. Also ... so KÖNNTE es sein, ich weiß es nicht. Ist ja widerlich.

Jedenfalls kam es, dass ich mit einer jungen Dame Mails schrieb. Sie bekannte sich sofort zum Business, in dem auch ich arbeite. Worauf ich heiter und unbesorgt meine Meinung zu diesen Menschen kund tun wollte (ich berichtete weiter unten). Aber halt! Im letzten Moment besann ich mich, löschte ein paar Zeilen und verkündete, dass ich gern was sagen würde, bzw. auf meinen Blog verweisen würde, dies aber lieber sein ließe. Ich hätte Bewerbungen laufen und wisse ja nicht, ob ich IHR auch schon eine geschickt hätte. Den Gedanken fand ich lustig. Denn, da hatte ich einen lichten Moment, es mag sein, dass ich da grad der Personalchefin von soundso schreibe, die vielleicht keine bösen Absichten hegt, aber sicher auch niemanden einstellen möchte, der alles Scheiße findet, was er zu tun hätte. Und in diesem Leben kommt Broterwerb vor Liebesmüh.

Wer mich und mein Leben kennt, weiß, was jetzt kommt.

Ich bekam des Abends eine Mail von ihr. Sie sagte, dass sie ehrlich sein wolle. Ich hätte völlig Recht gehabt mit meiner Vermutung. Tatsächlich hatte sie meine Bewerbung auf dem Tisch! Ich lief in rapidem Wechsel von schreiend und kichernd um den Wohnzimmertisch und entnahm mir etwas Haupthaar. Sie beruhigte mich allerdings, indem sie mir sofort mitteilte, dass sie mit der Rekrutierung der Mitarbeiter nichts am Hut habe und deshalb alles ganz unproblematisch sei. Sagte ich, dass sie mich beruhigte? Das tat sie natürlich nicht! Doch für sie schien es keine größere Angelegenheit zu sein, weshalb sie zu weiteren Themen überging. Und der Herr sei gepriesen für diesen ultimativen Test: Obwohl sie so ziemlich alles ergoogelte, was ich je im Internet hinterließ, kam sie nicht zu diesem Blog. Es wäre wohl in Ordnung gewesen, aber es ist gut zu wissen.

Und so habe ich heute viel gelernt über Dinge, die man nicht tun sollte. Das Internet ist ein sehr kleiner Ort, in dem man nichtmal ein Fahrrad braucht. Und die Dame, die hier Erwähnung fand, ist zwar schwer auf Scheibe, was die Benutzung von Suchmaschinen betrifft, aber mit etwas Glück schaffen das auch andere mit den nötigen Informationen.

Und die ultimativen Regeln lauten: Verwende niemals ein Foto im Internet, was auch Deiner Bewerbung beiliegt! Nein, so doof war ich nicht, aber Regel Nr. 2 lautet: Verwende auch nie ein Foto für diese beiden Zwecke, auf dem Du die gleichen Klamotten trägst! NIEMALS! Unterschätze nie die dunkle Seite der Suchmaschinen.

Dieser Blog bleibt bestehen. Ansonsten herrscht hier aber fortan Paranoia auf maximaler Stufe.

Gedanken zur Nacht, Pt. 3

Ihr könnt mir den Tag versüßen,
mich vorm Fernsehn knusprig grüßen!
In Schokohülle eingegossen,
könnt ihr mein Leben wandeln.
Ihr schaurig süßen Mandeln.

Doch ihr, im Hals, Ihr Arschgesichter!
Ihr ganz nah am Einfülltrichter!
Der Doktor sagt, ihr seid erzürnt,
weil's draußen regnet und auch stürmt!
Ihr könnt nen Abend schön verschandeln,
Ihr Drecksarschgeigenmandeln!
Man sollte Euch auch so behandeln!

Apostrophale Zustände

Weil ich hie und da mal gefragt werde, was "Hodis" sei, erkenne ich, dass Schreien keine Lösung ist und biete eine andere.

Hier also die Regeln für die Benutzung des Apostroph, also dem kleinen Üsselchen mit großer Wirkung. Vorher möchte ich mich allerdings deutlichst und in jeder Form von diesem Bastian Sick (man kann diesen Namen so trefflich aussprechen ... SICK!) distanzieren. Furchtbarer Hosenscheißer. Sowas hat man auf dem Schulhof verkloppt!

Jedenfalls könnte man diesen Blog "Hodi's Welt" nennen. Und alle würden es verstehen. Aber ich verkaufe hier keine Fritten und beuge mich nicht! Auch dem Duden nicht, der mittlerweile alles erlaubt, damit die PISA Ergebnisse besser aussehen.

Hier! Merken:

1. Bei Mama war es lecker. Oder: Bei Mama war's lecker.
2. Hans' Kartoffelacker. Anstatt: Hans sein Kattoffelacker oder "sein Name ist Hans Kartoffelacker"
3. Die Grimmschen Märchen. Oder: Die Grimm'schen Märchen.

4. Und jetzt mein liebster Liebling. Deswegen habe ich nur noch wenig Haare: 'nen, 'n, 'ne
"Einen" kürzt man mit 'nen ab.
"Eine" mit 'ne
Und "ein" folglich mit 'n
MAN LÄSST NUR DAS EI WEG! UND MAN DARF DAS NICHT EINFACH VERMISCHEN! ICH KAUF MIR NEN AUTO? NEIN!!!!!

Hinweis:
Schraube's Tattooshop und Willi's Werkstatt sind mittlerweile im Duden erlaubt, im Leben aber nicht! Da könnt ich die Decke rauf! Nur weil alle meinen könnten, dass das die Werkstatt von Bruce Willis ist, darf man doch nicht einfach hingehen und Striche hinmalen! Wo kommen wir denn da hin? Also heißt es nicht "Hodi's Welt", sondern "Hodis Welt". Und ich komme nicht aus Griechenland. Und ich werde es auch nicht "Die Welt des Hodi" nennen, oder "Die Welt vom Hodi"! Niemals! Mann Mann Mann.

Was reg ich mich auf.
(Darf ohne Fragezeichen daher kommen, weil rhetorisch)

Das laterale Käsebrot

Schon Nietzsche hat's gepfiffen: "Wer sich völlig gegen die Langeweile verschanzt, verschanzt sich auch gegen sich selbst."

Und nur so lässt sich auch erklären, warum man sich immer genötigt sieht, "feiern" zu gehen. Bevor ich hier weiter schreibe ... ich habe das nie verstanden, "feiern gehen". Was ist das? Leute, die feiern gehen, stehen immer rum, halten kühle Getränke warm, versuchen, die Musik schön zu finden und gehen dann ganz traurig nach Hause. Oder besoffen, was ich einfach mal mit traurig gleichsetze. Oder sie gehen gleich ins Hospital, weil für manche "feiern gehen" auch Frustabrieb durch Faustkampf bedeutet. Ist "feiern gehen" also auch ein Paradoxon? Da es mir wurst ist, breche ich diesen Gedankengang hier ab.

Jedenfalls gehen alle feiern. Oder "aus". Oder ein. Oder kaputt. Oder hin oder weg. Was auch immer. Sie tun jedenfalls was. Was sie da eigentlich tun, ist Ihnen nicht bewusst, denn das Tun als solches dient dem Zweck, allerhand nicht zu bemerken. (siehe "ich hab mich total verfahren!", oder "was mach ich hier eigentlich?") Und wenn man so richtig feiert, merkt man oft gar nichts mehr, was sich wunderbar damit beweisen lässt, dass am nächsten Tag Kopfschmerzen vorherrschen. Denn: der Geist sitzt im Kopf und nicht wie oft vermutet im Keller oder in der Flasche. Und eben der wird gern beschäftigt und wird ansonsten mürrisch und bollert mit dem Besen unter die Schädeldecke. Es liegt also nicht am alkoholbedingten Wassermangel, wie uns weisgemacht werden soll. Das Monster von Frankenstein beispielsweise hatte eine sehr flache Schädeldecke, was aufzeigt, dass hier kein Geist zugegen war. Er ging zwar auch nie feiern, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Um unseren Geist nicht zu verärgern, gilt es also, ihn dann und wann bei Laune zu halten. Sonst entfleucht er durch's Ohr und kümmt niemals wieder. Das passiert oft, wie sich wunderbar aufzeigen lässt an: Interviews mit Fussballern, Leuten, die gern "alles was so im Radio läuft" hören, oder denen, die Hobbits gut finden. Mal testen und nachfragen: AHA! Niemals Migräne gehabt.

Das sich beständig haltende Urteil, der Geist sei mit Wissen zu füllen, indem aktiv beispielsweise die längst vergessene Kunst des Lesens ausgeübt wird, ist totaler Käse. Es wird von denen propagiert, die uns noch nie etwas Gutes zuteil werden ließen: von Lehrern und Eltern. Nebenbei: beides sind ehrbare Institutionen, scheitern aber am Menschsein. Zudem wird das Lesen oft erschwert, wenn man keinen Fernseher mit 100 Hz Technik hat. Es flimmert und ist nicht gut für die Augen. Es ist also noch nicht zu spät. Wir können noch alles erreichen!

Wie kommen wir ihm also bei, unserem Geist? Und wie schaffen wir die oft zurecht gepriesene Einheit von Geist und Physis? Wie immer macht es der Buddhist vor: er tut nichts, das aber schon sehr früh am Morgen, wo andere sich noch ihren geistreichen Büro-Job aus dem Kopf zu träumen versuchen.

Wir müssen also nichts tun. Nun, "nichts" kann man nicht tun, man tut immer was. Das Atmen sollte beibehalten werden. Das Liegen oder Sitzen ebenfalls. Ansonsten können wir alles beiseite schieben. Und schon stehen wir vor einem Problem der Definition: "Ich mach heute nix" bedeutet im Allgemeinen, dass wir mit ödem Blick "Die 10 beliebtesten Fingernägel zum Kauen" im Fernsehen verfolgen, unsere Genitalien befummeln oder am Telefon sitzen und Leute abtelefonieren, damit wir doch noch was finden, was wir tun können. Oder alles gleichzeitig.
Warum tun wir das? Um den Geist zu beschäftigen. So denken wir zumindest. Aber der hat womöglich den Besenstiel schon in der Hand. Ergo: Wir dürfen all das NICHT tun!

Und: wir leben in einer Welt, die es nicht erlaubt, nichts zu tun. Wir sind so fortschrittlich, weil Menschen beim Nichtstun kluge Dinge eingefallen sind. Und kaum war "Heureka!" ausgerufen, glotzten alle hin und sahen einen, der emsig aufschrieb, was ihm grad eingefallen war. Ok, es war Archimedes, der nackt herumlief, aber wir wollen mal nicht so sein. Also folgerte das Volk: Wer emsig ist, ist gut. Deshalb erzählen noch heute alle, was sie für einen stressigen Arbeitstag hatten, auch wenn das mal gar nicht stimmen sollte. Und schon wurde das Grundlegende übersehen: Allem voran stand das Nichtstun, und nicht das, was dann kam. Womit Gott final zum Hornochsen erklärt werden kann, denn er ist Schuld, dass erst am Sonntag Ruhe ist; und wir sehen ja, was wir nun davon haben. Das Archimedische Prinzip wurde laut Überlieferung in der Badewanne ersonnen und eben nicht auf einem ergonomisch geformten Stuhl in einem klimatisierten Büro.
Wollen wir also jemals auf dem Mars landen, müssen wir dringend und ausdauernd nichts tun. Der Geist, der irgendwann in zunächst jedem von uns einzog, ist weise, aber flüchtig. Muss er auf Bürostühlen sitzen, wird er bockig und redet kein Wort mehr (siehe auch: Arbeitsamt).

Soviel zu den Vorüberlegungen. Solltet Ihr dies hier nicht mehr lesen oder seid ihr nur hier, weil an dieser Stelle ein neuer Absatz beginnt, dann ist es zu spät. Geht feiern, es werden keine Kopfschmerzen folgen. Die anderen folgen bitte.

Ich übte mich heute wieder im Daliegen. Ein vorangegangenes Gespräch mit einer Freundin endete in Ermangelung von Lösungen und so gab man sich der Stille hin. Und wenn Ihr das jetzt komisch findet – sich der Stille hingeben – dann geht feiern, es kann Euch nichts passieren. Doch ich schweife ab. Jedenfalls stieg ich in mein Boot und dachte nichts. Ich dümpelte dahin und sah trotz offener Augen nichts Konkretes. Übrigens: Die Leute, die trotz offener Augen nichts sehen, trifft man in Innenstädten. DAS ist NICHT der anzustrebende Zustand! Obwohl er dem Loslassen des Selbst schon sehr nahe kommt. Doch ich schweife schon wieder ab. Und genau das ist der Punkt: abschweifen. Das Ruder loszulassen ist eine viel größere Leistung als eines zu schnitzen, denn Schnitzen heißt Schwitzen, und schwitzen soll man in dieser Welt. Wie komm ich nur immer auf so großartige Sachen?
Jedenfalls befand ich mich spürbar im Zustand des Gleichgewichts. Sogar der schlimme Harndrang verschwand plötzlich. Und ich traf allerhand Leute wieder, streifte kurz die menschenverachtende Welt der Anne Geddes, weil ich auf dem Sofa einer Mutter saß, die Babyfüße an der Wand hatte und dachte über Kinder nach. Und darüber, ob ich Kinder möchte und mit wem. Und kam des Reimes wegen auf Rinder und dachte drüber nach, von wem ich gern ein Rind gebraten bekäme. Und so war ich bei Viehtransporten und alsbald bei dem kürzlich gelesenen Buch, in dem erörtert wurde, dass es logisch gesehen keinerlei Rechtfertigung für das Verspeisen von Tieren gibt. Und so ging es weiter. Vom Mond bis zum Käsebrot. Laterales Denken.

Ich erwachte vom Rülpsen meines Geistes. Zufrieden und satt hing er in seinem Sessel in der Mensa des Hippocampus. Ich dachte zwar an Nilpferde und wusste nicht warum, aber ich war gelassen. Für irgendwas würde es schon gut sein. Und ich war tief zufrieden und entspannt. Und es waren fast zwei Stunden vergangen.

Und wer fragt, was denn nun das Ergebnis des ganzen Nichtstuns ist, dem kann ich eines mit Sicherheit sagen: Eventuell gar nichts. Aber manchmal kommt ein Gedanke auf und wird vom Geist fortan fleißig begossen. Und vielleicht sieht man dann irgendwen von uns nackt durch die Straße rennen und "Heureka" rufen (heute würde Archimedes vielleicht "ALTER!" rufen). Und dann können wir vielleicht auf den Mars. Oder ins Kino.


Literaturempfehlung:
Lars Svendsen, "Kleine Philosophie der Langeweile", Insel Verlag

Gedanken zur Nacht, Pt. 2

Ich schlendert' einst am Gartenzaun
Und heddert' mir den Hosensaum.
Es riss mich hin, verschissner Mist,
und platschte, weil's grad herbstlich ist.

Die Kunstfälscher kommen, Pt. 3

Nu isses weg. Keine Ahnung, wo es hin ging.

Vollmondig

Montag, November 17, 2008 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
Sie ist eine der gutesten und wichtigsten Personen der Welt für mich. Und sie hat einen Plan: sie will nicht mehr so raumgreifend sein.
Ihr Wille und ihr Humor sind unerschütterlich und verlangen tiefen Respekt. Und so richtig nachvollziehen können das wohl nur die, die täglich ernsthaft in tiefem Gram versinken, weil sie dick sind. Sie kann zu Recht über die meisten derer lachen und tut dies ausgiebig über sich selbst. Wer sie dafür nicht ehrt, gehört totem Rind rektal eingeführt!

Ihren Weg zur körperlichen Entschlackung teilt sie nun mit uns. Für mich ist das nur witzig, für andere vielleicht hilfreich.

Ich lobpreise Dich, liebe K.!

Wir finden sie hier:

Werbung, oder: Ich bekenne

Einst in meiner Studienzeit, es war so im dritten oder vierten Semester, wachte ich tief in der Nacht auf. Ein Nachtmahr hockte auf meiner Brust, fönte mir den Kopf heiß und sah mich mit seinen roten Augen funkelnd aus der Dunkelheit an. Er kicherte heiser, furzte kurz und hob an, wie folgt bedrohlich zu flüstern:
"Werrrrbung. ..... a ..... a ... aa aaa hahahahahaaaaa".

Die Frau zu meiner Linken schlief tief und fest. Sie murmelte kurz, knautschte sich tiefer ins Kissen und sank wieder tiefer in ihre Träume. Es war stockdunkel, nur die glühenden Augen des Wesens illuminierten das Kopfende des Bettes.

"Hm. Hhmmff. Was? Werbung? ... Wieso? Was ..." nuschelte ich schlaftrunken und versuchte vergeblich, meine Arme zu bewegen. Ich war gelähmt. Und er hockte auf meiner Brust und funkelte.
"Dddddu weißt es." klang es kehlig aus Richtung des Glühens.
"Was? Ich weiß WAS? Ich hab doch nichts ... ich ..." Ich wurde lauter, die Panik stieg an.
Ein Grollen und Donnern schwoll an, der Zwerg fing an zu zittern und zu beben und da platzte seine hässliche Fratze aus dem Dunkel hervor und brüllte mich an: "DU HAST DICH MIT DEM TEUFEL VERBÜNDEEEEEET! Du RATTEEEEE!"
Schrecksteif lag ich da, als sich sein Kopf ebenso schnell ins Dunkel zurückzog wie er heranstob. Nach einigen Sekunden sah ich zur immer noch friedlich schlummernden Gattin herüber und fragte kaum hörbar: "Aber wieso? W ... Was ... was ist mit ihr? Sie ... sie tut doch niemandem was und auch sonst ..."
"NICHT SIIIIEEEE! DU NARR! DIE WERBUNG!" brüllte es wieder und stinkender Seibel hieb mir das schweißnasse Gesicht wie Peitschen.

Dann Stille. Plötzlich.

Am nächsten Morgen butterte ich mir nachdenklich und seltsam verängstigt meinen Toast. Also es war nicht Morgen, eigentlich war es Mittag, ich war ja Student. Irgendetwas beunruhigte mich und trat ausdauernd vor das morsche Tor meiner Seele. Ich schaltete den Fernseher ein und versuchte, mich auf das Familienduell mit Werner Schulze-Erdel zu konzentrieren. "Oberhemden!" rief ich mit dem Publikum. Ich rief es laut heraus, um die innere Unruhe mundtot zu kriegen. Und ich lachte und applaudierte. Wie beiläufig horchte ich kurz nach, ob es am Tor noch pochte, doch im Hirnstamm schien alles still zu sein und so stopfte ich mir schnell und übertrieben vergnügt meinen Toast in den Mund. Haha, Oberhemden! Toll! Da hätte er aber drauf kommen können!

Und plötzlich brach es los. Die Hirnrinde kräuselte sich, der Magen wand sich und nach einem tiefen Rülpsen, das ich nicht halten konnte, schoss ein Schwall Kotze weit über den Wohnzimmertisch hinaus und klatschte aufs Laminat. Die letzen Reste Magensaft plätscherten auf den Tisch. Und ich ahnte: das war nicht die durchaus korrekte Kritik am Fernsehprogramm, das war etwas ganz anderes! Doch was? Himmel hilf! Ich zitterte, schwitzte, der Kreislauf bekam Ecken. Und wieder erbrach ich, um irgendetwas loszuwerden, was mich tief im Innern malträtierte. Doch es kam nichts mehr raus, es kam einfach nicht heraus! Oh Gott (in der Angst ruft man sogar sowas), was ist das? Und ich sah plötzlich Bilder ... ein Funkeln, rote Rückleuchten, nein es war sowas wie Augen, und ich hatte dieses Gefühl des Erstickens kürzlich gefühlt! Und da sah ich ihn vor mir, am hellichten Tage! DEN NACHTMAHR!
Das Bild war instabil, es blitzte auf und verschwand und blitzte auf und verschwand, während ich auf dem Boden kniete und immer noch würgte und nach Luft rang! Augen wie glühende Kohlen starrten aus Thomas Gottschalks verzerrtem Gesicht! Und er brüllte "IHRR WOLLT ALLE GUMMIBÄÄÄREN!!!! IHR ALLE WOLLT LUSTIGE BUNTE GUMMIBÄÄÄÄRENNN! HAAARRR HAAARRR HAAARRRR! UND IHRRR SCHICKT SIE HERRRUMMMM MIT DHL!!! AAHAHAHAHAAA!!! DAMIT ALLE SIE FRESSEN! IHR ALLE FRESST SIE! FRESST SIE AUF! LUSTIGE BUNTE BÄÄÄREN! MUAHAHAHAHA!" Und sein Mund wurde zu einem riesigen Schlund, in dem er ganze Tüten mit der Aufschrift Haribo versenkte. Um seinen Kopf schlängelten sich Lakritzschlangen und ich war wie versteinert.
Ich schrie in Panik auf! Gottschalk wich und andere Bilder huschten mir durchs neuronal völlig überforderte Oberstübchen. Frauen schrien unter Orgasmen, während sie sich das Haar einschäumten! Frösche fingen an, Lieder zu singen! Afrikanische Frauen ernteten voller Freude beste Kaffeebohnen! Autos fuhren blitzeblank durch die menschenleere Natur! Alle lachen! Sie alle lachen! Ein Heer prügelnder Alkoholiker rettete süße Orang-Utans und den ganzen restlichen Regenwald! Schöne Menschen fuhren auf Booten durch die Südsee und warfen mit Raffaelos nach Negern in rumpeligen Fischerbooten! Die stiegen plötzlich aus, hatten Pelze an und rappten um Koffer mit Eiskrem!

Und dann wurde ich bewusstlos.

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Am Abend kam die Frau nach Hause und rüttelte mich erschrocken wach. Sie hatte Tränen in den Augen und arg Angst um mich. "Was ist passiert? Was ist passiert? Sag doch was!"
Langsam konnte ich wieder klar sehen und das Sprachzentrum kam ebenfalls wieder zu sich. "Mach Dir keine Sorgen", log ich. "Es ist alles ok. Nur der Kopf tut mir ein bisschen weh. Und mir ist übel." Ich sah die langsam trocknende Kotze überall und es stank erbärmlich.
"Was ist denn passiert?", wiederholte sie sich und hielt mich fest, während sie sich umsah.
"Ich habe Dinge erkannt", weinte ich plötzlich los, "schreckliche Dinge." Und um sie nicht unnötig mehr in Sorge zu versetzen, schob ich schnell die Erklärung nach, so gut ich eben konnte:
"Ich habe mich dem Bösen verschworen, weil ich immer dachte, dass ich für Naturwissenschaften zu dumm bin". Mein Blick schweifte dabei über die tonnenschwere Literatursammlung über Wirbellose, auf die jede Bücherei stolz gewesen wäre und deren Inhalt ich rückwärts aufsagen konnte. "Ich ... ich dachte, dass ich nichts anderes kann, weißt Du, und jetzt ist es zu spät. Ich werde dafür verantwortlich sein, dass Bäume gefällt werden, um unheilige Werbeblättchen, Flugblätter, die man jetzt Flyer nennt, Plakate und Einleger und all das herzustellen. Ich werde dafür verantwortlich sein, dass Drogen so ansprechend bunt verpackt sind, dass auch Kinder sie haben wollen. Ich werde verantwortlich dafür sein, dass arme Menschen glauben, dass sie Flachbildfernseher brauchen, und dafür, dass Möbelhersteller nur noch Schrankwände bauen, in die auch nur noch Flachbildfernseher passen. Ich werde Schuld tragen, wenn unschuldige Kinder verblöden, weil sie keinen Scout-Tornister haben und deshalb Angst haben zur Schule zu gehen." Meine Seele wog schwer, doch es tat gut, alles herauszulassen. Und sie ließ mich reden.
"Ich bin schuldig, wenn Leute sich Kredite für Audis besorgen, anstatt bei ihrem Fiat zu


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bleiben. Und ich werde es sein, wegen dem Filme im Fernsehen durch Reklame unterbrochen werden, die sich tief ins Hirn gräbt und dafür sorgt, dass wir es verpassen, wenn der Film weitergeht, weil wir vor dem eiswürfelproduzierenden Luxus-Kühlschrank stehen und Exquisa auf unser Golden Toast schmieren und Cola und Fanta mitbringen und danach Milka fressen und dann furzen und rülpsen und stinken und noch mehr wollen! Oh Gott! Ich bin SCHULDIG! Schuldig, dass wir nichts geben, sondern haben wollen, weil wir Angst davor haben, nichts zu haben! Schuldig! Weil Jugendliche ihre Eltern ins Sozialamt telefonieren, weil der SMS-Guru ihnen versprach, all ihre Fragen zu beantworten! (Ok, das ist neu). Und ich bin Schuld an der

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Gewalt, die in den Köpfen keimt, weil überall Telefone nicht mehr klingeln, sondern singen und jodeln und blödeln! Schuldig am klingelnden tönenden, hirnzerfressenden Lärm, der nur aufhört, wenn wir uns in Stressless-Sessel setzen, Teekanne-Tee trinken und uns in die Welt der Saturn-Angebote dieser Woche wegträumen! In eine Welt voller Megaperls und -pixel, Gigasets und Filmen aus dem Hyperraum! UND DIE MÜSSEN LAUT SEIN! UND SIE KOMMEN AUS DER 7.1. ANLAGE FÜR 2500 EURO! DAMIT WIR DEN LÄRM NICHT HÖÖÖREEEN! KANNST DU DAS VERSTEHEN???????! Was haben wir nur getan, bevor wir den DVD-Player gekauft haben? Ich weiß es nicht mehr! Und nun haben wir jeden Samstag 200 Euro für Filme rausgeballert, von denen wir selten einen mehrmals sahen! DA HAST DU ES!"

"Aber warum sollst Du an all dem Elend Schuld sein?", fragte sie mich und hatte es noch nicht verstanden.
"Weil ich dieses Studium aufnahm! Und jetzt ist es zu spät! Ich kann es nicht hinwerfen! Ich studiere DESIGN! Design heißt übersetzt Entwurf! Und es ist der Entwurf des Untergangs der Welt! In der Sahelzone werden sie sich um unsere alten Helly Hansen Jacken prügeln! Mit Steffie-Graf-Tennisschlägern! Schon bald! Und ich muss da mitmachen, weil wir sonst nicht leben können! Ich werde dort hingehen müssen, wo der Teufel wohnt! In eine AGENTUR! Dorthin, wo die Niedertracht regiert! Ich werde dort mit denen arbeiten, die bereits assimiliert sind! Sie bekommen Hungerlöhne und Peitschenhiebe! Solange, bis sie denken, dass sie eine Familie sind, so nennen sie das! Eine inzestdurchwirkte Zombie-Bande, die um 23 Uhr Feierabend macht und dann noch easy zusammen was trinken geht, damit sie überhaupt schlafen und das alles gut finden können! AAAAHHHH"

Jetzt weinte auch

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sie. Und wir hielten uns lange im Arm.
Aber weil die Seele einen Notschalter hat, der bei zuviel Pein einfach eine Ohnmacht auslöst, versprachen wir uns, nie wieder davon zu sprechen und den Weg aller zu gehen: Nicht denken, lieb sein, Videos gucken. Doch Werner Schulze-Erdel sah ich nie wieder.



Manches hier war erfunden, vieles jedoch nicht. Ich bedaure den Verlust zweier Dinge, unter anderem den des Mutes, das Studium abzubrechen. Und so bin ich heute 31 und frage mich noch, ob es wirklich zu spät ist. Ich könnte Menschen pflegen. Oder Tiere. Oder Gärten. Ich würde dabei ebenso wenig verdienen, aber es hätte einen Sinn. Zumindest würde ich kein Unrecht tun.
Und so will ich fortan tun, was mir bleibt: so gut es geht versuchen, keinen Großkunden zu betreuen und allen jungen Menschen Folgendes mitgeben:

Design ist schön, keine Frage. Aber das sind Würfelquallen auch. Nicht anfassen! Weit weg bleiben!

Dance Fail!

Ich danke den Menschen des Fail-Blog für einen heute dringend nötigen Lacher nebst Tränenfluss und Hustenreiz.

Und da DIE es fanden und nicht ich, linke ich mal direkt dorthin und nicht zum Youtube-Video. Und da ich es auch ohne www.existenznachweis.de nie gefunden hätte, danke ich dem Butt in der gebotenen Art und Weise. 

http://failblog.org/2008/11/13/dance-fail/

Top 13!

Wie jeden Morgen schaute ich heute vor Arbeitsanbruch das tägliche Weltgeschehen durch. Mit panikdichtem Weltuntergangsanzug und Kamillen-Tee bewährt. Übrigens, wenn ich mal grade abschweifen darf: Kamillen-Tee ist ein gar köstliches Getränk und nicht nur schnöder Badewasserzusatz bei Analabszessen. Man tut ihm Unrecht. Er wirkt außen wie innen wunderbar und ist nicht für den Arsch. Doch zurück zum Eigentlichen.

Nach Spiegel-Online gehts zum Abkühlen immer zur Bildzeitung. Abkühlen deshalb, weil man sich locker drei, vier Brote schmieren kann, bis die Startseite geladen ist, da Bild sich immer prima Werbepartner sucht, deren Stuss das Laden der Seite prima zu verhindern weiß. Ich stoppte heute drei Minuten. Bis die Menuleiste kam.

Doch einmal angekommen, wurde ich der 100 besten Sänger der Welt gewahr, die der Rolling Stone sich offenbar leicht angetrunken so zusammengegrübelt hat. Zunächst: die "besten" Sänger sind wohl hier nicht gemeint. Ferner: Welche Kriterien haben da wohl gegolten, wenn ich dort Bob Marley finde? Doch wieder nur geraucht bei der Konferenz? Und, entschuldigt bitte, ihr habt sicher doll Peile vom Business, aber welcher Fliesenleger hat denn da Bob Dylan, Mick Jagger, Bono, Neil Young und KURT COBAIN unter die "besten" Sänger gemogelt? Ich will streng objektiv sein, aber eine Liste, die Kurt Cobains Gesangstalent mit dem von Whitney Houston (liebe Bild, man schreibt es so wie hier gezeigt) vergleicht, ist nicht drogenfrei erstellt worden. Übrigens ähnlich wie der Kommentar darunter, der Jon Bon Jovi fordert. Mit Axl Rose gehts munter weiter bis ich neben der ernsthaft tollen Annie Lennox tatsächlich Morrissey finde und keine Lust mehr habe, mir den Unfug reinzutun. Ich tu's aber doch und blättere weiter. Steven Tyler. Jetzt is aber Schluss hier!
Der am könnenste Sänger, der lockigste Sänger, die busigste Sängerin oder was auch immer. Alles ok. Aber die 100 "besten" Sänger? Egal.

Und so fühlte ich mich selbst gefordert, eine Liste zu erstellen. Meine Top 13, ebenso völlig frei von Objektivität, Historie und Sinn wie Verstand. Aber eben meine Liste, womit sie auch schon genug Daseinsberechtigung hat. Wobei: ich mag noch viele andere, wirklich, aber diese hier sind was ganz Besonderes!

1. Elvis, der Sänger-Sänger
Wir wollen mal alle nicht so tun – ohne Elvis und RTL 2 dürfte auch heute noch kein Sexappeal auf öffentlichen Bühnen stattfinden. Ich bin ein Mann, ja, aber nicht homophob! Der Mann ist vorn, bleibt vorn und kam damit leider nicht klar. Und Himmel, er konnte singen wie Nachbars Nachtigall. Nur tiefer halt.


2. Paul Stanley, der gelippenstiftigste Sänger
Ich lernte Paul kennen, als ich 7 war. Einen der schlimmsten Songs, die Kiss jemals geschrieben haben, der Disco-Knüller "I was made for loving you", war mein Einstieg in die Rock n Roll Welt. Selbst heute, wo ich differenzierter höre und mir Texte mit Inhalt wünsche, kommt eigentlich nichts an Paul Stanley heran. Selbst die völlig belanglose Scheiße, die Kiss später machten und noch machen, kriegt diese Stimme nicht kaputt.


3. Maynard James Keenan, der grübelpoetigste Sänger
Tool sind immer eine Reise wert. Einer Rockband, nach deren Musik Teenies in Discos autistisch rumhüpfen, messe ich erstmal keinen Wert bei. Aber Tool sind anders. Der Gesang ist nicht nur exzellent ausgeführt, ich bin auch noch innerlich ganz durchgerührt. Ich fand mal an irgendeiner Stelle im Netz ein Dokument, in dem sich ein geistig bevorteilter Fan mit den Texten einiger Tool-Platten auseinandersetzte und staunte nicht schlecht über den Inhalt beider Parteien. Zudem hat Maynard auch mit A Perfect Circle ne Nummer laufen, die in ganz anderen Sphären spielt als der übliche Ranz. Wer je "Orestes" gehört hat und mir immernoch widerspricht, dem sollen Hoden am Ohr wachsen.


4. Chris Cornell, der gescheitertste Sänger
Boach, was eine Platte! Badmotorfinger von Soundgarden! Wo Manowar einst auf einem Hügel mit Schwertern und Fell-Schlüpfern standen, befindet sich heute der Krater, den Soundgarden mit "Jesus Christ Pose" im Vorbeifliegen zurechtgebombt haben. Leck mich am Arsch! Es folgte keine Platte mehr, die so schlimm gut war. Das macht aber nix, wenn man eh außer Konkurrenz läuft. Cornells erstes Solo-Album enhielt zwar leider keinerlei Soundgarden mehr, aber diese Stimme darf sich alles erlauben. Dachte ich. Denn dann kamen Audioslave mit ihrer belanglosen Blödelklamotte. Das olle Gitarrengefiepse von Morello teilte sich die Bühne mit Cornells Gesang und der Karren war im Dreck. Wer kommt auch auf solche Ideen? Seitdem macht auch Cornell nur noch Mist. Wieder ein Held weg.


5. Peter Gabriel, der menschenrechtlichste Sänger
Zum "Mann des Friedens" gewählt, saß er schonmal mit Kofi Annan beim Kuchen und ist auch sonst recht umtriebig. Eben solche Dinge vermeiden, dass wir einen Nachfolger von der mittlerweile uralten "Up" zu hören bekommen. Doch wir wollen die Belange des Weltfriedens mal vorn anstellen. Ich sah ihn in 2004 Dortmund und will seither Kinder von ihm.


6. Alison Sudol, die schnuckeligste Sängerin
Eigentlich keine große Nummer, die Alison. Radiomusik. Aber hihihihihi, ich bin immer ganz hin und weg, wenn ich sie höre. Und dieses Video zu "Almost Lover" ... man will sie einfach in den Arm nehmen und ihr all das glauben, obwohl sie noch so klein ist. Wirklich.


7. Annie Lennox, die ohne-Worte-Sängerin
Ich hasse Hobbits! Ich hasse Hobbits! Und ich finde, dass man das nicht genügend oft sagen kann. Und als ich darbte und würgte, als der Film um die drei homosexuellen Krüppelzwerge mit dem Gesichtsausdruck des Leidens Jesu, der mich an die unsägliche Serie "Unsere kleine Farm" erinnerte, was in mir Wogen des Ekels und der Niedertracht aufwühlte, endlich vorbei war ... erklang Annie Lennox. Und sie hat alles wieder gut gemacht. Ich kannte sie vorher, keine Frage, aber hier sang sie mich zum ersten Mal sanft. Und ich war wieder bei mir. Dass sie dafür einen Oskar bekam, ist vollends gerechtfertigt.


8. Beth Gibbons, die suizidalisierenste Sängerin
Nachdem ich sie erst recht enttäuschend fand, läuft die neue Portishead-Scheibe bei mir regelrecht rund. Und auch Beth mag ich immer in den Arm nehmen, so wie Alison, aber ich glaube, dass Beth nach Kippen und Alkohol riecht. Ich weiß auch nicht warum. Man riecht so, wenn man sowas so singt. Man ist nicht gut drauf. Man kann nicht mehr. Mein Anspieltip ist "Hunter", von der aktuellen Third, weil bislang nichts so echt nach der Angst und Verwirrung klingt, die Hoffnung listig vorweg schickt. Finster zwar. Aber es klingt dennoch äußerst schönmundig.


9. Jello Biafra, der punkrettenste Sänger
Chickenshit conformist like your parents! Wer Punker so beschimpft, weiß, wovon er spricht. Ich muss es ihm einfach glauben, weil ich Punk ansonsten sehr blöd finde. Mit den Dead Kennedys ist es ähnlich wie mit Kiss ... ich lernte sie kenne, bevor ich 10 wurde. Und ich liebe sie noch heute. Ein Sozialkritiker meiner ersten Stunden und ganz gewiss ein schlimmer Verschwörungstheoretiker. Aber auch einer, der ordentlich singt! Also ... im Rahmen des Punk. Da gibts ja sonst nur Bad Religion-Imitate oder diesen Tote-Hosen-Rock-Quark. Oder kompletten Schrott, der sich grade deshalb gut findet. Selbst The Exploited machten irgendwann Metal, als sie spielen lernten. Ich hab keinen Dunst, wovon ich schreibe? Natürlich nicht!


10. Kirk Windstein, der dicktraurigste Sänger
Crowbar heißt Brechstange und klingt genauso. Es geht die Geschichte um, dass der Frontmann von Paradise Lost mal durch die Bühnenbretter fiel, nachdem Crowbar als Vorband das Parkett schlappgestampft haben. Ob es stimmt, weiß ich nicht, aber man glaubt es, wenn man Crowbar hört. Man will eigentlich immer gleich weinen, wenn man Kirk singen hört. So ein dicker großer Mann mit Glatze, dem eigentlich der Darm platzen müsste, wenn er seinen Gesang von ganz unten hochwürgt. Aber dennoch ist er so schaurig traurig und man glaubt auch ihm alles, was er jammert. Also ich zumindest. Wer so aussieht hat wenig Spaß. "Existence is punishment"!


11. Björk, die eigenstimmlichste Sängerin
Ja, hm ... komische Musik irgendwie. Und ne ganz komische Frau. Ich nehm zudem viel zu wenig Halluzinogene ein, um ihre Videos zu begreifen. Aber sie singt doch sehr toll. Also nicht gut, aber toll. Ich weiß nicht mehr, wie der Film hieß, in dem ich sie mal sah (bin für Aufklärung dankbar). Sie spielte dort eine Frau, die erhängt werden sollte. Und sie spielte die Angst dermaßen gut, dass ich mich fast bekotzt hätte. Und das ist kein Scheiß jetzt.


12. Dani Filth, der ohrensausendste Sänger
Man kann über Cradle of Filth sagen was man will. Sie waren einfach mal gut. Und das nicht nur, weil der Sänger so großartig wie kleinwüchsig ist. Mit Cradles erster Platte hat Dani den ganzen Black Metal Fuzzis kurzerhand gezeigt, wie es wirklich klingt, wenn der Tod fröstelnd aus dem Grabe fährt. Und dass nicht alle anderen Panda-Rocker sofort die Koffer gepackt haben, um wieder Poolboy oder Blumenhändler zu sein, zeugt von ihrem Selbstbewusstsein. Aber Dani übte ja noch. Auf "Dusk ... and her embrace" konnte ers dann wirklich besser als er selbst und es war erschütternd schön. Ich durfte erleben, wie er seinen Gesangsstil knapp über zwei Stunden live durchzog, ohne zwischendurch Kalk zu knabbern und war beeindruckt. Meine Ohren nicht so. Ein Ausnahmetalent. Und ich würde das gern mal nem HNO-Arzt vorstellen, der mir dann erklärt, wie man sowas aus Stimmbändern rausbekommt. Leider bin ich nicht mehr so ein BlackMetal-Freund und die folgenden Alben gewannen auch mehr und mehr an Bedeutungslosigkeit.


13. Tom Araya, der rettendste Sänger
Wie kann eine Band wie Slayer über gefühlte 9000 Jahre auf dem Gipfel der harten Musik stehen bleiben? Und wie kommen sie überhaupt da hin? Die Songs sind ein schrecklicher Einheitsbrei aus Lärm und ideenfreien Gitarren-Riffs. Der Trommler (oder die Trommler) muss eigentlich immer nur untenrum Gas machen, weshalb Dave Lombardo einer der am schlimmsten überschätzten Menschen des Kosmos ist, und die Soli klingen ALLE, als würde man eine verstimmte Gitarre kilometerlange Kellertreppen runterwerfen. Ihnen kommt zugute, dass sie sich selbst nicht sehr ernst nehmen. Aber ansonsten ... völliger Unfug, diese Musik. Wie hält man sich also oben? Der Tom macht's. Er kann es einfach. Er singt nicht, er schreit nicht, er brüllt auch nicht. Es ist irgendwas dazwischen und jedem anderen würde man vorwerfen, dass es nix Halbes und nic Ganzes ist. Aber Tom kann das. Und es klingt gut. Und deshalb kann man sich Slayer ne Stunde lang anhören. Aber dann ist echt gut.


So, jetzt ist mal echt gut.

Offener Brief an den Weihnachtsmann

Lieber Weihnachtsmann,

zum diesjährigen Christenfest wünsche ich mir einen neuen Job. Ich habe hart dafür gearbeitet und sogar schon angefangen, Bewerbungen rauszuschicken, die sich lesen lassen können.  Zudem: Ich habe Dich immer geachtet, Dich und Deine Frau, das Christkind. Ich hinterfragte nie, warum sie immer noch ein Kind ist und Du vielleicht pädophil. Und auch nicht, warum das Christkind nicht Jesus ist, sondern ein fescher blonder Engel mit Geschenkesack. Oder ob sie mit dem Namen eher die Tochter von Jesus ist, obwohl doch alle abstreiten, dass er sowas je tat, wo Kinder bei rauskommen. Ich will das alles nicht wissen, nein. Mach mal, wie Du meinst. Bist alt genug.

Aber bring mir doch bitte den Job, um den ich mich redlich mühen will. Heute habe ich mich unter Anderem bei einer Firma beworben, die lustige kleine Geschenke macht. So wie Du auch. So Plüschtiere mit lustigen Gesichtern, Karten mit liebevollen Sprüchen und all das Zeug. Sowas ist gut für die Menschen, und in meinem Berufszweig tut man selten Gutes. Man tut eher Böses. Man will den Konsum steigern, was den Staat nach vorne bringt, den Menschen aber nach hinten. Ich will da helfen. Die Menschen müssen mehr kuscheln. 

Und ich war immer ein guter Junge, echt jetzt.

Top-Terror in Deutschland!

Deutschlandweit wurden vergangene Woche an den Briefzentren der Post mit psychodestruktiven Substanzen verunreinigte Sendungen gefunden. "Viele davon werden ihren Empfänger bereits erreicht haben", so ein Sprecher. Mediziner fürchten das Schlimmste: "Es ist durchaus denkbar, dass diese sinistre Mischung aus vielen nebulösen Substanzen direkt über die Nasenschleimhaut ins Blut gelangt. Und von dort ist das Hirn nicht weit. Die Bluthirnschranke denkt nicht mit und winkt einfach alles durch." Nur Alkohol scheine die Wirkung zu dämpfen, denn alle Mitarbeiter der Briefzentren sind wohlauf.

Erste Anzeichen einer nahenden Katastrophe gab es vielleicht schon nur zwei Tage später beim Krisengipfel der deutschen Automobilhersteller. Ob wirklich diese Substanzen im Spiel waren, deren Zusammensetzung immer noch nicht offenbar ist, lässt sich vorerst nicht klären. Doch das Video der Überwachungskamera des Sitzungsaales in München zeigt Verheerendes. Schon Minuten später waren alle tot.

Sehen Sie selbst.
http://de.youtube.com/watch?v=uiKIlwNVElY

Die Kunstfälscher kommen, Pt. 2

Es steht echt immer noch da. Faszinierend.

Die Kunstfälscher kommen

Ich wohne in einem Haus mit vielen anderen Leuten. Es ist nicht hoch, aber man würde es wohl Hochhaus nennen. Mitmenschen sind manchmal komisch, Mitmieter schlagen aber bisweilen alles. Und wer viele davon hat, wundert sich des Öfteren sehr. Davon handelt meine heutige Geschichte.

Es passiert dann und wann, dass eine mir leider unbekannte Person Bilder in den Hausflur stellt, die der Erquickung aller dienen sollen. Diesen Rembrandschen Pinselwerken mit sehr souveränem Duktus haftet dann oft ein Zettel an: "Wenn Ihnen gefällt, nehmen Sie!"

Und so stand heute wieder eines von diesen Dingen im Eingang. Diesmal ein hochwertiger Kunstdruck aus dem Hause Alete. Das Sujet: Ein Baum auf einem weiten Feld im Spätsommer. Unter eben diesem finden wir ein traumhaftes Kinderbettchen, umringt von allerhand bunten Blumen, die freudig die Blüten recken, um einen Blick vom Kinde zu erhaschen.

Ich weiß: das wird sich niemand, der klaren Geistes ist, an die Wand pappen. Und weiterhin frage ich mich, warum ich kein Geld mit Malerei verdiene. Und doch ist es schade, denn die Unbekannte hat sich ja durchaus Gedanken gemacht und möchte Freude schenken. Und obwohl heute kein Zettel beiliegt, der mir die Mitnahme erlaubt, nehme ich es an mich, denn es steht ja schließlich herrenlos da rum. Ich gebs ja zurück, keine Sorge.
Denn WEIL ich weiß, dass es in diesem Zustand nunmal Unrat ist, will ich helfen und es schöner machen. Mir kommt auch prompt die rechte Idee herbei und Pinsel wie Farben sind hier immer vorrätig.

Eigentlich fehlte auch nicht viel. Und so hab ich's nach sorgsamer Überarbeitung wieder in den Hausflur gestellt. Obwohl ich's jetzt selbst ganz schön finde. Mal sehen, ob es morgen noch da ist. Herrje, die freuen sich bestimmt!