"Sag mal ... wen würdest Du denn wählen?", frag ich meine Nachbarin beim abendlichen Pläuschchen, während RTL grade damit begonnen hat "wir können noch nichts sagen" auf sechs Stunden aufzublasen.
"Mich interessiert das alles nicht! Die lügen doch eh alle!", erhebt sie kurz und lustlos, wenn auch etwas aggressiv die Stimme. Es riecht nach dem Aggro-Ton des Volkes, der die Stimme des Volkes liest und Schilder mit "Ball spielen verboten" für Kinder aufhängt, die noch nicht lesen können. "Jaja", sag ich, "aber es ist Wahl. Wählen ist nicht nur Dein Recht, meine ich." "Ach!", murmelt sie daher, "mich hat das noch nie interessiert und ich bin da auch noch nie hin." Ich staune. Langsam fängt der Gedanke an, an ihr zu haften und sie kratzt dran: "Die erzählen immer einen, der erzählt das, der erzählt dies, die lügen doch eh alle ..." "Wir sollten uns nicht weiter darüber unterhalten", stelle ich schnell fest. Sie atmet noch kurz ein, aber dann wieder aus.
Faszinierend. Alles ist Scheiße und beim Teutates, wir kämpfen auch dafür, dass es so bleibe! Amerika ist fern und die hiesige Berichterstattung nervt derart, dass man das ganze Land zum Teufel jagen mag. Aber dass es noch welche gibt, die bei globalen Zusammenhängen maximal an Brücken über die Autobahn denken, so sie überhaupt an was denken, ist finster. Ebenso schlimm wie eben jenes ist die Meinungsbildung einiger, die mit "Bildung" wenig am Hut hat und auch nur die Meinung der Menschen zu imitieren sucht, die jeden Tag um einen herumschwirren. Und bei eben jener einen sind das nicht viele. Und es gibt dort keine Zeitung. Und kein Internet. Und Bücher schonmal gar nicht. Amerika bedeutet hier "Dr. House gucken", was zweifelsfrei jetzt so schlecht nicht ist, in seiner Umgebungslosigkeit aber fatal. Und da ich eigentlich nicht über sie schimpfen will, ohne dass sie anwesend ist, schimpfe ich auf alle die, die da draußen ganz genauso dummnasig durch ein Leben eiern, das halt so vor sich hin geht.
Diese Dame kommt aus Polen. Es war nie ihr ausdrücklicher Wunsch, nach Deutschland zu kommen. Sie kam hier hin, weil die medizinische Versorgung in Polen unter aller Sau ist und die Lügenbarone in Berlin geregelt haben, dass sie verdammt nochmal keinen Sterbefall in der Familie haben solle. Die Schweine! Na, fällt Dir was auf? Nein. Ich dachte es mir. Nicht zu wählen und kein Interesse zu haben ist Ablehnung gegen alles, was unser Umfeld regelt. Ob es das gut regelt oder nicht, ist dabei zunächst irrelevant, doch wir haben die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Wer das nicht tun will: Bitte, ab auf die Insel der Gesetzlosen, wo Dir niemand Dein Frühstück bringt, wenn Du es nicht holen kannst. Wo Herr Doktor Dir halt nicht die Geschwüre aus dem Magen holt, wenn Du ihm nicht achtzehntausend goldene Kokosnüsse bringst, die da gar nicht wachsen. Wo Dir jeder lustig seinen Morgenkot ins Gesicht werfen kann, ohne dass Du etwas daran ändern wirst und Dein Nachbar Dir einfach mal die selbstgebaute Palmenhütte niederbrennt. Und das sind nur die ganz kleinen Dinge aus Deiner ganz kleinen Welt. Da wirst Du nicht belogen und betrogen. Das wird super!
Und an alle, deren Horizont ebenfalls stets wolkenverhangen ist: Wenn ihr schon Frust habt, dann wählt wenigstens die Linken, die sind dafür da. Wenn Ihr Euch nur das merkt, braucht ihr auch weiterhin keinen Gedanken ans Denken zu verschwenden. Guckt die Supernanny. Schimpft über Staus, in denen Ihr selbst steht. Und mauert Euch Eure kleinen Ställe aus Nestwärme und Ignoranz. Aber bitte: nicht mehr sprechen!
"Mich interessiert das alles nicht! Die lügen doch eh alle!", erhebt sie kurz und lustlos, wenn auch etwas aggressiv die Stimme. Es riecht nach dem Aggro-Ton des Volkes, der die Stimme des Volkes liest und Schilder mit "Ball spielen verboten" für Kinder aufhängt, die noch nicht lesen können. "Jaja", sag ich, "aber es ist Wahl. Wählen ist nicht nur Dein Recht, meine ich." "Ach!", murmelt sie daher, "mich hat das noch nie interessiert und ich bin da auch noch nie hin." Ich staune. Langsam fängt der Gedanke an, an ihr zu haften und sie kratzt dran: "Die erzählen immer einen, der erzählt das, der erzählt dies, die lügen doch eh alle ..." "Wir sollten uns nicht weiter darüber unterhalten", stelle ich schnell fest. Sie atmet noch kurz ein, aber dann wieder aus.
Faszinierend. Alles ist Scheiße und beim Teutates, wir kämpfen auch dafür, dass es so bleibe! Amerika ist fern und die hiesige Berichterstattung nervt derart, dass man das ganze Land zum Teufel jagen mag. Aber dass es noch welche gibt, die bei globalen Zusammenhängen maximal an Brücken über die Autobahn denken, so sie überhaupt an was denken, ist finster. Ebenso schlimm wie eben jenes ist die Meinungsbildung einiger, die mit "Bildung" wenig am Hut hat und auch nur die Meinung der Menschen zu imitieren sucht, die jeden Tag um einen herumschwirren. Und bei eben jener einen sind das nicht viele. Und es gibt dort keine Zeitung. Und kein Internet. Und Bücher schonmal gar nicht. Amerika bedeutet hier "Dr. House gucken", was zweifelsfrei jetzt so schlecht nicht ist, in seiner Umgebungslosigkeit aber fatal. Und da ich eigentlich nicht über sie schimpfen will, ohne dass sie anwesend ist, schimpfe ich auf alle die, die da draußen ganz genauso dummnasig durch ein Leben eiern, das halt so vor sich hin geht.
Diese Dame kommt aus Polen. Es war nie ihr ausdrücklicher Wunsch, nach Deutschland zu kommen. Sie kam hier hin, weil die medizinische Versorgung in Polen unter aller Sau ist und die Lügenbarone in Berlin geregelt haben, dass sie verdammt nochmal keinen Sterbefall in der Familie haben solle. Die Schweine! Na, fällt Dir was auf? Nein. Ich dachte es mir. Nicht zu wählen und kein Interesse zu haben ist Ablehnung gegen alles, was unser Umfeld regelt. Ob es das gut regelt oder nicht, ist dabei zunächst irrelevant, doch wir haben die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Wer das nicht tun will: Bitte, ab auf die Insel der Gesetzlosen, wo Dir niemand Dein Frühstück bringt, wenn Du es nicht holen kannst. Wo Herr Doktor Dir halt nicht die Geschwüre aus dem Magen holt, wenn Du ihm nicht achtzehntausend goldene Kokosnüsse bringst, die da gar nicht wachsen. Wo Dir jeder lustig seinen Morgenkot ins Gesicht werfen kann, ohne dass Du etwas daran ändern wirst und Dein Nachbar Dir einfach mal die selbstgebaute Palmenhütte niederbrennt. Und das sind nur die ganz kleinen Dinge aus Deiner ganz kleinen Welt. Da wirst Du nicht belogen und betrogen. Das wird super!
Und an alle, deren Horizont ebenfalls stets wolkenverhangen ist: Wenn ihr schon Frust habt, dann wählt wenigstens die Linken, die sind dafür da. Wenn Ihr Euch nur das merkt, braucht ihr auch weiterhin keinen Gedanken ans Denken zu verschwenden. Guckt die Supernanny. Schimpft über Staus, in denen Ihr selbst steht. Und mauert Euch Eure kleinen Ställe aus Nestwärme und Ignoranz. Aber bitte: nicht mehr sprechen!