Jahresabschluss.

Onkel Säc raunte mich heute an, ich hätte noch keinen Jahresrückblick erstellt. Dem Aufruf will ich folgen. Und das geht so:

2009. Ein Jahr.

Januar.
Ich lege die selbstgewählte Armut ab und setze mich gegen zahlreiche Mitbewerber durch. Als Lohn erhalte ich eine ziemlich fantastische Anstellung unter einer unglaublich bekackten Führung. Aber irgendwas ist immer und so erfreue ich mich daran, Geld dafür zu bekommen, dass ich den ganzen Tag Sprüche klopfen und Männchen malen muss. Es geht in der Tat schlechter.
Zudem lerne ich Kollege Schildkröte und Kollegin Wutzel kennen, die später noch eine Rolle spielen wird.

Ich kaufe mir auch eine Umhängetasche, so wie die, über die ich immer lachte.

Ich lerne auf des Onkel seiner Party meinen künftigen Freundes- und Familienkreis kennen und sie mögen mich sogar.


Februar.
Ein herrenloser Tuning-BMW rauscht spontan aus einer Ausfahrt und möbliert mir mein Auto um. Frau am Steuer. Sagt man so. Ich nicht. Die Arme. Viel Dampf, Frisur kaputt, aber: halbes Auto für umsonst in Neuwagenzustand versetzt und auch noch drei Wochen nen flotten Passat unterm Arsch. Wunderbar. Dumm: die Beule, die ich selbst vorher reinfuhr, war natürlich HINTEN!

Ich entdecke die neuesten musikalischen Eskapaden von Chris Cornell und bin in den Grundfesten meiner Seele erschüttert.

Ich kaufe mir wirklich ein iPhone und schäme mich immer noch dafür. Ich kann aber wieder Tetris spielen.

Beim Teutates! Ich gewinne beim Risiko!


März.
Ich stelle Jochen Malmsheimer persönlich zur Rede. Es wird in absehbarer Zeit mangels Material kein neues Hörbuch von ihm gesprochen werden. Schlimm.


April.
Ich kaufe für unheimlich viel Geld unheimlich tolle Birnen für die Scheinwerfer meines Autos. Auf dem Parkplatz stelle ich fest, dass ich nun unheimlich teures Fernlicht erwarb. Ich schäme mich und tausche sie daher nicht um.

Meine Katze stirbt nach 18 Jahren an Materialermüdung.

Ich dachte, die Russen über mir ziehen aus und freute mich zu früh.


Mai.
Ich erwerbe für ein halbes Monatseinkommen mein neues Grafiktablett und finde das sehr schön.

Der Penner aus der Nachbarwohnung quatscht mich an und ich erleide eine Alkoholvergiftung via Atemluft. Ich habe ihn bis zum heutigen Tage nicht mehr gesehen und hoffe, er wird weggeräumt, bevor es bis zu mir stinkt.

Ich denke, die Russen über mir ziehen aus und freue mich zu früh.

Ich entdecke den Poetry Slam und bin ganz aus dem Häuschen. Ich entscheide, mitzutun. Beim nächsten Mal.


Juni.
Ich entdecke ein altes Hobby wieder: Die Karikatur. Fasse den Entschluss, meine Fähigkeiten enorm zu erweitern. Und zwar sofort. Male täglich etwa acht Stunden.


Juli.
Ich nähere mich zaghaft dem Thema "Vegetarisch leben". Stelle fest, dass mein Interesse bei Vegetariern nicht ankommt und diese mich trotzdem für einen Barbaren halten. Eruiere: Zu wenig Fleisch geht an die Ohren und macht offenbar blöd. Esse lieber weiter Fleisch.

Verliere meinen Job zur Hälfte. Halbe Stelle plus Nebenverdienst ist angesagt. Man beschäftige mich wieder voll, wenn sich ne Möglichkeit auftäte. Ich glaube nicht daran.


August.
Ich arbeite in meinem Urlaub in einer Werbeagentur. Mit QuarkXPress. Stelle fest: QuarkXPress ist wie ein Paket Butter, wenn man kein Brot hat.

Kollegin Wutzel spielt nach irrem Tammtamm und weibischem Hin und Her eine neue Rolle in meinem Dasein. Sie schläft gar hier und duscht, ohne abzuschließen. Sie ist so großartig, wie ich vermutete und kann daher bleiben.

Mein erster Nichtrauch-Versuch versandet. Ich gebe nicht auf. Es ist ein guter Plan.

Ich überlege mir eine neue Ausrede für meine Abneigung dem Alkohol gegenüber. Behaupte nun, ich sei Moslem.


September.
Irre! Die Russen ziehen tatsächlich aus! Und ich freue mich keinen Tag zu früh.

Mein Geburtstag. Ich veranstalte meine erste wirkliche Party. Dank massenhaftem Auftreten einer wunderbaren Freundesherde gelingt diese beispiellos und macht sogar mir Spaß. Selbst Schildkröte und seine Frau kommen.

Harald Schmidt ist nach Jahren wieder im Fernsehen und wird dabei nicht von quäkenden Comedyhampelwürsten bedrängt. Lothar Scholl-Latour! Wunderbar. Dr. Udo Brömme ist auch wieder da.

Onkel Säc keucht sich durch seine Schwarzgurt-Prüfung und besteht natürlich! Zazen!


Oktober.
Wutzel und ich gehen schön Tina Dico gucken. Ein wunderbares Konzert ohne viel Trallafitti, dafür mit enormer Stimmung.

Ich keuche mich noch schlimmer als Onkel Säc durch meine Grüngurt-Prüfung. Ich muss dringend fitter werden. Bin wie ein Streitross ohne Beine. Kann alles, falle aber um.

Dackelkotze und Frau entfernen sich wohnlicherweis enorm. Wünsche Ihnen viel Spaß dort, bin aber empört.

November.
Ich töte meine Urzeit-Krebse, weil ich ihnen Krebse zu essen gab. Etwas viel obendrein.


Dezember.
Wer hätte es gedacht: Meine Halbtagsstelle wird wieder in eine Vollzeitstelle umgewandelt. Frage mich, warum es dann nicht "Halbzeitstelle" heißt. Freue mich aber.

Als Belohnung dafür, dass ich ein halbes Jahr mit halbem Gehalt leben musste und trotzdem noch Kohle aufm Konto habe, räume ich dieses komplett ab und erwerbe einen neuen Fernseher samt BluRay-Player. Wutzel und ich haben viel Freude am Gerät. Sonst aber auch.

Ich entdecke die elektronische Zigarette und ihren temporären Nutzen für mich. Der Plan, das mit dem Rauchen bleiben zu lassen, steht dennoch felsenfest, wird aber niemandem mehr mitgeteilt. Man muss ja auch mal andere überraschen.

Pünktlich zum Urlaubsbeginn besorge ich mir eine Erkältung, die sich zur Bronchitis updatet.

Ich danke dem Schicksal dafür, dass ich in diesem Jahr knapp 40 Weihnachtskarten verschicken darf! Und maximal drei kommen nicht von Herzen. Toll!

Ich will neue Hosen kaufen und entdecke, warum die alten nicht mehr zu gehen: Muss 32 kaufen. Erschütternd. Vom ganzen Sport so viele Bauchmuskeln.

Himmel, Arsch und Zwirn! Ich gewinne gegen acht Leute beim Pokern!

Bin wieder bei meiner Lieblings-Werbeagentur zur Weihnachtsfeier geladen. Möchte den Kollegen- und Chefkreis ausgiebig küssen und trauere ein bisschen, weil ich sehe, wie vorbildlich Chefs sein können, wenn sie in ihrer Kindheit liebgehabt worden sind.

Meine Weihnachts-Depression winkt wieder mit beiden Händen. Muss mal wieder einen Arzt konsultieren.

Schenke Wutzel ein selbstgesprochenes Hörbuch und entdecke ein neues potentielles Hobby.

Erweitere meinen FullHD-Fernseher spontan mit einer XBox von Mutters Weihnachtsgeld. Wutzel ist Robin, ich Batman. Wir erleben viele Abenteuer, fahren aber auch Rennen. Essen dabei sehr viel Popcorn.

Kann das Geschenk von Wutzel nicht ausprobieren. Eine Lochblende für die Kamera. Digitale Lochblendenkamera! Irre! Draußen Schweißwetter. Nichtmal Schnee und Eis. Muss warten.




Ende.
Auf ins nächste Jahr, aber das kommt ja eh. Morgen ist nochmal Pokern. Ich nehme mir wieder vor, den Sieg davon zu tragen. Das wäre ein guter Abschluss.

Der freigiebige Verkäufer.

Digitales Fernsehen ist schwer im Kommen. Allerorts explodieren die letzten Röhrenfernsehgeräte und ich vermute langsam, dass es sich dabei um eine Verschwörung der Industrie handelt. Oder der Politik. Ah, ist ja eh das gleiche. Gegen die KRISE. Und wer endlich mit ner Menge Geiz im Portemonnaie in die Kaufhäuser gerannt ist, um sich einen wohnblockgroßen LCD-Fernseher zu kaufen, der will natürlich auch das Letzte aus dem Gerät rausholen. Denn, und auch hier erahne ich eine Verschwörung, so ein LCD-Fernseher erster Kajüte zeigt einem erstmal so richtig, wie beschissen die Bildqualität ist, die so aus den Antennendosen und LNBs kriecht. Man kauft tolle Technik und bekommt Scheiße. Es ist wie ne Scheibe alter Kuchen in einem 120-Euro-Toaster.

Und so ging es natürlich auch mir. Und da bin ich ganz Mario Barth: Ich muss das haben, auch wenn ich mich schäme. Und so musste ich auch digitales Fernsehen haben.

Im Internet erkundigte ich mich bei meinem Kabel-Anbieter nach einer Umstellung auf Digital. Als ich vieles nicht begriff, wählte ich die Nummer und eine kundige Frau erteilte mir fachmännisch Auskunft über meine Möglichkeiten. Da gäbe es das Schnarch-Paket für 5 Euro im Monat und das Rundum-Paket für 20 Euro im Monat. Zuzüglich eines Receivers, dessen Besitz auch eine monatliche Mietleistung voraussetzt. Nebenbei: Das alte Werte noch immer hochgehalten werden, erkennt man auch an diesen Angeboten: Das "Familienpaket" enthält neben Doku-Kanälen ganz klare Kategorien. Für Mutti gibt es Sender nur mit Liebesfilmen, Romantik und einen Kanal nur für Wellness und Bauch-Beine-Po. Vati hingegen bekommt das Sorglos-Sport-Paket mit allem, was so gesendet wird, zwei Busenfilm-Kanäle und mehrere Action-Sender. Und die Kids kriegen 24/7-Zeichentrick. So muss das also sein.

Die kundige Telefondame verwies mich auf einen Laden in meiner Nähe, in dem ich die Zusatzgeräte mal persönlich befingern könne. So zog ich los und betrat bald den Laden mit den Worten "Guten Tag! Ich möchte kaufen!"
Nach den obligatorischen Fragen zur Grundausstattung stellte mir der Fachverkäufer eine Frage, die ich wirklich nicht erwartet hätte:
"Wollen sie wirklich dafür bezahlen? Also ich meine ... sie kriegen in der Grundausstattung nur vier Pay-TV Sender. Wollen sie die überhaupt? Oder geht es ihnen nur ums normale Fernsehen?"
"Ähm, ja", stotterte ich verdutzt, "ich will schon hauptsächlich das normale Fernsehen ... aber ... aber DIGITAL UND TOLL! Ich will kaufen! Sofort!"
"Brauchen sie nicht. Kriegen sie auch so. Ich sag ihnen mal wie." Er fingerte eine Liste raus, schrieb ein paar Notizen drauf und reichte mir den Zettel. "Geben sie mal in der Sendersuche diese Werte ein. Müssen sie manuell machen, sonst sucht das Gerät da nicht. Dann finden sie alle Sender. Digital. Und für Nüsse."
"Weiß ihr Chef, dass sie mir das sagen?"
"Ist schon ok! Einen schönen Tag noch."

In der Tat war das ok. Denn zuhause angekommen tippte ich die Werte ein und war verblüfft: es ging. Plötzlich fand mein Fernseher 150 Kanäle, die er sonst übersehen haben musste. Und sie sehen verdammt gut aus. Als ich mal ne halbe Stunde digital ProSieben geglotzt hatte und dann wieder auf das zurückzappte, was man sonst so zu sehen gewohnt war, fühlte ich mich an die Zeiten erinnert, als mein Vater die Zimmerantenne in der Küche ans Fenster halten musste, damit ich auf nem mobilen 10cm-Bild "Mosh" auf Tele5 gucken konnte. Die Anfänge des Privatfernsehens. Und wie früher mit der Zimmerantenne kostet es wieder nix!

Ein hübsches Adventsgeschenk. Ich wünsche dem Herrn ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch.

Kunst und ihr Preis.

Ich kaufe oft Bilder. Beruflicherweis. Und oft, ja eigentlich immer, benötige ich eine gewisse Qualität. Da hält man sich nicht lange mit Bilddatenbaken wie Fotolia, Photocase und dem ganzen Amateurkram auf. Da haut man rein. Zeit ist Geld.

Wo guckt man also, wenn man's ordentlich braucht? Völlig richtig, man guckt bei Getty. Unter anderem. Aber nehmen wir mal Getty. Hier ein Auszug aus dem Selbstverständnis dieser Bildagentur: "Getty Images ist der weltweit führende Produzent und Anbieter digitaler Inhalte, wie preisgekrönte Bilder, Video- & Filmmaterial, Musik und flexible Services."

Ich habe bei Getty bereits mehrfach JPEGs für jeweils sehr viele tausend Euro runtergeladen. Dem Unwissenden sei es erklärt: Es handelt sich da um ein JPEG in, sagen wir mal, DinA3-Größe. Schustert man dieses Bild in eine Reklame, zahlt man ganz ganz locker eine 4-stellige Summe oder mehr, die einen berechtigt, dieses Bild bis zu einem bestimmten Datum zu benutzen oder es fortan auf jedes Cover zu pappen. Je nach Geldbeutel. Dies nebenher.
Warum da so horrende Preise entstehen, weiß ich selbst nicht. Da ich's letztendlich aber auch nicht bezahlen muss, ist es mir einigermaßen gleichgültig. Ich weiß nur: Getty ist Qualität und Qualität kostet halt.

So dachte ich immer. Wie naiv von mir.
Im Zuge der Recherchen in den vergangenen Tagen stieß ich bei Getty auf Bildwerke von bestechender kompositorischer wie handwerklicher Erlesenheit, und ich möchte sie hier mit allen Menschen teilen. Nicht nur die Bilder selbst, nein auch die Fragen, die sich beim Anblick dieser Werke in mir rühren. Eigentlich ist es nur eine Frage: ein kurzes "Hä?"

Dem, der hier sein neues Lieblingsbild findet und es kaufen möchte, gelte frohe Kunde: Für schlumpfige 400 Euro ist man bei den meisten dabei und bekommt ne spitzenmäßige hochauflösende Version zum Selberdrucken. Beim Kauf aller gibt es einen Tankgutschein über 20 Euro von JET und einen Plastikfußball. Bestimmt.

Wer also 400 Euro übrig hat, kann beherzt zuschlagen.
Wem es nicht so geht, der kann ja mal in den nächsten 7-8 Minuten selbst 200 ähnliche Arbeiten erstellen und bei Getty einreichen. Möglicherweise winkt dort das große Geld.

Am besten gefallen mir die historischen Desktop-Rechner auf Toilettendeckeln vor Abendhimmel. Ein Sujet von poetischer Tiefe. Irre.







Advent, Advent, ein Lämpchen brennt.

Es ist kaum zwei Wochen her, dass ich die erste tabakfreie Zigarette wegschnubbelte. Mittlerweile besitze ich ein Spitzenmodell mit USB-Lader. Und heute kaufte ich meine ersten selbst zu befüllenden Depots mit der Geruchs- und Geschmacksrichtung Kaffee, auf deren Duftwolken ich mich freue. Dumm, dass ich die Elektrozigarette im Büro liegen ließ. Ich mag Kaffee. Es geht nix über den Duft desselben. Aber ... ich muss kotzen, wenn ich ihn trinke. Drum rauch ich ihn jetzt einfach.

Am Freitag bestritt ich meine erste Festivität mit dem Gerät und war entzückt, dass es mich nicht auf den finster kalten Balkon trieb, wo man sich im rasch abkühlenden Qualm tummelte und dann ne Stunde stank wie irre. Munter paffend unterhielt ich mich hie und da, wobei allerdings das Thema immer das selbe war: Das Teufelswerk, was da so verheißungsvoll in meinen Händen leuchtete und glomm. Es war fast wie der portable Stern von Bethlehem, verheißungsvoll glühend in der Adventszeit, Ruhe spendend und fern vom Gemüffel der restlichen Rauchersippe. Selbst eingefleischte Scheißefinder und Kettenraucher wie der Dackelkotze konnten sich dem Zauber nicht entziehen. Der Katzenmann gab sich Mühe, skeptisch zu bleiben, während K. gar ihren Lieblingstee herausschmeckte und sich alle nötigen Details zum Kauf eines solchen Gerätes zu merken versuchte. Selbst Onkel Säc, grade von der Droge runter, musste hin und wieder Qualm nuckeln, immer auf der Hut vor einem Lungenzug. Ein großes Eichhörnchen mit Hut bekam große Angst vor dem Fortschritt und Gastgeber Don Rocco sah sich bereits in der Bahn sitzen und Kette rauchen. Nur Goldi blieb mürrisch.

Als ich heute mein Stamm-Tabak-Lokal betrat, um die Kaffee-Depots mit 18mg Nikotin einzuholen, schlug es mir von hinten auf die Schulter. T. war auch schon da. Aus einem ganz anderen Freundeskreis ereilte ihn die Kunde und er war sichtlich froh, ja er lachte die ganze Zeit, dass er nun endlich kaufen konnte. Er kaufte gleich drei Geräte. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn er ist Besitzer von Dingen wie USB-Raketenwerfern, und alles, was sich laden lässt und blinken kann, erweckt erstmal sein Vertrauen. Das erste packte er direkt vor dem Laden aus und baute es hastig zusammen. Ich wollte noch erklären, dass dies ja nur die kleine Ausführ... "Ich bin schon überzeugt!", rief er da mit manischem Gekicher in die abendliche Urbanität. "Und es ist so lecker!" Er war glücklich. Und es war meine Schuld. Morgen sitzt er im Büro und dampft sich die Hirse weg und das soll uns alle freuen.

Und nun ist das geschehen, was ich nie für möglich hielt. Und es zeigt auf, welch wundersamer Zauber von diesem Gerät ausgeht. Der Arschhase, bekennende Nichtraucherin, will auch sowas. Denn es gibt die Dinger auch ohne Nikotin. In Kaffee, Vanille, Kirsche, Schokolade, Apfel, ach ach ach. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Die Sache gleitet mir aus den Händen. Möglicherweise bekomme ich ja Rabatte, nachdem ganze Heerscharen nun den Laden stürmen, um elektrisch rauchen zu können.

Es ist Weihnachten und die frohe Botschaft gibt sich weiter.
Advent, Advent, ein Lämpchen brennt.
Oder wie Peter Gabriel schon sagte: Give me Steam!


Den bereits Überzeugten möchte ich hier einen Link an die Hand geben. Es ist ein Forum. Und in Foren tummeln sich nur Leute, die einem daran zweifeln lassen, was man da tut. Dennoch findet man immer ein zwei gute Tipps.
www.e-rauchen-forum.de

Es spricht wieder. Teil 1 einer unendlichen Geschichte

Fortan will ich es mir zur Regel machen, den oralen Auswurf eines mir Vorgesetzten hier zu publizieren. Vielleicht verpufft dann das Gefühl, jemandem an den Hals zu gehen.

Fangen wir an in der vergangenen Woche. Da besagte Person sehr häufig mehrere Dinger in einem Satz bringt und eine Frequenz vorlegt, die das Mitschreiben nicht erlaubt, ist dies nur ein Ausschnitt. Auch, weil ich immer bewusstlos werde.

"Da müssen wir mal paar Ideen sammeln."
Kein Ausrutscher, denn: "Mal paar Kopien machen."

Wundervoll auch:
"Jemanden am Schlawiner packen."

Bislang ungeschlagen:
"Das ist noch nicht das gelbe vom Eis."

Unfortunately to be continued ...

Alltagsstress. Ein Portrait.

Ein tatsächlich über die Maßen zutreffendes Bild meiner Person bei der Arbeit hat mir der Arschhase gebastelt. Sogar die Poster treffen zu.

Bescherungen

Nachdem in diesem Jahr vielerorts (an dieser Stelle bitte kakophonische Bombastklänge reindenken) (und jetzt das Wort) "DIE KRISE" zugeschlagen hat, war bei einigen meiner Lebensgefährten lange Fresse angesagt. So auch bei mir. Die Hälfte meiner Stelle wurde mir im Spätsommer weggerechnet und ich sollte künftig so viel verdienen, dass ich sogar fast Miete und Strom bezahlen konnte. Das ging zumindest so lange, bis auffiel, dass das Arbeitsaufkommen mit meiner halben Anwesenheit nicht zu bewältigen war. Dann waren bezahlte Überstunden angesagt und man nannte den Scheiß "eigentlich volle Stelle", was mir meinen Pazifismus fast auszutreiben vermochte. Nicht erwähnt wurde überdies, dass ich im Krankheitsfall natürlich keine Bezahlung zu erwarten habe, da ich ja keine Überstunden machen könne. Meine Motivation sank bis zum Erdkern und mit den Wochen fast bis Australien.
Eine Änderung war nicht vorgesehen, denn so kann der Arbeitgeber prima Geld sparen.

Gestern erfuhr ich vom Daijiro und seiner neuen Stelle, nachdem ein paar Tage zuvor noch Onkel Säc die lang erhoffte rosa Zukunftsaussicht vom Chef übermittelt bekam. Zumindest einigen Freunden wurde ein Lichtlein zuteil.

Und heute geschah, was ich nicht erwartet hätte. Nach dem "kommst Du mal bitte mit" erwartete ich eine weitere Havarie meiner Karriere. Aber doch bitte nicht vor Weihnachten! Ihr Arschgeigen!

Aber die Aufseher guckten viel zu freundlich. Und sie sprachen, grob aus der Erinnerung, wie folgt: "Wir haben Dir ein Weihnachtsgeschenk zu machen! Hier, gehe hin und unterschreibe diesen Vertrag, der da sagt, dass Du ohn Frist und Unterlass 40 Stunden in der Woche auf Lebenszeit bei uns Deinem Beruf nachgehst. Und nun lächle!"
Meine Antwort war knapp: "Stift her." Und ich unterschrieb. Und nun ist alles wieder gut.

Rauchen 2.0, Reloaded

Nachdem die 6,50 pro Testzigarette nun mehrfach angelegt wurden und der Einweg-Akku nie länger hielt als ne handelsübliche BigBox, wagte ich nun den großen Schritt.
"Die neuen Verdampfer sind eingetroffen!", so der Drogenhändler vom Eck, als ich den Laden betrat. Also schritt ich zur Tat und legte 50 Euro an. Nicht ganz ohne schlechtes Gefühl, aber sollte sich alles so rechnen wie die Werbung verspricht, hab ich das in einer Woche wieder drin. Die Minus-Zeiten, die ich nun im Büro nicht mehr machen muss, mal nicht eingerechnet.

Das Gerät ist etwas größer als die Testmopeds und sieht lang nicht mehr nach Kippe aus. Eher, als würde man an einem Kugelschreiber lutschen, bis es qualmt. Ich bin begeistert, denn es qualmt gehörig. Im Set inbegriffen waren auch gleich 10 Nikotindepots zum wegrauchen. In High, Medium, Low und nix. Allerdings ist die Geruchs-Beschreibung auf der Packung nicht ganz zutreffend. Es steht "Tabak" drauf, was enttäuscht, denn eben das will ich ja nicht mehr riechen. Allerdings riecht es auch mitnichten nach Tabak. Eigentlich riecht es nur nach Schuster. Man kennt den Geruchsmix aus Leder, Kleber und chemischen Pflegemitteln. Vielleicht sind es sogar genau diese Inhaltsstoffe. Ich werde daher in den nächsten Tagen mal 3 Euro für Vanille oder Schoko anpeilen. Vielleicht auch Neuwagen- oder Mineralwassergeruch. Verblüffend ist, dass es zwar nach Schuster müffelt, sich der Geruch allerdings in Wohlgefallen auflöst, sobald er auf Raumluft trifft.
Das Set beinhaltet nun auch ein Ladegerät mit USB-Anschluss. Ein Depot hält für ungefähr eine Schachtel Kippen. Der Akku laut Hersteller ebenfalls. Also Abends mal ne Stunde an den Rechner klemmen.

Für interessant befinde ich die Möglichkeit, mal nur Duft zu rauchen, wenn die Depots ohne Nikotin zum Einsatz kommen. Mag sein, dass das sogar ne wirkliche Alternative darstellt, woran ich allerdings wirklich Zweifel hege.

Rauchen 2.0

Nun ist es soweit. Ganz Gallien trieb es bereits bunt mit den rauchenden Arbeitskräften, und so schickte sich auch unsere Firma an, den Rauchern die andauernden Extra-Pausen auszutreiben. Es wird fortan gepiepst. Jede Minute Rauchen wird hinten dran gehängt.
Lassen wir mal außer Acht, dass ich immer noch rauche. Das ist ein leidiges Thema und soll hier unbesprochen bleiben. Lassen wir auch mal außer Acht, dass der Raucher als solcher eigentlich eher mal in den Arm genommen gehört, weil er mit seiner Sucht echt nix zu kichern hat, anstatt ihn auch noch mehr zu bestrafen als er das schon selbst tut.
Ich will mich auch nicht erregen über die Nichtraucher, denen es stinkt, dass die Junkies dauernd öffentlich und entspannt Pausen einlegen, während die Nichtraucher selbst schwer damit zu schaffen haben, so zu tun, als täten sie was. Fair ist fair und somit kümmert mich der Käse nicht weiter.

Dumm ist, dass ich täglich ne halbe Stunde länger machen muss, um die Stechuhr wieder einzuholen. Völlig logisch ist, dass jede Möglichkeit, wie das Problem zu umgehen sei, genau erörtert wurde. Kollegin E. fand eine:

DIE ELEKTRONISCHE ZIGARETTE!

Ha! Wir fressen den ganzen Tag Ersatzstoffe, nur der Tabak ist immer noch echt. Das kam mir immer schon seltsam vor. Nachdem besagte Kollegin die ersten Links weggegoogelt hatte, wurde bereits bestellt. Einen Tag später fand Kollege P. einen Shop, der tatsächlich bei mir um die Ecke liegt und mich fortan zur Stammkundschaft zählt.

Und schon zwei Tage später saß die Gruppe Raucher, die sich dem Fortschritt nicht verschließt, glücklich am Schreibtisch und qualmte wie ein Osterfeuer. Am Arbeitsplatz. Ohne Stechuhr. Ohne Gestank und ohne Tabak.

Die elektronische Zigarette ist etwas größer als eine normale und besteht aus einem Akku, einem "Verdampfer" und einem Mundstück, in dem sich eine Kartusche mit Nikotin befindet. Diese gibt es in den Stärken Volle Pulle, Geht so und gar nix. Ja, sogar mit Vanille- oder Schoko-Aroma. Zieht man dran, leuchtet, und das ist der Hit, vorne eine rote LED auf und der Verdampfer verdampft (daher der Name) ein Stück vom Nikotinvorrat. Was man ausatmet, ist nahezu geruchslos, riecht auf keinen Fall nach Rauchen, qualmt aber! Nun, was genau in dem Dampf enthalten ist, sagt niemand, aber wenn kein Plutonium drin ist, wird es wohl nicht schlimmer als eine normale Zigarette sein (die der Anhänger des E-Rauchens "Pyro-Zigarette" nennt). Billiger isses auch: Eine Kartusche soll (soll!) etwa 2 Packungen Zigaretten ersetzen. Fünf Kartuschen kosten knapp 3,50 Euro. Der Akku ist aufladbar ... via USB! Oder in der elektrischen Zigarettenpackung. Plug und smoke quasi. Irre.

Als wir am Wochenende einkaufen waren, paffte ich mir genüsslich zwei Kippen im Supermarkt rein. Die Mitsitzer im Restaurant am Abend zuvor guckten zwar erbost, fanden aber keinen Gestank, über den sie sich hätten beklagen können. Wunderbar. Am Donnerstag hab ich nen Arzttermin und freue mich schon auf ne zünftige Zichte im Wartezimmer. Auch werde ich versuchen, mal beim Sport zu qualmen. Die Möglichkeiten sind doch enorm.

Und ich wette, dass Herr T.K. aus H. bereits 4 Sekunden nach Lektüre dieses Eintrags seine erste E-Kippe bestellt. Halte ein, junger Krieger! Kauf keinen Unfug! Ich gebe Dir bei Bedarf nen Hinweis auf den Laden!

Aus die Maus

Findet man ein hübsches Tierfoto und klickt auf "ähnliche Bilder", weil man, ganz naiv gedacht, noch mehr solch ansprechende Fotos sehen möchte, muss man sich beizeiten wundern. Nicht bei google, nein, sondern bei getty images.

Ich grüble, ob es außer Peta noch Kunden für dieses Motiv geben könnte. Ein Hersteller von Schmerzmitteln? Einer von Mitteln gegen Niedergeschlagenheit? Eine Klinik für plastische Chirurgie? Krupp? Ein Beerdigungsinstitut?
Auch frage ich mich, was der Fotograf wohl dachte und ob er das Geschehen plante, um es zu dokumentieren. Und die Frage, ob die Falle eine comicartige Illustration einer Maus zeigt, muss auch erlaubt sein.

Au weia, Du hast Grammatik von anders

Ich hab lange überlegt. Aber zu diesem groben Unfug fällt mir gar nix ein.
Firma eigenart hat eine ganz eigenartige Vorstellung von Grammatik. Ich will wirklich nicht wissen, wie viele Menschen so etwas kaufen und gar nichts bemerken.


Ich, der Mörder.

Was es schon seinerzeit im Yps gab, entdeckte ich erst mit 32. Zum geburtstag bekam ich die Urzeit-Krebse geschenkt und freute mich auf neue exotische Haustiere. Immerhin auch ein Spinnentier, so ein Krebs. Genau genommen schienen sie mir nicht sehr spinnenartig, aber wer nimmt hier schon was genau.

Jedenfalls möchte ich hiermit alle warnen, die ebenfalls diese putzigen Kerlchen pflegen. Es ist überhaupt keine gute Idee, eine Futtertablette für Welse in das winzige Behältnis zu geben, damit ordentlich Futter zugegen ist. Nach nur einem Tag schwammen erst alle oben, dann wieder unten. Nur hin und her schwammen sie nicht mehr. Wahrscheinlich überfressen. Kenn ich ja selbst. Man soll auch nicht mit vollem Magen schwimmen gehen.

Um es an Gottes Schöpfung wieder gut zu machen, liegen nun die nächsten Eier im Wasser. Man lernt ja nie aus.

Wenn Umlaute nicht gehen, versuch ein ä

Kunst im Schacht.

Vor einiger Zeit hatte ich es mal erwähnt: Unser Mehrfamilienhaus wird fortan von Kunstschaffenden verschönert. Gab sich der Künstler einst noch damit zufrieden, Alete-Weihnachtskalender mit besonders schönen Motiven im Hausflur aus-, bzw. abzustellen und mit der Aufschrift "Wenn Ihnen gefällt, nehmen Sie!" feilzubieten, ging er oder sie schon bald dazu über, auch selbst den Pinsel kreisen zu lassen.
Die mal surrealistisch-kubistischen, mal naiv-blümeranten Arbeiten mit gewagtem Strich wurden ebenfalls im Erdgeschoss platziert und harrten dort ihrer Liebhaber. Da das Hochhaus-Pack allerdings nicht besonders kunstaffin zu sein scheint, stand der Käse dort nur rum. Traurig, war die Idee an sich doch recht liebenswert.

Und so fand der Künstler, der sich mittlerweile in einer fortgeschrittenen Schaffensperiode wähnt und daher seine Werke auch signiert, einen neuen Weg, den Leuten seine Liebe zur Kunst aufs Auge zu hauen: Das Treppenhaus wurde über fünf Stockwerke ausführlich mit Gemälden behangen. Erziehung ist halt nicht immer eine freiwillige Angelegenheit. Da muss man schon mal mit Nachdruck agieren.

Es kam wie es kommen musste: Ein Bild wurde entwendet!
Ein natürlich komplett anonymer Hausbewohner erregte sich schriftlich an der leeren Wand per offenem Brief:

"An den Bilderdieb!!!
Dem Bilderdieb sollen die Finger abfaulen, oder jeden morgen der Geier auf den Kopf scheißen. Aber als A-Sozialer, dem die Reklame, der Wochenkurier oder Stadtanzeiger im Briefkasten stört, diese aber nur auf dem Boden schmeißt und nicht bis in den Papierkontainer schafft, kann man nur, wegen zu wenig Verstand bedauern.
Als Mensch zu dumm,
als Schwein zu kleine Ohren.

Hausmitbewohner."



Und der Brief hatte gesessen, wie ich heute morgen beim Verlassen des Hauses bemerkte. Die Bilder standen wieder im Flur. Lässt sich ein Ganove denn so leicht einschüchtern? Ein Buschklepper, ein Raubritter, ein Langfinger, ein Schurke ... und so schnell knickt er ein? Oder dachte da wer, dass die Bilder immer noch umsonst zu haben seien? Jetzt, wo sie signiert sind?


Nein.
Denn den wiederbeschafften Leinwänden lag ein Zettel bei, den der Aufzug-Monteur der Firma Otis dort hinterließ:

"Die Bilder habe ich in der Schachtgrube unter der Aufzugsanlage gefunden."

Und tatsächlich: Der Spalt zwischen Boden und Aufzugskabine lädt geradezu dazu ein, dort Werke allzu aufdringlicher Künstler zu versenken.
Einerseits ist es sehr traurig, mit wie viel Groll und Unmut mancher Mitmensch durch seine Existenz stapft, dass er es für nötig befindet, derlei zu tun. Andererseits ist es für den stillen Beobachter natürlich eine Belustigung erster Kajüte.

Tina Dico im Bahnhof

Tina Dico tut viel Gutes. Nicht nur, dass sie für Amnesty International schaffen geht, wenn sie grad mal nicht unfassbar eingängige Ohrbohrer von erster Kajüte komponiert, nein, sie hat mir ja quasi auch meinen Hasen beschafft. Mit "hör mal, kennse?" und einem iPod fing alles an.
Und weil Frauen so wichtige Details nie vergessen, kredenzte mir die meine ohn' jeglichen Eigennutz zwei Karten für Tina Dico, die wir gestern im Bahnhof Langendreer zu Bochum zur Einlösung brachten.

Verdammt, wir hatten es wirklich geschafft! Wir saßen ganz vorn, ja, ich konnte sogar die Füße bequem auf die Bühne legen und wurde nichtmal vom Personal dafür ermahnt. So lehnte ich mich zurück und ... musste mich auch schon wieder aufregen! Es ist ja mein Leben. Zum Weglaufen! Denn da vorn, da, wo die wahren Fans sind, da waren sie auch. Nämlich einer von denen, die man auf jedem Konzert zu treffen verdammt ist, denen man schon an der Frisur ablesen kann, dass man sie gleich hassen wird ...
"Jaha, gestern war ich schon bei Heather", protze er stolz seinen Sitznachbarn an und meinte wohl Heather Nova. "Die Heather is ja mit ihrer ganzen Family unterwegs, weisse. Hier, die hat ja ihren Mann da und ..." ach, was soll ich es alles wiedergeben. Er sei vorgestern auch schon bei der Tina gewesen. So wie vorvorgestern. Was wohl Heather sagt, wenn er dauernd bei der Tina rumhängt? Wahrscheinlich ist sie sehr froh.
Sein Sitznachbar wusste aber zu kontern. Der, der so aussah, als gehöre er zur Familie Ludolf, die ihn im Fernsehen allerdings berechtigt nicht dabei haben will, hatte eine Tüte dabei, in der er die Heimausdrucke seiner Fotos vom Vorabend mit sich herum trug. Von Tina. Da war er vorgestern auch schon. Hmm, lecker Tina. Schön nah dranne, hmmm. "Ah!", rief der Kumpel von Heather, "dann gehörte der zu Dir, der mir die ganze Zeit vor der Nase rumstand da mit seiner Kamera! Das soll er heute aber nicht machen!" Peinlich berührt widmete sich der Gescholtene seinem Mikrofon, das er zwanzig Minuten lang total heimlich an seiner Jeansjacke antüddelte, aus der dann eine meterlange Kabelschlaufe herausstand. Als er fertig war, kam der Bühnenanweiser, der sich das Schauspiel wohl auch erst ansehen wollte, und untersagte ihm heimliche Mitschnitte.
Und da stand er auch schon. Der offensichtliche Bruder vom Ludolf. Auch er sah aus wie hingeschissen, und wir wussten ganz genau, was die beiden mit den Fotos von Tina zuhause tun. Um ihm gleich klarzumachen, dass das mit dem Vor-der-Nase-Rumstehen auch bei mir nicht zur Freude gereicht, legte ich mein Bein wieder auf die Bühne, um ihm seine Grenze aufzuzeigen und schenkte ihm einen Blick, der ihm klarzumachen schien, dass er schlimm stürzen wird, wenn er nervt. Er bewegte sich den ganzen Abend nicht über die magische Schwelle, obwohl er mich mehrfach bettelnd ansah. NEIN!

Dann ging das Licht aus und ich wollte all das vergessen.

Die Vorband bestand aus einem hageren Typen mit schiefen Zähnen, der dringend mal was essen sollte. Er hieß Nils Holgersson oder so und sei in Tinas Band, dürfe aber zum Aufwärmen seinen eigenen Kram zum Vortrag bringen. Das tat er auch nachdrücklich. "It's ooooooooooooooonnn!!!!!!! It's ooooooooooooffffffff!!!!!!!!!!" waren die einzigen Worte, die er immer wieder rief und damit das Bochumer Publikum sichtlich irritierte. Was ist on und off? Er verriet es nicht. Wenige Minuten später hatte er uns allerdings im Sack. Der, der mit eigentlichem Namen (ich recherchierte das später) Helgi Jonsson heißt und auch genauso aussieht, bewies Humor, als er mit gebrochenem Deutsch seinen nächsten Titel anzusagen versuchte. Er gab sich redlich Mühe, unserer Muttersprache Herr zu werden. Das allein ist nicht witzig. In der Tat witzig fand ich, dass er den nächsten Song in allerfeinstem Österreichisch ansagte. "Verstehns mi, wenn i Deutsch red?" Wunderbar!
Wunderbar war allerdings auch die musikalische Darbietung des Isländers mit Wohnsitz in Österreich. Meine Fresse! Dachte ich nach der Einleitung noch, dass das hoffentlich schnell an uns vorübergeht, saß ich in den nächsten 20 Minuten sehr stramm da und erwischte mich einmal mit offenem Munde. Das letzte Stück beendete er mit einem Zupfmuster auf der Gitarre, bei dem er grob versagte. Er brach es kichernd ab und gab zu, dass es sein Vater gewesen sei, der dies auf der CD eingespielt habe. Ob das nun gespielt war oder nicht, sei dahin gestellt. Sympathisch war es allemal. Mein lieber Herr Gesangsverein. Der Applaus, der ihn von der Bühne geleitete, zeigte, dass nicht nur ich so dachte.

Und dann kam er wieder. Hinter Fräulein Dico und dem dritten im Bunde, Dennis Ahlgren, der ebenfalls sehr zurückhaltend aussah und sich ebenfalls als Musiker von ganz weit oben herausstellte. Dass die zwei Jungs so lumpig daherkamen, war vielleicht das Konzept der Dico im Kleid. Für mich ging es nicht auf, denn das "kleine Schwarze" am Leib der Sängerin hätte auch von KiK stammen können. Ich kam etwas ins Grübeln, da ich doch der Meinung war, dass sie ein wenig faltig um die Augen sei. "Die is fünf Tage älter als ich! Guck mal wie alt die wirkt!" "Du bist bescheuert", war die Antwort, die weitere Worte sinnlos machte. Was meiner Liebsten ebenfalls entging: Die Dico geht wie ein Bauer! Vielleicht waren's die Schuhe. Ich weiß es nicht. Doch es nahm ein bisschen den Zauber.

Über zwei Stunden gab es allerdings Zauber vom Allerfeinsten. Wie drei Leute derartig dichte Atmosphäre schaffen können, indem sie immer wieder zwischen Klavier, Posaune, Gitarren und Schlagzeug hin und her hopsen, war für mich wesentlich beachtlicher als die atomgenaue und überirdische Spielpraxis von Porcupine Tree, die ich zuletzt sah. Jaja, der Vergleich hinkt auch völlig, aber Feeling ist Feeling. Und davon war die Hütte voll. Zwischendurch hatte man immer mal das Gefühl, einer Jam-Session beizuwohnen, bei der die Musiker seit zweihundert Jahren aufeinander eingespielt sind. Keine Spur von gebuchten Mitarbeitern. Man hätte die Augen schließen können, um sich dem hinzugeben, aber das Gezauber von Ahlgren und Nils Holgersson war zu hübsch anzusehen. Der Hase drückte sich indes ein oder zwei Tränchen weg.

Den Abschluss gab Tina allein und verbaselte sich zum Ende selbst ein bisschen, was nur zeigte, dass sie wirklich selbst spielt. Durchweg ne glatte Eins! Und das für 22 Euro. Da gehnwe wieder hin! Die einzige Frage des Abends war nur: Wo ist der Jens? Dem hätt' das Spaß gemacht.



Danke, Krümel! You glow in the dark!

Eigene Fotos gibt's auch, aber da kommt wieder wer nicht ins Netz, um sie mir zu schicken.




Grünschnabel

Über drei Wochen lang haben mein Partner und ich für die Prüfung zum Grüngurt geackert und gelitten. Nun ist es geschafft! Ha! Wir sind grün um die Hüften.

Der Grüngurt ist nicht unerheblich. Sind es doch grob 84 Techniken, die in Reihe gezeigt werden wollen. Für den Gelbgurt lernt man 27 Techniken, für den Orangegurt bereits 58. Heute ratterten wir bereits 84 Attacken und Abwehren gegen Klammer-, Festhalte-, Faust-, Tritt-, Messer-, Stock- und Pistolenangriffe und einiges mehr runter, wobei das eigentliche Problem die Konzentration ist, wenn man doch nach drei Vierteln der Zeit einfach liegen bleiben möchte. Und wenn man selbst den ganzen Kram einmal durch hat, steht da noch ein Partner, mit dem man Selbiges noch mal durchleben muss. Hin und wieder kam ich mir vor wie in der Mathe-Klausur zum Abitur damals. Ich wusste auch überhaupt nichts mehr, nur hatte ich da den Vorteil, das ich sitzen und grübeln konnte. Und es gab auch keine Zuschauer. Wenn ich was nicht kann, dann ist es Sachen merken.

Nicht unerheblich ist der Grüne auch, weil hier zum ersten Mal von Seiten der Prüfer wirklich sehr genau hingesehen wird. So gab's auch gleich danach erstmal nen "Anschiss" für mein mehrmaliges "Ne, komm, nochmal" oder "Wart mal grad" während der Prüfung. "Das kannse draußen auch nicht sagen!"
Den weißen Gurt gibt's gratis zum Anzug, den gelben kriegt man für's Erscheinen zur Prüfung, der Orangegurt kommt, wenn man bei der Prüfung auch noch alles auf die Kette kriegt – für den grünen muss man schon ein bisschen was vorzeigen. Der halbe Weg zum Schwarzen ist geschafft. Und die hellen Gurtfarben habe ich abgelegt. Jetzt folgen "nur" noch Blau und Braun, wofür ich mir jetzt schon in die Buchse mach. Immerhin: Onkel Säc hat mit dem Grüngurt vor langer Zeit schon Skinheads erlegt, wenn ich mich recht entsinne.

Ich bilde mir nix ein auf so nen Gurt. Der hält nur die Jacke zusammen. Für mich isses aber durchaus was: Wer wie ich bis ins 29ste Lebensjahr auf der Couch lag und sich grämte, dass er zu unfit ist und das alles nie können würde, der weiß sich an solchen Tagen auf die Schulter zu klopfen. Ich erhielt nie Sporturkunden in der Schule und bekam auch nie was Besseres als ne 4 im Sportfach. Bällchen haben mich nie interessiert. Zigarettchen und Fernsehen schon eher. Dass ich jetzt meine dritte Kampfsport-Urkunde an die Wand nagle, lob ich mir.

Ging ich doch mit dem Gefühl von der Matte, dass ich zwar bestanden, aber ausschließlich Scheiße gemacht habe, kam beim Umziehen auch noch keine rechte Freude auf.

Aber die Frau meines Herzens hat wie so oft alles gut gemacht, als sie mich im Vorraum mit meinem neuen Gurt in der Hand winkend begrüßte. Und es gab noch ne Tafel Ritter Sport mit ganzen Nüssen, was wohl metaphorisch zu betrachten war. Dank dem Hasen! Auch für die Geduld in den letzten Tagen.

Dank auch den Mitschülern aus den Jitsu- und Karate-Kursen, die immer wieder zur Unterstützung antreten und sich auch heute mit nem Wässerchen, viel Lob und Handschlag in mein Herz zuschauerten. Manch Freund und Schwarzgurt-Träger "konnte" ja heute nicht kommen, um dem zu huldigen, der für ihn nach Düsseldorf kommt und zwei Stunden filmt. Punkverräter!!!

Auf geht's zum Blaugurt! In sechs Monaten sind's dann 115 Techniken und ich sollte langsam anfangen, mir ein System von Eselsbrücken zu errichten.

Steven Wilson mag keine MP3s

Der Mann hinter Porcupine Tree promotet anders.
Ich muss mal wieder den guten alten CD-Player anwerfen. Fühle mich schmutzig. Obwohl ich seine Alben stets kaufe. Schlimm.










Ignorante Hardware

Schon toll, so ein Multifunktionsgerät. Der Canon MP610 druckt fabelhaft, scannt erträglich und ist somit für ne kleine Mark ein guter Freund im Home-Office.

Sagte ich, dass er erträglich scannt? Wer Multifunktionsgeräten skeptisch gegenüber steht, wird jetzt herzlich kichern. Die Scheißkiste scannt nämlich NICHT, wenn ... na, ne Idee? ... eine Tintenpatrone leer ist! DA FLIPP ICH AUS! "Der Drucker befindet sich im Wartungszustand". Tinte leer, Scanner nicht erreichbar. Ich krieg's im Kopp.

ABZIEHER!

Und wieder eine!

Das Wesen der Karikatur ist die Übertreibung, nicht die Verhohnepiepelung. Daher ist es natürlich überhaupt nicht so, dass die Liebe der Karikatur im Wege stünde. Der eigene Anspruch schon.
Hier also nun die nächste im Bunde: in rehäugiger Verzückung, mein Arschhase.


Offene Gewaltandrohung.

Werbung ist Dreck. Das ist halt so. Grundsätzlich nicht, denn Peta (mal reinschauen, lohnt immer!) macht auch "Werbung". Was aber grundsätzlich gilt: Werbetreibende sind die Brut des Teufels. Eine Rotte aus emotional verrohten und leichenfressenden Gammelmenschen, die hysterisch lachend den Weltuntergang herbei trommeln (siehe auch: "Werbetrommel"). So wie einst Joseph Goebbels, von dem sie viel lernten. Es wird Reklame sein, die den Homo sapiens final von diesem Planeten fegen wird. Nicht Krankheiten, nicht die Bombe, es wird Reklame sein. Und ich sage Euch: Es wird die Ratte sein und die Kakerlake, die auch dann noch ihre Wege gehen. Weil sie nicht auf Werbung achten.

Der Jens echauffierte sich vor einiger Zeit über das nervigste T-Shirt der Welt. Das KiK-Leibchen. Hier im Westen preist es seinen Unfug an, im Osten peitscht es nicht mehr ganz so drollig seine Sklaven. Doch KiK ist derzeit nicht so präsent wie das neueste Werk des Fürsten der Finsternis: dieses Monster-Plakat von Schlecker. ES MACHT MICH KOMPLETT FERTIG!

An jeder roten Ampel grinst mich dieses Telefon-Paar an! Während die blondgelockte Funkwachtel mich Schlecker-typisch emotional in keiner Richtung anrühren kann, bringt mich dieses Männchen-Imitat jeden Tag ungezählte Male an den Rand der Beherrschung! Unbändiger Groll türmt sich in mir, jedes Mal, wenn ich mich mit diesem meterhohen Grinsepansenmann konfrontiert sehe, den Schlecker wohl als besonders flotten Typen seiner Gattung und als Zielgruppenrocker auserkoren hat. Mein Gott! Für solche Schootings gibt es Kriterien! Und zu Recht! Oder war es so gemeint, dass zwei völlige Bumsbirnen die Aussage des Plakates möglichst nicht stören sollen? Nicht ablenken? EPIC FAIL!

Lieber Schleckermann. Bete, dass ich Dich nie treffe! Meine grundsätzlich völlig gewaltlose innere Haltung wird donnernd in sich zusammenstürzen! Und dann is Kirmes, mein Freund!

Russland vs. Ich. Ein Finale.

Oft habe ich mich gefreut. Und genauso oft wurde ich enttäuscht. Dies festigte mein Weltbild: freu Dich nicht, es wird eh nix draus. Doch nun ...
Soeben traf ich den Russen. Im Treppenhaus. Und er trug Dinge bei sich, die meine Augen groß werden ließen: Zwei Rollen Tapete. Aber halt! Er will nur renovieren und macht daher nur noch mehr Krach als eh schon. Also bei sich bleiben. Nicht zu früh freuen.

Aber dann trat der Russe an mich heran und sprach wie er schöner nicht hätte sprechen können:
"Paar Tage wird lauter."

"Warum? Renoviert ihr?", fragte ich, um die Vorfreude im Keim zu ersticken.
"Wir ziehen um. Sonnenstraße".

Verdammt! Wo die Sonnenstraße ist, ist ohn Belang, denn sie ist nicht hier! Ob mein Haar wieder zurückkommt, verkümmerte Hoden sich wieder entfalten, oder ich Kinder wieder gern haben kann, ist ungewiss. Gewiss ist, dass er geht. Wann das sein wird, weiß ich nicht, denn ich wollte nicht länger fragen, da ich ihn sonst dankbar in den Arm genommen oder spontan rektal verwöhnt hätte.

Dabei sei ihm eines hinterhergerufen: Der Russe ist nicht schlimm gewesen. Er war immer nett und hilfsbereit, was ich ihm gern mit Nettigkeit und Hilfsbereitschaft entlohnt habe. Aber das Gezöcht, dass ihn umkreist, ist die Brut der Hölle und wird es wohl bleiben. Ich winke ihm nach und wünsche ihm alles Gute mit den nächsten Nachbarn!

Paka!

Wie ich einmal Hilfe erbat

"Guten Tag, ich bin der Herr (x) mit der Schweinepest. Wir hatten telefoniert."
"Ich muss sie leider bitten, noch 20 Minuten draußen zu warten. Ich darf sie nicht ins Wartezimmer lassen."

Natürlich. Wenn die Hirse schmerzt und man sich so richtig unten fühlt, wusste auch schon Oma: Da hilft nur eins - draußen stehen. Eben dies tat ich dann auch ne halbe Stunde, bis man mich mit einem Mundschutz winkend hinein bat.
"Legen sie die bitte an."
"Bitte?"
"Müssen sie leider."
"Wie geht denn das?"
Sie wusste es auch nicht, schraubte aber bemüht an mir herum, bis ich niemanden mehr gefährden konnte. Unterdessen las ich die nagelneuen Hygiene-Vorschriften für Schweinegrippe und generelle Panikseuchen.
"Dürfte ich noch ihr Versicherungskärtchen haben?"
"Schon. Aber ich darf es Ihnen nicht geben. Ich hätt's dann berührt und Sie dürften es nicht mehr anfassen."
Ich hielt ihr mein offenes Portemonaie hin, was sie nicht so lustig fand wie ich.

"Darf ich das jetzt wieder abnehmen?", fragte ich den Arzt mit Ausbildungsgefolge einige Minuten später. Ich wusste: in den Hals gucken geht damit nicht. "Moment!", sprach er hektisch, "was haben sie denn?"
Was ich habe? Geht man nicht mehr zum Arzt, um eben das zu erfahren? Erwarte ich wieder zuviel?
"Das weiß ICH doch nicht!"

Als Doc und seine Helferlein alsbald ihre eigenen Servietten angelegt hatten, durfte ich aber mein Gesicht räumen. "Leicht verschwitzt", murmelte Nathan der Weise, womit er mich wenig beeindruckte, denn unter so ner Hustehaube schwitzt man nunmal etwas. Doch dann gab er all sein Wissen preis: "Die Nase ist gerötet." Verdammt! Wie er nur immer auf so was kommt! Hätt ich doch auch mal was Ordentliches studiert wie er! Heute morgen stand ich Stunden vor dem Spiegel und wunderte mich. Und ich fragte auch meine Liebste: "Was ist anders an mir?" Wir kamen nicht drauf. Endlich wusste ich es. Die Nase ist gerötet.
Als ich diesen Gedanken fertig gedacht hatte, verließ das Medizinerpack auch schon wieder den Raum. Ich fragte noch hinterher, ob ich weiterhin mein Gesicht verhüllen müsse, bekam aber schon keine Antwort mehr. Ich ließ es daher bleiben. Die Gefahr schien gebannt. Meine Nase war gerötet und das war offensichtlich kein Anzeichen für die Schweinepest.

An der Tür warf man mir noch ein Rezept hinterher, was bei mir die üblichen Fragen aufwirft, die ich dann halt vor der gesamten Praxis erörtern musste, weil mir ein so genanntes Patientengespräch mit roter Nase nicht zusteht. "Sie wissen ja, dass ich auf manche Antibiotika ... naja, sie wissen schon ..."
"Wir machen's erstmal so."
Auf Wiedersehen.

Mein Hausarzt ist als Sieger nach einem langen Test von Ärzten hervorgegangen. Als eben der, der noch mit mir als Patient spricht und deshalb mein Geld bekommen soll. Und natürlich hat er den Vorteil, dass er aussieht wie Peter Griffin von Family Guy. Und das ist ziemlich traurig. Wahrscheinlich hätte ich woanders ein Gipsbein bekommen, oder ne Goldkrone. Ich weiß es nicht. Was ich auch nicht weiß: Was hab ich denn nun? Auf dem Weg nach Hause sah ich in die Bescheinigung, die mich heute vom Arbeiten freistellte. Diagnose: J.soundso. Ein Code. Geht mich ja auch nix an. Heißt wahrscheinlich auch nur: "Will Aufmerksamkeit und nervt. Bitte Placebo aushändigen."

Die Apothekerin gab murmelnd mein Medikament heraus. Dreist wie ich bin fragte ich: "Kann man da noch was tun, also, ich mein, meine Nebenhöhlen sind dicht ... so irgendwas zum Dampfen? Also ..."
"Ja, da können sie dies nehmen. Oder das. Oder jenes. Auf Wiedersehen."
Verdammt! Dies ist eine Apotheke! Es wäre doch gelacht, wenn's hier nicht sowas gäb! Also wurde ich richtig frech: "Könnten Sie mir bitte etwas in dieser Art verkaufen???"
"Was denn?"
"Irgendwas! Was würden SIE denn nehmen?"
Da hatte ich sie! Sie legte mir was in die Tüte und murmelte was von acht Euro. Goldstaub offenbar. Wozu es gut ist, steht sicher in der Verpackungsbeilage. Da geh ich nur noch mit DocMorris-Mütze hin, ich schwör's.

Schon hübsch das Ganze. Zumal sich solche Stories häufen. Die Arztpraxis mutiert zum Rezeptkiosk. Und die Medizin-Ausgabe kommt wie die Bedienung der Mensa daher. Teller hinhalten und Schnauze!
"Guten Tag, Herr Doktor, ich habe bereits im Internet recherchiert, dass ich eine H.674.J.4. habe."
"Sehr gut, hier ihr Zettel. Auf Wiedersehen. Sagen Sie der Krankenkasse bitte, dass sie mich hier gesehen haben. Und kommen sie bitte erst in 6 Monaten wieder, sonst bezahlt mir das keiner."

Schmidt!

Danke, Schmidt.
Es ist fürchterlich lange her, dass ich jeden Abend pünktlich vor dem Fernseher saß. Aber es scheint, dass ich, zumindest donnerstags, wieder einen festen TV-Termin habe. Der unfassbar nervtötende und unlustige Pocher ist fort und Schmidt darf wieder frei schwimmen, ohne einen hinter sich her zu ziehen. Spätestens mit Lothar Scholl-Latour vergangene Woche war ich wieder komplett im Schmidt-Bann. Und da gehör ich auch hin.

Und was seh ich da heute? Dr. Udo Brömme! Danke, Schmidt!

Und so eine herrlichen Tritt in Pochers Arsch wie es heute zu sehen gab, hätte der Zuschauer sich kaum wünschen können. "Das ist doch ein Fake!", denk ich noch, als gerade die Blonde aus dem Publikum sich als einzige meldete, um sich Brausepulver aus dem Bauchnabel lecken zu lassen. Aber Moment ... ist das nicht des Pochers Ex? Monica Ivancan? Ich hab keine Ahnung, ob sie es wirklich war, aber sie war zumindest gemeint. Dass Schmidt ihr tatsächlich in den Bauchnabel rotzt, erinnert an alte Zeiten mit einer sehr überraschten Verona Feldbusch. Wunderbar.

Auf die guten Dinge muss man halt ein bisschen warten. Auch im Fernsehen.
Das kann so weitergehen! Danke!

Äußerst komisch finde ich indes auch, dass der Zentralrat der Juden verlangt, Schmidt möge sich für den Vergleich mit der Agentur für Arbeit und dem Lager in Auschwitz entschuldigen. Das verlangt wohlgemerkt der Zentralrat der Juden, nicht die Arbeitsagentur!

Stahlträger San

Wir gratulieren dem Stahlträgermann zu seinem 1.Dan im Jiu-Jitsu!

Der Worte sind bereits zuviel gesprochen, weshalb ich meine, dass ein Bild viel mehr sagt. So sehen Helden aus! Aufrecht und super frisiert! Da muss einfach ein Schwarzgurt dran.

Und bedenke: Ein wahrer Meister beherrscht die Techniken des Fresse-Haltens und der Genügsamkeit. Nicht nur auf der Matte, sondern auch beim Spiel.

Alles Gute nochmal.
Arschhase und raketenmann

Wieder einer!

Das ist wirklich schon Nr. 17, und langsam lern ich's.

Danke vorweg für den Applaus. Er ist durchaus angebracht und völlig gerechtfertigt.
Lieber S., es war ein riesen Spaß!

Bitte keine Bärte mehr!



Hihihihi



failblog.org

Lovecraft. "Kinderkreis des Wahnsinns"

Wir wissen nicht, was es ist. Aber es ist schlimm. Ich bitte um Klärung.
Hier klicken.

"General Mills is committed to providing a fun, entertaining, and safe online experience to people of all ages that may visit this site, and we take special care to protect the privacy of children under the age of 13. (...)"

Frei übersetzt: Wir sorgen dafür, dass die Hirne aller unter 13-Jährigen und überhaupt aller Menschen nachhaltig und sicher der Verklappung zugeführt werden.

Und endlich wieder einer

"So ne Karikatur kann einen ganz schön fertig machen."

Vermisst

Verdammt! Wer hat mein Opeth "Damnation" Album?
Ich bin auch nicht böse, gib's nur zurück!

Kompletter Quark. Eine Leidensgeschichte für Gestalter.

Seinerzeit im Studium, das waren noch Zeiten! Meine Herren! Wollte man sich daran machen, auf digitalem Wege etwas zu layouten, gab es nur ein ernstzunehmendes Programm. Und das konnte keiner ernst nehmen. Mit Ausnahme des arroganten Herstellers, der nichtmal für die Computer der Lehranstalt einen günstigen Kurs raustun wollte. Der Name war wie so oft Programm: Quark.
Hätte die Firma nicht Quark geheißen, man hätte sie Käse nennen müssen. Eine ganze Firma kümmerte sich um ein Produkt, und nichts kam dabei raus. Das schaffen sonst nur Microsoft oder KiK. Hoppla, ich schreibe schon im Präteritum; dabei gibt's den Laden noch.

Die Alleinherrschaft eines Konzerns auf einem bestimmten Sektor kann niemand gutheißen. Aber was soll man tun, wenn nicht jubilieren? Jubilieren und frohlocken über Adobes Idee, doch auch mal ein Layoutprogramm zu stricken, mit dem man wirklich, ja wirklich jetzt, Layouts machen kann. Nachdem die Welt also stöhnte, weil der Umweg über Powerpoint, Word, einer Schere und einem Hammer in manchen seriösen grafischen Situationen einfach unumgänglich war, und mancher schon überlegte, seine Magazine in Photoshop anzulegen, ging der Himmel auf und InDesign fiel herab. Danke, Herr!

Warum echauffiere ich mich so? Warum schreib ich sowas? Nun ... ich bin derzeit gezwungen, mit QuarkXPress zu arbeiten. Und das, der Chronist soll's nicht verschweigen, in einer wirklich nicht historischen Version.

Wie kann man sowas verkaufen? Man kann Werkzeuge nicht per Tastenbefehl aufrufen! Ich krieg's im Kopf! Das ist, als müsste ich jedem "E" bei der Textverarbeitung nen Nüssel wegtippexen, wenn ich ein "F" schreiben will! Oder zum Pizzaboten fahren, um dort meine Telefonbestellung aufn Bierdeckel schreiben! Da werd ich verrückt!
Aber wenn das schon alles wär, es wäre die Aufregung nicht wert. Höchstens nen Tennisarm und pro Tag ne verlorene Stunde. QuarkXPress kann auch nicht per Tastenkürzel zoomen! Nur, wenn das Verschiebewerkzeug aktiv ist, welches man erst mit der Maus, MIT DER MAUS, anklicken muss! Auch weiß XPress nicht, was ich möchte, wenn ich ein Textfeld doppelklicke. Überdies kann ich Bilder nur bis zur magischen Grenze von 10 Prozent verkleinern. Warum sollte ich auch mehr verlangen, wo es doch Photoshop gibt, mit dessen Hilfe ich zehn Versionen eines Bildes erstellen und aufm Server deponieren kann – für den Fall, dass ich sie brauche? Warum kann man in dem Programm eigentlich schreiben? Dafür gibt's doch wunderbare externe Texteditoren.
Auch hat XPress lustige Bugs. So fragte ich mich in den letzten Tagen häufiger, warum mein grade gespeichertes Dokument keinen Text mehr enthält, sobald das Speichern erledigt ist. Die Lösung: er passt nicht mehr hin. Nach Stunden des mühevollen Suchens fand ich raus warum: Der Text war um 115,547 Grad geneigt. Das kann schonmal vorkommen beim Speichern. Wenn man eh die Zeit hat, dauernd Werkzeuge anzuklicken, hat man auch die, alle Texte nach dem Speichern wieder gerade zu rücken.
Ohnehin kommt XPress vom Werk komplett ohne Funktionen daher. Man kann bestimmt ein Bild einfügen. Auch einen Textkasten. Aber den Rest müssen Plugins übernehmen - sogenannte Zusatzprogramme, die oft von Dritten initiiert werden, weil sie besonders viel Zeit haben. Mein Lieblings-Plugin ist CopyDesk, was mitnichten von Dritten programmiert wurde. Demnach funktioniert es auch nicht, findet aber rege Verwendung. Es tut Folgendes: Es läd mir externe Texte mitsamt Kommentaren Dritter so in mein Layout, dass ich kaum noch denken muss und alles an Ort und Stelle ist. Theoretisch. Praktisch würde ich nichtmal sagen, dass es für XPress geschrieben wurde, wenn ich das nicht genau wüsste. Sobald ich auch nur den Hauch einer Aktion ausführe, sehe ich gar nichts mehr. Alles weg. Is aber kein Problem, es ist ja nur ein Darstellungsfehler. Es ist nicht weg, man sieht's nur nicht mehr. Grade bei Layouts eine hilfreiche Sache, damit man den Kopf mal wieder frei bekommt. Die Taste F7 bringt eine neue Darstellungsweise und schon ist alles wieder da. Und in der Praxis sieht das dann so aus: Klick, F7, Klick, F7, Klick, F7, ... dann ist 18 Uhr und ich gehe nach Hause. Wer mal ein Bild blind ausrichten wollte, kann ungefähr nachvollziehen, dass man danach gut schläft.

Eine gute Nachtruhe wünsch ich auch den Jungs von Quark. Lange kann das nicht mehr dauern.

Randnotiz

WUTZEEEEL!

Unsere kleine Farm. Eine Hymne der Dankbarkeit

Soll so was hier stehen? Das ist doch eine öffentliche Seite. Da muss doch was Allgemeines stehen. Oder so. Nicht so intimes Zeug. Schlimm!

Papperlapapp! Erstens isses meine Seite und ich kann hier tun was ich will. Zweitens geht Liebe doch alle was an. Also los!


Es ist noch nicht lange her und wird hoffentlich niemals vergessen: eine Zeit, in der ich überall meine Leute hatte. Hier mal einen, da mal zwei, dort vielleicht gar ein Grüppchen, dass sich lange zusammenhielt, obwohl niemand davon so recht die Gründe dafür kennt. Bei manchen war es sogar so, dass ich nach Wochen einfach wieder auftauchen konnte, ohne mich erklären zu müssen oder Freundschaften zu erneuern hatte. Aber gut ging's mir dabei irgendwie nicht. Ich bin kein Typ für lose Bindungen, und auch keiner für enge Bindungen, die sich immer mal wieder lösen. Aber das weiß ich auch erst seit Kurzem. Vieles hab ich versucht zu begreifen; viele Hobbies, die mir komisch kamen, viele Ansichten, die mir seltsam schienen, viele Weisen, die ich nicht begriffen habe. Ein stetes Schwimmen. Völlig ohne Kontrolle. Hin und wieder stößt man an's Ufer, aber dem Fluss ist völlig gleich, was man grade tut. Und selbst die ein oder maximal zwei Personen, die ich für die Ecksteine des großen Ganzen hielt, entwichen hie und da ins Nichts oder nach Solingen (was in etwa das Gleiche ist, wenn man mal da war). Nebenbei: ihr bleibt mir lieb und teuer.

Als ich Onkel Säc, dem Fabulösen, dem Jack Atom, ja dem wunderschönen und bärenstarken Stahlträgermann und Superhelden in verschwitzten Unterhosen in der schweißnebligen Umkleide unseres Dojo gegenüberstand und ihm anbot, ihm bei der Renovierung seiner neuen Butze zur Hand zu gehen, konnte ich zweierlei noch gar nicht ahnen: Er hat wirklich weder ein Händchen fürs Handwerk, noch das Werkzeug, um dies vorzuführen. Und er sollte mir einer der teuersten und stahltreuesten Freunde werden. Mir fällt gerade ein, dass er immer noch mein Werkzeug hat.

Doch damit nicht genug! Er hat auch noch Freunde im Gepäck, die einen Vergleich nicht scheuen müssen. Tun sie auch nicht. Denn sie tun's einfach nicht. Und mit den Wochen lernte ich mehr und immer noch mehr kennen. Manche davon tragen auch im Sommer schwarze Röcke, obwohl sie einen Penis haben (ist ne Vermutung). Manche finden sich sehr toll und tun so, als fänden sie sich sehr oll. Manche sind wahre Samurai, wollen aber doch nur kuscheln. Manche bestücken jeden Satz mit Vokabeln wie "Fotze" oder "Schwanz". Manche sind Denker, manche sind Täter. Manche sehr still, manche sehr laut. Manche gewinnen jeden Feldzug und werden von anderen mit "Hurensohn, und ich mein das auch genau so!" beschimpft. Manche sind sehr grimmig, andere sehr sonnig. Manche sind steinalt, manche blutjung. Einige haben derart volles Haar, dass sie kein Kopfkissen brauchen, andere fönen schon lange nicht mehr. Und all die treffen sich andauernd, lang anhaltend und völlig freiwillig. Das einzige, was alle eint ist: Man ist für einander da, völlig gleichgültig, was grad los ist, wer man ist und ob man überhaupt was ist. Man kann sich getrost selbst mal richtig scheiße finden, denn die anderen haben einen trotzdem lieb. Man kann nicht tief fallen. Man kann sogar die absurdesten Gäste mitbringen und muss nicht fürchten, sein Gesicht zu verlieren. Gott, war das ne Scheiße!
Wenn ich eins nie war, dann tolerant und offen. Wenn ich wo auflief, hieß es oft "Ah, der Grimm kommt!". Und das stimmte auch. Geht aber nicht mehr.

Dass ich plötzlich auch noch Teil des Jack Atomschen "Inner Circle" sein durfte, war mir erst gar nicht verständlich, doch es ist mir die größte Ehre. Ich will meinen Stuhl immer schön sauber halten. Wirkliche Freunde sind rar gesät, sagt man. Wahrscheinlich, weil der ganze Sack Saat hier einmal umfiel und andererorts einfach nix mehr übrig war. Dass ich hier wutzeln ... nein: wurzeln darf, hab ich nicht verdient, aber ich nehme es dankbar an.

Wie der Jackson Michael es so schön zu sagen pflegte: I love you, R., H., S., M., C., J., N., S., N., S., T., J., C., T., M., W., C., M., M. und all die Satelliten, die uns so umkreisen! "So coole Freunde hab ich nicht!", sagte mal der Arschhase zu mir. Das wird sich zwangsläufig ändern. Aber auch wenn "cool" es nicht ganz trifft: die hat niemand!

Mmmmmmmaximum satisfaction!
Mittwoch, August 26, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
Mittwoch, August 26, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
Mittwoch, August 26, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu

Zunkunftsmodelle

Es ist Urlaubszeit! Drei Wochen nicht ins Büro und dem guten Leben frönen. Mal an den See. Oder ein Eis schlabbern am Nachmittag. Freunde gernhaben bis in die Morgenstunden. Die Nacht durchmachen und ausschlafen. Wunderbar.

So war das früher. Das muss irre gewesen sein. Man konnte den Urlaub ja auch noch bezahlen. Heute ist die Knete erschöpft, wenn man sich den Luxus erlaubt, mal nen flotten Joghurt bei Aldi einzutüten. Ich weiß noch, wie meine Eltern und ich stets im Sommer (wieso eigentlich im Sommer?) in den Urlaub fuhren. Wir haben da sogar gegessen, obwohl das nicht immer gut ausging.

Da ich Deutschland bin, gehe ich ab morgen zwei Wochen fremdarbeiten. Dafür hab ich den Urlaub ja. Es ist kein Platz geblieben, um mich von den Strapazen des Arbeit-Imitierens zu erholen, obwohl das bitter nötig wäre. Immerhin komme ich so für die nächsten Wochen an ein normales Gehalt. Normal für studierte Designer oder Kassierer bei Lidl halt, aber immerhin. Mittlerweile geht man ja schon zur Arbeit, damit die Nachbarn einen morgens wohin gehen sehen. Täte man das nicht, es wäre kein nennenswerter finanzieller Verlust.

Vor dem Gebäude des Bundesverbands der deutschen Industrie in Berlin hatte ich während meines Studiums, es müsste 2002 gewesen sein, eine meterlange Buchstaben-Installation fotografiert. "Verzichten" stand dort geschrieben. Hätte ich doch bloß begriffen, dass das kein Witz war.



Sonntag, August 23, 2009 by hodi aka raketenmann 0 Mal Senf dazu
Porcupine Tree "The Incident" TV ad

...

Helft alle mit!

Wie Allah mich künftig raushauen soll

"Der (raketenmann) trinkt ja gar nix."
"Nein? Ach! Wieso nicht?"

Nichts kann eine schöne junge Frau so rapide so hässlich werden lassen wie diese Frage. Sie hat immer noch diese strahlenden Augen, aber schnell wird klar, dass es nur die Deckenbeleuchtung ist, die durch den hohlen Schädel schimmert.
Im Grunde stimmt das ja auch nicht. Ich trinke zu wenig. Zwei Liter pro Tag schaffe ich selten. Dabei trinke ich wirklich gern, aber das Problem vieler Leute ist auch meines: Ich vertrag einfach nicht viel. Nach einem Liter Multivitaminsaft geht mir hintenrum die Tröte, weshalb ich einfach viel zu oft zu Cola und Konsorten, ja manchmal gar zu Wasser greife. Aber mit "nix" ist wohl hier einzig die Absenz von Alkohol gemeint. Eine der Fragen, die sich mir also permanent aufdrängt ist: Sagt man auch "der isst ja nix!", wenn einer keine Möhren mag? Ich glaube nicht, denn wahrscheinlich gehört der Konsum von Möhren nicht grundsätzlich zum sozialen Kodex. Was eigentlich bedauerlich ist.

Früher hab ich mir oft eine Antwort ausgedacht, die kurz alles klärt.
"Musse noch fahren?"
"Genau, ich will jetzt fahren."

Es gibt sicherlich Gründe für den Konsum von Alkohol. Die werden ja auch lang und breit und immerfort gelistet: Man ist dann lockerer, es schmeckt so lecker, man ist gesellig und offen und auch so lustig. Und tatsächlich glaube ich, dass man das wirklich nur glauben kann, wenn man bereits was trank, was einem das Hirn vernebelt. Mein Glaubensgenosse Hagen Rether bringt es wie immer auf den Punkt: "Warum fühle ich mich nach einem so schöööönen Glas Wein immer so hässlich?" Generell soll gelten: Wer glaubt, mit Alkohol lustig werden zu müssen, müsste sich permanent auf Pegel halten, um auf meinem Humor-Level zu bleiben. Ich kann mich wunderbar beschissen benehmen, sogar auf Milch. Viele große Literaten gossen sich permanent Destillat ins Oberstübchen. Edgar Allen Poe zum Beispiel, der bekannt ist durch seine lockeren und lustigen Texte.

Die vielgepriesene Happy Hour endet oft ganz unhappy mit ner Faust im Gesicht oder eben diesem im öffentlichen Durchfallbecken. Geselligkeit und Offenheit spielen da sicher eine große Rolle. Auch stellt sich mir die Frage, wie man so tickt, wenn man sich erst auf den niedrigsten gemeinsamen Nenner runtertrinken muss, um freundschaftlich und herzlich zoologische Laute herauszuböllern, und gesellschaftlich schwerwiegende Themen erörtern zu können. "Samma, wennnnn jjjjjetzzzzzt allllle Haaartzzz4 Leeuuuteee sooo tausennnnnd Euuuroo meeehr krieggg ggen, dasssss issst die eeeeinzzzige Lösssung, weiiil dasss is doch faaaair, weeeill, ...." (entnommen aus dem Abendprogramm dieser Woche).
Gern, wenn man besonders lustig ist, knetet man Sätze wie diese: "Es gibt keine häßlichen Frauen! ... es gibt nur zu wenig Alkohol!" Oder: "Leute, legt euer Geld in Alkohol an, wo sonst gibt es 40 Prozent!" Oder: "Mein letzter Wille: 5 Promille!" Und da gibt es wirklich nichts hinzuzufügen. Den "Freundinnen" meiner Ex war ich stets gern ein Graus. Zu später Stunde wurde sich gern flennend im Arm gelegen, während man Sorgen und Nöte besprach, die ohne den Suff nicht vorhanden gewesen wären. Das so kund zu tun trägt nicht zur Beliebtheit bei.

Grade die Vokabeln "lustig" und "locker" kann man wunderbar überprüfen, wenn man an einem geselligen und lustigen Abend mal mitschreibt. Nahezu alle Paare sind zerstritten, überall hocken Leute mit total geselliger Laune und es wird munter vor sich hin beleidigt. Natürlich nur aus Spaß, denn man ist ja lustig. Die Grenze von "lustig" liegt bei jedem woanders, allerdings immer im Rahmen von 4-5 Gläsern, bzw. Flaschen und wird immer erreicht. Ich habe die freundlichsten Leute aggressiv werden sehen. Alkohol zeigt Dein wahres Wesen, sagt man. Und da wir alle vom Affen abstammen, sollte man sich vielleicht diesbezüglich nicht so weit aus dem Fenster hängen. Wegen Alkohol wurde der Karneval erfunden, und so was hätten nichtmal Primaten hinbekommen.

Ein nicht mehr ganz neuer Trend ist das "Komasaufen" auf "Flatrateparties". Ich hab so was nie erlebt, was vielleicht darin begründet liegt, dass ich subfontanell nicht komplett verschattet bin, vielleicht aber auch darin, dass diese Begriffe reine Phantasiegebilde der Fernsehschaffenden sind. Ist mir auch gleich. Aber ich halte es für unterstützenswert, wenn Menschen sich in den Tod trinken. Vorausgesetzt natürlich, sie nehmen niemanden mit. Die Natur ist schlau und eliminiert Blödsinn von allein.

Aber halt! Ich will hier keinesfalls den Kreuzritter machen und Leute verteufeln! Jeder, wie er will oder nicht anders kann. Alkohol ist ne prima Sache, wenn man Fenster putzen will. Aber auch als Getränk soll ihn sich jeder einfüllen, wie es ihm beliebt. Nur bitte nicht mit mir diskutieren! Auch, weil ich einen immensen Logik-Vorteil habe, der mit jedem Glas wächst. Vor allem aber, weil nur ich das auch bemerke. Es mag Leute geben, denen Bier oder Wein oder was auch immer wirklich schmeckt (wirklich schmeckt!). Ich kann das nicht nachvollziehen, aber es gibt auch solche, die Blumenkohl mit Wollust essen können.

Für hier und immerdar beantworte ich also nun die Frage der Fragen aller schlichten Gemüter und derer, die sich vielleicht darum sorgen, dass ich mal schlechte Erfahrungen gemacht haben könnte. Nebenbei: Ihr macht alle permanent keine guten Erfahrungen.
Ich trinke keinen Alkohol, weil es dafür wirklich nicht einen guten Grund gibt. Den gibt es für meinen Zigarettenkonsum auch nicht, aber ich wurde mit 14 abhängig und bin mir bewusst, dass das schlimm ist. Alkohol macht mich nicht lustig. Diese kurze Zeitspanne, die ihr genießenswert findet, überspringe ich direkt. Ich kenne psychische Zustände, die dem Besoffensein sehr ähnlich sind, auch völlig ohne Alkohol. Und die befinde ich nicht für erstrebenswert. Den Gestank, der sich aus einem Bierhals in die Umgebung verteilt, versuchten schon unzählige Bands aus ihren Proberäumen zu lüften. Es ist der Odem des Todes und der Verwesung. Alkohol macht mich zudem müde und mürbe, was ich durch die Zigaretten eh immer bin. Mir wird schwindlig, und auch dafür muss ich doch nicht noch bezahlen. Schlussendlich weiß ich aber vor allem eines: das Zeug ist saugefährlich und überhaupt nicht lustig.

Und ab heute weiß ich eine neue Antwort auf die Frage, warum ich nie etwas trinke:
Ich bin Moslem!


Zusatzartikel:
Und gleich am nächsten Abend nach Veröffentlichung dieses Beitrages trug mir einer (wie immer unaufgefordert, weil mein seltsames Verhalten immer Gespräche auszulösen vermag) schwankenderweis Folgendes ans Ohr:
"Weisse, ich BIN Alkoholiker. Oder zumindest nah dran. Aber ICH hab da kein Problem mit. Weil: Ich weiß immer, wann ich aufhören muss." Besser kann man es nicht ausdrücken. Der Mann ist frischer Vater.

Mimimimi

Ich liebe Euch!

Wir sind sowas von ganz weit vorn!





Die vorläufig ganze Geschichte gibt es hier, bis weitere folgen:
Onkel Säcs Geburtstagszoo

Stellenangebot

Für mein sehr kleines Familienunternehmen vergebe ich derzeit eine Vollzeitstelle als

meine Frau.


Sie sollten geistig wie körperlich zumindest einigermaßen auf Scheibe sein und bereits Erfahrungen als Frau gemacht haben.


Sie haben Freude an zwischenmenschlicher Direktkommunikation, können selbständig eigene Wohnräume nutzen und haben schon einmal ein Buch gelesen? Sie können arglos im Team wirken, sind aber auch kühn genug, ihre eigenen Ideen vorzubringen und diese keiffrei zu vertreten? Sie binden sich gern längerfristig? Sie ziehen den hintergründigen Spaß dem Pro7-Abendprogramm vor, können aber genauso gut bei Naturdokumentationen entspannen? Sie sind zwischen 25 und 35 Jahre alt und weitfächrig interessiert? Sie können in ganzen Sätzen sprechen und dem gesprochenen Wort auch über mehrere Zeilen folgen? Sie erklären dennoch nicht weiträumig und wichtigmienig, wer oder was sie sind und enttäuschen später mit Analogwurst? Sie kennen Musik nicht nur von 1Live? Sie haben sogar Freunde außerhalb des Internets? Sie halten sich nicht für eine Mangafigur? Dann könnten Sie die Richtige sein!

Werden Sie Teil einer lustigen kleinen Gemeinschaft! Ich biete allerhand Unfug und schlumpfige Lebensfreude sowie eine gute Portion einbetonierter Miesepetrigkeit. Ich kann fehlerfrei Fischstäbchen zubereiten, lese nachts mit verteilten Rollen vor und bin im Besitz der ein oder anderen flotten Tätowierung, einer elektrischen Zahnbüste und eines Röhrenfernsehgerätes.


Ein eigener PKW sowie solitäre Wohnverhältnisse sind von Vorteil und werden vorrangig behandelt. Ihrer Bewerbung per Email (siehe Link unten) inklusive mindestens 5 Schnappschuss-Fotos ohne digitaler Bearbeitung legen Sie bitte ein aktuelles Gutachten eines anerkannten Psychotherapeuten oder Psychiaters bei.

Ich freue mich auf Ihre flitzefreche und blitzgescheite Bewerbung!

Herzlichst,
Ihr Raketenmann
raketenfrauenpower@web.de

Nase voll

Der Onkel Sac macht es vor: er redet immerzu von seinen sportlichen Heldentaten. Ich will das nun auch mal tun.
Heute riss mir die Haut am Schienbein und es beulte arg, als ich damit konsequent vor einen Unterarmknochen trat. Ich weinte aber nicht. Da zeigt sich der wahre Mann.
Da ich danach aber die Arme noch benutzen konnte, ist jetzt auch der Ellbogen im Eimer. Und da zeigt sich, dass ich doch kein wahrer Mann bin. Ich bin den Tränen nahe, denn mir ist nun eine der wichtigsten Fähigkeiten versagt:
Ich kann nicht popeln!!!

Wieder eine

"hier ich schick dir mal nen paar pics damite mich auch mal zeichnen kannst! aber gib dir blos mühe doh!!"

Natürlich.

Kumbaya, my lord, kumbaya

Ich hatte es ja noch gar nicht erwähnt. Die Probezeit ist um.
Mancher wird sich gefragt haben, warum ich dies nicht als Anlass neuen Jubilierens nehme. Nun, die Freude wurde, sagen wir mal, halbiert.
"Eigentlich ist es schon frech, dass wir alle drei noch Arbeit haben!", stellte meine Mutter kürzlich im Familienkreis fest. Und da hat sie nicht ganz Unrecht, wie sicherlich eine Menge anderer Familienkreise schon feststellen mussten. Ich kenne einige, denen plötzlich ein halbes Gehalt fehlte und fehlen wird. Das sind oft die, die sich freuen, dass sie es nicht gänzlich vom Arbeitsamt beziehen müssen.

Seit Beginn meines Studiums, das war 2001, krebse ich so durch die Gegend. Wenn man es mal zusammenrechnen will, habe ich in den 8 Jahren (ok, in den 3 Jahren Berufsleben) ein Jahr lang "ordentlich" verdient. "Ordentlich" bedeutet für jemanden wie mich, also mit Diplom, Fachwissen und mittlerweile Erfahrung, weniger als 1400 Euro netto. Und zwar in meinem erlernten Beruf, nicht als Aushilfe an Aldis Obststand. Ich setze mich ein und denke mit. Sogar ohne Nachfrage und schreibtischübergreifend. Die Einzigen, denen es noch schlimmer geht, sind die zwei Juristen mit Staatsexamen, die sich aus ihrer eigenen Kacke ein Häuschen bauen müssen, um nach Feierabend dort zu pennen. Eine davon bekommt für ihre 800 Euro netto immerhin sexuelle Avancen vom Chef. Das sind außervertragliche Zuwendungen.

Aber ich will nicht mosern. Ich hab tatsächlich alles, was ich so brauche. Naja, fast. Selbst mein männlicher Elektronikbedarf ist befriedigt. Ich habe einen Job, der mir Spaß macht, ein paar Kollegen, die ich sogar nach Feierabend treffen will und habe mich mit den Eigenheiten der Chefetage und denen, die da gern mal hinmöchten, gut arrangiert. Man mag mich, ich mag man. Zudem kann ich meine Rechnungen zahlen und ein bisschen Trallafitti machen. Was will man mehr?
Wahrscheinlich nur, dass das auch so bleibt. Und ich roch den Braten schon.

Als mich der Finanzier unseres schnuckeligen Betriebes drei Wochen vor Ablauf meiner Probezeit zu sich bat und mir ein ganzes Büffet warmer Worte hinbutterte, ahnte ich, dass da was faul ist. Mitarbeiter werden nicht einfach so gelobt. Schon gar nicht von ganz oben. Ich sei ein ganz Toller, der Firma sehr wichtig und allerhand Unfug mehr. Und deshalb wolle er mich mitnichten feuern, sondern mir ne halbe Stelle anbieten. Mein Ansehen bei ihm und unser Verhältnis generell hatte sich etwas abgekühlt, nachdem ich sein Büro verließ. Doch mir wurde noch erlaubt, das Angebot anzunehmen. Was ich tat. Nicht aus Liebe, das ist klar.
Zwei Tage später erfuhr ich, dass ne ganze Menge anderer Leute künftig gar nicht mehr erscheinen würden. Da hat wer Glück gehabt.

Just an dem Tage wurde eine Betriebsversammlung abgehalten und die gesamte Belegschaft war gespannt, was denn nun aus den Familienplanungen und dem Eigenheim werden wird. Doch der Herr mit der flotten Sportlimousine wollte generellen Mut verbreiten, sich nicht auf Einzelschicksale einlassen und mal was Positives erzählen. Nämlich: seine Geschichte. Eine Geschichte ohne Missverständnisse und Kot am Schuh. Eine Geschichte vom Kinderbett zum eigenen Tellerwäscher. Und so hob er an zu sprechen und viele offene Münder hörten schweigend zu:
Man müsse sich ordnen und organisieren. Dann stünde jedem der Weg nach oben offen. Er hätte studieren wollen. Er habe studiert. Dann hätte er einen knuffigen Titel haben wollen und hat ihn sich erarbeitet. Als nächstes Ziel habe er sich die Führung eines großen Unternehmens ausgedacht und wurde bald Führer in einem (wirklich) großen Unternehmen. Was ihm dann noch fehlte, sei die finanzielle Unabhängigkeit gewesen. Damit hätte es dann auch geklappt. Und, natürlich, er habe immer noch genügend Zeit für Frau und Kinder. Und nun stünde er hier und könne uns allen nur sagen: wir alle können es schaffen! Tchakka!

Da wusste ich eines: wenn Du nicht der bist, der mit Glück zugeschissen wird, oder dessen Eltern Dir einfach überall Leitern hinstellen können, bist Du zwar der Realität ne ganze Ecke näher, aber schön isses da nicht. Ich hätte ihn gern diese Rede vor Uni-Absolventen, der künftigen Bedarfsgemeinschaft, halten lassen und jedem Zuhörer vorher einen Stein in die Hand gedrückt. Nur für alle Fälle. Sie hätten schon gewusst, was zu tun ist. Oder im Foyer des Arbeitsamts, wo all die Ausgebildeten auf ein Bütterchen warten, anstatt sich zuhause zu organisieren und zu ordnen, nachdem sie die dritte Stelle in einem Jahr verloren haben oder die siebenhundertste Bewerbung ohne Antwort im Nirwana entschwand. Vielleicht auch vor mittlerweile jedem fünften Arbeitnehmer, der sich mit einem Job allein nichtmal mehr die Busfahrkarte gönnen kann. Oder vor den Pforten der Düsseldorfer Tafeln, die mittlerwiele wegen Überfüllung dicht sind. Ohne die Last der Ausweglosigkeit, der Angst und dem lähmenden Gefühl der Sinnfreiheit des eigenen Strebens lässt es sich wunderbar ordnen und organisieren.

Selbstverwirklichung ist ganz weit weg von Selbsterhaltung. Und ich lernte in wenigen Minuten, dass es einige gibt, die nicht den geringsten Schimmer davon haben. Man kann es ihnen nichtmal erklären. Aber nur die werden am Ende kichern. Eben die kaufen die Maschine, die zehn Arbeiter ersetzt. Es braucht schon lang keine große Belegschaft mehr, um etwas zu produzieren. Und sollte doch mal Bedarf bestehen, kriegt man seine Arbeitsbienchen von der Personalvermittlung oder gleich aus Ungarn. Resteficken. Dass die armen Seelen keinerlei Plan vom Produkt haben, ist tüttes. Es geht hier nicht um gut, sondern um viel und billig. Gut braucht auch niemand mehr. Kann ja auch keiner bezahlen. Will auch keiner. Kriegt der Kurze halt Ersatzkäse aufs Pausenbrot. Kann er sich schonmal dran gewöhnen. Einzig der Beruf des Therapeuten wird nicht aussterben. Zumindest solange, wie alle sich ihre Krankenkassenmitgliedschaft leisten können. Dann kann der auch einpacken.

Übrig bleiben dann die, die sich einfach organisieren und ordnen können. Wie Hagen Rether es so schön sagte: "Kommt rein, lässt ordentlich einen fahren und verschwindet einfach wieder."
Vielleicht hat auch der Rocco Recht, der kürzlich überlegte, ob diese ganzen Studienfächer und Ausbildungen ersetzt werden sollten und den Gewillten eine einheitliche Allgemeine-Schläue-Ausbildung zuteil wird.
Vielleicht macht es aber auch das Modell von Kollege M.: Kommt vielleicht. Wenn nicht, ruft er an und verkündet: "Arbeite heute von zuhause. Hab verpennt." Er hat gelernt, dass man das mit manchen Chefs durchaus zweimal die Woche machen kann und fährt damit gut. "Er hat ja auch so einen weiten Weg." Und sollte doch die Kündigung kommen, kommt sie halt. Man wird auch so überleben. Wie die Kollegen dieses Teamverhalten bewerten, ist ihm völlig gleich. Muss er ja nicht mit reden. Unfassbar dicke Eier und ne gehörige Portion Ignoranz, ja eine gewisse soziale Fehlbildung, sind womöglich der derzeit einzige Weg zur Selbstverwirklichung. Vielleicht schon immer gewesen. Natürlich gibt es Ausnahmen! Fresse!

Kumbaya, my lord, kumbaya.